Ausrichtung auf die Zukunft
Ausrichtung auf die Zukunft
Zu den langfristigen Aufgaben gehört die Ausrichtung unserer Marine auf die Aufgaben der Zukunft. Die Zielvorstellungen der Marine 2025 + (ZVM) wurden durch mich im November letzten Jahres gezeichnet. Viele von Ihnen werden dieses Dokument bereits kennen oder mit dem Inhalt vertraut sein. Ich erspare Ihnen deshalb eine ausführliche inhaltliche Wiedergabe. Die Zielrichtung des Dokumentes möchte ich dennoch mit einigen Worten unterstreichen.
Unter Zielvorstellung Marine verstehen wir die konkrete Beschreibung dessen, was wir mit der Marine zukünftig erreichen wollen. In diesem Sinne bietet die ZVM als internes Marinedokument die Grundlage für nun folgende Überlegungen zur Weiterentwicklung. Dabei handelt es sich um keine Konzeption der Marine, denn die wird es nicht mehr geben. Sie schwebt aber auch nicht irgendwo frei im Raum, sondern sie fußt auf der Konzeption der Bundeswehr.
Die ZVM stellt die Marine in einen streitkräftegemeinsamen Kontext und unterstreicht, dass wir die Weiterentwicklung unserer Deutschen Marine nicht als Selbstzweck betreiben, sondern ausschließlich an dem Auftrag der Bundeswehr und den gemeinsamen Erfordernissen der Sicherheitspolitik ausrichten.
Die Erarbeitung der ZVM und somit auch die Ableitung der Order of Battle der Deutschen Marine des Jahres 2025 erfolgten nach dem bewährten Dreischritt:
- 1. Analyse der wahrscheinlichsten Aufgaben
- 2. Ableiten der notwendigen Fähigkeiten und
- 3. Zuordnung der hierzu erforderlichen Mittel.
Der Auftrag der Marine wird sich auch zukünftig an der Internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung als die wahrscheinlichere Aufgabe der Bundeswehr orientieren. Die Marine muss dafür in der Lage sein, dauerhaft, auch in großer Entfernung, im multinationalen Rahmen, unter Bedrohung und vor fremden Küsten teilstreitkraft-rein oder streitkräftegemeinsam zu operieren, um die sicherheitspolitischen Interessen unseres Landes zu vertreten.
Gleichzeitig hat die Marine eine besondere Verantwortung für den unmittelbaren Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger. Diese besondere Verantwortung ergibt sich auch aus der maritimen Abhängigkeit Deutschlands als exportorientierte und rohstoffabhängige Nation. Langfristige Energiesicherheit und das Entstehen neuer Schifffahrtswege aufgrund des Klimawandels haben auch ihren maritimen Aspekt. Dies setzt auch die Bereitschaft und Fähigkeit zum geopolitischen Denken voraus.
Um diese Aufgaben zu erfüllen, müssen wir unsere Fähigkeiten weiterentwickeln und ausbauen, um unsere Interessen auf See zu schützen und unsere Kräfte an Land von See aus zu unterstützen.
Die beiden zukünftigen Grundprinzipien der konzeptionellen Ausrichtung der Marine können wie folgt umschrieben werden: zum einen der Expeditionary-Charakter der Marine – Stichwort: Project – und zum anderen der Schutzcharakter – Stichwort: Protect. Beide Prinzipien sind eng miteinander verzahnt und finden sich in unterschiedlicher Ausprägung in der Konzeption der Bundeswehr (KdB) und im Weißbuch wieder. Auf ihnen fußt der dritte Schritt, die Ableitung der Mittel, also unseres zukünftigen Fuhrparks!
Ich bin mir bewusst, dass die in den ZVM niedergelegten Zahlen für die einzelnen Plattformen ambitioniert sind.
Gerade vor dem Hintergrund, dass eine substanzielle Veränderung des Verteidigungshaushalts, also ein größer werdender finanzieller Handlungsrahmen, nicht anzunehmen ist, müssen wir umgehend beginnen, unsere Hausaufgaben zu machen. Die Korvette 131, das Joint Support Ship 400 sowie das Mehrzweckeinsatzschiff stehen ganz oben auf unserer Aufgabenliste. Erste Prüfaufträge, durch die ZVM initiiert, wurden formuliert. Jetzt geht es in den nächsten Jahren um die Realisierung der ZVM. Und wir sind bereits auf Kurs! Wir wollen nicht vergessen, dass es uns bereits 2007 gelungen ist, vier Fregatten der Klasse 125 durch das Parlament genehmigt zu bekommen, genauso wie den dritten Einsatzgruppenversorger (EGV) kurz vor Weihnachten des letzten Jahres.
Auch wollen wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren, die beiden Tanker RHÖN und SPESSART mittelfristig durch Neubauten zu ersetzen. Insgesamt gilt es, sich schnell und selbstbewusst für die anstehenden Debatten zur Ausgestaltung der Bundeswehr zu positionieren, denn diese werden spätestens nach der nächsten Bundestagswahl einsetzen.