Das jährliche durchgeführte „Baltops“ ist eigentlich kein NATO-Manöver, sondern wird vom amerikanischen US European Command ausgerichtet.
Um es genau zu sagen: „Baltic Operations 12“ wird vom HQ USEUCOM geleitet und vom Befehlshaber der 6. US-Flotte geführt. Die Einladung der Amerikaner zu „Baltops 12“ erfolgt allerdings einmal mehr im Namen der NATO-Initiative „Partnership for Peace“, und so soll die Übung an dieser Stelle denn auch unter der Flagge der NATO (und der USA) dargestellt werden.
Zu Zeiten des Kalten Krieges diente „Baltops“ (damals noch „US Baltic Operations“) primär der US Navy und den Ostsee NATO-Partnern zur Erprobung von taktischen Einsatzverfahren in einem abgeschlossenen Randmeer – und war dabei nicht selten auch pure Machtdemonstration; so ließ die Verlegung des US-Schlachtschiffes IOWA in die Ostsee bei den dortigen WP-Marinen schon mal die Alarmglocken schrillen. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, und seit den 1990-er Jahren wird „Baltops“ nun vor allem als Gelegenheit aller Ostseemarinen (und auch Marinen außerhalb der Ostsee) begriffen, sich im Geiste von „Partnership for Peace“ näher kennen zu lernen, Vertrauen zu bilden, und gemeinsam Dinge zu üben, die derzeit bei multinationalen Einsätzen auf der ganzen Welt gefragt sind.
Gastgeber der diesjährigen, insgesamt 40. Auflage von „Baltops“ war nach 2010 (2011 war dies Deutschland) einmal mehr die polnische Marine. 27 Schiffe aus elf Marinen (Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Russland, Schweden, USA) sowie Soldaten aus Georgien trafen sich am 1. Juni zur „Pre-Sail Conference“ an der polnischen Marineakademie in Gdingen. Führungsschiff war erneut die MOUNT WHITNEY der US Navy; die russische Baltische Flotte war mit einem Landungsschiff der ROPUCHA-Klasse vertreten. 30 Flugzeuge und Hubschrauber waren ebenfalls in die Übung eingebunden.
Über das Wochenende standen in Gdingen letzte Übungsvorbesprechungen, Ausrüstung mit einem gemeinsamen IT-Netzwerk und kompatiblen Fernmeldeanlagen, aber auch gegenseitiges Kennen lernen bei sportlichen und sozialen Veranstaltungen auf dem Programm. Am Sonntag (3. Juni) präsentierte man sich der Bevölkerung bei einem „Open Ship“.
Amphibische Landung in Litauen (Foto: lit. Marine) |
Am 4. Juni liefen die Schiffe und Boote dann gemeinsam zu den Übungen in See aus. Grundlage war ein fiktives Szenario. Nach die regionale Stabilität gefährdenden Aktionen paramilitärischer Organisationen wurde nach einer entsprechenden UN Resolution ein maritimer Krisenreaktionsverband entsandt. Dieses Szenario bot Grundlage für ein breites Spektrum moderner Seekriegführung – von traditionellen Inhalten bis hin zu asymmetrischen Operationen. Die „Baltops“-Teilnehmer sahen sich mit Piraten und Terroristen (Speedboote) konfrontiert, hatten ein Embargo durchzusetzen und schließlich unter Minenbedrohung (Friedens-)Truppen an Land zu setzen. Diese amphibische Landung am 11. Juni an der litauischen Küste – die erste in der Geschichte Litauens – war Höhepunkt von „Baltops 2012“. Nach einem „Demonstrationstag für hochrangige Gäste“ (Distinguished Visitors Day, 14. Juni) liefen die Übungsteilnehmer am 15. Juni in Kiel ein. Schon traditionell steht für sie nach dem Manöver die Teilnahme an der Kieler Woche auf dem Programm. In Kiel endete „Baltops-12“ am 16. Juni mit einer Abschlusskonferenz.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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