Am 15. April feiert das kommunistische Land den 100. Geburtstag des früheren Staats- und Parteichefs Kim il-Sung. Aus diesem Anlass will man mit einer Langstreckenrakete einen Satelliten in die Erdumlaufbahn befördern. Südkorea, Japan und die USA sehen hinter dem angekündigten Raketenstart allerdings nur den (verbotenen) Test einer neuen Rakete mit interkontinentaler Reichweite. Alle drei Länder haben angekündigt, das Vorhaben sehr aufmerksam zu beobachten – und die Rakete bei Kursabweichung notfalls abzuschießen. Japan lässt keinen Zweifel an einem solchen Schritt, sollte die nordkoreanische Rakete „in gefährlicher Weise japanisches Territorium überfliegen“. Nun wird der geplante Kurs der Rakete nicht über die japanischen Hauptinseln führen. Experten erwarten vielmehr einen südöstlichen Kurs in Richtung Philippinensee. Genau in dieser Richtung liegen aber auch japanische Inseln, wie z.B. Okinawa.
Die japanische Marine hat bereits mit der Verlegung von insgesamt vier Zerstörern begonnen, die mit ihrem Gefechtsführungssystem Aegis und modernen Flugkörpern wie Standard Missile SM‑2 IIIB zur Bekämpfung ballistischer Flugkörper befähigt sind. Namentlich genannt wird der Zerstörer KIRISHIMA der KONGO-Klasse, aber neben den vier Schiffen dieser Klasse sind auch die beiden neuen Zerstörer der ATAGO-(KONGO-mod)Klasse für „Ballistic Missile Defence“ (BMD) ausgerüstet. Die vier Schiffe sollen Positionen in der Japan Sea und bei Tokio (für den Fall einer Kursabweichung der Rakete) sowie im Ostchinesischen Meer (unter dem erwarteten Flugweg) und vor Okinawa beziehen. Auf Okinawa und den japanischen Hauptinseln wurden überdies Flugabwehr-FK Patriot in Stellung gebracht. Der Datenverbund zur Landesluftverteidigung wurde aktiviert.
Japanischer Zerstörer KIRISHIMA (Foto: US Navy) |
SANG’O (Foto: china-defense.com) |
Südkorea verlegt zwei BMD-fähige Aegis-Zerstörer vom Typ KDX-III in das Seegebiet um die Insel Cheju, südlich der koreanischen Halbinsel. Auch die US Navy bereitet sich auf den geplanten nordkoreanischen Raketenstart vor. Schon am 23. März konnte man beobachten, wie die riesige Radarplattform SBX‑1 (mit ihrem speziell zur Raketen-/Satellitenverfolgung geeigneten X‑Band Radar) Pearl Harbor (Hawaii) verließ und mit südöstlichem Kurs in Richtung Philippinensee verlegte. Daneben sollen in den kommenden Tagen “fünf oder sechs” mit Aegis ausgerüstete und zur BMD befähigte Kreuzer und Zerstörer Position in der Japansee, vor Okinawa und bei den Philippinen beziehen, um die nordkoreanische Rakete ggf. abschießen zu können. Nordkorea hat einen eventuellen Abschuss seiner Rakete schon im Vorfeld als „kriegerischen Akt“ bezeichnet, auf den man mit aller Härte reagieren werde.
Sorgen macht man sich in Südkorea auch an einer „anderen Front“. Am 4. April sind drei oder vier nordkoreanische Klein-U-Boote der SANG’O‑Klasse aus Stützpunkten an der Ostküste ausgelaufen – und prompt im Lagebild der südkoreanischen Marine verschwunden. Alles spricht zwar für eine kurze Übung am Ende der Winterausbildungsperiode, aber man will auch nicht ausschließen, dass mit den U‑Booten „eine Provokation“ geplant ist. Die getaucht nur 270 ts verdrängenden, kleinen SANG’O wurden in der Vergangenheit mehrfach zur Infiltration südkoreanischer Gewässer (Anlandung von Sabotagetrupps) genutzt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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