Nach elf Seetagen kehrte der erste Flugzeugträger der chinesischen Marine am 30. April in dichtem Morgennebel wieder nach Dalian zurück. Zu den durchgeführten Erprobungen wurden nur wenige Details bekannt. Sicher ist, dass für die Erprobungen des Schiffes in der nordwestlich von Dalian gelegenen Bohai See ein Gebiet für die zivile Schifffahrt gesperrt war.
Einlaufen im Morgennebel (Foto: china-defense.com) |
Nach wie vor gibt es keine Hinweise auf durchgeführten Flugbetrieb mit Flugzeugen oder Hubschraubern. Zwar soll inzwischen die zuletzt noch fehlende, angeblich von Russland verweigerte Landefanganlage installiert sein, und auf dem Flugdeck wurde einmal mehr auch ein Tankfahrzeug mitgeführt, aber Hubschrauber oder gar Kampfflugzeuge waren bei Aus- und Einlaufen nicht an Bord zu sehen. Natürlich ist es möglich wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass Flugzeuge von Land aus zu zeitweiliger Zusammenarbeit mit dem Flugzeugträger starteten. Während Hubschrauber dabei auch gelandet sein können, ist bei Flächenflugzeugen nur von An- und Überflügen (zu Vermessungszwecken) auszugehen. Chinesische Internetforen berichten von „erhöhtem Flugbetrieb“ auf einem in der Nähe gelegenen Militärflugplatz; ob dies mit den Erprobungen in See in Verbindung stand, ist ungeklärt. Sicher kann man aber wohl erwarten, dass die erste erfolgreiche Landung eines Flugzeuges auf der ex-VARYAG der Volksbefreiungsarmee durchaus eine enthusiastische Pressemeldung wert sein dürfte – zumal ja nun auch offiziell klargestellt ist, dass das Schiff erster chinesischer Flugzeugträger wird.
Im August 2011 hatte der 2002 halbfertig — angeblich für einen Umbau zu einem schwimmenden Kasino – von der Ukraine gekaufte frühere sowjetische Flugzeugträger VARYAG (Schwesterschiff der russischen ADMIRAL KUZNETSOV) eine von internationalen Medien aufmerksam registrierte, erste etwa einwöchige Probefahrt durchgeführt. Dabei wurden zunächst nur schiffstechnische Anlagen (Maschinen, Ruder) sowie grundlegende Fernmelde- und Navigationsausrüstung erprobt, also vorrangig Dinge, die dem „Nachweis der Fähigkeit zur sicheren Teilnahme am Seeverkehr“ dienten. Es folgten Phasen im Trockendock und an der Pier sowie drei weitere, jeweils mehrtägige Probefahrten – an denen dann nur noch Fachmedien Interesse zeigten. Offenbar ist auch der „Sensationspresse“ inzwischen klar geworden, dass von erster Probefahrt bis zu operativer Verfügbarkeit eines neuen (zumal ersten) Flugzeugträgers Jahre vergehen.
Die ex-VARYAG (ein offizieller neuer Name wird noch immer nicht genannt) soll wohl noch in diesem Jahr der Marine offiziell übergeben, allerdings noch nicht in Dienst gestellt werden. Erprobungen werden noch geraume Zeit andauern. Danach wird dieser erste chinesische Flugzeugträger mit großer Wahrscheinlichkeit seine spätere Hauptrolle auch nur in der Ausbildung und Sammlung erster Erfahrungen beim Betrieb eines Flugzeugträgers, Flugbetrieb mit Flächenflugzeugen sowie bei der Erarbeitung von Einsatzverfahren für nachfolgende Flugzeugträger-Eigenbauten finden. Mindestens ein eigenentwickelter Flugzeugträger soll auch schon im Bau sein. Am 28. April meldete die Armeezeitung PLA Daily übrigens, dass für künftige Flugzeugträger ein elektromagnetisches Katapultsystem entwickelt werde – ein deutlicher Hinweis, dass Eigenbauten nicht mehr die noch auf der ex-VARYAG vorhandene Bugrampe („Ski-jump“), sondern (wie bei US-Flugzeugträgern) ein abgewinkeltes Flugdeck erhalten werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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