In einer spektakulären Operation hat die Marine Sri Lankas (SLN) den Nachschub der Tamilenrebellen über See empfindlich getroffen.
Als Anfang Oktober die Hochseekorvetten SAYURA und SAGARA (beide ex-indische SUKANYA-Klasse) und die FK-Korvette SURANIMALA (in 2000 aus Israel übernommene SA’AR-IV) aus ihrem Heimatstützpunkt ausliefen, wurde dies für mögliche interessierte Beobachter zunächst nur Routine. Der Kurs führte die Einheiten allerdings nicht zu einer der üblichen Patrouillenfahrten vor die Nordküste oder in die zwischen Sri Lanka und Indien liegende Palkstraße, sondern weit nach Süden. Ihr Ziel lag etwa 1.700 km entfernt, mitten im Indischen Ozean.
Hier trafen die drei Schiffe am frühen Morgen des 7. Oktober auf einen allein fahrenden Frachter, der später als etwa 3.000ts großes (70m) Küstenmotorschiff MATSHUSIMA identifiziert wurde, bei Sichtung allerdings keine Kennzeichen oder Flaggen führte. Bei Aufforderung sich zu identifizieren änderte der Frachter seinen Kurs und suchte mit Höchstfahrt sein Heil in der Flucht. Als die Kriegsschiffe nach längerer Verfolgung heran schlossen, eröffnete an Bord des Schiffes plötzlich „mit Artillerie mittleren Kalibers“ das Feuer. Im anschließenden Gefecht wurde die MATSHUSIMA in Brand geschossen und schließlich versenkt. Die SLN geht davon aus, dass das Schiff von Tamilenrebellen gefahren wurde und größere Mengen Waffen, Munition und Ausrüstung für die LTTE an Bord hatte.
Das Abfangen der MATSHUSIMA reiht sich in eine ganze Serie ähnlicher Operationen ein, bei denen die SLN in den vergangenen Monaten insgesamt acht Schiffe mit Nachschub für die Tamilen auf Hoher See aufbrachte. So wurden am 10./11. September ebenfalls mehr als 1.000 km von Sri Lanka entfernt gleich drei Waffenschmuggler gestellt. In einer ersten Bewertung hieß es im Verteidigungsministerium, dass die MATSHUSIMA vermutlich das letzte den Rebellen noch verbliebene Schiff gewesen sei, deren Nachschub über See nun empfindlich gestört wenn nicht unterbrochen sei.
Derartige Operationen finden ganz sicher nicht rein zufällig statt. Man kann wohl davon ausgehen, dass der Nachrichtendienst Sri Lankas vorab Informationen über geplante Fahrten von Waffenschmugglern liefern kann, auf die dann ganz gezielt mit einem Einsatz von Einheiten der Marine reagiert wird. Um die gesuchten Schiffe nach dem Auslaufen dann aber in der Weite des Indischen Ozeans auch tatsächlich zu finden, sind allerdings zusätzliche, und überdies auch präzise Positionsangaben unverzichtbar. Angesichts der nur begrenzten Fähigkeiten bzw. operativen Reichweite der SLN könnten solche Informationen z.B. von der indischen Marine stammen, die in der Region über ein Netz aus weit reichenden Fernmeldeaufklärungsstationen verfügt und die Sri Lanka bei der Bekämpfung der Tamilenrebellen schon des Öfteren tatkräftig unterstützt hat. Möglicherweise geben aber auch andere Nationen (USA im Rahmen des übergreifenden Krieges gegen den Terror ?) gezielte Hinweise aus ihrer Satellitenaufklärung. Nicht auszuschließen wäre sogar, dass Waffenschmuggler auf ihren Fahrten verdeckt (U‑Boot oder Seefernaufklärer einer anderen Marine?) beschattet und die Einheiten der SLN dann gezielt heran geführt werden. Die SLN hält sich natürlich mit detaillierten Hintergrundinformationen zu den Operationen zurück, erklärt lediglich, die Erfolge seien Ergebnis „einer Verstärkung der Nachrichtengewinnung und Aufklärung“.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: MOD Srilanka