Im Übergang der Jahreszeiten schwächt sich der Nordost-Monsun weiter ab. Im Golf von Aden und im Arabischen Meer bis in das Somaliabecken werden nur noch Windstärken um 2–3 und Wellenhöhen von etwa 1 m gemeldet. Die Bedingungen sind also ideal für die kleinen Angriffs-Skiffs der somalischen Piraten; dennoch kamen diese in der abgelaufenen Woche nicht zu Erfolgen.
Am 4. April scheiterten sie südöstlich von Maskat (Oman) im Arabischen Meer mit dem Versuch, einen Massengutfrachter zu kapern. Als ein eingeschifftes bewaffnetes Sicherheitsteam ihre Schüsse erwiderte, mussten die Seeräuber unverrichteterdinge abdrehen.
Einen Tag zuvor hatte bereits eine eigentlich schon erfolgreiche Entführung ihr Ende gefunden. Am 26. März hatten somalische Piraten westlich der Malediven den auf dem Weg in den Iran befindlichen iranischen (Flagge Bolivien) Massengutfrachter EGLANTINE gekapert und wollten diesen nun zur somalischen Küste steuern.
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EGLANTINE (Foto: vesseltracker.com) |
Die iranische Marine setzte ihre Fregatte JAMARAN sofort in Marsch. Das Kriegsschiff fing die EGLANTINE ab und blieb nun ständig in unmittelbarer Nähe. Nach zwei Tagen kam die Gelegenheit zum Eingreifen. Kommandosoldaten der iranischen Marine enterten den Frachter und konnten alle Geiseln befreien. Alle 12 Piraten wurden festgenommen und zur Strafverfolgung in den Iran gebracht. Zum ersten Mal überhaupt nahm die iranische Marine somalische Piraten in Gewahrsam. Bei allen früheren Überfällen hatte man sich immer damit begnügt, Piraten in (so offizielle Presseerklärungen) teils stundenlangen, „schweren Seeschlachten“ abzuwehren, sie dann aber unbehelligt ihres Weges ziehen lassen.
Dieser nunmehrigen „Premiere“ folgte nur drei Tage später der „nächste Akt“. Am 6. April kaperten somalische Piraten im Golf von Oman, südlich der iranischen Hafenstadt Chabahar, den chinesischen Frachter XIANGHUAMEN. Nach zehn Stunden war auch diese Entführung beendet. Erneut stürmten Kommandosoldaten der iranischen Marine den Frachter und befreiten die insgesamt 28 Mann starke chinesische Besatzung. Auch in diesem Fall wurden alle neun Piraten festgesetzt und zur Aburteilung in den Iran gebracht.
Kurzmeldungen
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Fire Scout (Foto: US Navy) |
- Als Konsequenz aus zunehmenden Überfällen vor der westafrikanischen Küste sind nun auch die Gewässer des Golfs von Guinea offiziell als „High Piracy Risk Area“ designiert. Reeder für ihre das Gebiet durchfahrenden Schiffe nun deutlich höhere Versicherungsgebühren zahlen müssen.
- 17 seit Wochen an Bord des dänischen Mehrzweckschiff ABSALON festgehaltene somalische Piraten mussten am 5. April unbehelligt an der somalischen Küste abgesetzt werden. Die Männer waren am 27. Februar bei der Befreiung einer von ihnen gekaperten und anschließend als Mutterschiff genutzten iranischen Dhau in Gewahrsam genommen worden. Trotz der in diesem Fall eindeutigen Beweislage war kein regionales Land (auch nicht der Iran) zu einer Strafverfolgung bereit.
- Zur Unterscheidung zwischen harmlosen Fischern und Piraten vor allem in den somalischen Küstengewässern will die US Navy „schon bald“ schiffsgestützte Drohnen vom Typ Fire Scout einsetzen. Für die ferngesteuerten kleinen Hubschrauber wird derzeit ein Multi-Mode Sensor Seeker (MMSS) mit hoch auflösenden Kameras, Infrarot-Sensoren und Laser-Radar entwickelt. Eine an Bord der Drohne installierte Zielidentifizierungs-Software vergleicht die Ortungsergebnisse direkt automatisch mit einer Datenbank. Solchermaßen voridentifizierte mögliche Piratenboote werden dann in ein 3D-Bild umgewandelt und zur weiteren Analyse an das die Drohne einsetzende Kriegsschiff übermittelt.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Mit Zulauf der spanischen Fregatte REINA SOFIA und der niederländischen Fregatte VAN AMSTEL hat die EU NavFor Verstärkung für ihre Operation „Atalanta“ erhalten. Die französische Marine hat in Dschibuti ein Aufklärungsflugzeug Falcon 50M durch einen Seefernaufklärer Atlantique‑2 abgelöst.
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Niederländische Fregatte VAN AMSTEL (Foto: US Navy) |
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MQ‑9 Reaper (Foto: US Air Force) |
Am 4. April wurde eine US Drohne MQ‑9 Reaper bei einer Bruchlandung auf dem internationalen Flughafen der Seychellen zerstört. Eine typgleiche Drohne war dort schon am 13. Dezember abgestürzt.
MQ‑9 Reaper werden seit dem letzten Jahr abgestützt auf die Seychellen zur Aufklärung möglicher Piraten im Somaliabecken und bis ins Arabische Meer hinein von der US Air Force eingesetzt. Sie haben bei einer Flugausdauer von etwa 30 Stunden einen Einsatzradius von mehr als 3.000 km.
Die von einer entfernten Bodenstation (ggf. sogar aus den USA) ferngelenkten Reaper basieren auf der namentlich sicher bekannteren Predator, sind aber deutlich größer als diese und werden u.a. in Afghanistan zur Luftnahunterstützung von Bodentruppen eingesetzt. Dazu können sie an insgesamt sechs Unterflügelstationen auch Luft-Boden-Raketen und Präzisionsbomben mitführen. Im Anti-Piraterie Einsatz sind die Drohnen allerdings (bisher) unbewaffnet; ihre Ausrüstung beschränkt sich auf Sensoren im optischen und Infrarotbereich sowie ein hoch auflösendes Radar.
Die abgelöste 10. chinesische Einsatzgruppe mit dem Zerstörer HAIKOU und der Fregatte YUNCHENG hat nach einem mehrtägigen Besuch in Maputo (Mosambik) endgültig Kurs auf die Heimat genommen. Auf dem Weg dorthin ist noch ein kurzer Stopp in Thailand geplant.
Die Einsatzgruppe der russischen Pazifikflotte (Zerstörer ADMIRAL TRIBUTS, Tanker PECHENGA und Bergeschlepper SORUM MB-37) ist auf dem Rückweg nach Wladiwostok am 6. April zu einem sechstägigen Besuch in Ho Chi Minh Stadt (Vietnam) eingelaufen. Ablösung soll demnächst aus der Nordflotte kommen. Der angekündigte Zerstörer VIZEADMIRAL KULAKOV hat sich dort allerdings offenbar noch nicht auf den Weg gemacht.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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