Asien — China — FC — 1

China

NEUER CHINESISCH-PAKISTANISCHER JAGDBOMBER 

FC — 1 “XIAO-LONG” (Grim­miger Drache) — Chi­na
JF — 17 “THUNDER” — Pakistan

Entwick­lung:
Von der MiG-21 (F‑7) zur J‑7 CP und Super7:
Bere­its in den 80er Jahren gab es erste Über­legun­gen, die Luft­waf­fen Chi­nas und Pak­istans zu mod­ernisieren. Pak­istan war in konkreten Über­legun­gen, als Gegengewicht zu Indi­ens MiG — 21 das chi­ne­sis­che Pen­dant, die F‑7 M Air­guard, zu beschaf­fen — bemän­gelte aber, dass diese (wegen der prob­lema­tis­chen Instal­la­tion des Radars im Luftein­lauf) keine radarge­lenk­ten Raketen ein­set­zen kon­nte. Pak­istan kon­tak­tierte daher im Jan­u­ar 1987 Grum­man, um amerikanis­che Avionik, amerikanis­ches Trieb­w­erk mit seitlichen Luftein­läufen und chi­ne­sis­che Zel­lenkon­struk­tion zu inte­gri­eren. Aus der Koop­er­a­tion mit Chi­na und dem Haup­tauf­trag­nehmer CAC sowie dem Entwick­lungsin­sti­tut 611 ent­stand das Pro­jekt “Sabre II”, das let­zendlich in die FC‑1 mün­dete. Das so aus der MiG-21 entwick­elte Flugzeug erhielt zunächst den Arbeit­sti­tel “J‑7 CP” (Jäger 7 Chi­na Pak­istan), dann “Super‑7” oder S‑7. Es sollte vor allem als Export­flugzeug und Ersatz für die F‑5 Free­dom Fight­er, die Mirage III und V sowie die MiG-21 Ver­wen­dung find­en.
Um die Entwick­lung dieses Typs wurde es allerd­ings ruhiger, ein­mal, weil Indi­en ab 1989 die MiG-29 ein­führte und die S‑7 kein gle­ich­w­er­tiger Geg­n­er mehr war, dann aber auch, weil Grum­man sich in Folge des Tien­an­men-Mas­sak­ers (Juni 1989) und der Kündi­gung des “Peace-Perl” Pro­gramms (Anfang 1990) aus der Koop­er­a­tion mit Chi­na zurück ziehen musste. CAC hielt das Pro­gramm unter der geän­derten Beze­ich­nung FC‑1 (Fight­er China‑1) allerd­ings noch “auf klein­er Flamme” am laufen. Da Chi­na zu der Zeit noch Prob­leme mit der Bere­it­stel­lung eines eige­nen, leis­tungs­fähi­gen Trieb­w­erks hat­te wurde die rus­sis­che Mikoy­an Aero Sci­ence Pro­duc­tion Group (MASPG) mit “ins Boot” geholt, um das Trieb­w­erk RD-93 (Ver­sien des RD-33 der MiG-29) in das Konzept zu integrieren.

Die Entwick­lung des Musters bekam Auftrieb, als Pak­istan 1993 wegen des Trans­fers von mil­itärisch­er Tech­nolo­gie (Raketen und Nuk­leart­ech­nik) an Drittstaat­en mit umfassenden Sank­tio­nen west­lich­er Staat­en belegt wurde. Rus­s­land — das Haus- und Hofliefer­ant des mit Pak­istan ver­fein­de­ten Indi­en ist — schied als orig­inär­er Ersat­zliefer­ant weitest­ge­hend aus. Dies zwang Pak­istans Mil­itär­regierung, sich eng an den nördlichen Nach­barn anzulehnen. Die Ver­schär­fung der west­lichen Sank­tio­nen nach den Atom­waf­fen­ver­suchen 1998 brachte das pak­istanis­che Mil­itär in Hand­lungszwang — so dass 1999 die Vere­in­barung zur par­iätis­chen Entwick­lung des neuen Flugzeugs zwis­che Chi­na und Pak­istan unterze­ich­net wurde. Zu dieser Zeit waren die Entwick­lungsar­beit­en am J‑10 soweit abgeschlossen, dass CAC — der chi­ne­sis­che Entwick­lungspart­ner — Kapaz­itäten für die Entwick­lung freimachen kon­nte. Es ist daher kein Wun­der, dass die J‑10 viele Kon­struk­tion­s­mer­male — etwa im Bere­ich der Heck­sek­tion mit dem Leitwerk — an den “kleinen Brud­er” weitergab.

Von der Super 7 zur FC‑1:
Bere­its 2001 wurde ein erstes 1:1 Mod­ell des neuen Flugzeugs vorgestellt und Anfang 2003 wurde der erste Pro­to­typ aus der Fer­ti­gung­shalle gerollt. Am 24. August 2003 erfol­gte dann noch unter der Beze­ich­nung “Super 7” der Erst­flug — von dem Fernsehsendern bei­der Län­der “live” berichteten. Die bei­den Pro­to­typen 07–101 und 102 wer­den inzwis­chen in Pak­istan inten­siv getestet.
Die Weit­er­en­twick­lung des so ful­mi­nant ges­tarteten Entwur­fes verzögerte sich, zum Teil weil das ursprünglich vorge­se­hene Trieb­w­erk von Chi­na nicht an Pak­istan weit­er geliefert wer­den durfte (s.u.). Die poli­tis­chen Ver­wick­lun­gen gin­gen soweit, dass — nach Gerücht­en in Inter­net­foren — Pak­istan sog­ar die bei­den zu Testzweck­en über­lasse­nen Pro­to­typen an Chi­na zurück geben sollte.

Die Verzögerun­gen wur­den aber auch genutzt, um zwis­chen dem ersten Pro­to­typ und der vierten Mas­chine eine umfassende Über­ar­beitung vorzunehmen. Der vierte — etwa im Bere­ich der Luftein­läufe deut­lich geän­derte — Pro­to­typ wurde erst Anfang April 2006 vorgestellt, der Erst­flug dieses nun endgültig als “FC‑1” beze­ichen­ten 4. Pro­to­typs erfol­gte im April 2006, die 6. Mas­chine fol­gte im Sep­tem­ber 2006.
Im Som­mer 2006 soll nun mit der Fer­ti­gung ein­er Vorserie von 16 Maschi­nen begonnen wor­den sein, und bis Ende 2007 sollen etwas mehr als 10 Maschi­nen die Fer­ti­gung­shallen in Chi­na ver­lassen haben, wobei nun die Erprobung der Vorse­rien­flugzeuge in Pak­istan inten­siviert wer­den soll.

Darüber hin­aus soll Schritt für Schritt eine zweite Fer­ti­gungslin­ie in Kam­ra beim Pak­istan Aero­nau­ti­cal Com­plex (PAC) aufge­baut werden.

FC - 1

Konzep­tion:
Das von CAC gle­ich­laufend mit der J‑10 entwick­elte Flugzeug weist (wie nicht anders zu erwarten) einige Ähn­lichkeit­en mit diesem “großen Brud­er” auf. Es kann dur­chaus davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass sich bei­de Entwick­lungslin­ien gegen­seit­ig bee­in­flusst haben.

Das Cock­pit — strö­mung­stech­nisch gün­stig in den Rumpf inte­gri­ert — lässt aber die für heutige mod­erne Jagdflugzeuge gewohnte “Aus­sicht­skanzel” ver­mis­sen, was darauf hin­deutet, dass das Flugzeug vor­rangig für Angriff­szwecke kon­stru­iert wurde. Fly-by-wire Steuerung, vorge­zo­gene Tragflächen­wurzeln und Hochauftrieb­shil­fen an den Tragflächen und die Wahl des Trieb­w­erks — eine Weit­er­en­twick­lung des RD-33 der MiG-29 — weisen dabei dur­chaus darauf hin, dass “mehr” in dem mehr als Mach 1,5 schnellen Flugzeug steckt.
Während die Zelle eine eigen­ständi­ge chi­ne­sis­che Kon­struk­tion darstellt soll Pak­istan für seine Flugzeuge auf eine mod­erne, west­liche Avionik bestanden haben — was die Fer­tig­stel­lung auf­grund von Exportre­strik­tio­nen nach den pak­istanis­chen Atom­waf­fen­ver­suchen deut­lich behinderte. 

Bewaffnung und Ein­satzmöglichkeit­en:
Der FC‑1 oder auch JF-17 ist ein ein­sitziger, ein­strahliger Jagdbomber, der ange­blich auch als Jäger zum Ein­satz kom­men soll, also ein “Mehrzweck­kampf­flugzeug”.

Neben Bomben und Luft-Luft-Lenkwaf­fen soll das Flugzeug an den zen­tralen Rumpf­s­ta­tio­nen auch Zusatz­tanks, Aufk­lärungs­be­häl­ter und andere Las­ten mit­führen kön­nen. Konkret sind die chi­ne­sis­chen PL‑5, PL‑8, PL‑9 und PL-12 — aber auch die franzö­sis­che Luft-Luft-Rakete Matra Mica im Gespräch.

FC - 1 Pak­istan soll beab­si­chit­gen, das Flugzeug als Ersatz für die MiG 21 (JF‑7) und Q 5 chi­ne­sis­ch­er Pro­duk­tion sowie die Mirage III/V und die F‑5 Tiger II (und wohl auch in ähn­lich­er Rolle wie die indis­chen SEP­CAT-Jaguar Flugzeuge) einzuführen (ob das Flugzeug auch als Träger für Pak­istans Atom­waf­fen geeignet ist, wird derzeit noch spekuliert).

Die Mas­chine wird seit 2009 in Pak­istan im PAC-Werk Kam­ra mon­tiert — mit ein­er monatlichen Fer­ti­gungsrate von bis zu zwei Flugzeu­gen . Die Luft­waffe des Lan­des beab­sichtigt ange­blich die Indi­en­st­stel­lung von bis zu 250 Maschinen.

Chi­na soll das Flugzeug dage­gen haupt­säch­lich für den Export­markt pro­duzieren. Da Chi­na mit der J‑10 und der J‑11 über hochmod­erne Jäger­typen ver­fügt, die auch die bish­er einge­set­zten Flugzeug­typen J‑7 und J‑8 erset­zen kön­nten, erscheint dies auch dur­chaus plau­si­bel. Dazu wird auf­grund der niedri­gen Her­stel­lungskosten in Chi­na ein sehr niedriger Her­stel­lung­spreis erwartet, der das preiswerte und leis­tungs­fähige Flugzeug ger­ade für ärmeren Staat­en dur­chaus als attrak­tiv erwarten lässt. Weltweit sind unzäh­lige ver­al­tete Mirage, MiG-21, J‑6 bzw. Q‑5 und F‑5 Free­dom Fight­er zu erset­zen. Chi­na rech­net sich hier große Mark­tchan­cen auf, weil Rus­s­land und die USA in dieser Klasse keine weit­eren Entwick­lun­gen vor­angetrieben haben und mögliche Konkur­ren­zpro­duk­te aus Drittstaat­en (Korea, Schwe­den) von der Export­freiga­be durch die USA abhängig sind. Mit einem End­preis von — geschätzt — nur rund 15 Mio. Dol­lar kann die JF-17 oder FC‑1 ger­ade für Län­der mit gerin­geren Ansprüchen ein attrak­tives Ange­bot sein. Die Maschien ver­fügt über ein elek­tro­n­is­ches Flug­s­teuerungssys­tem, umfassende elek­tro­n­is­che Selb­stschutzsys­teme und ein umfan­gre­ich­es Waf­fen­spek­trum, das mit mod­ern­er Avionik ins Ziel gebracht wer­den kann.
Dementsprechend soll es bere­its Anfra­gen aus afrikanis­chen (Sim­bab­we) und asi­atis­chen Län­dern (Aser­baid­schan) geben. 

Darüber hin­aus wurde auch darüber spekuliert, dass die Marine der Volk­sre­pub­lik, die PLAN, auf der Suche nach einem Jagdbomber und Jäger sei, der von kün­fti­gen chi­ne­sis­chen Flugzeugträgern aus einge­set­zt wer­den kann. Beina­he zeit­gle­ich mit Bericht­en vom Novem­ber 2002, Chi­na haben den im Grund­satz ein­satzfähi­gen ex-brasil­ian­is­chen Träger “MINAS GERAIS” erwor­ben — vgl. unser Bericht “Chi­nas Träger­pro­gramm ” — im Mai 2003 berichteten diverse chi­ne­sis­che Inter­net-Foren über das erfol­gre­iche “roll-out” des neuen chi­ne­sisch-pak­istanis­chen Jagdbombers, der FC‑1 oder JF-17, dessen Erst­flug im August 2003 erfol­gte.
Die aktuellen Mel­dun­gen vom Kauf der MINAS-GERAIS ließen dann auch einen leicht­en Träger dieser Größe — für Lan­dung­sop­er­a­tio­nen — ver­muten, zumal Chi­na dessen Schwest­er­schiff, die MELBOURNE, von Aus­tralien als Schrott erwor­ben und über Jahre hin­weg aus­führlich und inten­siv unter­sucht hat­te.
FC - 1 Ein solch­er leichter Träger — über­wiegend mit Hub­schraubern aus­gerüstet, aber auch für den Ein­satz von leicht­en Jagdbombern in der Angriffs- und Luftvertei­di­gungsrolle im Gebi­et von Lan­dung­sop­er­a­tio­nen — wäre eine deut­liche Stärkung der amphibis­chen Kapaz­itäten der chi­ne­sis­chen Marine.
Tat­säch­lich wäre die FC‑1 wohl von einem kleineren Träger mit Kat­a­pult ein­set­zbar und die chi­ne­sis­che PLAN damit dem ersehn­ten Ziel zu ein­er “BLUE-WATER-NAVY” mit der Möglichkeit zur “pow­er-pro­jec­tion” zu wer­den, einen weit­eren Schritt näher.

Team GlobDef

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