Die südkoreanische Marine (ROKN) hat einen Zerstörer in ein mit Nordkorea umstrittenes Seegebiet verlegt.
Hintergrund für den Einsatz der MUNMU DAEWANG (Typ KDX-II) ist der Beginn der Krabbenfangsaison (Mai bis Juli). Immer wieder überfahren nordkoreanische Fischer beim Versuch in lukrativere Fanggebiete zu gelangen die von Nordkorea im Gelben Meer nicht als Seegrenze anerkannte Northern Limit Line (NLL) und provozieren so Zwischenfälle bis hin zu regelrechten Seegefechten. Wollen südkoreanische Marinefahrzeuge die Fischer über die Seegrenze zurück drängen, erhalten diese regelmäßig Unterstützung von nordkoreanischen Patrouillenbooten, die „zum Schutz ihrer Bürger“ auch schon mal ohne Zögern das Feuer eröffnen.
Nach einem besonders schweren Gefecht, bei dem ein südkoreanisches Boot versenkt worden war, hatte Südkorea 2002 die Rules of Engagement deutlich verschärft und angekündigt, bei Bedarf auch Jagdbomber einzusetzen. Im Juni 2004 bekundeten beide Staaten die gemeinsame Absicht, ungewollte Konfrontationen ihrer Marinen in den umstrittenen Gebieten künftig zu vermeiden. Auch sollen „unnötige physische Aktionen“ gegen zivile Fahrzeuge künftig unterbleiben. Der internationale Kanal 16 soll bei Bedarf als „Hotline“ genutzt werden. Über diesen Kanal will man bei Bedarf auch gemeinsame Maßnahmen gegen in den Krabbenfanggebieten angetroffene „Dritte“ (Chinesen) abstimmen. Trotz dieser Bemühungen um eine Entschärfung des Krabbenkonfliktes kam es auch in den letzten Jahren noch zu Zwischenfällen, die in ihren Auswirkungen aber begrenzt blieben.
Die Verlegung eines Zerstörers zur Überwachung des umstrittenen Gebietes ist ungewöhnlich. Üblicherweise reichten hier bisher Patrouillen kleiner Fahrzeuge (Schnellboote etc) aus. Sicher kann man kann wohl davon ausgehen, dass die ROKN mit dem Einsatz eines den nordkoreanischen Einheiten an Feuerkraft und Feuerreichweite überlegenen, großen Kampfschiffes ein deutliches (abschreckendes) Signal an den Norden senden will. Hauptaufgabe des mit modernen Sensoren und Fernmeldemitteln ausgestatteten Zerstörers dürfte allerdings die Lagebilderstellung und Koordination zielgerichteter Einsätze kleinerer Boote sein. Überdies garantiert sein Einsatz eine permanente Präsenz vor Ort. Die kleineren Boote müssen wegen geringer Seeausdauer zwischenzeitlich immer wieder in ihre Häfen zurück kehren.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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