Einführung: Sudan Afrika

Kolo­nial­is­mus — das Ende der Eigen­ständigkeit
Mit der kolo­nialen Unter­jochung durch Briten und Fran­zosen war das Ende ein­er eigen­ständi­gen staatlichen Entwick­lung in West­afri­ka erzwun­gen wor­den.
Die Kolo­niale Ober­herrschaft zer­störte das gewach­sene poli­tis­che Leben. Soweit die örtlichen Herrsch­er nicht im Rah­men der “indi­rect rule” zu Hand­langern der Kolo­nialmächte degradiert wur­den blieb ihnen nur eine mehr oder weniger sym­bol­is­che Exis­tenz, als geduldete Rand­fig­uren der örtlichen Folko­re, wichtig für “das See­len­leben” der beherrscht­en Völk­er, aber von jed­er poli­tis­chen Entschei­dungs­ge­walt ausgeschlossen. 

Auswirkun­gen auf die heuti­gen Staat­en:
Die heute beste­hen­den Staat­en West­afrikas sind “Kun­st­staat­en”.  
Die Willkür­lich gezo­ge­nen Kolo­nial­gren­zen  
· zer­schnei­den ein­er­seits gewach­sene Stammes- und Fam­i­lien­verbindun­gen (Guinea und Sam­bia),  
· ander­er­seits wer­den seit Jahrhun­derten rival­isierende Völk­er plöt­zlich in einem Staatswe­sen zusam­men vereint. 

Interne eth­nis­che Kon­flik­te am Beispiel Nige­rias:
Die nige­ri­an­is­che Kul­tur ist nicht nur von Tra­di­tio­nen der zahlre­ichen Völk­er geprägt, son­dern auch durch islamis­che Ein­flüsse im Nor­den und europäis­che Ein­flüsse im Süden.  
Es gibt etwa 400 ver­schiedene Völk­er, von denen die Haus­sa (21%), die Yoru­ba (21%), die Ibo (18%) und die Fulani (11%) die größten sind und zusam­men unge­fähr 72% der Bevölkerung stellen. 

Yoru­ba und Haus­sa im Lagos und Nige­ria waren über Jahrhun­derte hin rival­isieren­den Kön­i­gre­ichen zuge­hörig, bei­de Gemein­schaften macht­en sog­ar Jagd aufeinan­der und auf die Igbo, um die Ange­höri­gen der jew­eils anderen Eth­nien als Sklaven zu verkaufen — die Yoru­ba ver­sklavten ihre nördlichen Nach­barn, während die Hausa wiederum Yoru­ba-Sklaven in die ara­bis­chen Län­der “exportierten”.
Die Igbo wieder sind Chris­ten, und den mus­lim­is­chen Völk­ern des Nor­dens wenig ver­bun­den. Die Haus­sa Fulbe-Elite (Volks­grup­pen aus dem Sahel) führte nach der Unab­hängigkeit 1960 erste Regierun­gen, 1966 wurde der Pre­mier Nige­rias, ein Nord­nige­ri­an­er, von Ibo-Offizieren getötet. Die Ibo woll­ten sich der Vorherrschaft der Stämme der Yoru­ba, der Haus­sa und der Fulbe ent­ge­gen stellen.
Die Igbo-Region rief nun 1967 im Osten ihren eige­nen Staat “Biafra” aus. Im Bürg­erkrieg, der bis 1970 andauerte und in dem über eine Mil­lion Men­schen star­ben, wurde Biafra von der Zen­tral­regierung besiegt.
Die fun­da­men­tal islamis­che Aus­rich­tung der Fulbe aus Nord­nige­ria wirkt sich auch heute noch aus.
Seit 1999 haben 13 Bun­desstaat­en Nige­rias das strenge islamis­che Strafrecht (Scharia) einge­führt. Dieben wird die Hand abge­hackt, Alko­holtrink­ende wer­den öffentlich aus­gepeitscht, Ehe­brech­er wer­den gesteinigt,.…  
Anfang 2002 wurde die erste Hin­rich­tung nach islamis­chen Recht durchge­führt. Ein Messer­mörder sollte eigentlich mit dem Tatmess­er hin­gerichtet wer­den, wurde aber aus Angst vor weit­eren Kon­flik­ten zwis­chen Chris­ten und Mus­li­men gehängt, und die beab­sichtigte Steini­gung ein­er Frau, die das Opfer ein­er Verge­wal­ti­gung wurde, hat nicht nur in Nige­ria zu Auf­se­hen geführt. 
Schon lange protestieren die Chris­ten in Nige­ria gegen die Ein­führung der Scharia. 

Es wäre aber zu ein­fach, die Kon­flik­te inner­halb der afrikanis­chen Staat­en auf rein eth­nis­che Kon­flik­te — etwa zwis­chen Chris­ten und Mus­li­men oder zwis­chen Arabern, Tuareg und Schwarzafrikan­ern zu reduzieren. 

Die neuen Herrschere­liten in den West­afrikanis­chen Staat­en haben sich die Struk­turen der Kolo­nialzeit zu eigen gemacht. Sie schöpfen den Reich­tum der Län­der für sich ab. Nepo­tismus und Bestechung sind an der Tage­sor­d­nung. Staat­saufträge — etwa für Maß­nah­men an der Infra­struk­tur — wer­den den nahe ste­hen­den Fam­i­lien zugeschoben, während die “frem­den” Stämme keine Vorteile aus dem Staatsver­bund ziehen.
Das Ergeb­nis ist eine “Kolo­nial­herrschaft” der “Herrschere­liten” im eige­nen Land. Während die Staats- und Wirtschafts­führer immer reichen wer­den muss ein großer Teil der Bevölkerung mit immer weniger Einkom­men das Leben fris­ten.
Die frus­tri­erten und verzweifel­ten Ver­lier­er sam­meln sich in ihrer eth­nis­chen Gemein­schaft, weil nur dort — über Stammes­beziehun­gen oder auch kirch­lich religiöse Hil­f­spro­gramme — noch Hil­fe zu erhal­ten ist. 
Aus der Frus­tra­tion zwis­chen den Eth­nien entwick­eln sich Rebel­lio­nen (Biafra: 1967 von Oberst Ojuk­wu im Südosten Nige­rias aus­gerufe­nen Staates, 1970 von der nige­ri­an­is­chen Armee erobert und wieder dem nige­ri­an­is­chen Staat eingegliedert) und Stammeskriege, in denen alle aufeinan­der los­ge­hen, in Nige­ria die Haus­sa auf die Yoru­ba, die Yoru­ba auf die Ibo und die Ibo wieder gegen die Haussa.

Die Zukun­ft?
Mit der vom libyschen Rev­o­lu­tions­führer Muam­mar al-Gaddafi ini­ti­ierten Gemein­schaft der Sahel- und Sahara-Staat­en (SIN-SAD)  

ist ein Staaten­bund ent­standen, der das Gebi­et der vorkolo­nialen islamis­chen Kön­i­gre­iche West­afrikas und die ara­bis­chen Staat­en Nordafrikas zusam­men fassen soll.
Mit dieser Gemein­schaft kön­nen sich die ver­schiede­nen Eth­nien über die tren­nen­den Gren­zen hin­weg gemein­sam entwick­eln. Die Europäis­che Wirtschafts­ge­mein­schaft (EWG), und das Zusam­menwach­sen von Völk­ern, die sich über Jahrhun­derte hin in Kriegen gegenüber standen, kann hier dur­chaus als Vor­bild dienen.
Wenn eine solche Entwick­lung scheit­ert, dann wird den nachkolo­nialen Staat­en über kurz oder lang ein Zer­fall in bluti­gen Bürg­erkriegen drohen.

Externe Links:
Sene­gal — Linksamm­lung — (www.gksoft.com)
Mali — Linksamm­lung — (www.ify.ch) 
Mali — Auswär­tiges Amt — (www.auswaertiges-amt.de)
Elfen­beinküste — (www.netzwerk-afrika-deutschland.de)

Benin — (www.kingdom-of-benin.com) 
Benin — (www.auswaertiges-amt.de) 
Benin — (www.netzwerk-afrika-deutschland.de)
Nige­ria — (www.geolinde.musin.de) 
Nige­ria — (www12.bni-hamburg.de)

Team GlobDef

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