Update Piraterie — Entführung des japanischen Frachters IZUMI

Am 10. Okto­ber kon­nten soma­lis­che Pirat­en im südlichen Soma­li­abeck­en vor der Küste Kenias den japanis­chen Frachter IZUMI (20.000 dwt, Flagge Pana­ma, Besatzung 20 Fil­ipinos) kapern. Das dänis­che Mehrzweckschiff ESBERN SNARE (NATO) kon­nte die Ent­führung nur noch bestäti­gen aber nicht mehr ein­greifen. Die franzö­sis­che Fre­gat­te FLOREAL (EU Nav­For) beschat­tete den Frachter dann auf seinem Weg an die soma­lis­che Küste, wo er nun wohl mehrere Wochen wenn nicht Monate (bis zur Zahlung eines Lösegeldes) vor Anker liegen wird.

Erfol­gre­ich waren in der abge­laufe­nen Woche aber nicht nur die Pirat­en, son­dern auch die einge­set­zten Seestre­itkräfte. Am 13. Okto­ber kon­nte die britis­che Fre­gat­te MONTROSE wie zuvor schon am 1. Okto­ber eine weit­ere Gruppe Pirat­en bere­its beim Ver­lassen der soma­lis­chen Küste abfan­gen. Dies­mal war es ein mit zehn Mann beset­ztes Mut­ter­boot, das sich mit zwei kleinen Skiffs im Schlepp auf den Weg zu einem Beutezug machen wollte. Vier der Män­ner kon­nten sich mit einem der Skiffs an die Küste flücht­en; die anderen sechs mut­maßlichen Pirat­en wur­den nach Beschlagnahme sämtlich­er Waf­fen und Aus­rüs­tung und Versenkung des Mut­ter­bootes mit dem verbliebe­nen Skiff eben­falls an die Küste entlassen. 

Marineforum - IZUMI (Foto: EU NavFor)
IZUMI
Bildquelle: EU NavFor

Unklar bleibt, warum die MONTROSE nicht (wie zuvor Kriegss­chiffe der EU Nav­For und der CTF-151) dieses Skiff eben­falls versenkt und die ver­hin­derten Pirat­en stattdessen mit einem Bei­boot an Land gebracht hat. Boote sind für die Pirat­en sich­er nicht so leicht neu zu beschaf­fen wie Waf­fen und Kraft­stoff­be­häl­ter. Möglicher­weise ver­bi­eten aber die für die einge­set­zten NATO-Ein­heit­en gel­tenden unter­schiedlichen Rules of Engage­ment eine Fahrt an den soma­lis­chen Strand. 

Bei ein­er gemein­samen Tagung auf Mau­ri­tius haben mehrere Anrain­er­staat­en des Indis­chen Ozeans – Mau­ri­tius, Dschibu­ti, Kenia, Komoren, Sey­chellen, Soma­lia (Zen­tral­regierung) sowie Tansa­nia — und die Europäis­che Union am 7. Okto­ber die Grundzüge ein­er „regionalen Strate­gie“ zur Bekämp­fung der Pira­terie entwick­elt. Die in Details nur wenig aus­sagekräftige Presseerk­lärung spricht von drei Basiselementen: 

  • Bekämp­fung der Ursachen für die Pira­terie an Land in Soma­lia (Spanien hat hier bere­its einen Aus­bau der lokalen Fis­cherei-Infra­struk­tur vorgeschlagen)
  • ver­stärk­te finanzielle und tech­nis­che Unter­stützung regionaler Staat­en bei der strafrechtlichen Ver­fol­gung von fest­ge­set­zten mut­maßlichen Piraten
  • Aus­bau der Fähigkeit­en (der Region­al­staat­en) zur Überwachung von Seege­bi­eten und Gewährleis­tung der Sicher­heit für die inter­na­tionale Schifffahrt.

Wie an dieser Stelle berichtet, hat­te Kenia am 1. Okto­ber alle Abkom­men zur Strafver­fol­gung von durch aus­ländis­che Kriegss­chiffe fest­ge­set­zten mut­maßlichen Pirat­en offiziell gekündigt. Dessen ungeachtet kon­nte ein US Kriegss­chiff am 12. Okto­ber aber doch wieder neun Soma­lis in Mom­basa den keni­an­is­chen Behör­den übergeben. Sie waren am 8. Sep­tem­ber nach Kape­rung des deutschen Frachters MAGELLAN STAR von einem Spezialkom­man­do des US Marine Corps ergrif­f­en wor­den. Der Vor­gang lässt hof­fen, dass Kenia die jew­eili­gen bilat­eralen Abkom­men mit den USA, Großbri­tan­nien und der Europäis­chen Union nicht grund­sät­zlich aufgekündigt hat, son­dern sie nur mit dem Ziel ein­er besseren finanziellen und tech­nis­chen Unter­stützung neu ver­han­deln will. 

Marineforum - MONTROSE stoppt Piraten (Foto: Royal Navy)
MONTROSE stoppt Pirat­en
Bildquelle: Roy­al Navy

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Thai­lands Min­is­ter­präsi­dent möchte den aktuellen Ein­satz des Off­shore Patrol Ves­sels PATTANI und des Ver­sorg­ers SIMILAN um einen weit­eren Monat ver­längern. Bish­er ist dieser erste Anti-Pira­terieein­satz der thailändis­chen Marine auf 98 Tage (bis zum 12. Dezem­ber) befristet. 

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