Die Spezialkräfte der Navy stellen weniger als ein Prozent des gesamten Marinepersonals, doch erbringen sie – in den Worten der Navy – »eine große Dividende für eine kleine Investition«.Seit 2001 wurden sie um circa 500 Planstellen ausgebaut; weitere Personalerhöhungen sind für die kommenden Jahre geplant. Das Pentagon beschloss u.a. eine nochmalige Ausweitung der SEAL-Kräfte bis 2013 um das Äquivalent von zwei zusätzlichen aktiven SEAL-Teams. Ob dies letztendlich die Aufstellung zusätzlicher SEAL-Teams oder die Ausweitung bestehender Teams um zusätzliche Züge bedeutet, steht noch nicht fest. Ebenfalls geplant ist die Ausweitung der UAV-Führungskräfte, die Überstellung zusätzlicher Marinetaucher als Unterstützungskräfte für SEALs sowie mehr SWCC Personal. Das Tempo der Personalausweitung liegt allerdings aufgrund der hohen Qualifizierungsstandards und der anspruchsvollen Ausbildung merklich hinter der Bedarfssteigerung zurück. Admiral Olson stellt fest, dass sich Spezialkräfte kategorisch um maximal fünf Prozent jährlich aufstocken lassen, ohne Qualitätsstandards oder Einsatzbereitschaft einzubüßen.
![]() |
Angriff aus dem Wasser Bildquelle: US Navy |
Hauptbeweggrund für den Ausweitungsbedarf der NSW-Kräfte (sowie der Spezialkräfte aller TSK) ist die 2006 gemachte Feststellung der US-Regierung, dass die Bekämpfung des Terrorismus als »langer Krieg« aufzufassen ist, der voraussichtlich weitere 20 Jahre anhalten wird. Den maritimen Spezialkräften bleibt demnach viel zu tun. Rund die Hälfte der Erdbevölkerung lebt innerhalb einer Meile von einem Fluss oder einem Meer, macht das Pentagon deutlich. Es gibt 900.000 Flüsse auf der Erde, davon 300 von mehr als 500 Meilen Länge. Und das State Department stellte 2008 heraus, dass die Hälfte der Staaten, in denen Terrorgruppen Zuflucht finden, Küstenländer sind.
Captain John Burnham, Stellvertretender Kommandeur der Naval Special Warfare Development Group, verdeutliche, dass die seit 2001 vorherrschenden Einsatzschwerpunkte dreierlei Auswirkungen auf die Navy Spezialkräfte hatten:
Engere Zusammenarbeit der NSW-Einsatzverbände mit nachrichtendienstlichen Stäben: Im Feld gewonnene Erkenntnisse werden schneller in die militärischen und nationalen nachrichtendienstlichen Auswertungssysteme eingespeist. Andererseits haben Einsatzkräfte heute direkten Zugang zu nachrichtendienstlichen Erkenntnissen selbst der strategischen Ebene und können zwecks Einsatzplanung kurzfristig hierauf zurückgreifen;
Engere Zusammenarbeit mit zivilen Behörden: Navy Spezialkräfte sind heute vielfach in TSK-gemeinsamen oder auch multinationalen Task Force Einsatzgruppen eingebunden. Ferner arbeiten sie – etwa im Rahmen des Wiederaufbaus und der Demokratisierung in Afghanistan und Irak – eng mit Personal des State Department, der US-Entwicklungshilfebehörde, den amerikanischen Agrar‑, Wirtschafts- und Justizministerien und anderen nicht militärischen Diensten zusammen. Mit verschiedenen zivilen Geheimdiensten sind SEAL-Kommandos regelmäßig im Feldeinsatz;
Die Schwerpunktverlegung auf unkonventionelle Kriegsführung: Sowohl eigenständige Kampfeinsätze als auch die Ausbildung und Beratung einheimischer Kräfte sind heute weitgehend auf die Bekämpfung von Guerilla und Terroristen ausgerichtet. Im Vergleich zu früher werden im Rahmen der irregulären Kriegsführung zunehmend auch politische Stabilisierung und Infrastrukturfragen berücksichtigt.
Ferner wird heute ein größerer Stellenwert auf die Ausbildungshilfe für und Kontaktpflege zu ausländischen Streitkräften in den Entwicklungs- und Schwellenländern gelegt. So sollen einerseits befreundete Staaten in die Lage versetzt werden, Gefahrenquellen wie Terrorgruppen oder Insurgenten eigenständig in der Frühphase zu unterdrücken; andererseits soll durch die Kontaktpflege eine offizielle wie eine persönliche Verbindung entstehen, die eine reibungslose Zusammenarbeit im Ernstfall ermöglicht (und ggf. im Krisenfall Türen schnell öffnet).