Allen offiziellen Dementis zum Trotz sind zahlreiche Medien noch immer „fest überzeugt“, dass die ADMIRAL KUZNETSOV direkt Kurs auf Syrien genommen hat, um sich dort „einer möglichen Intervention von USA und NATO in den Weg zu stellen“. Russland dementiert dies heftig. Der russische Generalstabschef, General Makarov, hat in diesen Tagen erneut betont, die Verlegung stünde in keinerlei Zusammenhang mit der Lageentwicklung in Syrien.
Solche Dementis sind (derzeit) auch durchaus glaubhaft. Tatsache ist, dass die Reise der ADMIRAL KUZNETSOV seit 2010 geplant ist – also lange vor Beginn der aktuellen Entwicklungen in Syrien. Vermutlich stand bei der ursprünglichen Planung auch ein Besuch in Syrien auf der Agenda; immerhin gilt Tartus derzeit ja als einzige Auslandsbasis der russischen Marine. Unter den derzeitigen Bedingungen wird Russland allerdings sehr genau die politischen Vor- und Nachteile eines Flottenbesuches (gerade auch des einzigen Flugzeugträgers) in Syrien abwägen.
Vieles wird dabei von der weiteren Entwicklung abhängen. Natürlich wird Russland die Anwesenheit eines kampfstarken Flottenverbandes im Mittelmeer auch in seine Eventualplanung einbeziehen und sich alle Optionen offen halten, mit öffentlichen Bekundungen und Ankündigungen allerdings sehr zurückhaltend bleiben und sich auf gar keinen Fall unnötig fest legen. Zur Zeit würde eine „Solidaritätsbekundung“ mit Syrien durch den Besuch des Flugzeugträgers Russlands Position in der internationalen Politik, vor allem aber in der gesamten arabischen Welt sehr wahrscheinlich weit mehr schaden als nützen. Die Zusammensetzung des Flottenverbandes eröffnet aber durchaus andere Optionen. So könnte die ADMIRAL KUZNETSOV sich betont von Syrien fern halten, während einer der Flottentanker mit einem kurzen Einlaufen in Tartus zu bloßer logistischer Nachversorgung (Kraftstoff bunkern) ein „zurückhaltendes politisches Zeichen“ setzt.
Die US Navy hat neben den routinemäßig zur 6. Flotte gehörenden Einheiten (kein Flugzeugträger, keine amphibische Gruppe) derzeit keinen als Expeditionary Force einsetzbaren Verband im Mittelmeer präsent. Die von einigen Medien „vor der syrischen Küste“ gemeldete Carrier Strike Group um den Flugzeugträger GEORGE BUSH ist am 10. Dezember im Heimathafen Norfolk eingelaufen und hat damit wie angekündigt ihren mehrmonatigen Einsatz (in der Golfregion) planmäßig abgeschlossen. Auch bei europäischen Marinen gibt es unverändert keine erkennbaren Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz im östlichen Mittelmeer.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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