Der Bau des neuen Flugzeugträgers QUEEN ELIZABETH kommt voran, und davon konnte jetzt auch die Öffentlichkeit Notiz nehmen.
Am 30. Mai verließ ein von einem Schlepper gezogener Frachtprahm den Hafen von Portsmouth. Die Ladung bestand aus zwei insgesamt 1.820 t schweren Hecksektionen für den neuen 65.000-ts Flugzeugträger. Sie waren in den letzten 15 Monaten bei BAe Systems in Portsmouth vorgefertigt worden und werden nun ins schottische Rosyth transportiert. Dort wird die QUEEN ELIZABETH aus zahlreichen, in noch fünf anderen britischen Werftbetrieben vorgefertigten Module zusammengebaut. In Portsmouth entstehen Heck, Teile des Rumpfes und die Aufbauten („Tower“) für den ersten der neuen Flugzeugträger sowie auch das Schwesterschiff PRINCE OF WALES. Schon am 25. Mai wird sich der nächste Transport in Portsmouth auf die 500-sm Reise nach Schottland machen – dann sogar mit einer 6.000 t schweren Rumpfsektion für die QUEEN ELIZABETH.
Foto: Portsmouth News / Solent News |
Während so der Bau des ersten neuen Flugzeugträgers bereits in vollem Gang ist, gibt es noch immer keine Klarheit über dessen endgültiges Design, denn das hängt maßgeblich auch davon ab, welche Kampfflugzeuge von ihnen eingesetzt werden sollen.
F‑35B STOVL-Flugzeug (Foto: US Navy) |
Ursprünglich sollten in den USA für das US Marine Corps entwickelte F‑35B Lightning-II beschafft werden. Wie auch die früheren britischen Trägerkampfflugzeuge Harrier auf den Flugzeugträgern der INVINCIBLE-Klasse, startet das STOVL (Short Take-Off, Vertical Landing) Flugzeug über eine Bugrampe und landet dann senkrecht auf dem Flugdeck.
Im Rahmen des Strategic Defence & Security Review (SDSR) befand das Verteidigungsministerium im Oktober 2010 allerdings, dass diese Flugzeuge zu teuer würden und beschloss, statt der STOVL-Flugzeuge F‑35B die auch für die US Navy als neues Trägerkampfflugzeug vorgesehene, konventionell mit Katapult startende Lightning-II Variante F‑35C zu beschaffen.
Für die Flugzeugträger würde dies natürlich erhebliche Designmodifizierungen bedeuten. Statt Bugrampe müssten für konventionelle Starts und Landungen der F‑35C Dampfkatapulte und eine Landefanganlage installiert werden. Das Ministerium hoffte, dass die Einsparungen bei den Flugzeugen den Mehraufwand beim Bau mehr als wett machen würden. Industriekreise winkten sofort ab, und ihre Schätzungen waren offenbar realistischer. Inzwischen scheint klar, dass die Beschaffung von STOVL-Flugzeugen F‑35B letztendlich doch billiger wäre. Eine Entscheidung, die eigentlich schon “vor Ostern“ angekündigt war, steht allerdings noch immer aus.
Geld ist nämlich offenbar nicht der einzige Faktor. Es mehren sich Stimmen, die mangelnde Reichweite und Zuladungskapazität der STOVL-Flugzeuge kritisieren. Sollte man sich für die F‑35B entscheiden, dann müssten für einen effektiven Einsatzflugbetrieb zusätzliche Tankflugzeuge beschafft werden. Diese würden aber nicht nur teuer, sondern sie würden an Bord der Flugzeugträger auch Platz benötigen – was wiederum zu Lasten der Anzahl mitzuführender Kampfflugzeuge ginge. Überdies würde die Beschaffung konventionell mit Katapult startender und in einer Fanganlage landender F‑35C auch volle Kompatibilität mit dem französischen Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE (und natürlich US Trägern) schaffen. F‑35B wären dagegen bestenfalls noch von amerikanischen amphibischen Trägern der neuen AMERICA-Klasse einsetzbar.
Eine Entscheidung für F‑35C wäre also „logisch“, und die USA sollen denn auch schon ihr neu entwickeltes elektro-magnetisches Katapult EMALS (Electro-Magnetic Aircraft Launch System) angeboten haben. Unklar bleibt allerdings, ob die Stromerzeugungsanlagen der QUEEN ELIZABETH für die Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs ausgelegt sind. Andererseits wären für herkömmliche Katapulte aber auch — bisher nicht geplante — Dampfsysteme zu installieren. So wären bei einer Entscheidung für F‑35C in jedem Fall größere Designänderungen unvermeidlich, und die Zeit drängt allmählich. Schon bald dürfte auch die Vorfertigung ggf. von Änderungen betroffener Module beginnen, und weitere Unklarheit bezüglich des endgültigen Designs müsste dann zwangsläufig zu Bauverzögerungen (und absehbar zu weiteren Kostensteigerungen) führen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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