Iran — Die Lage zeigt sich gegenüber der Vorwoche im Wesentlichen unverändert

Noch immer ste­hen Dro­hun­gen im Raum, zur Beendi­gung des mut­maßlich­es iranis­ches Atom­waf­fen­pro­gramms ggf. auch „mil­itärische Optio­nen“ wahrzunehmen. Zunächst aber vol­lzieht sich die Entwick­lung vor allem an der poli­tis­chen und wirtschaftlichen Front. Schon mehrere Monate vor Inkraft­treten des Embar­gos der EU-Staat­en und einiger ander­er Län­der gegen iranis­ches Rohöl fahren einige Staat­en (darunter Japan und Spanien) ihre Importe aus Iran zurück und steigen auf saud­is­ches Öl um. Andere bere­its gel­tende Sank­tio­nen machen schon jet­zt eine Ver­sicherung nicht-iranis­ch­er Tanker prak­tisch unmöglich (alle maßge­blichen inter­na­tionalen Schiffsver­sicher­er haben ihren Sitz in EU-Län­dern) – und dies trifft auch Län­der, die sich dem EU Embar­go nicht anschließen wollen. So musste der indis­che Tanker MAHARAJA AGRASEN den bere­its georderten Trans­port ein­er Ladung iranis­chen Rohöls kurzfristig stornieren, weil der Reed­er Schiff und Ladung nir­gend­wo ver­sich­ern kon­nte.

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Testschuss ein­er israelis­chen Langstreck­en­rakete (Foto: offz) 

Indi­en will nun ange­blich den Iran bit­ten, selb­st dafür zu sor­gen, dass Rohöl nach Indi­en geliefert wer­den kann. Die für die Ver­sicherung iranis­ch­er Tanker zuständi­ge iranis­che Gesellschaft hat zwar Bere­itschaft sig­nal­isiert, auch aus­ländis­che Tanker zu ver­sich­ern, aber alle Finanz­transak­tio­nen laufen aber über die iranis­che Zen­tral­bank, die wiederum mit US-Sank­tio­nen belegt ist. Hier beste­ht (zumin­d­est für US-Fir­men) das Risiko, dass Ver­sicherungss­chä­den zwar offiziell über­nom­men wer­den, dann aber nicht bezahlt wer­den kön­nen. Iranis­che Tanker sind von solchen Prob­le­men bish­er nicht betrof­fen. Erst am 29. Feb­ru­ar legte der iranis­che Super­tanker DELVAR mit 1,5 Mio. Fass Rohöl an Bord an der Shell-Raf­finer­ie in Sin­ga­pur an. 

Auch die mil­itärische Lage zeigt sich wenig verän­dert. Zwar gibt es immer noch Debat­ten um das Für und Wider eines präemp­tiv israelis­chen Angriffs, aber derzeit spricht nichts dafür, dass ein solch­er tat­säch­lich unmit­tel­bar bevorste­ht. Die meis­ten dies­bezüglich ver­bre­it­eten „Nachricht­en“ sind mit hoher Wahrschein­lichkeit bloße Gerüchte. Ser­iöse Beobachter gehen über­wiegend davon aus, dass auch Israel bere­it ist, den im Juli in Kraft tre­tenden Sank­tio­nen erst ein­mal eine Chance zu geben – es sei denn, der Iran liefert einen (neuen) Grund, der auch geeignet wäre, einen prä-emp­tiv­en Schlag inter­na­tion­al zu recht­fer­ti­gen. In dieses Bild passt auch die ungewöhn­liche öffentliche Ankündi­gung des Testschuss­es ein­er israelis­chen Langstreck­en­rakete. Ganz offen­sichtlich will man in einem „nervösen Umfeld“ möglichen Fehlein­schätzun­gen und vorschnellen Reak­tio­nen keinen Raum geben. Zugle­ich ist ein israelis­ch­er Langstreck­en­testschuss natür­lich aber auch eine Demon­stra­tion mil­itärisch­er Fähigkeiten. 

Eine britis­che Zeitung schreibt, „nach Geheim­di­en­stein­schätzung“ sei „in den kom­menden 18 – 24 Monat­en“ ein „israelisch-iranis­ch­er Krieg unver­mei­dlich“. Die Roy­al Navy habe dementsprechend auch schon mit der Erar­beitung von Ein­satz­plä­nen („War Plans“) begonnen. Son­der­lich ernst nehmen muss man diesen Bericht allerd­ings nicht. Jede glob­al operierende Marine erar­beit­et bei abse­hbar krisen­haften Entwick­lun­gen rou­tinemäßig Vor­sorge­pläne (Con­ti­gency Plans), die zunächst ein­mal in die Schubladen wan­dern – wenn der befürchtete Even­tu­al­fall nicht ein­tritt, sog­ar für immer dort ver­schwinden. Auch die NATO hat im Kalten Krieg regelmäßig solche Pläne erstellt, die nie zur Aus­führung kamen. 

Der US-Flugzeugträger CARL VINSON hat den Per­sis­chen Golf offen­bar doch noch nicht wieder ver­lassen. Aktuelle Nachricht­en der US Navy zeigen den Flugzeugträger weit­er­hin bei Aktiv­itäten im Golf. Für iranis­che Medi­en ist die Präsenz allerd­ings derzeit über­haupt kein The­ma. Auch dies mag ein Zeichen dafür sein, dass man abseits aller Rhetorik doch um „Nor­mal­ität“ bemüht ist. 

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