In großen Teilen des Indiks, vor allem im südlichen Arabischen Meer und im Somaliabecken, wird das Wetter wieder schlechter, und Windstärke 6–7 und bis zu 3 m hohe Wellen erschweren hier den somalischen Piraten Aussetzen und Einsätze ihrer kleinen Skiffs zu Überfällen.
Bedrohungskarte (Quelle: gcaptain.com) |
Die nebenstehende Karte verdeutlicht das derzeitige von Piraten ausgehende Risiko. Große Gebiete sind derzeit als praktisch risikofrei (grün) markiert.
Obwohl das NATO Shipping Centre die Anwesenheit mehrerer Piratenmutterschiffe im Somaliabecken und östlich von Socotra meldet, gab es in der abgelaufenen Woche offenbar nur einen einzigen versuchten Überfall. Am 29. April näherten sich in der Meerenge des Bab el Mandeb Piraten mit vier Skiffs einem Massengutfrachter, aber hohe Geschwindigkeit (20 Kn) sowie die Anwesenheit eines bewaffneten Sicherheitsteams verhinderten die Kaperung.
Eine Schiffsentführung wird dagegen im Golf von Guinea (Westafrika) gemeldet. Hier kaperten Piraten am 1. Mai den vor Lome (Togo) vor Anker liegenden, mit Benzin beladenen Produktentanker BW RHINE (Flagge: Singapur, 24 Mann Besatzung). Dass zahlreiche andere Schiffe in unmittelbarer Nähe lagen und die Reede sogar regelmäßig von Sicherheitskräften patrouilliert wird, störte die Verbrecher nicht. Sie zwangen die Besatzung, den Anker zu lichten und den Tanker in ein Versteck im Nigerdelta zu steuern.
Von Beginn an gab es kaum Zweifel, dass die Piraten es lediglich auf die wertvolle Ladung abgesehen hatten. Schiffsentführungen zur Lösegelderpressung sind in der Region absolut unüblich, da Piraten dort im Gegensatz zu Somalia über kein „hoheitsfreies Sanktuarium“ verfügen und sich mit einem gekaperten Schiff vor einem Zugriff durch Sicherheitskräfte nur wenige Tage verstecken könnten. Am 4. Mai wurde der Tanker samt Besatzung denn auch unbeschadet wieder frei gelassen – nachdem ein Großteil der Ladung abgepumpt worden war.
Kurzmeldungen
- Ein indisches Gericht hat am 2. Mai die Freilassung des italienischen Frachters ENRICA LEXIE, seiner Besatzung sowie mehrerer italienischer Marineinfanteristen angeordnet. Die als Sicherheitsteam eingeschifften Soldaten werden beschuldigt, im Februar vor der indischen Südwestküste zwei wohl irrtümlich für Piraten gehaltene indische Fischer erschossen zu haben. Die Freilassung bedeutet keinen Freispruch; die Ermittlungen gehen weiter. Italienische Behörden sollen aber zugesichert haben, dass Schiff, Besatzung und Soldaten bei Aufforderung binnen fünf Wochen den indischen Ermittlern /Behörden wieder zur Verfügung stehen.
- Das dänische Meerzweckschiff ABSALON (NATO) hat am 3. Mai zwölf somalische Piraten an ihrer Heimatküste abgesetzt. Bei der Befreiung einer gekaperten iranischen Dhau waren am 11. April insgesamt 16 somalische Piraten auf der ABSALON in Gewahrsam genommen worden. Nach zähen Verhandlungen erklärten sich am 28. April lediglich die Seychellen bereit, vier der Männer zu übernehmen und vor Gericht zu stellen. Kein anderes regionales Land wollte der ABSALON weitere Piraten zur Strafverfolgung abnehmen. Da die Männer nach dänischen Gesetzen nicht verurteilt werden können (Verbrechen außerhalb dänischen Hoheitsgebietes, keine dänischen Opfer oder Sachwerte), mussten sie nun wieder freigelassen werden. Sie dürften angesichts des erfahrenen nur sehr geringen persönlichen Risikos schon bald wieder auf Kaperfahrt gehen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Nach Absetzen von 12 Piraten an der somalischen Küste (s.o.) hat das dänische Mehrzweckschiff ABSALON seinen Einsatz zur Unterstützung der NATO-Operation „Ocean Shield“ beendet und am 3. Mai die Heimreise angetreten.
ABSALON (Foto: Michael Nitz) |
Die frühere russische Einsatzgruppe der Pazifikflotte (Zerstörer ADMIRAL TRIBUTS, Tanker PECHENGA und ein Hochseebergeschlepper) hat mit Einlaufen in Wladiwostok am 2. Mai ihren Einsatz abgeschlossen. Vor Rückkehr in den Heimathafen hatten die Schiffe in der vergangenen Woche im Gelben Meer vor Qingdao (China) noch an einem bilateralen Manöver der chinesischen Marine und der russischen Pazifikflotte teilgenommen. Die neue russische Einsatzgruppe mit dem Zerstörer VIZEADMIRAL KULAKOV (Nordflotte), dem Flottentanker IVAN BUBNOV sowie dem Hochseebergeschlepper SORUM MB-304 (beide Schwarzmeerflotte) hat nach Passage des Suezkanals das Rote Meer erreicht. Vor Weiterverlegung ins Einsatzgebiet im Golf von Aden hat der Zerstörer vom 2. – 5. Mai einen Zwischenstopp in Dschidda (Saudi Arabien) eingelegt.
In Dschidda lief ebenfalls am 2. Mai auch der zur aktuellen chinesischen Einsatzgruppe gehörende Zerstörer QINGDAO zu Nachversorgung und kurzer Besatzungserholung ein.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.