MarineForum Wochenschau vom 11. August 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors, den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen sowie dem poli­tis­chen Kon­flikt mehrerer ara­bis­ch­er Staat­en mit dem Emi­rat Katar bes­timmt. Im Per­sis­chen Golf set­zt der Iran seine „Nadel­stich-Poli­tik“ gegenüber den USA fort.

Die britis­che Roy­al Navy hat ihre in Bahrain sta­tion­ierte Minen­ab­wehrkom­po­nente rou­tinemäßig abgelöst. Nach drei­jähriger Langzeitver­legung haben die Minen­jagdboote „Pen­zance“ und „Chid­ding­fold“ den lan­gen Rück­marsch in die Heimat ange­treten; ihre Liege­plätze im Stützpunkt Mina Salman der Roy­al Navy haben „Blyth“ und „Led­bury“ ein­genom­men. Auch sie sollen dort etwa drei Jahre bleiben – mit regelmäßi­gen Besatzungswechseln.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

KATAR

Die von ein­er von Sau­di-Ara­bi­en ange­führten Gruppe ara­bis­ch­er Staat­en ver­hängte Block­ade (Schließung von Luftraum und Land­gren­zen) beste­ht fort, aber eine mil­itärische Eskala­tion ist nicht zu erwarten. Hin­ter den Kulis­sen dürfte man weit­er­hin nach ein­er für alle Parteien gesichtswahren­den poli­tis­chen Lösung für einen poli­tis­chen Kon­flikt suchen, von dem eigentlich nur der Iran prof­i­tieren kann.

JEMEN

Die von der sau­di-ara­bisch geführten Koali­tion unter­stützte jemeni­tis­che Regierung hält am Ziel ein­er „baldigen Befreiung“ des von den Houthi-Rebellen kon­trol­lierten Hafens von Hodei­dah (Rotes Meer) fest. In Umset­zung eines Vorschlages der Vere­in­ten Natio­nen wolle man den Hafen dann ein­er den Fluss human­itär­er Hil­f­s­güter koor­dinieren­den „neu­tralen Partei“ übergeben.

IRAN

Erst­mals hat der Iran im Per­sis­chen Golf mit ein­er Drohne bewusst den Flug­be­trieb eines US-Flugzeugträgers gestört.

Am 08. August manövri­erten iranis­che Stellen (Rev­o­lu­tion­s­gar­den?) über inter­na­tionalen Gewässern des Per­sis­chen Golfes und in inter­na­tionalem Luftraum eine Aufk­lärungs­drohne vom Typ QOM‑1 in den Flug­weg eines Trägerkampf­flugzeuges F/A‑18 Super Hor­net, das auf dem Flugzeugträger „Nimitz“ lan­den wollte. Annäherung der Drohne bis auf 30 Meter zwang den Piloten zu einem abrupten Auswe­ich­manöver. Alle Funksprüche an iranis­che Stellen blieben unbeant­wortet. Staatliche iranis­che Medi­en erwäh­nen diesen — ein­deutig gegen inter­na­tionales Luftverkehrsrecht ver­stoßen­den — Zwis­chen­fall mit keinem Wort.

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Unverän­dert bes­tim­men divergierende Eigen­in­ter­essen zahlre­ich­er Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten die Entwicklung.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Trup­pen und syrisch­er (kur­dis­ch­er) Oppo­si­tion­s­milizen. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Der US-Flugzeugträger „Nimitz“ set­zt im Per­sis­chen Golf den Ein­satz sein­er Kampf­flugzeuge gegen IS-Ziele in Irak und Syrien fort. Die „Nimitz“ Car­ri­er Strike Group ist zwar erst kür­zlich in der Region eingetrof­fen, aber die US Navy hat bere­its entsch­ieden, ihren Ein­satz im Per­sis­chen Golf bzw. im Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte über die ursprünglich geplanten sechs Monate hin­aus zu verlängern.
auf­mu­ni­tion­ieren ein­er F‑18 auf der ‘Nimitz’ (Foto: US Navy)

In den Seege­bi­eten um die Ara­bis­che Hal­binsel, operiert weit­er­hin die „Bataan“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) der US Navy. Auf dem amphibis­chen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Har­ri­er und Kampfhub­schrauber des US Marine Corps kön­nen bei Bedarf auch über Land (z.B.gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Jemen oder in Soma­lia) einge­set­zt werden.

Die in Nor­folk behei­matete „Bataan“ ARG ist schon seit Ende Feb­ru­ar unter­wegs, nähert sich also dem Ende eines nor­malen Ein­satzes und dürfte dem­nächst ins Mit­telmeer ablaufen. Ablö­sung ist mit der in San Diego (Kali­fornien) behei­mateten „Amer­i­ca“ ARG auch bere­its auf dem Weg, hat es aber nicht son­der­lich eilig.

Am 6. August traf der amphibis­che Träger „Amer­i­ca“ zu einem geplanten Besuch in Sin­ga­pur ein, während das zu sein­er ARG gehörende Dock­lan­dungss­chiff „San Diego“ Cam Ranh (Viet­nam) anlief. Nach den Besuchen ste­hen für die ARG noch Übun­gen mit südostasi­atis­chen Part­ner­mari­nen auf der Agen­da, bevor der Ver­band dann weit­er in Rich­tung Ara­bis­che Hal­binsel / Per­sis­ch­er Golf verlegt.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht unverän­dert keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; außer­halb von erk­lärten „De-Eskala­tion­szio­nen“ gel­ten alle gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Regierungstrup­pen auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei lässt keinen Zweifel daran, dass es ihr in Syrien weniger um den Kampf gegen IS geht, als um eine „Neu­tral­isierung“ von Kur­den. Türkische Trup­pen bere­it­en sich ange­blich auf ver­stärk­te Oper­a­tio­nen in gren­z­na­hen Gebi­eten Nordsyriens vor.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung)

In den auf Ini­tiartive von Rus­s­land, Syrien, dem Iran und der Türkei erk­lärten „De-Eskala­tion­szo­nen“ herrscht weit­er­hin ver­gle­ich­sweise Ruhe. Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er; islamistis­che Milizen bleiben ohne­hin grund­sät­zlich von allen Feuer­pausen ausgenom­men. Rus­s­land ist — teils auch erfol­gre­ich — bemüht, in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die vere­in­barten Feuer­pausen in formelle regionale Waf­fen­still­stände zu über­führen und deren Ein­hal­tung auch überwachen zu lassen. Ohne Man­dat der Vere­in­ten Natio­nen sind bish­er allerd­ings alle Ver­suche gescheit­ert, hier nicht im syrischen Bürg­erkrieg involvierte Län­dern zur Entsendung von Frieden­strup­pen zu bewe­gen. So kom­men vor­erst nur rus­sis­che Mil­itär­polizis­ten zum Einsatz.

Rus­s­land sieht in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die „Basis für ein Ende des Bürg­erkrieges“. Sie zwän­gen syrische Oppo­si­tion­s­milizen, sich räum­lich von islamistis­chen Ter­ror­grup­pen zu tren­nen, und dies eröffne Chan­cen für einen poli­tis­chen Dialog.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Eine Woche nach dem mit ein­er Seepa­rade von Tar­tus began­genen „Tag der Seekriegs­flotte“ führt die Med­Sqn offen­bar einen größeren Wech­sel ihrer Ein­heit­en durch.

Am 7. August liefen das U‑Boot „Krasnodar“ und der Minen­such­er „Valentin Pikul“ durch die Türkischen Meeren­gen ins Schwarzmeer ab. Das neue U‑Boot der KILO-III-Klasse schloss damit seine mit drei­monatigem Ein­satz bei der Med­Sqn fast vier Monate dauernde „Über­führungs­fahrt“ aus der Ost­see zur Schwarzmeer­flotte ab.
‘Krasnodar’ im Bosporus (Foto via turkishnavy.net)
Die „Valentin Pikul“ been­dete einen vier­monati­gen Ein­satz zum Schutz der Ans­teuerun­gen syrisch­er Häfen vor verdeck­ter Ver­min­ung. Einzige Kampfein­heit der Med­Sqn ist damit vor­erst die Fre­gat­te „Admi­ral Essen“.

Ver­stärkung (oder Ablö­sung?) scheint sich aber anzukündi­gen. Nach Teil­nahme an den Feiern zum „Tag der Seekriegs­flotte“ in der Ost­see kehrt der Zer­stör­er „Vit­sead­mi­ral Kulakov“ nicht zur heimatlichen Nord­flotte zurück, son­dern ver­legt nach Süden. Am 8. August wurde das Schiff nach Pas­sage des Englis­chen Kanals in der Biskaya gemeldet. Die rus­sis­che Marine spricht von einem „Kurs nach Plan“, ohne allerd­ings Hin­weise zu geben, wohin dieser den Zer­stör­er führen soll. Beobachter gehen über­wiegend von ein­er Ver­legung ins Mit­telmeer zur Unter­stützung der Med­Sqn aus.

Schon früher hat­ten Ein­heit­en ander­er Flot­ten die mit der Abstel­lung von Kampf­schif­f­en zur Med­Sqn an der Gren­ze ihrer Möglichkeit­en operierende Schwarzmeer­flotte im Mit­telmeer unter­stützt. Auch die „Vit­sead­mi­ral Kulakov“ war erst Ende 2016 mehrere Monate (gemein­sam mit dem Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“) im Mit­telmeer einge­set­zt. Den abge­laufe­nen Minen­such­er wird die Schwarzmeer­flotte allerd­ings durch ein Schwest­er­boot erset­zen kön­nen – oder aber die Anfang 2016 begonnene Minen­ab­wehr-Oper­a­tion (Route Sur­vey) vor der syrischen Küste stillschweigend beenden.

Die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an, hat — möglicher­weise im Zuge der Feiern zum „Tag der Seekriegs­flotte“ — eine Pause ein­gelegt. Seit mehr als zwei Wochen hat keines der bish­er einge­set­zten Lan­dungss­chiffe oder der speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei und Deutsch­land gekauften und teils als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erten, ex-zivilen Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend passiert.

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ÄGYPTEN

Am 8. August hat die ägyp­tis­che Marine in Kiel ihr zweites in Deutsch­land gebautes U‑Boot übernommen.

Die Über­gabe – und ver­mut­lich auch zugle­ich formelle Indi­en­st­stel­lung – von „S‑42“ erfol­gte gut acht Monate nach dem ersten U‑Boot „S‑41“, das im März auch schon in die kün­ftige Heimat ver­legt hat­te. Wann „S‑42“ seine Über­führungs­fahrt antreten soll, bleibt abzuwarten. Gerücht­en zufolge soll sich der Neubau noch im August auf den Weg machen, aber „S‑41“ hat­te nach sein­er Über­nahme noch drei Monate zu Rest-Arbeit­en und Besatzungsaus­bil­dung in Kiel verbracht.

S‑41“ und „S‑42“ sind die ersten zwei von ins­ge­samt vier von der ägyp­tis­chen Marine bestell­ten U‑Booten TYP 209/1400 mod: kon­ven­tionell diesel-elek­trisch angetriebene (kein außen­luftun­ab­hängiger Antrieb) U‑Boote, wie sie ähn­lich vor etwa zehn Jahren auch für Südafri­ka (Typ 209‑1400 SAN) in Kiel gebaut wur­den. Zwei erste U‑Boote waren 2011 in Deutsch­land bestellt wor­den, 2015 fol­gte eine Nachbestel­lung von noch zwei weit­eren U‑Booten. Trotz der poli­tis­chen Wirren (Sturz von Präsi­dent Mur­si) hat­te der Bun­dessicher­heit­srat keine Ein­wände: U‑Boote seien zwar Rüs­tungs­güter, kön­nten aber „nicht im Inneren (zur Unter­drück­ung oppo­si­tioneller Kräfte) einge­set­zt werden“.

Die Erneuerung der U‑Bootkomponente ste­ht seit mehr als 20 Jahren auf der Agen­da der ägyp­tis­chen Marine. Konkreten Aufträ­gen standen allerd­ings immer knappe Bud­gets bei zugle­ich deut­lich­er Nachrangigkeit hin­ter Heer und Luft­waffe ent­ge­gen. So musste es zunächst bei ein­er Ende der 1990-er Jahre mit US-Hil­fe durchge­führten Kampfw­ert­steigerung für vier etwa 15 Jahre zuvor aus Chi­na importierte U‑Boote der ROMEO-Klasse bleiben. Mit der Beschaf­fung von U‑Booten in Deutsch­land wird das Vorhaben nun endlich real­isiert. Mit den vier Neubaut­en vol­lzieht die ägyp­tis­che Marine einen 1:1 Ersatz ihrer alten ROMEO, aber inof­fiziellen Mel­dun­gen zufolge hat man Inter­esse an noch zwei weit­eren U‑Booten (möchte vielle­icht mit Israel gleichziehen).

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CHINA

Kräftev­er­gle­iche von Mari­nen ignori­eren häu­fig, dass eine Flotte nicht allein aus Kampf­schif­f­en besteht.

Dabei sind ohne aus­ge­wo­gene Unter­stützungskom­po­nente effek­tiv­en Oper­a­tio­nen selb­st vor vor der eige­nen Küste enge Gren­zen geset­zt, und erst die Fähigkeit zu Ver­sorgung in See gibt ein­er Flotte größere, ggf. auch glob­ale Reich­weite und macht sie in einem heimat­fer­nen Ein­satz abseits der Möglichkeit ein­er Nutzung von Hafen­in­fra­struk­tur durch­hal­te­fähig. Die Band­bre­ite der benötigten Unter­stützung­sein­heit­en reicht von kle­in­sten Verkehrs­booten und Ölschuten über Hafen und Seeschlep­per bis zu großen Tankern und Einsatzgruppenversorgern.

Die chi­ne­sis­che Marine hat nun bei der Nord­flotte einen großen neuen Bergeschlep­per in Dienst gestellt. Die „Bei Tuo 739“ ver­drängt etwa 6.000 ts und ist mit 100m Länge und 16m Bre­ite nicht nur der größte Schlep­per der chi­ne­sis­chen Marine, son­dern auch weltweit eines der größten der­ar­ti­gen Marine­fahrzeuge. Bauw­erft ist die zur Chi­na State Ship­build­ing Cor­po­ra­tion (CSSC) gehörende Huang­pu-Werft im süd­chi­ne­sis­chen Guangzhou (nahe Hong Kong).

Die Werft hat­te in den let­zten Jahren bere­its mehrere fast gle­ich große Ret­tungss­chiffe für die dem Trans­port­min­is­teri­um unter­stellte paramil­itärische Chi­na Res­cue & Sal­vage gebaut, und optisch lässt der neue Mari­neschlep­per auch eine deut­liche Ver­wand­schaft mit deren Design erken­nen. Neben der Fähigkeit Schiffe zu schlep­pen kann der Neubau bei ein­er Vielzahl von Havarien tech­nis­che Unter­stützung leis­ten, z.B. Brände löschen und mit einem bor­deige­nen Kran schwere Las­ten bewe­gen. Eine Lan­de­plat­tform auf dem Vorschiff erlaubt auch Hub­schraubere­in­satz. Nach offiziellen Angaben der chi­ne­sis­chen Marine ist der Neubau überdies mit mod­ern­stem Unter­wasserg­erät zur U‑Bootrettung ausgerüstet.

Der Bau der „Bei Tuo 739“ erfol­gte offen­bar vor dem Hin­ter­grund der Beschaf­fung von Flugzeugträgern, und der neue Bergeschlep­per soll wohl auch inte­graler Bestandteil von Flugzeugträger-Ein­satz­grup­pen wer­den, diese bei Oper­a­tio­nen in außer­heimis­chen Gewässern begleit­en und unter­stützen. Huang­pu soll in Guangzhou auch schon mit dem Bau von zwei Schwest­er­schif­f­en begonnen haben.

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NORDKOREA (Fortschrei­bung)

Der ver­bale Schlagab­tausch zwis­chen Nord­ko­rea und den USA erre­icht neue Schärfe.

Am 5. August hat der UN-Sicher­heit­srat neue Wirtschaftssank­tio­nen beschlossen. Exportver­bote für Kohle, Eisen­erz, Blei und Fis­chereipro­duk­te dürften Nord­ko­re­as staatliche Ein­nah­men um etwa ein Drit­tel schmälern. Grund für die doch über­raschende und sog­ar ein­stim­mig(!) ver­ab­schiedete Res­o­lu­tion dürften zunehmend unver­hoh­lene War­nun­gen der USA sein, dass ohne inter­na­tion­al abges­timmte Maß­nah­men kaum noch eine Alter­na­tive zu mil­itärischen Optio­nen bleibe.

Zumin­d­est kurzfristig dürften die neuen Sank­tio­nen allerd­ings wirkungs­los ver­puffen, und ver­han­deln will Nord­ko­rea erst wenn die “Bedro­hung durch die USA voll­ständig beseit­igt” ist (Abzug von US-Trup­pen aus Süd­ko­rea, keine bilat­eralen süd­ko­re­anisch-amerikanis­chen Manöver mehr, kom­plet­ter Verzicht auf Raketen­ab­wehrsys­teme). Die eige­nen Atom­waf­fen- und Raketen­pro­gramme seien allerd­ings nicht ver­han­del­bar, und man sei jed­erzeit bere­it vor­bere­it­et, die USA in nuk­learen Erstschlä­gen zu vernichten.

nord­ko­re­anis­che Mit­tel­streck­en­rakete ‘Hwa­song-12’ (Foto: staatl. nordk. Medien)US-Präsident Trump sieht in diplo­ma­tis­chen Floskeln keinen Sinn mehr. Laut­stark erk­lärte er, jed­er nord­ko­re­anis­che Angriff werde unverzüglich “mit Feuer und Wut” beant­wortet. Wie nicht anders zu erwarten, legte Nord­ko­rea ver­bal nach und kündigte sein­er­seits eine Demon­stra­tion der Fähigkeit­en zu einem Angriff (NICHT wie in eini­gen Medi­en berichtet einen Angriff) auf die zu den USA gehörende west­paz­i­fis­che Insel Guam an. Oper­a­tive Pla­nun­gen zu einem gle­ichzeit­i­gen Start von vier Mit­tel­streck­en­raketen Hwa­song-12 (Reich­weite 4.500km) seien abgeschlossen; die Aktion solle “ab Mitte August” durchge­führt wer­den. Alle vier Raketen wür­den über japanis­ches Gebi­et hin­weg in Rich­tung Guam geschossen; ihr Ziel­ge­bi­et liege etwa 30–40km vor der US-Insel in inter­na­tionalen Gewässern. Allerd­ings ist bis­lang nur von “abgeschlossen­er Pla­nung” die Rede, was darauf hin­deutet, dass Dik­ta­tor Kim Jong-un noch kein grünes Licht gegeben hat.

Inter­na­tion­al abges­timmte poli­tis­che Lösun­gen sind nicht in Sicht. Chi­na hätte wohl die größten Möglichkeit­en, Nord­ko­rea zum Ein­lenken zu brin­gen, aber die zurzeit von Peking aus­ge­sandten Sig­nale dürften dazu wenig tau­gen. Unverän­dert sieht man die Schuld an der Entwick­lung auss­chließlich im bilat­eralen Ver­hält­nis der USA zu Nord­ko­rea. Am 10. August schrieb eine staatliche(!) chi­ne­sis­che Zeitung, bei einem nord­ko­re­anis­chen Angriff auf US-Gebi­et werde Chi­na neu­tral bleiben, jeden US-Erstschlag oder auch Ver­such zu einem gewalt­samen Regierungswech­sel aber stop­pen. Diese Hal­tung dürfte das Regime in Nord­ko­rea in sein­er aggres­siv­en Poli­tik nur noch bestärken.

Die US-Regierung hält denn auch an mil­itärische Optio­nen fest. Natür­lich könne jed­er Mil­itärschlag katas­trophale Kon­se­quen­zen haben, nicht zulet­zt Bevölkerungszen­tren in Süd­ko­rea und Japan zum poten­tiellen Ziel nord­ko­re­anis­ch­er Vergel­tungss­chläge machen. Klar sei aber auch, dass man — so wörtlich — „Opfer außer­halb der USA denen im eige­nen Land deut­lich vorziehe“.

Die US Navy verzichtet zurzeit auf sicht­bare Präsenz in der Region um die kore­anis­che Hal­binsel; momen­tan operiert im West­paz­i­fik kein einziger Flugzeugträger. Die per­ma­nent in Japan sta­tion­ierte „Ronald Rea­gan“ ist nach Abschluss ein­er drei­monati­gen „Indo-Asia-Pacif­ic Patrol“ und Übun­gen vor Aus­tralien am 9. August in ihren Heimat­stützpunkt Yoko­su­ka (bei Tokio) zurück­gekehrt, bleibt dort aber sich­er in kurzfristiger Bere­itschaft. Vor der kali­for­nischen Küste führt die „Theodore Roo­sevelt“ Car­ri­er Strike Group mit einem mehrwöchi­gen „Com­pos­ite Train­ing Unit Exer­cise“ (COMPTUEX) ein abschließen­des oper­a­tives work-up für einen Ein­satz durch, der im Sep­tem­ber begin­nen könnte.

Ver­schiedene Quellen lassen erken­nen, dass die USA und Japan sich zumin­d­est vor­bere­it­en, auf den angekündigten nord­ko­re­anis­chen Raketen­start mit dem Ein­satz von see- und landgestützten Raketen­ab­wehrsys­te­men zu reagieren. In den kom­menden Tagen dürften daher Raketen­ab­wehr-fähige Aegis-Kampfein­heit­en und zur Zielver­fol­gung geeignete Schiffe bei­der Mari­nen in Seege­bi­eten zwis­chen der kore­anis­chen Hal­binsel und Guam Posi­tion beziehen.

Experten hegen allerd­ings sowohl an der angekündigten nord­ko­re­anis­chen Raketen-Demon­stra­tion als auch am tat­säch­lichen Ein­satz von Raketen­ab­wehrsys­te­men gehörige Zweifel. Für alle Seit­en beste­he ein extrem hohes Risiko von mit katas­trophalem Gesichtsver­lust ver­bun­de­nen tech­nis­chen Fehlschlägen.

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RUSSLAND (multi­na­tion­al)

Abseits aller Ver­stim­mungen zwis­chen Rus­s­land und dem West­en (USA, Europa) gibt es Bere­iche, in denen Koop­er­a­tion nicht oder nur wenig beein­trächtigt ist.

So war Rus­s­land in den let­zten Tagen Gast­ge­ber für „Balex Delta 2017“, die nach ein­er Vere­in­barung der Helsin­ki Com­mis­sion (HELCOM) durchzuführende größte jährliche Umweltschutzübung in der Ost­see. Im Mit­telpunkt der 1989 begonnenen Übungsserie ste­ht die Besei­t­i­gung von Ölver­schmutzun­gen. Regelmäßig sind Mari­nen, Küstenwachen und zivile Behör­den aller neun Ost­seean­rain­er an den Übun­gen beteiligt, deren Aus­rich­tung in Rota­tion wech­selt. In diesem Jahr ist die Rei­he an Rus­s­land, und „Balex Delta 2017“ find­et in Kalin­ingrad und den Gewässern der Danziger Bucht statt.

Balex Delta 2017“ begann am 8. August mit ein­er Hafen­phase in Kalin­ingrad, wohin die Übung­steil­nehmer (erneut aller neun Ost­seean­rain­er) nach ein­er fik­tiv­en HEL­COM-Alarmierung ver­legt hat­ten. Neben Erfahrungsaus­tausch und Vor­bere­itung der Seep­hase ging es hier vor allem auch um Imple­men­tierung von Not­fallplä­nen und zwis­chen­staatlichen Alarmierungsverfahren.

Am 9. August war dann die Danziger Bucht Schau­platz der Seep­hase. Ins­ge­samt 15 Spezialschiffe und Boote (neun aus Rus­s­land, drei aus Däne­mark, je eines aus Finn­land, Polen und Schwe­den) ver­legten durch den Kalin­ingrad­er Seekanal ins Übungs­ge­bi­et. Spezialper­son­al der anderen Staat­en sowie mehrere Hub­schrauber und Flugzeuge unter­stützten die Übung, in deren Mit­telpunkt ein angenommenes Feuer auf ein­er sta­tionären Ölbohrplat­tform stand. Für die Teil­nehmer ging es darum, gemein­sam den Brand zu löschen, Ver­let­zte zu bergen und in Lan­dein­rich­tun­gen zu evakuieren und schließlich den Aus­tritt von mehreren tausend Ton­nen Öl zu begren­zen und zu bekämpfen.

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SPANIEN

Die spanis­che Marine lässt mehr als 40 Jahre alte Hub­schrauber noch ein­mal modernisieren.

Schon Mitte der 1970er Jahre waren sieben Hub­schrauber Agus­ta Bell AB-212 beschafft wor­den. Als „Arbeit­spferde“ führten die bei der spanis­chen Marine an Land und an Bord von Schif­f­en Per­son­al- und Mate­ri­al­trans­porte und Search & Res­cue Ein­sätze durch und kamen auch bei Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions in der Seege­bi­et­süberwachung und beim Board­ing zum Ein­satz; zulet­zt u.a. im Rah­men der EU Oper­a­tion „Sophia“ vor Libyen. Außen­last­be­häl­ter für unge­lenk­te 70-mm-Raketen gaben ihnen auch eine Rolle in der Feuerun­ter­stützung bei amphibis­chen Oper­a­tio­nen. Bor­dgestützte U‑Jagd war allerd­ings nicht ihre Auf­gabe; für diese Rolle hat­te die spanis­che Marine Ende der 1980er Jahre Hub­schrauber SH-60 Sea­hawk beschafft.

Eine Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung soll die sieben AB-212 nun für weit­ere bis zu 15 Dien­st­jahre fit machen. Neben Über­hol­ung von Zelle und Trieb­w­erken und Erneuerung der gesamten Bor­delek­trik erhal­ten sie neue Avionikgeräte (dig­i­tal­isiertes Cock­pit), Radar und Kom­mu­nika­tion­sausstat­tung, Anla­gen zur GPS-Satel­liten­nav­i­ga­tion, Nacht­sicht­geräte und verbesserte Selb­stschutzausstat­tung. Die ersten vier Hub­schrauber sind bere­its wieder in den aktiv­en Dienst zurück­gekehrt. Zwei weit­ere sowie die siebte als “Pro­to­typ” für Entwick­lung und Zer­ti­fizierung von Sys­te­men genutzte Mas­chine sollen bis 2018 folgen.

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USA

Beim Absturz eines Schwenkro­tor­flugzeuges MV-22 Osprey kamen am 5. August vor Aus­tralien drei US-Sol­dat­en ums Leben.

Die Mas­chine des US Marine Corps’ war als Teil der fliegen­den Kom­po­nente der 31st Marine Expe­di­tionary Unit auf dem amphibis­chen Träger “Bon­homme Richard” eingeschifft. Nach Abschluss der bilat­eralen Übung “Tal­is­man Saber 2017” mit der Aus­tralis­chen Marine war sie vor der aus­tralis­chen Nor­dostküste im Koral­len­meer noch in ver­bandsin­terne Aus­bil­dung eingebunden.

Das Unglück ereignete sich bei einem rou­tinemäßi­gen Verbindungs­flug von der “Bon­homme Richard” zum eben­falls zum Ver­band gehören­den Dock­lan­dungss­chiff “Green Bay”. Ange­blich set­zte die Osprey beim Lan­dean­flug ver­set­zt und zu hart auf dem Land­edeck der “Green Bay” auf, rutschte dann seitlich über Bord und ver­sank im Meer. 23 der ins­ge­samt 26 Per­so­n­en an Bord kon­nten gerettet wer­den; drei blieben ver­misst, sind ver­mut­lich mit dem Flugzeug untergegangen.

Die aus­tralis­che Marine ver­legte sofort ihr in der Region befind­lich­es Ver­mes­sungss­chiff “Melville” zum Unglück­sort. Diesem gelang es mit seinen Spezial-Sonarg­eräten auch sehr schnell, das Wrack auf dem Meeres­grund zu orten. Die abgestürzte MV-22 (mit den in ihr ver­muteten drei Toten) soll nun möglichst schnell gebor­gen wer­den. Erst danach wird eine Unter­suchung auch Auf­schluss über die genaueren Umstände des Absturzes und seine Ursachen geben.

Kurz­fas­sung
MarineForum Wochenschau vom 11. August 2017
Artikelüber­schrift
Marine­Fo­rum Wochen­schau vom 11. August 2017
Erk­lärung
Das Geschehen auf den Welt­meeren in der wöchentlichen Übersicht
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Marine­Fo­rum
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