Vietnam/China — Spannungen im Südchinesischen Meer

Wieder ein­mal heizt aus­ge­sprochen aggres­sives chi­ne­sis­ches Ver­hal­ten Span­nun­gen im Süd­chi­ne­sis­chen Meer an.
Nach­dem es im Feb­ru­ar zunächst diverse Zwis­chen­fälle mit philip­pinis­chen Fis­ch­ern gegeben hat­te (mit der Kon­se­quenz ein­er Erhöhung der Präsenz der philip­pinis­chen Marine), mehren sich aktuell Vor­fälle mit viet­name­sis­chen Öl- und Gas-Exploratoren. Am 26. Mai hat­te ein chi­ne­sis­ches “Fis­chereifahrzeug” inner­halb der viet­name­sis­chen Wirtschaft­szone die Kabel eines viet­name­sis­chen Ver­mes­sungss­chiffes offen­sichtlich vorsät­zlich über­laufen und „mit ein­er speziellen Vor­rich­tung“ gekappt. Trotz offizieller Proteste kam es am 9. Juni zu einem weit­eren Zwis­chen­fall, als ein chi­ne­sis­ches Fis­cher­boot erneut die aus­ge­bracht­en Kabel eines viet­name­sis­chen Ver­mes­sungss­chiffes ins Visi­er nahm und rammte. Proteste gegen diesen ein­deutig bewussten Angriff blieben erfol­g­los. Aus Peking hieß es nur lap­i­dar, man habe keinen Ein­fluss auf chi­ne­sis­che Fis­ch­er, die überdies nur in „Jahrhun­derte alten, tra­di­tionellen chi­ne­sis­chen Fangge­bi­eten“ ihren legit­i­men Beruf ausübten. Zugle­ich mehren sich Vor­fälle, bei denen viet­name­sis­che Fis­ch­er von chi­ne­sis­chen Fahrzeu­gen bedrängt und bedro­ht werden. 

Marineforum - Wirtschaftszonen und chinesische Ansprüche (Karte: Internet)
Wirtschaft­szo­nen und chi­ne­sis­che Ansprüche
Bildquelle: Inter­net

Die Seege­bi­ete des Süd­chi­ne­sis­chen Meers — mit den Archipe­len des Para­cel- und Sprat­ly-Inseln – sind seit Langem ter­ri­to­r­i­al umstrit­ten. Während es — ein­mal abge­se­hen von geo-/mil­itärstrate­gis­chen Erwä­gun­gen (Haupt­seev­erkehr­swege nach Asien) — früher meist um Fis­chereirechte ging, haben Funde reich­er Öl- und Gasvorkom­men in den let­zten Jahren die Sit­u­a­tion ver­schärft. Natür­lich beansprucht jed­er Anrain­er die Vorkom­men in „sein­er Wirtschaft­szone“ für sich und will sie auch aus­beuten. Während die Regeln der UN Seerecht­skon­ven­tion (UNCLOS) für jeden Anrain­er auch ein­deutige Wirtschaft­szo­nen definieren, beansprucht Chi­na mit Hin­weis auf „his­torische Fak­ten“ kurz­er­hand das gesamte Süd­chi­ne­sis­che Meer als seine Ter­ri­to­ri­al­gewäss­er – und macht zunehmend deut­lich, dass es auch bere­it ist, seine Ansprüche gewalt­sam durchzusetzen. 

Natür­lich nehmen die anderen Region­al­staat­en das aggres­sive chi­ne­sis­che Ver­hal­ten nicht ein­fach hin, und bewaffnete Kon­flik­te scheinen hier vor­pro­gram­miert — so Chi­na denn nicht nur „austesten“ will, wie weit es ggf. gehen kann, und sich dann erst ein­mal mit dem Sta­tus-Quo der let­zten „Vor-Kon­flik­t­stufe“ zufrieden gibt. Viet­nam ist jeden­falls fest entschlossen, klare Zeichen zu set­zen. Acht Mari­neein­heit­en wur­den zu Sicher­heitspa­trouillen in das umstrit­tene Seege­bi­et beordert, und für die kom­mende Woche wur­den demon­stra­tive See­manöver mit live Artilleri­eschießen zwis­chen der zen­tralviet­name­sis­chen Küste und den Para­cel-Inseln anberaumt. 

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