Während russische Einheiten weiterhin vor der Küste Georgiens operieren und den Hafen Poti besetzt halten, rückt bei den maritimen Aspekten des Georgien-Konfliktes inzwischen die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in den Vordergrund.
Als erstes Schiff wurde der US-Zerstörer McFAUL in Souda Bay (Kreta) mit Gütern wie Decken, Hygieneartikel und Babynahrung beladen und hat am 22. August den Bosporus mit Kurs auf Poti passiert. Das US-Küstenwachschiff DALLAS folgt – ebenfalls von Kreta – mit zwei Tagen Abstand.
Bei der Ausgestaltung der Hilfeleistungen haben sich die Bestimmungen des Vertrages von Montreux (1936) als problematisch erwiesen. Dieser fordert für militärische Schiffe, vor allem solche von Nicht-Anrainern des Schwarzen Meeres, fristgerechte Voranmeldung von Passagen der Türkischen Meerengen. Bei McFAUL und DALLAS war die kurzfristige Passage nur möglich, weil beide Schiffe bereits lange zuvor angemeldet waren (Teilnahme an einer NATO-Übung vor Bulgarien/Rumänien).
Die von den USA gewünschte Entsendung des Hospitalschiffes COMFORT (liegt in Baltimore) hat sich als unmöglich erwiesen. Der Vertrag von Montreux begrenzt für die Schwarzmeerpräsenz einer Nicht-Schwarzmeermarine die Gesamttonnage auf 45.000 ts – die COMFORT ist 70.000ts groß. Alternative soll nun die als Führunhsschiff der 6. US-Flotte in Gaeta (Italien) stationierte MOUNT WHITNEY werden. Das Schiff hat bereits Hilfsgütern an Bord genommen und sich vermutlich auch schon auf den Weg gemacht, muss nun allerdings noch die für die Passage vorgeschriebenen Anmeldefristen wahren. Mit MOUNT WHITNEY und McFAUL (Küstenwachschiff DALLAS „zählt“ vermutlich nicht als „militärisches Schiff“) bleibt die US-Navy im Rahmen der Tonnagebeschränkungen.
Ins Schwarzmeer eingelaufen sind am 21. August auch drei Fregatten des NATO-Einsatzverbandes SNMG‑1 (LÜBECK/Deutschland, GENERAL PULASKI/Polen und JUAN DE BORBON/Spanien). Auch wenn ihre Verlegung von Russland sofort als Einmischung in den Georgien-Konflikt heftig kritisiert wurde: sie hat keinerlei Bezug zur aktuellen Lage. Die drei Schiffe sind auf dem Weg nach Konstanta (Rumänien) und sollen in den kommenden drei Wochen seit mehr als einem Jahr geplante Übungen mit der rumänischen und bulgarischen Marine durchführen.
Die militärischen Kontakte zwischen Russland und anderen Marinen sind unterdessen weitgehend eingefroren. Russland hat seine Teilnahme an der demnächst in der Ostsee beginnenden, multinationalen Minenräumoperation Open Spirit abgesagt und eine zu einem Besuch in Fernost angekündigte US-Fregatte ausgeladen. Schweden hat sämtliche Kontakte (u.a. ein gemeinsames U‑Bootrettungsprojekt) auf Eis gelegt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: US-Navy