LIBYEN (nur maritime Aspekte) — Fortschreibung

(Infor­ma­tion­s­stand 12. März)
Nach Angaben aus Rebel­lenkreisen sollen libysche Kriegss­chiffe am 10. März Küsten­ziele bei Ras Lanuf beschossen haben. Bestäti­gen lassen sich diese Mel­dun­gen bish­er allerd­ings nicht. Zum Sta­tus der libyschen Marine find­en sich in offen zugänglichen Medi­en kein­er­lei Mel­dun­gen; auch die vor eini­gen Wochen (ange­blich) nach Mal­ta geflo­henen Schiffe wer­den nicht mehr erwäh­nt. Einige Presse­fo­tos lassen Mari­neein­heit­en im Hafen von Beng­hazi (Stan­dort von u.a. Fregatten/Korvetten KONI/NANUCHKA) erken­nen; es ist aber unklar, ob die Schiffe und Boote fahrbere­it sind, ob sich die Besatzun­gen auf die Seit­en der Rebellen geschla­gen haben — oder ob sie zur Zeit über­haupt per­son­ell beset­zt sind.

Unter­dessen ist die Evakuierung aus­ländis­ch­er Bürg­er aus Libyen bzw. aus dem tune­sis­chen Gren­zge­bi­et zu Libyen weit­ge­hend abgeschlossen und Über­legun­gen zum weit­eren (mil­itärischen) Vorge­hen gegen das Gad­dhafi-Regime rück­en zunehmend in den Vordergrund. 

Im Einzelnen:

EUNATO

Ital­ien will auf der näch­sten Sitzung des Europarates den gemein­sam von EU und NATO zu koor­dinieren­den Ein­satz eines Marin­e­ver­ban­des zur Durch­set­zung ein­er See­block­ade Libyens vorschla­gen. Am 10. März erteilte die NATO einem solchen Vorhaben oder gar einem mil­itärischen Vorge­hen gegen Libyen erst ein­mal eine Absage. Ohne Man­dat der Vere­in­ten Natio­nen werde es kein mil­itärisches Ein­greifen geben. Allerd­ings werde die NATO die Präsenz von Seestre­itkräften im zen­tralen Mit­telmeer erhöhen. Man werde dort die Lageen­twick­lung aufmerk­sam beobacht­en und auch helfen, das beste­hende Embar­go gegen Libyen zu überwachen (allerd­ings nicht durch­set­zen). Zum Ein­satz kom­men kön­nten dabei die Schiffe des ständi­gen Ein­satzver­ban­des SNMG‑1 sowie die Boote der Minen­ab­wehrgruppe SNMCMG‑1. Bei­de Ver­bände haben am 9. März das im west­lichen Ein­gang zum Mit­telmeer durchge­führte Manöver Noble Mariner beendet. 

Marineforum - Einschiffung von Flüchtlingen (Foto: PIZ Marine)
Ein­schif­fung von Flüchtlin­gen
Bildquelle: PIZ Marine

DEUTSCHLAND

Die deutsche Ein­satz­gruppe mit den Fre­gat­ten BRANDENBURG und REHINLAND-PFALZ sowie dem Ein­satz­grup­pen­ver­sorg­er BERLIN hat am 5. März im tune­sis­chen Hafen Gabes mehr als 400 meist Ägypter an Bord genom­men; Gas­tar­beit­er, die sich aus Libyen über die nahe tune­sis­che Gren­ze geflüchtet hat­ten. Die Men­schen wur­den am 8. März in Alexan­dria ausgeschifft. 

FRANKREICH

Der Hub­schrauberträger MISTRAL traf — gesichert von der Fre­gat­te TOURVILLE – am 7. März im tune­sis­chen Hafen Zarzis ein. Das Schiff sollte hier eben­falls ägyp­tis­che Flüchtlinge aufnehmen und in ihre Heimat zurück führen. Bei Ein­tr­e­f­fen war der Hafen allerd­ings leer, alle Men­schen bere­its evakuiert. Die MISTRAL musste sich damit beg­nü­gen, in Toulon an Bord genommene Hil­f­s­güter (50 t) auszuschif­f­en. Unmit­tel­bar danach ging das Schiff wieder in See. Die weit­ere Pla­nung für die MISTRAL ist unklar. Möglicher­weise set­zt sie erst ein­mal die bere­its begonnene Kadet­ten-Aus­bil­dungsreise fort. Da diese aber bis April im Mit­telmeer durchge­führt wird, ste­ht der Hub­schrauberträger sich­er weit­er­hin kurzfristig für Ein­sätze im Rah­men der Libyen-Krise bere­it. Inzwis­chen ist auch der in Toulon repari­erte Zer­stör­er GEORGES LEYGUES wieder auf dem Weg zur MISTRAL

Am 6. März hat sich die franzö­sis­che Regierung „im Prinzip“ für die Ein­rich­tung ein­er Flugver­bot­szone über Libyen aus­ge­sprochen. In diesem Zusam­men­hang wurde gemeldet, dass der Fugzeugträger CHARLES DE GAULLE in Toulon in ein­er 72-Stun­den Bere­itschaft gehal­ten werde, not­falls aber wohl auch bin­nen 24 Stun­den aus­laufen könne. 

GROSSBRITANNIEN

Der Zer­stör­er YORK sowie die Fre­gat­ten WESTMINSTER und CUMBERLAND operieren weit­er­hin im zen­tralen Mit­telmeer, haben Evakuierung­sop­er­a­tio­nen aber abgeschlossen. Zur Unter­stützung eines möglichen inter­na­tionalen Vorge­hens gegen Libyen prüft die britis­che Regierung derzeit die Ver­legung eines größeren Flot­ten­ver­ban­des. Bere­its im Feb­ru­ar hat die „Task Force Cougar“ (mit u.a. Hub­schrauberträger OCEAN, Dock­lan­dungss­chiff ALBION und Fre­gat­te SUTHERLAND) mit der Vor­bere­itung ein­er mehrmonati­gen Aus­land­sreise in den Indik und nach Asien begonnen. Diese Gruppe kön­nte nun – vorzeit­ig — als „Response Force Task Group” im Mit­telmeer zum Ein­satz kommen. 

Marineforum - OCEAN (Foto: Royal Navy)
OCEAN
Bildquelle: Roy­al Navy

INDIEN

Dock­lan­dungss­chiff JALASHWA und Zer­stör­er MYSORE sind am 10. März vor der libyschen Küste eingetrof­fen, wer­den aber nicht mehr für Evakuierun­gen benötigt. Einan Tag zuvor hat­te das gechar­terte Kreuz­fahrtschiff SCOTIA PRINCE die let­zten etwa 1000 aus Tripo­lis evakuierten Inder in Alexan­dria an Land geset­zt. Über weit­ere Auf­gaben der zwei indis­chen Kriegss­chiffe wird derzeit „nachgedacht“.

Marineforum - LIBRA (Foto: Ital. Marine)
LIBRA
Bildquelle: Ital. Marine

ITALIEN

Das Wach­schiff LIBRA (CAS­SIO­PEA-Klasse) hat am 5. März 25t Hil­f­s­güter (Zelte, medi­zinis­che Geräte und Medika­mente) nach Beng­hazi gebracht. Am 7. März kehrte das Schiff nach Cata­nia (Sizilien) zurück. Am 7. März ist der Zer­stör­er ANDREA DORIA aus Tar­ent aus­ge­laufen. Das für Flu­gab­wehr / Luftraumvertei­di­gung opti­mierte Schiff der HORI­ZON-Klasse soll im zen­tralen Mit­telmeer vor der libyschen Küste Posi­tion beziehen und Luft­lage­dat­en übermitteln. 

NIEDERLANDE

Die drei am 27. Feb­ru­ar bei ein­er Evakuierung­sop­er­a­tion von libyschen Sol­dat­en gefan­gen genomme­nen Besatzungsmit­glieder des Bor­d­hub­schraubers Lynx der Fre­gat­te TROMP sind wieder frei. Sie wur­den am 11. März in Tripo­lis von einem griechis­chen Flugzeug aufgenom­men und nach Athen ausgeflogen. 

TÜRKEI

Die türkische Fre­gat­te GELIBOLU hat eine Fähre mit 1,200 in Libyen an Bord genomme­nen Ägyptern gesichert. Mit Ein­laufen in Alexan­dria ging dieser wohl vor­erst let­zte Evakuierung­sein­satz am 6. März zu Ende. 

USA

Der amphibis­che Träger KEARSARGE und Dock­lan­dungss­chiff PONCE haben am 5. März Sou­da Bay (Kre­ta) ver­lassen und operieren seit­dem im zen­tralen Mit­telmeer. In Sou­da Bay waren zusät­zlich zu den bere­its an Bord befind­lichen etwa 1000 Marine­in­fan­ter­is­ten weit­ere 400 Sol­dat­en eingeschifft worden. 

Marineforum - GELIBOLU (Foto: Michael Nitz)
GELIBOLU
Bildquelle: Michael Nitz

Eine Ver­legung des Flugzeugträgers ENTERPRISE ins Mit­telmeer rückt offen­bar näher. Die ENTERPRISE selb­st operierte unverän­dert noch im Roten Meer; zwei Ein­heit­en ihrer Ein­satz­gruppe, der Zer­stör­er MASON und das U‑Boot PROVIDENCE, haben am 12. März allerd­ings den Suezkanal nord­laufend passiert. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

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