Update Piraterie — Stand 08. März 2012

Im Über­gang der Jahreszeit­en schwächt sich der Nor­dost-Mon­sun weit­er ab. Im Golf von Aden und im Ara­bis­chen Meer bis in das Soma­li­abeck­en wer­den nur noch Wind­stärken um 2–3 und Wellen­höhen von etwa 1 m gemeldet. Die Bedin­gun­gen sind also ide­al für die kleinen Angriffs-Skiffs der soma­lis­chen Pirat­en; den­noch kamen diese in der abge­laufe­nen Woche nicht zu Erfol­gen.

Am 4. April scheit­erten sie südöstlich von Maskat (Oman) im Ara­bis­chen Meer mit dem Ver­such, einen Mas­sen­gut­frachter zu kapern. Als ein eingeschifftes bewaffnetes Sicher­heit­steam ihre Schüsse erwiderte, mussten die Seeräu­ber unver­richte­ter­dinge abdrehen. 

Einen Tag zuvor hat­te bere­its eine eigentlich schon erfol­gre­iche Ent­führung ihr Ende gefun­den. Am 26. März hat­ten soma­lis­che Pirat­en west­lich der Male­di­v­en den auf dem Weg in den Iran befind­lichen iranis­chen (Flagge Bolivien) Mas­sen­gut­frachter EGLANTINE gekapert und woll­ten diesen nun zur soma­lis­chen Küste steuern. 

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EGLANTINE (Foto: vesseltracker.com)

Die iranis­che Marine set­zte ihre Fre­gat­te JAMARAN sofort in Marsch. Das Kriegss­chiff fing die EGLANTINE ab und blieb nun ständig in unmit­tel­bar­er Nähe. Nach zwei Tagen kam die Gele­gen­heit zum Ein­greifen. Kom­man­dosol­dat­en der iranis­chen Marine enterten den Frachter und kon­nten alle Geiseln befreien. Alle 12 Pirat­en wur­den festgenom­men und zur Strafver­fol­gung in den Iran gebracht. Zum ersten Mal über­haupt nahm die iranis­che Marine soma­lis­che Pirat­en in Gewahrsam. Bei allen früheren Über­fällen hat­te man sich immer damit beg­nügt, Pirat­en in (so offizielle Presseerk­lärun­gen) teils stun­den­lan­gen, „schw­eren Seeschlacht­en“ abzuwehren, sie dann aber unbe­hel­ligt ihres Weges ziehen lassen. 

Dieser nun­mehri­gen „Pre­miere“ fol­gte nur drei Tage später der „näch­ste Akt“. Am 6. April kaperten soma­lis­che Pirat­en im Golf von Oman, südlich der iranis­chen Hafen­stadt Chaba­har, den chi­ne­sis­chen Frachter XIANGHUAMEN. Nach zehn Stun­den war auch diese Ent­führung been­det. Erneut stürmten Kom­man­dosol­dat­en der iranis­chen Marine den Frachter und befre­it­en die ins­ge­samt 28 Mann starke chi­ne­sis­che Besatzung. Auch in diesem Fall wur­den alle neun Pirat­en fest­ge­set­zt und zur Aburteilung in den Iran gebracht. 

Kurzmel­dun­gen

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Fire Scout (Foto: US Navy) 
  • Als Kon­se­quenz aus zunehmenden Über­fällen vor der west­afrikanis­chen Küste sind nun auch die Gewäss­er des Golfs von Guinea offiziell als „High Pira­cy Risk Area“ desig­niert. Reed­er für ihre das Gebi­et durch­fahren­den Schiffe nun deut­lich höhere Ver­sicherungs­ge­bühren zahlen müssen. 
  • 17 seit Wochen an Bord des dänis­chen Mehrzweckschiff ABSALON fest­ge­hal­tene soma­lis­che Pirat­en mussten am 5. April unbe­hel­ligt an der soma­lis­chen Küste abge­set­zt wer­den. Die Män­ner waren am 27. Feb­ru­ar bei der Befreiung ein­er von ihnen gekaperten und anschließend als Mut­ter­schiff genutzten iranis­chen Dhau in Gewahrsam genom­men wor­den. Trotz der in diesem Fall ein­deuti­gen Beweis­lage war kein regionales Land (auch nicht der Iran) zu ein­er Strafver­fol­gung bereit. 
  • Zur Unter­schei­dung zwis­chen harm­losen Fis­ch­ern und Pirat­en vor allem in den soma­lis­chen Küstengewässern will die US Navy „schon bald“ schiff­s­gestützte Drohnen vom Typ Fire Scout ein­set­zen. Für die fer­nges­teuerten kleinen Hub­schrauber wird derzeit ein Mul­ti-Mode Sen­sor Seek­er (MMSS) mit hoch auflösenden Kam­eras, Infrarot-Sen­soren und Laser-Radar entwick­elt. Eine an Bord der Drohne instal­lierte Zieli­den­ti­fizierungs-Soft­ware ver­gle­icht die Ortungsergeb­nisse direkt automa­tisch mit ein­er Daten­bank. Solcher­maßen voriden­ti­fizierte mögliche Piraten­boote wer­den dann in ein 3D-Bild umge­wan­delt und zur weit­eren Analyse an das die Drohne ein­set­zende Kriegss­chiff übermittelt. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Mit Zulauf der spanis­chen Fre­gat­te REINA SOFIA und der nieder­ländis­chen Fre­gat­te VAN AMSTEL hat die EU Nav­For Ver­stärkung für ihre Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ erhal­ten. Die franzö­sis­che Marine hat in Dschibu­ti ein Aufk­lärungs­flugzeug Fal­con 50M durch einen Seefer­naufk­lär­er Atlantique‑2 abgelöst. 

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Nieder­ländis­che Fre­gat­te VAN AMSTEL (Foto: US Navy) 

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MQ‑9 Reaper (Foto: US Air Force) 

Am 4. April wurde eine US Drohne MQ‑9 Reaper bei ein­er Bruch­landung auf dem inter­na­tionalen Flughafen der Sey­chellen zer­stört. Eine typ­gle­iche Drohne war dort schon am 13. Dezem­ber abgestürzt. 

MQ‑9 Reaper wer­den seit dem let­zten Jahr abgestützt auf die Sey­chellen zur Aufk­lärung möglich­er Pirat­en im Soma­li­abeck­en und bis ins Ara­bis­che Meer hinein von der US Air Force einge­set­zt. Sie haben bei ein­er Flu­gaus­dauer von etwa 30 Stun­den einen Ein­satzra­dius von mehr als 3.000 km.

Die von ein­er ent­fer­n­ten Boden­sta­tion (ggf. sog­ar aus den USA) fer­n­ge­lenk­ten Reaper basieren auf der namentlich sich­er bekan­nteren Preda­tor, sind aber deut­lich größer als diese und wer­den u.a. in Afghanistan zur Luft­nahunter­stützung von Boden­trup­pen einge­set­zt. Dazu kön­nen sie an ins­ge­samt sechs Unter­flügel­sta­tio­nen auch Luft-Boden-Raketen und Präzi­sions­bomben mit­führen. Im Anti-Pira­terie Ein­satz sind die Drohnen allerd­ings (bish­er) unbe­waffnet; ihre Aus­rüs­tung beschränkt sich auf Sen­soren im optis­chen und Infrarot­bere­ich sowie ein hoch auflösendes Radar. 

Die abgelöste 10. chi­ne­sis­che Ein­satz­gruppe mit dem Zer­stör­er HAIKOU und der Fre­gat­te YUNCHENG hat nach einem mehrtägi­gen Besuch in Maputo (Mosam­bik) endgültig Kurs auf die Heimat genom­men. Auf dem Weg dor­thin ist noch ein kurz­er Stopp in Thai­land geplant. 

Die Ein­satz­gruppe der rus­sis­chen Paz­i­fik­flotte (Zer­stör­er ADMIRAL TRIBUTS, Tanker PECHENGA und Bergeschlep­per SORUM MB-37) ist auf dem Rück­weg nach Wladi­wos­tok am 6. April zu einem sech­stägi­gen Besuch in Ho Chi Minh Stadt (Viet­nam) ein­ge­laufen. Ablö­sung soll dem­nächst aus der Nord­flotte kom­men. Der angekündigte Zer­stör­er VIZEADMIRAL KULAKOV hat sich dort allerd­ings offen­bar noch nicht auf den Weg gemacht. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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