MarineForum Wochenschau vom 27. Januar 2017

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten ist vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bes­timmt, aber natür­lich gibt es auch Nachricht­en zu anderen, die Region betr­e­f­fend­en Themen.

Im andauern­den Bürg­erkrieg im Jemen haben Regierungstrup­pen und ver­bün­dete Milizen „die meis­ten Randge­bi­ete“ der Hafen­stadt Mokha von den Houthi-Rebellen zurücker­obert. Die Offen­sive hat schon vor mehreren Wochen begonnen, aber offen­sichtlich wird die Stadt selb­st noch immer von den Houthi kon­trol­liert. Für die vom Iran unter­stützten schi­itis­chen Rebellen hat der knapp nördlich der Meerenge des Bab el Man­deb am südlichen Roten Meer gele­gene Hafen von Mokha als Nach­schub­ba­sis (u.a. Waf­fen­schmuggel) zen­trale Bedeutung.

Die ägyp­tis­che Regierung hat die Beteili­gung an den sau­di-ara­bisch geführten mil­itärischen Oper­a­tio­nen im Jemen um ein Jahr ver­längert. Einge­set­zt sind vor allem auch Mari­neein­heit­en, die vom südlichen Roten Meer bis in den Golf von Aden jemeni­tis­che Häfen block­ieren und Nach­schub für die Houthi-Rebellen unterbinden sollen – mit bish­er allerd­ings eher begren­ztem Erfolg.

Die frühere 24. Anti-Pira­terie-Ein­satz­gruppe der chi­ne­sis­chen Marine (Zer­stör­er „Harbin“, Fre­gat­te „Han­dan“, Ver­sorg­er „Dong­ping Hu“) ist nach Über­gabe ihrer Auf­gaben an die zur Ablö­sung eingetrof­fene 25. Ein­satz­gruppe aus dem Golf von Aden abge­laufen. Wie üblich besuchen die Schiffe vor dem endgülti­gen Rück­marsch in die Heimat noch einige Auslandshäfen.

Dies­mal ste­hen – erst­mals seit sechs Jahren — Besuche bei ara­bis­chen Golf­s­taat­en auf dem Pro­gramm. Nach einem Besuch in Dschid­da (Sau­di Ara­bi­en) liefen die drei Schiffe am 21. Jan­u­ar in Doha (Katar) ein. Bevor sie den Per­sis­chen Golf wieder ver­lassen und auf Heimatkurs gehen, wer­den sie noch in Kuwait und den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en erwartet. Experten bew­erten die Besuche als Teil des Bestrebens Chi­nas, als „Glob­al Play­er“ seine Posi­tion in der Gol­fre­gion zu festigen.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel.

Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwick­lung. Den­noch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kernge­bi­eten seines „Kali­fats“ zurückge­drängt. Jüng­ste Ein­schätzun­gen gehen davon aus, dass der IS im Laufe dieses Jahres seine Führungs-Infra­struk­tur im Irak kom­plett aufgeben muss und dann nach Syrien ausweicht.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion („Oper­a­tion Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men zurzeit nur landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Momen­tan ist kein US-Flugzeugträger in der Region im Ein­satz. Im Per­sis­chen Golf operiert der amphibis­che Träger „Makin Island“, der ver­mut­lich vom nord­west­lichen Golf aus an Bord mit­ge­führte Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er des US Marine Corps in Luftschläge gegen IS im Irak (Offen­sive bei Mosul) einbringt.

Die Führung der Task Force 50 (TF 50) in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ hat weit­er­hin der britis­che Com­modore Andrew Burns auf dem Hub­schrauberträger „Ocean“ der Roy­al Navy. Die im Per­sis­chen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selb­st keine Kampf­flugzeuge ein­set­zen, aber mit ihren Führungs- und Fer­n­meldesys­te­men die Ein­sätze der landgestützt operieren­den Koali­tions- flugzeuge koordinieren.

Die „Ocean“ soll diese Auf­gabe durch­führen, bis mit der „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group (GHWB CSG) der näch­ste US-Flugzeugträgerver­band zu einem mehrmonati­gen Ein­satz in der Gol­fre­gion ein­trifft. Die GHWB CSG (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philip­pine Sea“ und „Hue City“, Zer­stör­er „Laboon“ und „Trux­tun“) hat sich am 21. Jan­u­ar in Nor­folk (Vir­ginia, USA) auf den Weg über den Atlantik gemacht und kön­nte Mitte Feb­ru­ar die Gol­fre­gion erreichen.
Im Mit­telmeer soll sich die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ dem Ver­band anschließen.

Syrien: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und syrischen Oppo­si­tion­sre­bellen, die gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten” gel­ten. Nach wie vor erfol­gen viele rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte in Gebi­eten, in denen islamistis­che Milizen nicht aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen Islamis­ten im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach dem gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Waf­fen­still­stand scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en der Bekämp­fung des IS nun aber ver­mehrt Pri­or­ität zu geben. Min­destens zweimal, ver­mut­lich sog­ar vier­mal bom­bardierten in der abge­laufe­nen Woche sechs in Rus­s­land ges­tartete rus­sis­che Fern­bomber Tu-23M3 Backfire‑C nach (vor­ab genehmigtem) Flug durch iranis­chen und irakischen Luftraum IS-Stel­lun­gen bei Deir-ez-Zor in Ost-Syrien. Weit­ere Luftan­griffe gab es dort in teils gemein­samen Ein­sätzen türkisch­er und in Syrien sta­tion­iert­er rus­sis­ch­er Jagdbomber.

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)

Eine auf Ini­tia­tive von Rus­s­land und der Türkei mit mehreren Rebel­len­grup­pen vere­in­barte Waf­fen­ruhe bleibt brüchig, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra sind ohne­hin aus­geklam­mert. In Astana (Kasach­stan) gab es zwar Gespräche zwis­chen den diversen Kon­flik­t­parteien, die aber keinen wirk­lichen Durch­bruch brachten.

Immer­hin will man sich im Feb­ru­ar in Genf zu neuen Friedens­ge­sprächen tre­f­fen. Allerd­ings haben die Kon­flik­t­parteien teils völ­lig unter­schiedliche Vorstel­lun­gen über deren Zielset­zung. Einige sind weit­er­hin nicht bere­it, für eine poli­tis­che Lösung irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen. Auch Syriens Präsi­dent al-Assad set­zt nur halb­herzig auf eine poli­tis­che Lösung, favorisiert mit Blick auf tatkräftige Unter­stützung durch Rus­s­land, den Iran und die libane­sis­che His­bol­lah unverän­dert einen mil­itärischen Kurs.

Mar­itime Aspekte

Vor der syrischen Küste operiert nach dem Abzug des rus­sis­chen Ver­ban­des um den Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ (s.u. RUSSLAND) nun wieder nur noch das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn). Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur der Zer­stör­er „Smetliviy“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeer­flotte). Der zuvor der Med­Sqn zugeteilte Bergeschlep­per OKHTENSKIY SB‑5 und das Spezialschiff zur Fer­n­melde-/elek­tron­sichen Aufk­lärung (SIGINT) „Liman“ sind nach mehrmonatigem Mit­telmeer-Ein­satz ins Schwarzmeer zurückgekehrt.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Nach Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­men mit Syrien zur kün­fti­gen Nutzung der rus­sis­chen Liegen­schaften in der Marineba­sis Tar­tus (samt Erweiterung und infra­struk­turellem Aus­bau) haben sich die Trans­port­fahrten noch inten­siviert. Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.

Das zur Unter­stützung von „Syr­i­an Express“ ins Schwarzmeer ver­legte Lan­dungss­chiff „Alek­san­dr Sha­balin“ der Baltischen Flotte ist zur Rück­kehr in die Ost­see gemein­sam mit dem „Kuznetsov“-Verband aus dem Mit­telmeer abgelaufen.

CHINA    

Die chi­ne­sis­che Marine hat am 22. Jan­u­ar ihren fün­ften Zer­stör­er der LUJANG-III-Klasse (Typ 052D) in Dienst gestellt.

Während die vier früheren Neubaut­en dieses Typs sämtlich bei der Süd­flotte behei­matet sind, wurde die „Xin­ing“ (117) der Nord­flotte in Qing­dao zugeteilt. Die voll beladen 7.500 ts ver­drän­gen­den 157-m-Schiffe wer­den wegen der vorne seitlich am Brück­e­nauf­bau ange­bracht­en Radarflächen ihres Active Phased-Array Radar (APAR) „Drag­on Eye“ auch gern als „chi­ne­sis­che Aegis-Zer­stör­er“ beze­ich­net; ob sie aber auch über ein dem US-Sys­tem Aegis ver­gle­ich­bares Gefechts­führungssys­tem ver­fü­gen, ist offen.

Das Design der LUJANG-III basiert auf dem der vier Meter kürz­eren Vorgängerver­sion LUJANG-II (Typ 052C). Die Haupt­be­waffnung find­et sich in zwei (je eines vorn und achtern) jew­eils 32 Zellen umfassenden Senkrecht­start­sys­te­men für (auch landzielfähige) Seeziel-FK und Flu­gab­wehr-FK; let­ztere erlauben mit Reich­weite von 100 km auch Bere­ichs­flu­gab­wehr (Area Air Defence). Ein 130-mm Haupt­geschütz (auch zur Landziel­bekämp­fung), eine 30-mm Nah­bere­ichsab­wehrkanone Typ 730 und Tor­pe­dos kom­plet­tieren die Bewaffnung. Bug­sonar und Schlepp­sonar deuten überdies auf aus­geprägte U‑Jagdeigenschaften; in einem Hangar find­en zwei Hub­schrauber Z‑9A oder Ka-28 Platz.

Mit den Neubaut­en set­zt die chi­ne­sis­che Marine ziel­gerichtet die Erneuerung ihrer Zer­stör­erkom­po­nente fort. Nach zunächst zwei Schif­f­en der LUJANG-II-Klasse wur­den mit einem zweit­en Los noch ein­mal vier Schiffe dieses Typs in Dienst gestellt. Danach set­zt man nun aber offen­bar auf das Nach­fol­ge­mod­ell LUJANG-III. Erwarteten Experten hier zunächst zehn Schiffe, gehen einige neue Schätzun­gen inzwis­chen von „min­destens 18“ aus; offizielle Zahlen gibt es nicht. Die neuen Zer­stör­er sind als Mehrzweckschiffe für eine Vielzahl von Auf­gaben (incl. asym­metrische Oper­a­tio­nen) aus­gelegt; Hauptein­satzrolle dürfte aber wohl die Ver­bands­flu­gab­wehr um Ein­satz­grup­pen (später Flugzeugträgerkampf­grup­pen) werden.

FRANKREICH

Der Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ ste­ht kurz vor dem Beginn sein­er zweit­en Grundüberholung.

Je nach Ein­satz­be­las­tung (Gesamt-Fahrstrecke) ist alle sieben bis spätestens zehn Jahre der nuk­leare Brennstoff des Antrieb­sreak­tors zu erneuern. Dies erfol­gt im Rah­men ein­er als IPER (Indisponi­bil­ité Péri­odique pour Entre­tien et Répa­ra­tions) beze­ich­n­ten, bis zu 20-monati­gen Werftliegezeit, bei der auch andere Sys­teme grundüber­holt oder in ein­er Mod­ernisierung erneuert werden.

Eine erste solche IPER hat­te das 2001 in Dienst gestellte (aber schon mehr als zwei Jahre zuvor in See erprobte) Schiff 2007-08 absolviert. Dabei wur­den u.a. auch neue Pro­peller instal­liert (bei der Erstausstat­tung hat­te es Vibra­tio­nen gegeben), Flugdeck, Hangar, Kat­a­pulte und Lan­de­fan­gan­lage wur­den für den Ein­satz neuer Marine­jagdbomber mod­i­fiziert, und neue Radarg­eräte verän­derten mit zusät­zlichen Radomen die Sil­hou­ette des Inselaufbaus.
‘Charles de Gaulle’ (Foto: B. Prezelin / Flottes de Combat)

Die nun bevorste­hende zweite IPER wird zugle­ich ein Mid-Life Refit des Flugzeugträgers. Die in einem Trock­endock in Toulon durchzuführen­den Arbeit­en mit u.a. Instal­la­tion eines neuen Smart‑S Radars wer­den auf etwa 18 Monate ver­an­schlagt. Für die Werftliegezeit sind rund um das Dock umfan­gre­iche zusät­zliche Sicher­heits­maß­nah­men vorge­se­hen. So sollen zwei aus­ge­musterte große Schiffe (ein Dock­lan­dungss­chiff und ein Flot­ten­ver­sorg­er) so neben und vor dem Dock platziert wer­den, dass sie sowohl Sichtschutz als auch eine Bar­riere gegen mögliche Ter­ro­ran­griffe bilden.

Früh­estens im Som­mer 2018 wird die „Charles de Gaulle“ die Werft wieder ver­lassen und danach dann noch mehrere Monate mit Erprobun­gen und „oper­a­tional work-up“ zur Wieder­her­stel­lung voller Ein­satzfähigkeit ver­brin­gen. Die franzö­sis­che Marine wird damit ins­ge­samt gut zwei Jahre lang auf ihren einzi­gen Flugzeugträger und damit auf die in ihrem oper­a­tiv­en Konzept wesentliche Kom­po­nente „Groupe Aeron­aval“ verzicht­en müssen.

Das beflügelt natür­lich Diskus­sio­nen um die Beschaf­fung eines zweit­en Flugzeugträgers, der vor eini­gen Jahren als nicht finanzier­bar ver­wor­fen wor­den war. Tat­säch­lich plant die franzö­sis­che Marine auch schon für einen weit­eren Flugzeugträger – allerd­ings erst für etwa 2040, also als Nach­fol­ger der „Charles de Gaulle“, die sich dann bere­its dem Ende ihrer geplanten Dien­stzeit nähert. Möglicher­weise gibt es beim Zulauf des Neubaus und der Aus­musterung der „Charles de Gaulle“ aber eine zeitliche Über­schnei­dung, die der franzö­sis­chen Marine dann vorüberge­hend für einige Jahre tat­säch­lich zwei Flugzeugträger bescheren könnte.

INDONESIEN

Die heimis­che PT PAL Werft in Surabaya hat die erste im Lande gebaute Fre­gat­te von Typ SIGMA 10514 an die indone­sis­che Marine übergeben.

Nach abschließen­den Erprobun­gen soll die nach einem früheren Admi­ral (1921–66) und Begrün­der der indone­sis­chen Marine benan­nte „Raden Eddy Mar­tad­i­na­ta“ bei der Ost­flotte der indone­sis­chen Marine in Dienst gestellt werden.

Nach der Liefer­ung (2007–09) von vier bei der nieder­ländis­chen Damen Schelde gebaut­en 91-m-FK-Korvet­ten der DIPONE­GORO-Klasse (Typ SIGMA 9113) hat­te Indone­sien 2012 die Option auf zunächst ein, 2013 dann ein zweites weit­eres Schiff wahrgenom­men. Basis ist erneut das SIG­MA-Design (wie die deutsche MEKO eine Schiffs­fam­i­lie mit Korvet­ten und Fre­gat­ten ver­schieden­er Größen und Ausstat­tun­gen); die Neubaut­en (Typ 10514) wer­den mit 105 m Länge und ein­er Ver­drän­gung von 2.400 ts größer als die zuvor geliefer­ten Korvet­ten der DIPONE­GORO-Klasse (91 m, 1.700 ts) und wer­den offiziell auch als Fre­gat­te beze­ich­net. Sie kön­nen einen Hub­schrauber mit­führen und deck­en als mit See- und Luftziel-FK, U‑Jagdtorpedos (Sonaran­la­gen) und Rohrwaf­fen bestück­tes Mehrzweck­kampf­schiff ein bre­ites Spek­trum mar­itimer Ein­sat­zop­tio­nen ab – von herkömm­lich­er Seekriegführung bis zu Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions und human­itär­er Hilfeleistung.

Während die vier DIPONE­GORO-Korvet­ten noch in den Nieder­lan­den gebaut wur­den, wer­den die neuen Fre­gat­ten von PT PAL in Indone­sien gebaut. Damen Schelde liefert der dazu in Europa vorge­fer­tigte Mod­ule und gibt tech­nis­che Hil­fe. Die geplanten Liefer­t­er­mine (Dez 2016 und Okt 2017) wer­den offen­bar fast auf den Monat genau einge­hal­ten; auch der Bau des zweit­en Schiffes ver­läuft „im Plan“. Mit dem Zulauf der Neubaut­en sollen die sechs 50 Jahre alten Fre­gat­ten der LEAN­DER-Klasse aus­ge­mustert wer­den. Die indone­sis­che Marine spricht bei deren Außer­di­en­st­stel­lungs­pla­nung von „2017–2022 jährlich einem Schiff“, was dur­chaus ein Hin­weis sein kön­nte, dass den zurzeit zwei SIG­MA-Fre­gat­ten noch weit­ere Neubaut­en fol­gen könnten.

IRAN    

Am 10. Okto­ber 2016 hat­te Marinebe­fehlshaber RAdm Habi­bol­lah Say­yari in Ban­dar Abbas die 44. Ein­satz­gruppe der iranis­chen Marine in Ban­dar Abbas verabschiedet.

Wie frühere Ein­satz­grup­pen, soll­ten auch Fre­gat­te „Alvand“ und Ver­sorg­er „Bushehr“ in einem ins­ge­samt zwei­monati­gen Ein­satz zwis­chen dem südlichen Roten Meer und dem Ostaus­gang des Golfs von Aden iranis­che Frachter und Tanker vor Pirat­en schützen. Für die 44. Gruppe kündigte der Marinechef aber eine zusät­zliche beson­dere Mis­sion an: sie sollte im Rah­men ihres Ein­satzes weit nach Süden ver­legen, Besuche in Tansa­nia und Südafri­ka durch­führen und dann zur Unter­stre­ichung der oper­a­tiv­en Reich­weite der iranis­chen Marine und Demon­stra­tion der Fähigkeit zu glob­alen Oper­a­tio­nen „in den Atlantik“ vorstoßen.

Zunächst lief auch alles plan­mäßig. Am 29. Okto­ber machte der Ver­band zum ersten Besuch in Dar-es-Salaam (Tansa­nia) fest und ver­legte dann weit­er nach Dur­ban (Südafri­ka). Dort ver­liert sich aber die Spur, und es gab es wider­sprüch­liche Mel­dun­gen der iranis­chen Marine. Am 21. Novem­ber hieß es unver­mutet, die Schiffe hät­ten bere­its vor dem Ein­tr­e­f­fen in Dur­ban den geplanten Abstech­er in den Atlantik absolviert. Eine Woche später ver­lautete dann, sie seien erst jet­zt in Dur­ban eingetrof­fen und wür­den dem­nächst nach Kap­stadt und dann in den südlichen Atlantik weit­er­fahren. Fol­gt man diesen offiziellen Darstel­lun­gen hätte der Ver­band also von Dur­ban an Kap­stadt vor­bei in den Atlantik ver­legt, wäre dann wieder nach Dur­ban zurück­gekehrt, um von dort aus dann nach Kap­stadt und noch ein­mal in den südlichen Atlantik zu fahren.

Zwei Monate lang waren die bei­den Schiffe dann aber kom­plett aus den Mel­dun­gen des iranis­chen Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums und staatlich­er Medi­en ver­schwun­den. Eigentlich hät­ten sie doch im Dezem­ber wieder nach Ban­dar Abbas zurück­kehren sollen. Seit eini­gen Tagen ist klar, dass der Mitte Novem­ber in Dur­ban begonnene Besuch vor­läu­fige End­sta­tion war. Aktuelle Satel­liten­fo­tos zeigen die „Bushehr“ in einem Trock­endock in Dur­ban, die „Alvand“ in der Nähe an ein­er Pier. Offen­bar hat­te der Ver­sorg­er eine Havarie, wobei die Notwendigkeit eines inzwis­chen zwei-monati­gen Ein­dock­ens für eine Beschädi­gung von Schraube/Welle (vielle­icht beim Able­gen zur geplanten Weit­er­fahrt nach Kap­stadt) sprechen könnte.

Iranis­che Medi­en und Marine­führung schweigen sich zu dem offen­sichtlichen Miss­geschick zwei Monate lang völ­lig aus. Etst am 18. Jan­u­ar meldet sich Admi­ral Say­yari zu Wort, spricht mit üblichem Pathos von der Anwe­sen­heit der 44. Ein­satz­gruppe in Dur­ban als „machtvolle Präsenz in inter­na­tionalen Gewässern“ und „Sig­nal von Macht und Fähigkeit­en der iranis­chen Marine“. Dass bei­de Schiffe schon seit zwei Monat­en in Dur­ban sind, ja die „Bushehr“ dort hoch und trock­en im Dock liegt, „ver­gisst“ er zu erwäh­nen. Man muss hier allerd­ings auch berück­sichti­gen, dass die Pressemit­teilun­gen der iranis­chen Marine und Mel­dun­gen in den staatlichen Medi­en primär für die heimis­che Bevölkerung gedacht sind. Eine Havarie fern der Heimat — wie sie jed­er Marine passieren kann — ist nicht geeignet, Macht und Fähigkeit­en der Marine zu unter­stre­ichen, und wird dementsprechend denn auch stillschweigend begraben.

RUSSLAND

Der Nord­flot­ten­ver­band um den Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ set­zt seine Rück­ver­legung vom Syrien-Ein­satz in die Heimat fort.

Am ver­gan­genen Woch­enende ver­ließ er das Mit­telmeer und fuhr sehr zügig west­lich an der iberischen Hal­binsel vor­bei durch die Bis­caya, den Ärmelka­nal und die Nord­see nach Nor­den. Aktuell (27. Jan­u­ar) wer­den der Flugzeugträger, der Kreuzer „Petr Velikiy“, der Ver­sorg­er „Sergej Osipov“ und der Bergeschlep­per „Niko­laj Chik­er“ vor der nor­wegis­chen Küste in der südlichen Nor­we­gensee gemeldet. Ungewöhn­lich ist, dass seit Beginn der Rück­ver­legung kein­er­lei Pause zu ein­er Zwis­chen­ver­sorgung ein­gelegt wurde. Üblicher­weise ver­sor­gen rus­sis­che Ver­bände bei solchen Ver­legun­gen auf Anker­plätzen vor Spanien in der Alb­o­ransee, vor der Seineb­ucht oder in der südlichen Irischen See, vor dem Moray Firsth vor der Ostküste Schot­t­lands, oder bei den Shet­land-Inseln. Keine dieser gängi­gen Optio­nen wurde dies­mal wahrgenommen.

St. Albans’ mit ‘Petr Velikiy’ und ‘Admi­ral Kuznetsov’ (Foto: Roy­al Navy)Kriegsschiffe mehrerer NATO-Mari­nen haben den Ver­band bei seinem Tran­sit in ablösen­dem Ein­satz begleit­et. Die spanis­che Korvette „Cazado­ra“ über­gab an das por­tugiesis­che Off­shore Patrol Ves­sel „Figueira da Foz“, dieses dann an die por­tugiesis­che Fre­gat­te „Bar­tolomeu Dias“. Im Südein­gang des Ärmelka­nals warteten die britis­che Fre­gat­te „St. Albans“ und der NATO-Ver­band SNMG‑1 mit der nor­wegis­chen Fre­gat­te „Roald Amund­sen“ und dem deutschen Flot­ten­tanker „Spes­sart“. Vor der bel­gis­chen Küste gesellte sich das bel­gis­che Wach­boot „Cas­tor“ dazu, vor der nieder­ländis­chen Küste und in der Nord­see noch das nieder­ländis­che Wach­schiff „Gronin­gen“. Flugzeuge ergänzten die Begleitung.

Während britis­che Medi­en in der Pas­sage des rus­sis­chen Ver­ban­des (in inter­na­tionalen Gewässern) ein­mal mehr eine akute Bedro­hung für Großbri­tan­nien erken­nen woll­ten, sprachen alle beteiligten Mari­nen und auch die rus­sis­che Marine von Rou­tine; das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um meinte aber auch, „man brauche keine solch völ­lig sinnlosen Eskorten“.

Vom östlichen Mit­telmeer bis in die Nord­see hat­te auch das Lan­dungss­chiff „Alek­san­dr Sha­balin“ der Baltischen Flotte gemein­sam mit dem „Kuznetsov“-Verband ver­legt. Nach gut sieben­monatigem Ein­satz zur Unter­stützung bei mil­itärischen Mate­ri­al­trans­porten aus dem Schwarzmeer nach Syrien (s.o. Bürg­erkrieg in Syrien) kehrt das Schiff der ROP­UCHA-Klasse nun in die Ost­see zurück.

Der „Kuznetsov“-Verband ver­legt in den kom­menden Tagen durch die Nor­we­gensee weit­er in die Bar­entssee, wo Übun­gen angekündigt sind. In vom 30. Jan­u­ar bis zum 1. Feb­ru­ar erk­lärten Warnge­bi­eten sollen auch Schießab­schnitte durchge­führt wer­den. Diese Zeit­pla­nung lässt darauf schließen, dass die Schiffe früher als am bish­er angekündigten 9. Feb­ru­ar im Heimat­stützpunkt Sewero­morsk ein­tr­e­f­fen könnten.

Drei ursprünglich im Okto­ber 2016 mit dem Ver­band aus Sewero­morsk ins Mit­telmeer ver­legte Schiffe ver­legen nicht mit zurück, sind offen­bar im Mit­telmeer geblieben. Der Zer­stör­er „Severo­morsk“ wurde am 22. Jan­u­ar noch bei ein­er Zwis­chen­ver­sorgung in Limas­sol (Zypern) gese­hen; außer­dem „fehlen“ der Flot­ten­tanker „Dub­na“ und der Bergeschlep­per „Altay“.

Keines der drei Schiffe wird aber aktuell als zum Mit­telmeergeschwad­er gehörig genan­nt. So spricht einiges dafür, dass sie ein geson­dertes Vorhaben durch­führen sollen, möglicher­weise auch schon begonnen haben. Dabei kön­nte es sich um einen Anti-Pira­terie-Ein­satz vor dem Horn von Afri­ka han­deln. Schon im Dezem­ber war in eini­gen Inter­net­blogs aber auch vage die Rede gewe­sen von ein­er geplantes „Umrun­dung Afrikas“ durch einen rus­sis­chen Ver­band. Die rus­sis­che Marine schweigt sich zu den drei Schif­f­en bish­er aus.