Update Piraterie — Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften

Die let­zte Woche brachte erneut mehrere Über­fälle soma­lis­ch­er Pirat­en, und in einem Fall waren sie lei­der auch wieder ein­mal erfol­gre­ich. Am 28. März grif­f­en Pirat­en in zwei Skiffs 250 sm nordöstlich von Soko­tra — im Ein­gang zum Golf von Aden — den kuwait­is­chen (Flagge VAE, 29 Mann Besatzung) Tanker ZIRKU an, beschossen ihn mit Hand­waf­fen und Panz­er­fäusten. Auswe­ich­manöver blieben erfol­g­los; die Pirat­en gelangten schließlich an Bord des Tankers.

Marineforum - EU NavFor
ZIRKU
Bildquelle: EU NavFor

Mehrere weit­ere gemeldete Über­fälle blieben allerd­ings erfol­g­los. Am 28. März steuerten Skiffs eben­falls im östlichen Ein­gang des Golfs von Aden den rus­sis­chen (Flagge Liberia, 111.000 ts) Tanker NS ASIA an, dreht­en aber schnell ab, als ein eingeschifftes Sicher­heit­steam Warn­schüsse abgab. 

Mit­ten im Golf von Aden scheit­erte am 29. März der Ver­such, den Tanker RUDEEF GNA zu kapern. Die Pirat­en hat­ten schon eine Enter­leit­er ange­bracht, aber als dann auch hier ein Sicher­heit­steam des Feuer eröffnete, brachen sie den Kaper­ver­such sofort ab. 

Auch weit­er südöstlich — etwa 300 sm west­lich der Lakkadi­v­en – waren soma­lis­che Pirat­en aktiv, aber am 25. März war hier für sie die Kaper­fahrt zu Ende. Nach zwei erfol­glosen Angrif­f­en auf Han­delss­chiffe steuerten das Wach­schiff SUVARNA der indis­chen Marine und das indis­che Küstenwach­schiff SANGRAM mit Höch­st­fahrt das Gebi­et des Geschehens an. Ein Aufk­lärungs­flugzeug der indis­chen Marine sichtete die MORTEZA, einen gekaperten und mit seinen 16 Mann Besatzung als Geiseln seit­dem als Mut­ter­schiff genutzten iranis­chen Fis­chdampfer, und führte die bei­den Schiffe her­an. Bei Auf­forderung zum Stop­pen eröffneten die Pirat­en das Feuer, aber das Gefecht war nur kurz. Alle 16 Pirat­en wur­den festgenom­men; die Geiseln befreit. 

Noch ein weit­er­er Über­fall endete für die Pirat­en in Hand­schellen. Am 29. März grif­f­en sie im Soma­li­abeck­en ein auf den Sey­chellen reg­istri­ertes Fis­chereis­chiff an, dreht­en aber ab, als ein eingeschifftes Sicher­heit­steam Warn­schüsse abgab. Die her­beigerufene spanis­che Fre­gat­te CANARIAS (EU Nav­For) kon­nte in der Nacht ein Skiff und wenig später auch dessen Mut­ter­boot (ein Whaler) stellen. Waf­fen und Pirate­naus­rüs­tung fand sich nicht mehr an Bord (war wahrschein­lich sofort ins Wass­er gewor­fen wor­den), aber die ins­ge­samt elf Män­ner an Bord der bei­den Boote wur­den den­noch fest­ge­set­zt. Das Skiff wurde von der CANARIAS sofort versenkt, der Whaler zunächst längs­seits genom­men. Nach Rück­sprache mit den Sey­chellen wur­den die mut­maßlichen Pirat­en den dor­ti­gen Behör­den zur möglichen (Beweis­lage) Strafver­fol­gung überstellt. 

Marineforum - CANARIAS versenkt Skiff (Foto: EU NavFor)
CANARIAS versenkt Skiff
Bildquelle: EU NavFor

Am 22. März sichtete die aus­tralis­che Fre­gat­te STUART (zeitweilig CTF-151) den eine Woche zuvor gekaperten und seit­dem offen­bar als Mut­ter­schiff genutzten Frachter SINAR KUDUS. Mit Rück­sicht auf die Geiseln an Bord beg­nügten die Aus­tralier sich damit, ein geschlepptes Skiff durch gezielte Maschi­nengewehrschüsse zu versenken und so die Möglichkeit­en der Pirat­en für Über­fälle zu begrenzen. 

Die kom­mende Woche dürfte weit­ere Über­fälle brin­gen. Ruhiges Wet­ter begün­stigt in der gesamten Region Kaper­fahrten mit kleinen Skiffs. Die zuständi­gen Stellen haben das Ara­bis­che Meer, das Soma­li­abeck­en, den Golf von Aden und die Mosam­bik­straße zu „high risk areas for pira­cy” erklärt. 

In der Nähe des soma­lis­chen Küstenortes Harad­here haben Rebellen der radikal-islamis­chen al Shabaab Milizen etwa 50 Pirat­en in einem örtlichen Gefäng­nis fest­ge­set­zt. Sie sollen sich geweigert haben, einen Teil ihres erhal­te­nen Lösegeldes an die (der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion Al Kai­da nahe ste­hende) al Shabaab abzugeben. 

Medi­en bericht­en, die Europäis­che Union habe in Soma­liland ein Gefäng­nis ein­gerichtet, in dem kün­ftig alle gefan­gen genomme­nen oder auch bere­its in Europa von Gericht­en verurteil­ten Pirat­en ein­sitzen sollen. Örtliche Behör­den wiesen diese Darstel­lung vehe­ment zurück. Offen­bar wurde wohl tat­säch­lich ein neues „Hochsicher­heits­ge­fäng­nis“ eingewei­ht, das allerd­ings nur aus der Region Soma­liland stam­mende Pirat­en aufnehmen wird; fast 70 sollen bere­its in die Räum­lichkeit­en „einge­zo­gen“ sein. Die Vere­in­ten Natio­nen pla­nen in den kom­menden Jahren die Ein­rich­tung von zwei, jew­eils etwa 500 Per­so­n­en Platz bietenden Gefäng­nis­sen in Soma­lia. Eines soll in Garowe (Punt­land) entste­hen, für das zweite wird noch ein geeigneter Ort gesucht. 

Am 1. April hat in Mom­basa (Kenia) das erste von drei Infor­ma­tion Shar­ing Cen­ter (ISC) seine Arbeit aufgenom­men. Noch zwei solche Zen­tren sollen in Dar es Salam (Tansa­nia) und Sanaa (Jemen) entste­hen. In ihnen sollen alle zur regionalen Pira­terie rel­e­van­ten Infor­ma­tio­nen zu einem ein­heitlichen Lage­bild zusam­men fließen, um so die Han­delss­chiff­fahrt gezielt war­nen zu kön­nen und den in der Region operieren­den diversen Organ­i­sa­tio­nen und Natio­nen eine bessere Koor­di­na­tion ihrer Ein­sätze ermöglichen. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Marineforum - SAZANAMI (Foto: US Navy)
SAZANAMI
Bildquelle: US Navy

Erst­mals hat ein chi­ne­sis­ches Kriegss­chiff ein mit human­itären Hil­f­s­gütern für Soma­lia beladenes Schiff des World Food Pro­gram gesichert. In enger Abstim­mung mit der EU Nav­For (solche Geleite sind Haup­tauf­gabe der EU Oper­a­tion Ata­lan­ta) geleit­ete die Fre­gat­te MAANSHAN am 24. März den Frachter AMINAH V2 in den Hafen von Bosaso am Golf von Aden. 

Auf dem Weg in den Golf von Aden haben die bei­den japanis­chen Zer­stör­er SAZANAMI und INAZUMA den Indik erre­icht. Am 31. März liefen die Schiffe Kochi (Indi­en) zu einem Kurzbe­such an. 

Am 29. März hat sich in Liss­abon (Por­tu­gal) die Fre­gat­te VASCO DA GAMA auf den Weg ans Horn von Afri­ka gemacht. Das Schiff soll am 14. April in Dschibu­ti von der spanis­chen Fre­gat­te CANARIAS für vier Monate die Funk­tio­nen des Flag­gschiffes der EU Nav­For übernehmen. Der por­tugiesis­che Com­modore Alber­to Manuel Sil­vestre Cor­reia wird dann den spanis­chen RAdm Juan Rodriguez als Ver­bands­führer ablösen. 

Bei der multi­na­tionalen Ein­satz­gruppe CTF-151 hat am 31. März im Rah­men ein­er Zer­e­monie in Dschibu­ti der pak­istanis­che Com­modore Abdul Aleem das Kom­man­do über den Ver­band an den sin­ga­purschen Rear Admi­ral Har­ris Weng Yip Chan übergeben. Flag­gschiff­funk­tio­nen wech­seln von der britis­chen Fre­gat­te CORNWALL auf den US Zer­stör­er MASON

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