Seit nunmehr 16 Jahren treffen sich Minenabwehrkräfte zahlreicher Marinen vor den Küsten der Baltischen Staaten, um gemeinsam die Altlasten zweier Weltkriege zu beseitigen.
Bei OS 12 gefundene russische Ankertaumine (Foto: poln. Marine) |
Minensprengung bei OS 12 (Foto: niederl. Marine) |
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1996 gab es im Riga Busen eine erste zunächst noch bilaterale deutsch-lettische Übung. Schon ein Jahr später mündete dieses „Baltic Sweep“ in die multinationale Übung „Open Spirit“, die seitdem jährlich im Rotationsverfahren vor Estland, Lettland und Litauen stattfindet. Nach Litauen (2010) und Lettland (2011) ist in diesem Jahr wieder Estland an der Reihe. Die Übungen fanden ihre Heimat zunächst unter dem Dach der NATO-Initiative „Partnership for Peace“ (was nicht zuletzt die Teilnahme von Nicht-NATO Marinen „politisch“ ermöglichte).
2006 wurde auf schwedisch-/deutsche Initiative das „Baltic Ordnance Safety Board” (BOSB) gegründet, in dem sich seitdem interessierte Ostseeanrainer kooperativ um die Beseitigung der Risiken durch Alt-Munition in der Ostsee kümmern. Immerhin wurden in den beiden Weltkriegen etwa 150.000 Minen in der Ostsee gelegt; 80.000 davon im Finnbusen.
Der operative Nutzen der jährlichen Übungen — eigentlich eher Operationen — für die Teilnehmer ist beträchtlich. Nur sehr selten haben Minenabwehreinheiten die Möglichkeit, abseits jeder Übungskünstlichkeit unter realen Einsatzbedingungen scharfe Minen und Munition zu suchen und zu entschärfen. Bei bisherigen „Open Spirit“ wurden allein vor der Küste Estlands bereits etwa 700 Minen und andere Sprengkörper gefunden und unschädlich gemacht.
Neben weiteren Ostseemarinen beteiligen sich (unregelmäßig) auch Minenabwehreinheiten von Nicht-Ostseeanrainern wie Frankreich, Großbritannien und Norwegen an „Open Spirit“. Ab 2003 brachte sogar die russische Baltische Flotte Minenjagdboote in die jährlichen Übungen ein. Der Georgien-Konflikt (2008) sorgte für eine kurze Unterbrechung. 2010 und 2011 war die russische Marine wieder mit dabei, ist in diesem Jahr aber mit keiner Einheit vertreten. Grund dafür könnte die zeitliche Nähe zur multinationalen Übung „Baltops 2012“ sein, die am 1. Juni beginnt. Frühere „Open Spirit“ fanden meist im Spätsommer oder im Herbst statt.
„Open Spirit 2012“ begann mit der Anreise aller Teilnehmer nach Tallinn. Diesmal fanden sich dort insgesamt 19 Schiffe und Boote sowie mehrere Gruppen von Minentauchern ein. Das Gros kam aus NATO-Staaten: neben Gastgeber Estland waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Kanada (Taucher), Lettland, Litauen, Niederlande, Polen und die USA (Taucher) vertreten. Auch die schwedische Nicht-NATO-Marine hatte erneut Boote nach Tallinn verlegt.Nach einer nur kurzen, vorbereitenden Hafenphase begannen am 14. Mai die Operationen vor Tallin, bei denen die Boote nun mit Priorität Seeverkehrswege, Hafenansteuerungen und Gebiete mit intensivem Fischfang absuchten und minenfrei räumten. Regionale Schwerpunkte waren dabei die Seeverkehrswege von der Insel Hiiumaa und in der Bucht von Tallinn. Man wurde sehr schnell fündig. Schon am 1. Tag wurden Minen entdeckt und (pressewirksam) gesprengt.
Open Spirit 2009 ging am 25. Mai mit einer Abschlussveranstaltung in Tallin zu Ende.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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