Schiffscharakteristik und technische Daten
Die Flugkörperzerstörer der SOVREMENNYY-Klasse verdrängen bei 156,5 m Länge, 17,2 m Breite und einem Tiefgang von sechs Meter voll ausgerüstet 8.350 t. Sie sind mit zwei Hochdruck- Dampfturbinen ausgerüstet, die bei einer Gesamtleistung von etwa 75 MW eine Höchstgeschwindigkeit von 32 kn erlauben. Bei 18 kn Geschwindigkeit wird eine Reichweite von 4.500 sm angegeben. Der Vortrieb erfolgt über zwei Wellen mit Festpropeller. Zwei Dampfturbinen-Generatoren (je 1.250 kW) und vier Dieselgeneratoren (je 600 kW) erzeugen die elektrische Energie für das Bordnetz. Die Einsatzdauer beträgt 30 Tage und die Besatzung besteht aus 359 Personen.
Bewaffnung und Ausrüstung
Auf Back und Schanz steht jeweils ein 130- mm-Zwillings-Turm, die gleichermaßen gegen See- und Landziele eingesetzt werden können. Die Reichweite beträgt 22 km und die Kadenz 30 Schuss pro Minute und Rohr.
Die Feuerleitung erfolgt über das Kite Screech Feuerleitradar, das auf dem Brückendach installiert ist. Es arbeitet im Suchmodus im XBand und in der Zielverfolgung im Ka-Band. Die Reichweite soll 75 km betragen.
An kleinkalibrigen Rohrwaffen sind zur Flugabwehr vier 30-mm-Gatling-Geschütze AK 630M vorhanden. Die sechsrohrigen Geschütze haben eine Kadenz von 5.000 Schuss pro Minute und eine Reichweite von 5.000 m. Sie sind beidseitig mit je einer Anlage vor der Brücke und im Bereich des Hubschrauberlandedecks eingebaut. Zwei Bass Tilt Feuerleitradare in den vorderen Aufbauten dienen hier der Feuerleitung.
Die beiden Vierfachstarter für den Seezielflugkörper SS-N-22 Sunburn prägen maßgeblich das Aussehen des Vorschiffs. Der Flugkörper hat eine Einsatzreichweite von 120 km. Die Flughöhe liegt zwischen sieben und 20 m und seine Geschwindigkeit beträgt 780 m/s (Mach 2,6).
Zur Luftzielbekämpfung ist vorne und achtern jeweils ein System des Schiff-Luft- Flugkörpers SA-N‑7 Gadfly vorhanden. Dieser Flugkörper hat bei 830 m/s (3 Mach) Geschwindigkeit eine Reichweite von drei bis 25 km und ist mit einem Gefechtskopf von 70 kg bestückt. Die Lenkung erfolgt über einen semi-aktiven Radar- und Infrarotsuchkopf. Für jeden Starter sind 24 Flugkörper an Bord vorhanden. Sechs Front Dome Anlagen dienen als Zielbeleuchter für die SA-N- 7 Flugkörper. Sie arbeiten im C‑Band.
Zur U‑Boot-Jagd sind eine Bugsonaranlage sowie achtern zwei sechsrohrige Raketenwerfer RBU 1000 vorhanden. Sie haben eine Reichweite von 1.000 m und eine Einsatztiefe von 500 m. Darüber hinaus kann ein U‑Jagd-Hubschrauber mitgeführt werden. Für dessen Unterbringung steht in den achteren Aufbauten hinter dem Schornstein ein teleskopartig verlängerbarer Hangar zur Verfügung. Zwei 533-mm-Doppel- Torpedorohrsätze sind beidseitig auf dem Hauptdeck in Höhe des vorderen Mastes eingerüstet.
Im vorderen Masttop ist unübersehbar die große Antenne aus der Fregat MAE-Serie zu erkennen. Hierbei handelt es sich um ein 3D See- und Luftraumüberwachungsradar, das auch als Top Plate bezeichnet wird. Die Anlage arbeitet im E‑Band (2–3 GHz) mit einer Wellenlänge von 12 oder 15 cm und hat eine Reichweite von 300 km. Gegenüber Flugzeugen beträgt die Erfassungsreichweite 230 km und gegenüber Flugkörpern 50 km.
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Die Unterschiede in der zweiten Bauserie
Der auffallendste Unterschied in der zweiten Bauserie ist zweifellos der fehlende achtere Turm. Dadurch konnten die Aufbauten zugunsten eines größeren Hubschrauberlandedecks umgestaltet und Platz für zwei Kashtan-Anlagen geschaffen werden, die sowohl die vorderen wie auch die achteren 30-mm-Gatling-Geschütze AK 630M ersetzen. Bei Kashtan (CADS-N‑1, Close Air Defence System) handelt es sich um eine Hybrid-Anlage zur Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich. Jede Anlage setzt sich zusammen aus zwei sechsrohrigen 30-mm-Gatling-Geschützen, zwei Vierfachstartern für den Schiff-Luft-Flugkörper SA-N-11 Grison, einem Radarsystem zur Feuerleitung und Zielverfolgung sowie einem elektrooptischen Sensor. Die Einsatzentfernungen betragen für die 30-mm-Geschütze 500 bis 4.000 m und für die Flugkörper 1.500 bis 8.000 m. In der Höhe können 3.000 bzw. 4.000 m erreicht werden.
In der großen Cross Dome Kuppel auf dem Hangardach befindet sich die Antenne des 3DLuftraumüberwachungsradars mit der russischen Bezeichnung Pozitiv-ME1. Die Anlage arbeitet im X‑Band und ist den beiden Kashtan-Anlagen für die Zielzuweisung zugeordnet. Sie kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele erfassen und verfolgen. Die Reichweite wird mit bis zu 150 km angegeben.
Nicht sichtbar sind die Verbesserungen bei den Flugkörpersystemen. SA-N‑7 wurde durch SA-N-12 Grizzly ersetzt und SS-N-22 in einer moderneren Variante eingerüstet. Die Reichweiten haben sich dadurch auf 32 km respektive 240 km erhöht. Dem neuen SS-N-22 wird auch in einigen Quellen die Fähigkeit zur Landzielbekämpfung zugeschrieben.
Schlussbemerkung
Die vier Zerstörer der SOVREMENNYY-Klasse erweitern deutlich das Fähigkeitsspektrum der chinesischen Marine. Sie sind primär für die Überwasserkriegführung konzipiert, können aber auch mit ihren Waffensystemen wirkungsvoll auf Ziele an Land einwirken. Die Bekämpfung von Schiffsverbänden auf hoher See wie auch die effektive Unterstützung von amphibischen Operationen sind wesentliche Fähigkeitskategorien dieser Schiffsklasse. Die ebenfalls vorhandenen Flugabwehr und U‑Jagdkapazitäten erhöhen ihren Selbstschutz und ihr Durchsetzungsvermögen. Zusammen mit den im eigenen Land gebauten modernen Einheiten, wie zum Beispiel Zerstörern, Fregatten, U‑Booten oder Landungsschiffen, dienen die Zerstörer der SOVREMENNYY- Klasse durchaus dem Aufbau von offensiven Kapazitäten. Ein Aufbau, der weltweit seinesgleichen sucht.
Die Reduzierung der amerikanischen und russischen Streitkräfte nach Ende des Kalten Krieges hinterließ auch im pazifischen Raum ein Machtvakuum, in das die Marine der chinesischen Volksbefreiungsarmee nun hineinstößt. Die Volksrepublik China unterstreicht damit ihren eigenen Machtanspruch, den sie sowohl in der Region wie auch als Weltmacht wahrzunehmen gedenkt. Die chinesische Marine ist eine Marine, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Ihre Umgestaltung zu einer gewichtigen Blue Water Navy ist voll im Gange.