Ursprünglich sollten für die beiden neuen Flugzeugträger QUEEN ELIZABETH und PRINCE OF WALES in den USA Kampfflugzeuge F‑35B Lightning-II beschafft werden. Wie auch die früheren britischen Trägerkampfflugzeuge Harrier auf den Flugzeugträgern der INVINCIBLE-Klasse, startet dieses von Lockheed-Martin für das US Marine Corps entwickelte STOVL (Short Take-Off, Vertical Landing) Flugzeug über eine Bugrampe und landet dann senkrecht auf dem Flugdeck. Im Rahmen des Strategic Defence & Security Review (SDSR) befand das Verteidigungsministerium im Oktober 2010 allerdings, dass diese Flugzeuge zu teuer würden.
Ohnehin waren für das Flugzeugträgerprojekt bereits erhebliche Kostensteigerungen zu verzeichnen. Als es 2003 beschlossen wurde, wollte man eigentlich mit nur 2,8 Mrd. Euro auskommen, musste jedoch noch im gleichen Jahr zur Kenntnis nehmen, dass Hauptauftragnehmer BAe Systems das ausgewählte Design in diesem Kostenrahmen nicht bauen könne; veranschlagen müsse man vielmehr 4 Mrd. Euro. 2005 musste das Ministerium einräumen, dass die Fertigstellungstermine (Indienststellung erstes Schiff in 2012) nicht einzuhalten waren; gleichzeitig wurden die Vorhabenskosten nun mit gut 5 Mrd. Euro angegeben. Zeitliche Streckungen sollten die Auswirkungen der Kostensteigerungen begrenzen, verteuerten jedoch (was Experten von vorneherein klar war) das Vorhaben nur weiter. 2008 war man bei mehr als 6 Mrd. Euro angelangt.
Im Oktober 2010 wurde in der Folge des SDSR beschlossen, eventuell nur einen der beiden Träger in Dienst zu stellen und den zweiten direkt nach Fertigstellung einzumotten, sowie statt der STOVL-Flugzeuge F‑35B die auch für die US Navy als neues Trägerkampfflugzeug vorgesehene Lightning-II Variante F‑35C zu beschaffen. Für die neuen Flugzeugträger bedeutete dies natürlich erhebliche Designmodifizierungen. Statt Bugrampe müssen für konventionelle Starts und Landungen der F‑35C Dampfkatapulte und eine Landefanganlage installiert werden. Das Ministerium hoffte, dass die Einsparungen bei den Flugzeugen den Mehraufwand beim Bau mehr als wett machen würden. Bei weiterer zeitlicher Streckung des Vorhabens — mit Indienststellung der QUEEN ELIZABETH nun erst 2019/20 — glaubte man mit insgesamt etwas mehr als 7 Mrd. Euro davon zu kommen. Industriekreise winkten sofort ab; die Kosten würden eher mit 10 – 12 Mrd. Euro zu Buche schlagen.
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F‑35B bei der Landung (Foto: US Navy) |
Nachrechnen hat nun offenbar ergeben, dass die Schätzungen der Werften weit realistischer waren als die im Ministerium – und dass ein Verzicht auf die Designänderungen und Rückkehr zur Beschaffung von STOVL-Flugzeugen F‑35B letztendlich doch billiger sein könnte. Allein dies spräche schon für eine Rückkehr zur ursprünglichen Planung, aber noch ein weiterer Faktor ist offenbar ins Spiel gekommen: Fachmedien berichten über mögliche Designfehler bei der konventionell startenden und landenden F‑35C. Deren Landefanghaken seien zu nahe beim Hauptfahrwerk angebracht; mehrere simulierte Trägerlandungen seien gescheitert. Notwendige Designänderungen seien nicht nur teuer, sondern würden vor allem auch die Einsatzreife der F‑35C deutlich verzögern. Angeblich hat das Pentagon bereits Bestellungen von fast 180 für die US Navy bestimmten F‑35C um bis zu fünf Jahre verschoben – um „mehr Zeit für Erprobungen“ zu haben. Für die US Navy wäre dies zwar ärgerlich, aber angesichts ihrer Flotte moderner F‑18 Super Hornet verkraftbar. Für die Royal Navy könnte es allerdings bedeuten, dass sie in 2019/20 zwar einen neuen Flugzeugträger in Dienst stellt, für diesen aber keine Kampfflugzeuge hat.
Welche „vor Ostern zu verkündende“ Entscheidung letztendlich getroffen wird, ist offen. Überwiegend wird davon ausgegangen, dass in einem „Ausstieg aus dem Ausstieg“ statt F‑35C nun doch wieder F‑35B beschafft werden. Diskutiert werden allerdings auch andere Optionen. So könne man am Entschluss zur F‑35C samt notwendigen Designmodifizierungen bei den Schiffen fest halten, bei absehbar verzögertem Zulauf in einer Zwischenlösung amerikanische Trägerkampfflugzeuge F‑18 Super Hornet oder französische Rafale M beschaffen. Dies würde auch volle Kompatibilität mit dem französischen Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE (und natürlich auch US Trägern) schaffen. Der britischen Royal Navy und der französischen Marine könnte die Option auf ggf. gemeinsame Nutzung ihrer Flugzeugträger auch einen Verzicht auf jeweils einen zweiten (teuren) Träger erleichtern.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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