Am 21. Juni endete für die Besatzung eines südafrikanischen Segelbootes eine 20-monatige Gefangenschaft; somalische Piraten hatten ihre kleine Jacht Ende Oktober 2010 gekapert. Die französische Fregatte FLOREAL hatte das Boot damals bis an die somalische Küste verfolgt, konnte aber unter der Geisellage nicht eingreifen. Als die Piraten an der Küste die Insassen an Land bringen wollten, konnte der Skipper über Bord springen und von einem direkt in der Nähe stehenden Beiboot der Fregatte aufgenommen werden. Die anderen zwei Insassen wurden an Land verschleppt. Nun sind auch sie wieder frei. Zu möglichen Lösegeldzahlungen gibt es keine Informationen. Am 25. Juni gaben somalische Piraten auch eine erst am 20. Juni vor Masirah (Oman) gekaperte kleine Dhau wieder frei. Offenbar war das Fahrzeug weder für Lösegelderpressung noch als Mutterschiff für weitere Überfälle geeignet.
EVERTSEN-Kommandos stellen Dhow (Foto: niederl. Marine) |
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Im größten Teil der Region hindert der saisonale Südwest-Monsun mit Windstärken über 6 und Wellenhöhen von etwa drei Meter die Piraten weiterhin an Überfällen. Aktiv werden sie denn auch nur in einigen eng begrenzten Seegebieten, wo die Verhältnisse (z.B. auch unter Landschutz) besser sind. So griffen Piraten in zwei Skiffs am 25. Juni im nördlichen Golf von Oman, unmittelbar vor dem Südeingang der Straße von Hormuz einen Flüssiggastanker an. Dessen Ausweichmanöver hinderten sie aber am Entern. Als dann ein iranisches Kriegsschiff am Schauplatz des Geschehens erschien und den Schutz des Tankers übernahm brachen die Piraten ihr Vorhaben sofort ab und suchten mit ihren Skiffs das Weite.
Unter den derzeitigen Wetterbedingungen werden auch schon mal „untaugliche“ Versuche unternommen, ein Schiff zu kapern. So steuerten am 27. Juni Piraten im Osteingang des Golfs von Aden, etwa 110 sm nördlich von Socotra, direkt mit ihrem Mutterschiff, einer kleinen Dhau, den Massengutfrachter NAMRUN an. Wind und Wellen machten das Aussetzen von Skiffs unmöglich, und so versuchten sie, den Frachter von der Dhau aus durch Beschuss mit Kalashnikovs zu stoppen. Erst nach einem längeren Feuergefecht mit einem eingeschifften, bewaffneten Sicherheitsteam brachen sie ihr Vorhaben ab. Der Kapitän alarmierte die Lagezentren, und die Suche nach der Dhow begann.
Zwei Tage später stellte die niederländische Fregatte EVERTSEN (NATO) das Fahrzeug. Die omanische Dhau NEBARKAD war am 20. Juni gekapert und seitdem mit ihren sieben Mann Besatzung (Inder/Bangladeshi) als Mutterschiff genutzt worden. Niederländische Kommandosoldaten befreiten das Fahrzeug und nahmen mehrere Piraten in Gewahrsam. Für sie wird nun nach Möglichkeiten einer Strafverfolgung gesucht.
Kurzmeldungen
Zwei Tage lang (27/28 Juni) diskutierten Politiker und Wirtschaftsfachleute aus mehr als 50 Ländern auf einer „öffentlich-privaten“ Konferenz in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) Möglichkeiten zu einer Verbesserung der Bekämpfung der regionalen Piraterie. Greifbare Ergebnisse oder gar verbindliche Beschlüsse gab es auf der unter der Bezeichnung „A Regional Response to Maritime Piracy: Enhancing Public-Private Partnerships and Strengthening Global Engagement” durchgeführten Veranstaltung aber nicht – sie waren aber auch nicht erwartet worden. Primär ging es um bloßen Gedankenaustausch und Bestandsaufnahme, wobei es den veranstaltenden VAE vor allem auch darauf ankam, als regionale Plattform für den Kampf gegen Piraterie „im Spiel zu bleiben“.
Chinesische Fregatte YIYANG (Foto: china-defense.com) |
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Die französische Fregatte NIVOSE hat am 25. Juni ihren Einsatz bei der EU NavFor zur Unterstützung von Operation „Atalanta“ beendet und ist vom Horn von Afrika wieder zu ihrem Heimatstützpunkt Reunion (östlich Madagaskar) zurück gekehrt.
Am 3. Juli wird sich im chinesischen Zhoushan die 12. Anti-Piraterie Einsatzgruppe der chinesischen Marine auf den Weg in Richtung Golf von Aden machen. Dem diesmal von der Ostflotte gestellten Verband gehören die neuen Fregatten YIYANG und CHANGZHOU der JIANGKAI-II-Klasse sowie der Versorger QIANDAO HU an. Die Schiffe werden für die Verlegung ins Einsatzgebiet etwa zwei Wochen benötigen, möglicherweise auf dem Weg dorthin auch den einen oder anderen Hafenbesuch durchführen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.