EIN KONTINENT IM AUFBRUCH:
Afrikanische Wirtschaft — Wettbewerb um Rohstofflieferungen aus Afrika:
Am Ende der Kolonialzeit hatten afrikanische Länder ein BSP, das mit ostasiatischen Ländern vergleichbar war. 1953 betrug das BSP pro Kopf im Kongo 1364 US-$, an der Elfenbeinküste 1.092 US-$ und in ganz Afrika im Durchschnitt 852 US-$ — während Taiwan ein BSP von 1.144 US-$ und Südkorea von 966 US-$ erwirtschaftete. Rupert Neudeck(der Gründer von “Komitee CAP ANAMUR Deutsche Notärzte e.V.”) fragt sich daher zurecht, warum Afrika nicht eine ähnliche Entwicklung genommen hat wie diese ostasiatischen Staaten (“DIE KRAFT AFRIKAS — Warum der Kontinent noch nicht verloren ist”, C.H. Beck Verlag, S. 137 ff) und liefert mehrere Erklärungsversuchen von anderen Personen: “Die Asiaten haben Disziplin, wir nicht”, “Prolematische Grenzziehungen”, “Fehlende Ressourcen”, eine “mentalité africaine” und die “Worst Leadership als Hemmschuh”. Von all diesen Erklärungen scheint mir die “Problematische Grenzziehung” die objektivierbarste Ursache der Fehlentwicklung Afrikas zu sein. Wenn die Grenzen von außen festgelegt werden, ohne die Zusammengehörigkeit von Völkern oder deren jahrhunderte alte Feindschaften zu berücksichtigen, dann kann sich kein nationales Gesellschaftsbewusstsein ausbilden. Dann gibt es immer rivalisierende Gruppen, deren Vertreter die Stärkung der eigenen Hausmacht, des eigenen Stammes zum Ziele haben, und benachteiligte Ethnien — deren Benachteiligung sich in Gewalttaten entlädt. Und dann gibt es die klassischen Diktatoren, die sich die Macht sichern — und (in Afrika als “Africa One” bezeichnet) die eigenen Taschen noch mehr füllen.
Wenn sich diese Konflikte begrenzen lassen, zeigt auch Afrika eine “Tendenz nach oben”.
Die für das Wirtschaftswachstum wichtige “Mittelschicht” eines Landes umfasst (Stand 2011) in ganz Afrika bis zu 500 Millionen Menschen. Diese afrikanische Mittelschicht (“Africa Two”) bestimmt immer mehr das Wirtschaftsgeschehen des Kontinents. Von den (im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts) zehn weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften liegen sechs in Afrika. Im Jahr 2012 dürfte sich das Wirtschaftswachstum des Kontinents erneut beschleunigen — und damit selbst die Volkswirtschaften der klassischen Schwellenländer wie China und Indien “in den Schatten stellen”.
Für 2012 wird auf dem gesamten Kontinent ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 5,4 % erwartet. Angola und Äthiopien, Aquatorialguinea und Ghana, Malawi, Nigeria, Ruanda und Uganda sind mit über 40 % Wirtschaftswachstum (und das während der Jahre der Weltfinanzkrise von 2006 bis 2011) die Vorreiter des Aufschwungs. Äthiopien (mit über 60 % Wirtschaftswachstum), Ghana und Nigeria führen die Rangfolge an. Lediglich zwei Staaten — Simbabwe (das einst blühende “Rhodesien”) und Libyen (in Folge des Bürgerkriegs) stecken in einer Rezession mit zurück gehender Wirtschaftsleistung.
Afrika hat die größten Rohstoffvorkommen der Erde, ein Drittel aller möglichen Wasserenergiepotenziale und bis 2050 eine Bevölkerung von über einer Milliarde Menschen, davon ein Drittel jünger als 15 Jahre.Rund die Hälfte der 650 Mio. Afrikaner südlich der Sahara überleben aber in bitterster Armut. Obwohl der Kontinent mit Bodenschätzen gesegnet ist — mit Öl, Uran und Kohle, mit Gold und Diamanten, mit genügend Wasser, fruchtbaren Böden und einem Klima, das Weinbau genauso erlaubt wie die Ernte von exotischen Früchten — und obwohl nach Schätzung der Royal African Society in London über 1000 Milliarden Dollar an Entwicklungshilfe geflossen sind, ist Afirka das Armenhaus der Welt geblieben. Südafrika gilt (noch) als Modellstaat, andere ehemalige Kolonien wie das einst gepriesenen Simbabwe leben heute in einem selbst verursachten Alptraum. Von den am 50 wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDC-Staaten) liegen 2/3 auf dem afrikanischen Kontinent. Dennoch scheint es Afrika zu gelingen, langsam aus diesem Alptraum zu erwachen. Nach Angabe de OECD wird für das Jahr 2007 ein durchschnittliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aller afrikanischen Länder in Höhe von 5,7 % erwartet — die höchste Wachstumsrate seit einem viertel Jahrhundert. Dieses Wachstum des BIP betrifft vor allem die bevölkerungsreichen Länder. Die Staaten, die in den zehn Jahren zwischen 1996 und 2006 mindestens 4,5 % Wachstum erzielten, beherbergen 2/3 der afrikanischen Bevölkerung. Damit aber ist zugleich die Problematik der “reinen Zahlen” angedeutet: wenn die Bevölkerung schneller wächst als die Wirtschaft, dann führt das im Schnitt zu einer Reduzierung des durchschnittlichen “pro Kopf” Einkommens in den betroffenen Staaten. Um die Zahl der Armen bis 2015 zu halbieren, müsste die Wachstumsrate tatsächlich mindestens 8 % betragen. Das Wachstum wird vor allem durch ausländische Direktinvestitionen (2007 rd. 19 Mrd. $) im Bereich der Rohstoffgewinnung und die Überweisungen von imigrierten Afrikanern in ihre Heimatländer (durchschnittlich 8 Mrd. $) getragen. Von 2002 bis 2006 stieg der Anteil ausländischer Direktinvestitionen in Afrika auf das dreifache (!), die Steigerungsrate ist damit höher als in den Osteuropäischen und GUS-Ländern, den asiatischen Schwellenländern und sogar als in Lateinamerika. Natürlich sagt die Wachstumsrate alleine nicht viel aus — wer bei “Null” anfängt wird bereits mit geringen Mitteln prozentual riesiege Zuwachsraten erzielen, aber dennoch: Afrika, so scheint es, wird für Investoren attraktiver.
Allerdings leben rund 30 % der aifrkanischen Bevölkerung in Ländern, die keinen Zugang zum Meer haben. Diese “landlocked countries” sind zudem von meist gegnerisch gesinnten Staaten umgeben — Äthiopien nur als Beispiel genannt. Diese afrikanischen Ländern orientieren ihre Wirtschaft nicht an den Nachbarländern, die Infrastrutkur und Wirtschaftspolitik sind nicht auf eine Ergänzung der jeweiligen Ressourcen durch den Nachbarn ausgelegt. Dazu kommt die instabilie Lage der Transportkorridore. Äthiopien ist von Djibouti abhängig, Uganda ist es von Kenia, und als 2007 der “Transportkorridor” in Kenia zusammen brach, blieb nur der (heillos überlastete) Hafen von Dar-es-Salaam als Ausweg.
Europa hat nach der “Entkolonialisierung” enorm an Einfluss in Afrika verloren. In der öffentlichen Diskussion wird Afrika allenfalls noch als “Migrantenquelle” genannt — und die unerwünschte Einwanderung von Afrikanern in Europa als Problem gesehen. “Sollen die Afrikaner doch in der Serengeti bleiben” und dort den Touristen eine idealistisch rustikale Sicht von Afrikas Natur und Stammesleben bieten (und vielleicht noch die eine oder andere Touristin beglücken).
“Europäer begreifen in der Regel nicht, welche Abhängigkeiten sie gestiftet haben, und sind empört über die Undanbarkeit der Afrikaner” (Paul Parin: “Zu viele Teufel im Land”, Klagenfurth, 2008, S. 138).
Seit dem die afrikanischen Staaten praktisch “sich selbst überlassen” wurden, ist Europa nur noch durch französische Kolonialtruppen in ehemaligen französischen Kolonien präsent gewesen. Aber auch die Franzosen mussten militärische Stützpunkte schließen und — wie in der Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) — herbe Rückschläge verkraften. Die neue “Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik” setzt nun andere Akzente. Von 6 Militäreinsätzen der EU sind immerhin 4 in Afrika zu lokalisieren, zweimal im Kongo — u.a. mit deutschen Truppen zur Sicherung von Wahlen -, eine im Tschad zum Schutz der Flüchlinge aus Darfur und zuletzt seit 2008 die Marinemission zur Bekämpfung der Piraten am “Horn von Afrika” vor der somalischen Küste. Gerade die beiden letzten Missionen — 14 europäische Staaten waren im Tschad mit Truppen präsent, 22 europäische Staaten beteiligten sich im Hauptquartier der Tschad-Mission — zeigen, dass Europa zunehmend die Bedeutung des Kontinents für seine Rohstoffversorgung erkennt.
Insbesondere der “chinesische Drache” hat nach Jahrhunderten der Abstinenz die Afrikaner wieder entdeckt. Afrika ist eine der wichtigsten Rohstoffquellen der Erde, und mit seiner Bevölkerung zugleich ein idealer Abnehmer für die chinesischen Billigprodukte. Die von 1970 bis 1975 errichtete TanZam-Bahnlinie war eines der ersten Großprojekte Chinas. Sambia wurde mit dem Hafen Dar-es-Salaam verbunden und damit die Abhängigkeit vom Transit durch das rassistische Rhodesien beendet. Dieses Projekt bildet praktsich den Einstieg in die chinesische Afrikapolitik. Afrika erhält etwa 45 % der chinesischen Entwicklungshilfe (1989 fast 5 Mrd. US-$) und liefert seinerseits wichtige Rohstoffe für die wachsende chinesische Industrie. Bis 2006 haben rund 800 chinesische Firmen insgesamt eine Milliarde Dollar in Afrika investiert und knapp 500 chinesisch-afrikanische Gemeinschaftsfirmen gegründet. Rund 80.000 chinesische Arbeiter halfen bei der Umsetzung chinesischer Infrastrukturprojekte — und ein Großteil dieser “Kulis” bleibt (wie einstmals im Westen der USA) im Lande und baut dort eine eigene Existenz auf — oft als Kleinhändler für chinesische Massengüter. Statistiken zufolge betrug das chinesisch-afrikanische Handelsvolumen 2007 rund 55 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht einer Steigerung von 40 Prozent im Vergleich zu 2005. Das Handelsdefizit Chinas gegenüber Afrika betrug 2,1 Milliarden US-Dollar (2006). Beim Afrikagipfel in Peking Ende 2006 verpflichteten sich China im “Aktionsplan bis 2009”, bis 2009 insgesamt 5 Mrd. $ an Krediten an afrikanische Staaten zu vergeben. Das Handelsvolumen zwischen China und afrikanischen Ländern wird im Jahr 2007 auf 60 Mrd. $ geschätzt und umfasst damit gut 10 % des gesamten afrikanischen Aussenhandels. Deutschland brachte im Jahr 2006 ein Gesamthandelsvolumen von etwas über 30 Mrd. € zusammen. Nach der EU (insbesondere Frankreich, gefolgt von England) und den USA ist China inzwischen drittgrößter Handelspartner. Im Jahr 2006 wurden etwa 40 % der afrikanischen Exporte nach Europa, etwas über 20 % nach den USA und etwas über 15 % nach China geleitet. Angola und Sudan sind die wichtigsten Öllieferanten des aufstrebenden ostasiatischen Reiches, das 30 % seiner Rohölimporte aus afrikanischen Quellen deckt. China will bis 2009 seine Entwicklungshilfe verdoppeln, es gewährt 6 Mrd. $ zinsgünstige Kredite und zusätzlich 2 Mrd. $ Exportkredite — und das alles, ohne die strengen Auflagen der Weltbank zu beachten. Dazu kommen fast eine Dreiviertel Million Chinesen, die bis Ende 2007 nach Afrika ausgeschwärmt sind, um dort Geschäfte zu machen. Inzwischen gibt es in allen afrikanischen Hauptstädten eine wachsende chinesische Gemeinde. In Südafrika hat die Zahl der Chinesen von 10.000 (1980) auf etwa 400.000 (2006) zugenommen, vielfach bleiben die für Großprojekte angeworbenen Arbeiter chinesischer Unternehmen nach Fertigstellung der Projekte im Lande und machen sich als Händler und Kleinunternehmer selbstständig.
Chinas offizielle Entwicklungshilfe liegt aber auf relativ niedrigem Niveau, dafür ist die indirekte Unterstützung und Hilfe sehr hoch (Quelle: Paulo, Sebastian/Reisen, Helmut: Frischer Wind aus Asien, IN: Internationale Politik Juni 2009, Seite 28–33)
zum Vergleich: Der IWF schätzt chinesische Finanzunterstützung für Afrika (Kreditlinien, Darlehen der Exim-Bank, Chinas Export-Import Bank) auf jährlich etwa 19 Milliarden Dollar, dagegen stehen seitens der OECD 2008 circa 26 Milliarden Dollar an Entwicklungshilfegeldern ( Official Development Assistance ODA) für Afrika
o China bietet sich insbesondere den “Paria-Staatenlenkern” in Sudan und Simbabwe aber auch den Dikatoren anderer Staaten als willkommene Alternative an.
Im Sudan wurden von 1996 bis 2008 rund 15 Mrd. US-$ investiert, überwiegend in der Ölförderung. Damit konnte de Warenaustausch zwischen Sudan und China von 890 Mio. $ (2000) innerhalb von 5 Jahren auf fast 4 Mrd. Dollar (2005) ausgeweitet werden.
In Simbabwe liefern die Chinesen umfangreiche Waffensysteme und Kampfflugzeuge, die der bankrotte Staat sonst nirgendwo erhalten könnte.
In Sambia hat die chinesische Dominanz in den Minen des Landes, verbunden mit den harten Arbeitsanforderungen der chinesischen Manager und dem geringen Lohangebot im Juli 2005 zu ersten Unruhen geführt.
In Angola hat sich China mit Krediten den Zuschlag für wichtige Infrastrukturmaßnahmen gesichert. Auch hier ist — wie im Sudan — vor allem die Ölindustrie am Handelszuwachs beteiligt. Angola liefert 15 % der chinesischen Ölexporte — und hat sein Handelsvolumen mit China von 1.876 Mrd. US-$ (2000) auf 6,1 Mrd. (2006) erhöht.
Auch das Ölland Nigeria erlebte ein solches Anwachsen der Handelsbeziehungen — von 856 Mio. US-$ (2000) auf mehr als 2,8 Mrd. US-$ (2005). Im Gegenzug zu den Öllieferungen rüstet China den afrikanischen Staat auf.
o China strukturiert seine Geschäfte in Tauschform, die Entwicklungshilfe wird an Wirtschaftszusammenarbeit in Paketdeals/Paketgeschäften gekoppelt (gebundene Hilfe)
Indien ist die nächste asiatische Großmacht, die sich um Einfluss in Afrika bemüht. Die Inder können sich dabei auf gewachsene familiäre Bindungen stützen, die seit der britischen Kolonialzeit bestehen. Indische Händler haben seither in Süd- und Ostafrika ein reges Handelsnetz aufgebaut und eine große indische “Kolonie” gebildet. 1991, als Indien sein Augenmerk auf Afrika richtete, betrug der jährliche Handelsaustausch eine Milliarde Dollar — 2007/2008 hatten die Inder ein Handelsvolumen von 30 Milliarden Dollar erreicht, und waren damit China (55 Mrd.)dicht “auf den Fersen”.
Beispiel Kongo:
Unter dem Vorwand, gegen den Sklavenhandel einzugreifen, Zivilisation und Christentum in den “Schwarzen Erdteil” zu bringen, wurde das riesige Gebiet auf der Berliner Afrika-Konferenz 1884/85 König Leopold II. von Belgien quasi als Privatbesitz überlassen. In seinem Auftrag plünderten Handelsgesellschaften die Reichtümer des “Freistaats Kongo”. Grausame Ausbeutung und Zwangsarbeit zwangen die Bewohner in die Knechtschaft.
Als die “Kongogreuel” bekannt wurden, übernahm die belgische Regierung 1908 auf internationalen Druck hin das Territorium und unterstellte es als Belgisch-Kongo der direkten Kolonialverwaltung. Seither kamen Förderung, Verarbeitung und Handel mit Kupfer, Zink, Diamanten, Edelhölzern, Palmöl, Kaffee, Kakao, tropischen Früchten und Elfenbein dem belgischen Mutterland zugute und machten es zu einer reichen Industrienation.
Die Kolonie hingegen zählte im Jahr der Unabhängigkeit 1960 zu den am geringsten entwickelten Ländern Afrikas. “Paternalismus” hieß die Politik, die die Afrikaner unter Führung von Staat und Kirche bis zum Hauptschulabschluss führte, sie aber von jeglicher politischen und ökonomischen Verantwortung ausschloss.
Noch heute gehört der Kongo — jetzt als “Demokratische Republik Kongo” bezeichnet — zu den größten und ärmsten Staaten des Kontinents, obwohl — oder gerade weil — im Herzen Afrikas wertvolle Bodenschätze lagern, die nach der Kolonialzeit zu Begehrlichkeiten neuer Mächte führen.
Bodenschätze und Schwarzes Gold
Afrika ist einer der an Naturschätzen reichsten Kontinente der Erde, und exportiert nicht nur die Tropenhölzer aus dem Kongo. Die reichen Bodenschätze, an denen sich Warlords und Bandenführer genauso wie korrupte Staatsmänner bereichern sind der Treibstoff für die vielen Bürgerkriege auf dem Kontingent.
Von weltweit 13.900.000 Tonnen Kupferproduktion (Stand jeweils 2003) stammen alleine 330.000 Tonnen aus Sambia.
Von weltweit 8.000.000 Tonnen Manganproduktion (wichtig für die Stahlproduktion) kommen 1.630.000 t. aus Südafrika und 1.000.000 t. aus Gabun.
60 Prozent der weltweiten Diamantenvorkommen werden in Afrika vermutet, mehr als ein Viertel allein in der demokratischen Republik Kongo. An weltweit 65,5 Mio. Karat Diamantenherstellung sind die D.R. Kongo mit 15 Mio. Karat, Botswana mit 9 Mio. und Südafrika mit 6,7 Mio. t. beteiligt. Die Demokratische Republik Kongo verfügt auch über 26 % der Weltreserven an Kobalt und 64 % der Vorkommen an Tantal (einem 1975 vom Pentagon zum strategischen Rohstoff erklärten Schwermetall aus Coltan-Erz, das für Mikroprozessoren und Kodensatoren genauso benötigt wird wie zur Härtung von Weltraumkapseln und Interkontinentalraketen).
Von weltweit 2.600 Tonnen Goldförderung kommen 450 Tonnen aus Südafrika, und Simbabwe ist für seine reichen Plationvorkommen bekannt.
Rund 50 Prozent der Kobaltreserven, 40 Prozent des Düngergrundstoffs Phosphat und fast 90 Prozent des Edelmetalls Platin liegen in Afrika, dazu kommen enorme Vorkommen am Aluminiumlieferanten Bauxit und anderen Industriemetallen.Am begehrtesten aber sind die Erdölvorkommen des Kontinents, die bereits heute südlich der Sahara eine Fördermenge von 8 Mio. Barrel — ein Barrel entspricht 159 Liter — erreicht. Diese Quellen spülen Gelder nach Afrika. Alleine Nigeria soll von 1975 bis 2005 rund 280 Milliarden Dollar an Exporterlösen für sein Erdöl erzielt haben — und die Suche geht erfolgreich weiter. Im Jahre 2003 wurden weltweit 8 Mrd. Barrel neuer Vorkommen entdeckt, davon 7 Mrd. vor den Küsten Westafrikas — und die jährichen Erlöse aus den bereits erschlossenen Quellen werden für die wichtigsten 8 Ölstaaten Afrikas im Jahre 2005 mit 35 Mrd. Dollar geschätzt. Knapp 90 Mrd. Barrel Erdöl in Südafrika, 36 Mrd. Barrel in Libyenr, über 31 Mrd. in Nigeria, fast 13 Mrd. Barrel in Algerien, fast 9 Mrd. in Angola — und sogar das kleine Äquatorialguinea kann über 1 Mrd. Ölvorkommen beisteuern, ähnlich sieht es bei Erdgas aus — 4000 Mrd. cbm in Algerien, gar über 5 in Nigeria … bis 2012 wird Afrikas Anteil, insbesondere der Förderanteil der Staaten am Golf von Guinea etwa 20 % de globalen Öl- und Gasförderung erreichen. Die USA und Europa — vor allem aber auch die wachsenden Wirtschaftsmächte Asiens — liefern sich ein Wettrennen um Ausbeutungsrechte und Einfluss in den afrikanischen Ländern. Chinas Devisenreserven erlauben einen immer stärkeren, schnelleren und zielstrebigeren Zugriff auf die Ressourcen des Kontinents. Während Europa — und insbesondere Deutschland — mühsame Verhandlungen über eine transparente und gerechte Verteilung der Hilfsgelder führen, greifen die Chinesen ohne Skrupel in die reich gefüllten eigenen Schatullen. Von nicht einmal 100 Mio. $ (2003) stiegen Chinas Direktinvestitionen auf dem Kontinent auf über 300 Mio. $ im Jahr 2004 und fast 392 Mio. $ im Jahr 2005 an. Die großzügig gewährten Kredite führen zu entsprechenden Aufträgen an chinesische Firmen — und da China zu enorm günstigen Preisen anbietet haben europäische und amerikanische Anbieter oft das Nachsehen, etwa wenn es um große Infrastrukturprojekte wie den Wiederaufbau von Bahnlinien im kriegszerstörten Angola geht. Chinas Engagement umfasst ganz Afrika, die großzügige Kreditvergabe konzentriert sich aber insbesondere auf Angola, Gabun, die Republik Kongo und Nigeria — also die Länder, die einerseits über enorme Rohstoffe verfügen und deren Reguierungen andererseits empfänglich für großzügige Leistungen sein sollen. China ist dabei durchaus großzügig, was die “Eintreibung von Schulden” betrifft. Von Gambia, Guinea, Senegal, Mali und Togo im Westen über Äthiopien im Osten bis zur Dem. Republik Kongo im Herzen des Kontinents reihen sich die Länder, denen China großzügig Schulden erlassen hat. Freilich findet sich das Geld oft in den Händen korrupter Politiker. Bis auf wenige Ausnahmen verfügen die meisten Staaten südlich der Sahara über ein Bruttosozialprodukt, das (Stand 2004) einen Betrag von jährlich 670 Dollar nicht übersteigt. Besonders arm sind die Bürgerkriegsländer Liberia und die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Eritrea und Guinea-Bissau — aber sogar das ölreiche Nigeria gehört mit seinem Volkseinkommen zu den ärmeren Staaten des Kontinents, dessen reiche Vertreter im Norden (Durchschnittseinkommen der arabischen Staaten: 2.390 Dollar) und im Süden (Südafrikas BIP pro Kopf betrug 2005 rund 3.900 Dollar) liegen.
Von Port Sudan bis Port Harcourt erstreckt sich ein gigantisches panafrikanisches Ölfeld
(SPIEGEL, 17.10.2005)
Von weltweit 1.277 Mrd. Barrel (Stand jeweils 2005) stammen 112,2 Mrd. aus Afrika, und die Staaten südlich der Sahara sind daran nicht unbedeutend beteiligt. Derzeit liefern diesen Staaten — genauso wie Saudi Arabien — etwa 16 % des US-Bedarfs an Erdöl. In zehn Jahren will Afrika als Erdöllieferant der Vereinigten Staaten mit dem persischen Golf gleichgezogen haben — und etwa 25 % des US-Bedarfs liefern.
Für Amerika — und Europa — sind vor allem die küstennahen Vorkommen im Golf von Guinea von Interesse. Leicht zu fördern, weitab von den Bürgerkriegsgebieten im Hinterland, hervorragende Qualität mit geringem Schwefelgehalt und nur kurze Transportwege über den Atlantik zeichnen die bedeutenden Vorkommen im Golfbereich aus.
Am Golf von Guinea zieht sich mit eiem Gesamtvolumen von rund 100 Mrd. Barrel von der Elfenbeinküste über Nigeria (35,3 Mrd. Reserve), Kamerun, Äquatorialguinea (1,3 Mrd. Barrel), Gabun (2,3 Mrd.Barrel), Kongo Brazzaville (1,8 Mrd. Barrel) bis Angola (8,8 Mrd. Barrel) ein gewaltiges Erdölvorkommen.
Kein Wunder, dass diese reichen Quellen das Interesse der US-Ölindustrie und damit auch der US-Regierung geweckt haben. Chevron Texaco etwa will alleine im 5‑Jahresplan von 2003 bis 2008 rund 20 Milliarden Dollar im Golfgebiet investiert haben. Dazu kommen die Investitionen der weiteren Ölmultis wie Exxon Mobil, Shell, Tullow Oil und Woodside Petroleum, die sich aber nicht nur auf die Küsten am Golf beschränken.
Denn es gibt weitere gesicherte Vorkommen im Tschad (0,9 Mrd. Barrel) und Sudan (6,3 Mrd. Barrel), und vermutete Vorkommen an der Ostküste des Kontinents bei Somalia und im Kongobecken.
Die Vorkommen des Tschad werden bereits an die Küsten des Atlantik gepumpt. Der Sudan, der derzeit bereits täglich 340.000 Barrel fördert und über große Lagerstätten im Süden verfügt, exportiert 60 % seines Erdöls (und damit 6 % des dortigen Bedarfs) nach China — das sich dann auch im UN-Sicherheitsrat als Schutzmacht der arabischen Regierung in Khartum und der arabischen Soldateska in Darfur gibt. Die Regierung des Sudan selbst investiert rund 2/3 der Exporterlöse in Waffen — die bevorzugt aus China bezogen werden.
Auch die Quellen im Süden des Sudan sollen wohl überwiegend für den asiatischen Markt erschlossen werden. China etwa baut eine 1.500 km lange Pipeline von Port Sudan bis in den Süden.
Der Sudan ist aber nicht der einzige Lieferant des ostasiatischen Riesen. Angola ist (Stand 20007) der wichtigste Öllieferant Chinas — und Nigeria soll ein Beispiel für die intensive Zusammenarbeit zwischen China und Afrika in Wirtschaft und Handel werden (Quelle). Der erwachende Drache saugt die Ressourcen Afrikas mit wachsendem Durst. China importierte bereits im Jahre 2003 über 25 % seines Öls aus Afrika — und zwei Jahre später hat dieser Kontinent mit knapp 29 % des (gestiegenen) Bedarfs für die Chinesen noch weiter an Bedeutung gewonnen.
Noch deutlicher wird die Bedeutung Chinas für Afrika wenn man das Handelsvolumen aus afrikanischer Sicht betrachtet. Nach Angabe der WIRTSCHAFTSWOCHE (32/2006) exportierte Afrika im Jahr 2004 insgesamt 62 % seiner Öl- und Gasverkäufe und 17 % seiner Erze und Metalle an den ostasiatischen Drachen.
Das Handelsvolumen zwischen Afrika und China stieg in den 8 Jahren von 1989 bis 1997 um rund 430 Prozent und in der nächsten 8‑Jahresperiode — von 1997 bis 2005 um weitere 500 % auf einen Stand von 24 Mrd. US-Dollar (2005), wobei China vor allem billige Massenware — Kleidung, Transistorradios — liefert. 2007 wird sogar schon die 60 Mrd. $ Marke angepeilt (Stand Juli 2007). Der afrikanische Anteil chinesischer Direktinvestitionen stieg von 2003 bis 2004 um 327 % — ein Zeichen, wie wichtig China zunehmend die Rohstoffquellen des Kontinents nimmt.
Neue Kommunikationsstrukturen:
Mit dem Einzug des Mobilfunks erhält die Bevölkerung völlig neue Perspektiven. Festnetzanschlüsse etwa für das Internet oder gar für Breitband-Technologie sind teuer — und rar. Selbst in Südafrika haben (Sand 2006) nicht einmal 10 % der Bewohner einen Festnetzanschluss, aber fast 85 % der Südafrikaner sind über Mobilfunkverträge mit der Welt verbunden. Vor allem indische und chinesische Konzerne, die südafrikanische MTN und der arabische Celtel wetteifern um die Kunden. Mit Investitionen von 50 Mrd. $ sollen 90 % aller Afrikaner zwischen Algier und Kapstadt bis 2012 an das weltweite Mobilfunknetz angeschlossen werden. Europa, so scheint es, hat “den Anschluss verpasst”.
Ein Problem Afrikas ist der verzerrte Wettbewerb — am Beispiel der Baumwollbauern dargelegt:
Die USA unterstützen die eigenen 25.000 Baumwollfarmer jährlich mit drei Milliarden Dollar (der gleiche Betrag, der von den USA an ganz Afrika als Entwicklungshilfe gewährt wird) und drücken damit den Weltmarktpreis eines Produkts, von dem afrikanische Bauern und ihre Familien leben müssten — aber nicht mehr leben können.
Andererseits haben 27 europäische Unternehmen — darunter Aid by Trade, die GTZ, der Naturschutzbund Deuschland, die Otto-Gruppe, Puma, die Rewe-Gruoup und Tchibo sowie die Welthungerhilfe und der WWF — eine Nachfrageallianz gebildet, um unter dem Motto “kauf sozial verantwortlich” einerseits gezielt “lifestyle”-Kunden zu gewinnen und andererseits den afrikanischen Kleinbauern entsprechende Abnahmegarantien zu geben.
Seit dem Beginn (2005 in Benin, Burkina Faso und Sambia) hat sich die Cooperation unter dem Begriff “Cotton made in Africa” bis 2010 auf 140.000 Baumwollbauern und weitere Lände ausgebreitet; die Elfenbeinküste und Malawi sollen (Stand 2010) ebenfalls in das Programm aufgenommen werden, das dann 200.000 Kleinbauern umfasst — und den Teilnemern Schulungen für bessere Anbautechniken, umweltschonenden Umgang mit Ressourcen bietet. Effizienter Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln, höhere Ernteerträge und am Ende mehr Geld für die Bauern: So das Versprechen von Cotton made in Africa. Die Textilfertigung aus “Cotton made in Africa” hat sich in diesen fünf Jahren von 400.000 Teilen auf 13 Mio. Textilien ausgeweitet.
Eine ähnliche Kooperation haben Adidas, Ikea und H&M unter dem Dach der UNCTAD mit dem Begriff “Better Cotton” ins Leben gerufen. Ein nächster Schritt ist der Wandel vom Rohstofflieferanten zur Veredelung wie dem Aufbau von Spinnereien und Konfektionsbetrieben in Afrika selbst.
Externer Link:
Keine Lust auf Lektionen von Europa — Financial Times Deutschland