Ostasien China — COMAC Zivilflugzeugbau — neuer Anlauf

China

Ein Land von der Größe Chi­nas und kein Flugverkehr — undenkbar, nach Prog­nosen der Luft­fahrtin­dus­trie benötigt der ras­ant wach­sende zivile Flugverkehr des Lan­des in den näch­sten 20 Jahren rund 2000 Flugzeuge, und das, obwohl die Luft­fahrt­branche seit der Öff­nung Chi­nas den Flug­park mit mod­er­nen Maschi­nen ins­beson­dere von Boe­ing und Air­bus aus­gerüstet hat.

Und ein Land mit so einem Verkehrspo­ten­tial ohne eigene Flugzeugindeustre?

Eben­so undenkbar, möchte man meinen, dabei trifft ger­ade das auf Chi­na zu.

Trotz der Erfahrung mit dem mehr oder weniger lizen­zierten Nach­baur rus­sis­ch­er Mil­itär­jets hat es Chi­na bish­er nicht geschafft, entsprechende Leis­tun­gen auf dem Sek­tor “Zivil­flugzeug­bau” zu erreichen. 

Die let­zten Verkehrs­maschi­nen, die in Chi­na pro­duziert wur­den, waren Nach­baut­en der amerikanis­chen C‑47 (DC‑3), die den Weg über rus­sis­che Lizen­zen (Lisunov Li‑2 bzw. PS-84) nach Chi­na fan­den. Als Trieb­w­erk wurde das Schwet­sow ASch-62IR — im wesentlichen ein verbessert­er Nach­bau des Wright Cyclone 9 R‑1820 — einge­set­zt. In der Ver­sion ASch-62IR treibt es die diversen Vari­anten der Antonow AN‑2 an. Da die AN‑2 auch in Chi­na unter Lizenz gebaut wurde, gab es selb­stver­ständlich auch die jew­eili­gen Lizen­zen dazu.

Der Ver­such, eine eigene Fer­ti­gung für mod­erne zivile Düsen­jets aufzubauen war aber zunächst nicht erfol­gre­ich.
Ein Nach­bau ein­er Boe­ing 707 scheit­erte an der schlecht­en Qual­ität des Kon­struk­ts. Dem Vernehmen nach soll die Mas­chine schon bei den ersten Lan­dun­gen so beschädigt wor­den sein, dass der ges­tauchte Rumpf nicht mehr repari­ert wer­den kon­nte. Das Pro­jekt Y‑10 war ein Fiasko.

Danach pro­bierte es Chi­na auf anderem Weg — einem, der Chi­na auch in anderen Branchen zum Erfolg geholfen hat. Der Ankauf mod­ern­er Jets wurde mit der Forderung ver­bun­den, Kom­po­nen­ten in Chi­na zu pro­duzieren. So haben Aibus, Boe­ing, Bom­bardier und Embraer entsprechende Fer­ti­gun­gen in Chi­na aufge­baut — von der Rumpf­sek­tion der neuen C‑Serie von Bom­bardier (bei Senyang Air­fraft Cor­po­ra­tion) bis zu Mon­tagelin­ien von Air­bus (A 320) und Embraer (E‑190). Nach Mel­dung chi­ne­sisich­er Medi­en wur­den (auf dieser Basis) fünf Flugzeugher­steller, die ihre Stärke in ver­schiede­nen Bere­ichen der Flugzeug­pro­duk­tion haben, aus­gewählt, als Haupt­pro­duzen­ten Chi­nas selb­st entwick­eltes Pro­jekt zu Pro­duk­tion von Großraum­flugzeu­gen zu unter­stützen. Dies sind Harbin Air­craft Indus­try Group, Cheng­du Air­craft Indus­tri­al, Shenyang Air­craft Cor­po­ra­tion, Xi’an Air­craft Indus­try und Shaanxi Air­craft Indus­try.

Auf der so erwor­be­nen Erfahrung baut Comac (Com­mer­cial Air­craft Cor­po­ra­tion of Chi­na) mit schein­bar uner­schöpflichen Ressourcen an Kap­i­tal und man­pow­er eine eigene Pro­duk­tion auf.

Den ersten ern­sthaften Ver­such machte Chi­na im Okto­ber 2008 mit dem Region­alflugzeug “Xinzhoz 600” bzw. mit dem Jungfer­n­flug und dem kurz danach freigegebe­nen Beginn der Serien­fer­ti­gung der Asian Region­al Jet (ARJ) 21 im Febru­rar 2009 — der aber noch nicht alle heuti­gen tech­nis­chen Anforderun­gen erfüllt. Den­noch gelang es eine größere Menge dieses Typs vor allem auch durch Bestel­lung der staatlichen chi­ne­sis­chen Fluglin­ien abzuset­zen. Auf­grund dieses Erfol­gs der vom staat­seige­nen Flugzeug­bauer CAAC entwick­el­ten ARJ 21 wurde von Chi­nas Staat­sun­ternehmen “AVICeine Tochterge­sellschaft zum Bau eines neuen, großen Zivil­flugzeuges — eines chi­nes­sichen “Jum­bos” mit max­i­mal 190 Sitz­plätzen — mit einem Startkap­i­tal von 200 Mrd. Yuan gegrün­det. Das neue Schlüs­sel­pro­jekt ist in der Größen­klasse von A 320 oder Boe­ing 737. Mit min­i­mal 150 Sitzen soll der C 919 bis 2014 flugfer­tig entwick­elt sein — mit Trieb­w­erken von MTU, Pratt & Whit­ney oder von Gen­er­al Elec­tric, die bis zu einem Fün­f­tel weniger Sprit ver­brauchen sollen als die der etablierten Konkur­renz.
Im Juni 2009 wurde die Pro­duk­tions­fir­ma als eigen­ständi­ges Unternehmen admin­is­tra­tiv “aus der Taufe gehoben”.

Man darf ges­pan­nt sein, ob Chi­na ein ähn­lich­er Auf­stieg gelingt, wie in EMBRAER in Brasilien vorex­erziert hat.

Intern­er Link zum Län­der­dossier Chi­na:

Weit­ere Links:

Ameri­ka — EMBRAER — Flugzeugher­steller auf dem Weg zur Welt­spitze

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