Bezeichnung:
Der Name „Pucara“ kommt von einer alten, südamerikanischen Festungsanlage.
Entwicklung:
Argentiniens Luftfahrtindustrie kann auf eine lange Tradition zurück blicken. Die Militärischen Flugzeugwerke Argentinien (Fábrica Militar de Aviones, FMA – nun Fábrica Argentina de Avioes – FadeA) wurden bereits 1927 gegründet und konzentrierten sich zunächst auf die Lizenzproduktion zeitgenössischer Modelle aus Europa und den USA.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden vor allem Konstrukteure aus Europa angeworben. Der Franzose Emile Dewoitine konstruierte den ersten südamerikansichen Jet, die IA-27 Pulqi (Erstflug 09. August 1947) und zwei Teams – unter Beteiligung des deutschen Flugzeugkonstrukteurs Kurt Tank – konstruierten den strahlgetriebenen Schulterdecker mit 33 Grad Pfeilung, die IA-33 Pulqui II (Erstflug 16. Juni 1950). Diesen und weiteren Prototypen war aber wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und der dadurch verursachten langen Entwicklungs- und Erprobungszeit kein Erfolg beschieden.
Im Jahr 1966 begann die Konstruktion eines Erdkampfflugzeuges unter der Leitung von Hector Ruiz, nachdem das argentinische Militär entsprechende Anforderungen formuliert hatte.
Die Pucará entstand aus dem größeren Allzwecktransporter IA 50 GII. Zunächst wurden für die argentinische Luftwaffe 18 Verbindungsflugzeuge mit Platz für maximal 15 Passagiere, 4 Photoaufklärer und eine VIP-Transportmaschine gebaut.
Aus dieser Transportmaschine entstand die kleinere IA 58 mit den hintereinander liegenden Sitzen für den Piloten und Beobachter oder Waffensystemoffizier.
Die Pucara verfügt über einen geraden, trapezförmigen Tragflügel in Tiefdeckerbauweise, einen relativ konventonellen, elegant wirkenden Rumpf und ein T‑Leitwerk.
Am Tragwerk wurden zudem die beiden Triebwerke installiert. Neben den beiden Rumpftanks können hier auch zwei selbst dichtende Tanks mitgeführt werden.
Das Tandemcockpit ist durch Panzerplatten geschützt, die beiden Besatzungsmitglieder verfügen über Martin-Baker Mk.6 Schleudersitze.
Die beiden Besatzungsmitglieder verfügen über die gleichen Instrumente, so dass das Flugzeug auch als Trainer oder mit verteilten Rollen (Pilot und Waffensystembedienung) genutzt werden kann. Argentiniens Luftwaffe setzte die Pucara meist nur mit einem Piloten ein, während der zweite Sitz des Beobachters oder Co-Piloten leer blieb.
Der Erstflug mit der Propellerturbine Garrett-TPE 331 erfolgte am 20. August 1969, der zweite Prototyp startete ein Jahr später mit Turboprops Turbomeca Astazou, die auch für die Serienmaschine bestimmt waren. Der dritte Prototyp mit dem Serienstandard wurde 1974 fertig gestellt, und im Frühjahr 1976 begann die Auslieferung an die argentinische Luftwaffe.
Insgesamt wurden über 100 Pucaras bestellt und bis 1988 ausgeliefert.
Die Pucara wurde dabei ständig weiter entwickelt.
Zunächst entstand die IA-58 B mit zwei 30-mm-DEFA-Kanonen statt der beiden 20-mm Kaliber und verbesserter Avionik (Erstflug am 15. Mai 1979). Im Jahr 1980 wurde die Variante IA-66 mit 756 kw Garrett-Propellerturbinen fertig gestellt.
Da die argentinische Luftwaffe die Pucará ohnehin meist nur mit einem Piloten flog lag es nahe, eine einsitzige Version zu produzieren. Diese (IA-58 C) hatte noch im Dezember 1985 den Erstflug. Dabei wurden auch die Erfahrungen aus dem Falkland-Krieg eingearbeitet. Dazu gehörten die Ausstattung mit einer verbesserten Navigationsanlage, Radarwarnempfänger, verstärkter Panzerung zum Pilotenschutz, 30 mm Kanone und der Einsatzmöglichkeit von Luft-Luft-Lenkraketen.
Bewaffnung und Einsatzmöglichkeiten:
Die IA 58 ist ein Allwetter-Erdkampfflugzeug, das vielseitig einsetzbar und kostengünstig ist sowie auch von Pisten nur 610 m Länge operieren kann.
Darüber hinaus eignet sich das Flugzeug insbesondere für COIN-Einsätze als „Buschkriegsflugzeug“.
Im Rumpf sind zwei 20 mm Kanonen von Hispano Suiza bzw. vier Browning-FN-MG Kaliber 7,62 mm eingebaut. An den Flügelstationen bzw. im Rumpf können an drei Aufhängepunkten ungelenkte 68- und 70-mm Raketen, funkgesteuerte 140 kg Luft-Boden-Raketen „Pescador“, Mehrfachrüstsätze für Sprengbomben, Minen oder Napalmcontainer mitgeführt werden.
Einsatz:
Argentinien:
Die ersten Flugzeuge wurden zur Guerilla-Bekämpfung in der Provinz Tucuman eingesetzt. Anlässlich der Grenzstreitigkeiten zwischen Chile und Argentinien 1978–79 erfolgte eine Dislozierung von zwei Staffeln in die Provinzen Santa Cruz und Rio Negro.
Die Pucará wurde aber vor allem durch den Falklandkrieg 1982 bekannt. 24 Flugzeuge wurden auf die Inseln verlegt und setzten dort in knapp 190 Einsätzen gegen die britischen Landungstruppen sowie das Flugfeld Goose Green den britischen Truppen gehörig zu.
Heute betreibt das 3. Kampfgeschwader der argentinischen Lufwaffe zwei Staffeln IA-58 mit etwa 35 Flugzeugen für Aufklärungs- und Patroullienflüge entlang der nördlichen Grenze Argentiniens.
Geplante Modernisierungen sollen insbesondere die Bordavionik und die Cockpitinstrumente umfassen. Dazu kommt der Wunsch auf eine Ummotorisierung durch PT 6 Pratt & Whitney Aggregate.
Uruguay:
Uruguay kaufte 1981 sechs Pucara und hat durch die Übernahme von drei eingelagerten Pucaras aus Kolumbien (2008) inzwischen wieder 5 flugfähige Exemplare, die von der Staffel No. 1 auf der Basis Durazno im Landesinneren eingesetzt werden.
Kolumbien:
Kolumbien erhielt 1989 drei IA-58, die gemeinsam mit AC-47 Gunships von der 314. Staffel (Apaiy) zur Bekämpfung der Drogenbarone eingesetzt waren. Die Maschinen wurden 1998 eingelagert und inzwischen an Uruguay abgegeben.
Sri Lanka:
Sri Lanka erwarb 1993 vier Pucarás zum Einsatz im Bürgerkrieg. Ab April 1995 wurden die Maschinen zunehmend gegen die Tamilen eingesetzt. Ein erstes Flugzeug ging aber schon 1993 durch einen Unfall verloren. 1996 und 1997 gingen zwei Pucarás durch feindliche Angriffe verloren. Die letzte Maschine wurde 1999 ausgemustert.
Weitere Exporterfolge blieben vor allem durch die Konkurrenz anderer Muster ( Brasiliens TUCANO / SUPER TUCANO und dem US-Modell V‑10 BRONCO) versagt.
Ausblick:
Die aktuellen Konflikte in asiatischen und afrikanischen Ländern zeigen, dass durchaus ein Bedarf für vielseitige und kostengünstige „Buschkampfflugzeuge“ besteht. Die Pucará ist trotz ihres Alters ein durchaus konkurrenzfähiges Flugzeug, das diese Aufgaben noch hervorragend erfüllen könnte.
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