Ein vor fast 30 Jahren auf Kiel gelegtes U‑Boot soll Argentiniens erstes nukleargetriebenes U‑Boot werden.
1984/85 hatte die argentinische Marine zwei U‑Boote des deutschen Designs Typ TR-1700 in Dienst gestellt. Den beiden bei Thyssen in Emden gebauten Booten (SANTA CRUZ, SAN JUAN) sollten vier weitere mit deutscher Werfthilfe und Materialpaketen bei der Domecq Garcia in Buenos Aires zu bauende U‑Boote folgen. 1983 bzw. 1985 wurde dort auch mit dem Bau der ersten beiden dieser Boote begonnen, aber der Baufortschritt blieb weit hinter den Erwartungen zurück.
Argentinisches U‑Boot vom Typ TR-1700 (Foto : TNSW) |
Nach zehn Jahren war die SANTA FE erst zur Hälfte fertig; Schwesterboot SANTIAGO DEL ESTERO sogar nur zu 25%; mit dem Bau weiterer Boote hatte man gar nicht erst begonnen.
1996 wurde das Vorhaben eingestellt. Beide unvollendeten U‑Boote sollten verschrottet werden; Medien meldeten damals auch schon den Verkauf an eine niederländische Abwrackfirma. Offenbar erfüllte sich das Schicksal dann aber nicht. Zumindest die fertigen Module der SANTA FE blieben eingemottet bei der Werft, wo zum Weiterbau die „Kisten nun wieder ausgepackt“ wurden. Wie Verteidigungsminister Arturo Puricelli vor der Presse erklärte, soll — auf direkte Weisung von Präsidentin Cristina Kirchner — die SANTA FE aber nicht einfach fertig gebaut, sondern erstes nukleargetriebenes U‑Boot der argentinischen Marine werden.
Schon vor einem Jahr hatten Medien berichtet, dass ein U‑Boot TR 1700 mit einem von der nationalen INVAP entwickelten Reaktor ausgerüstet werden sollte. Erste Tests sollten schon 2013 beginnen, das Projekt dann bis 2015 abgeschlossen sein. Damals ging man noch von einem Umbau der zu einer Grundinstandsetzung in der Werft liegenden SAN JUAN aus. Nun soll es also die SANTA FE werden. Die mit diesem Vorhaben verbundenen technischen Herausforderungen sind beträchtlich. Grundsätzlich ist ein Nuklearantrieb bei einem getaucht etwa 2.300 ts verdrängenden 66‑m U‑Boot natürlich möglich. Das 1969 gebaute und inzwischen außer Dienst gestellte Forschungs-U-Boot NR‑1 der US Navy war noch deutlich kleiner (42m,Tauchverdrängung 700 ts). Es ist allerdings nicht mit dem bloßen Ersatz der Dieselmotoren durch einen Reaktor getan. Notwendige Umbauten dürften sich durch das ganze U‑Boot ziehen. Gewichtsveränderungen (Reaktorabschirmung) und daraus resultierende Schwerpunktverlagerungen werden dazu zwingen, auch andere größere Anlagen an Bord „umzupositionieren“. So macht es durchaus Sinn, nicht ein bereits in Dienst befindliches Boot umzubauen, sondern ein halbfertiges, noch nicht zusammen gesetztes U‑Boot nach einem komplett überarbeiteten Design fertig zu stellen.
Dies lässt sich aber ganz sicher nicht im 2010 noch genannten Zeitrahmen durchführen. Der Verteidigungsminister nannte denn auch keinen Zeitplan für die Fertigstellung der SANTA FE. Experten gehen von „mehreren Jahren“ aus – und befürchten überdies, dass der argentinischen Marine im Verlauf des (Prestige-)Projektes auch das Geld ausgehen könnte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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