Ozeanien — Salomonen (Solomon Isands)

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Salomonen (Solomon Islands)

Die wichtig­sten Infor­ma­tio­nen im Überblick: 

Regierungs­form (Gov­ern­ment Type):

Par­la­men­tarische Monarchie

(Con­sti­tu­tion­al Monarchy) 

Salomonen Solomon Islands

Haupt­stadt (Cap­i­tal): Honiara
Ein­wohn­er (Pop­u­la­tion): 457.000
Fläche (qkm) (Area sq.km): 27.556
Wehre­tat (Defence Budget): -
BSP/Einwohner (GNP/Capita): 560 US-$

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Dat­en außer Wehre­tat dem Fis­ch­er Weltal­manach 2005 entnommen

Bürg­erkriegswirren
Bere­its kurz nach der Unab­hängigkeit (1978) geri­et das labile interne Gle­ichgewicht zwis­chen den ver­schiede­nen Eth­nien der Salomo­nen zunehmend ins Wanken, was ab 1998 zu mas­siv­en Bürg­erkriegswirren führte.

Malai­tan­er gegen Melane­sen der Hauptin­sel Guadal­canal
Ursäch­lich für die Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen den Bewohn­ern der Insel Guadal­canal, auf der die Lan­deshaupt­stadt Honiara liegt, und den zahlre­ichen Ein­wan­der­ern von der Insel Malai­ta, sind die unter­schiedlichen kul­turellen Werte.
Drei Vier­tel der 400.000 Salomo­nen leben auf der Insel Gual­dal­canal. Deren Ein­wohn­er stam­men zu 75 Prozent von der Nach­barin­sel Malai­ta. Die Men­schen aus Malai­ta gel­ten (bzw. hal­ten sich selb­st) für beson­ders tüchtig Großbri­tan­nien warb die Malai­tan­er nach dem Zweit­en Weltkrieg für Arbeit­en in den Plan­ta­gen, den Minen und der dama­li­gen Kolo­nialver­wal­tung an. Die Ein­wan­der­er aus Malai­ta haben sich auf Guadal­canal oft nach eigen­em Gut­dünken niederge­lassen und sich über das in Melane­sien generell wichtige, tra­di­tionelle Boden­recht hin­wegge­set­zt. Die Regierung hat­te 1999 in einem Ver­trag die Ansprüche der Ure­in­wohn­er auf ihr Land anerkan­nt, weigerte sich aber, die ver­triebe­nen Malai­tan­er dafür zu entschädi­gen.
Als die Malai­tan­er die Insel Gual­dal­canal und deren Ressourcen zunehmend in ihren Besitz bracht­en, geri­eten sie in Kon­flikt mit den Ure­in­wohn­ern der Insel. So began­nen 1998 die Guadal­cane­sen mit Hil­fe ein­er eige­nen Miliz, dem Isa­tabu Free­dom Move­ment (IFM), die Malai­tan­er aus Honiara zu vertreiben. Ein­heimis­che Guerilleros rüsteten sich mit Gewehren und selb­st­geschnitzten Schlagstöck­en aus. Die Reak­tion ließ nicht lange auf sich warten: Vor allem jugendliche Ein­wan­der­er grün­de­ten die „Malai­ta Eagle Force“ (MEF). Sie hat­te bedeu­tende Stützpunk­te im Polizeiap­pa­rat, „weil auch die Polizei weit­ge­hend aus Malai­tan­ern bestand“. Im Juni 2000 plün­derte eine paramil­itärische Ein­heit die Waf­fenkam­mern der Polizeis­ta­tio­nen in der Haupt­stadt Honiara und stellte den Pre­mier der Salomo­nen unter Hausarrest.

Die Ein­heit beset­zte zen­trale Regierung­sein­rich­tun­gen sowie das Telekom­mu­nika­tion­szen­trum und richtete Straßensper­ren ein. Außer­dem verkün­de­ten die Rebellen die Ein­stel­lung des Luftverkehrs und eine Aus­gangssperre.
Die MEF-Milizionäre bran­nten den Besitz ihrer Geg­n­er in Honiara und Umge­bung nieder und „stahlen so ziem­lich alles, was nicht niet- und nagelfest“ war.

Episode aus dem Bürg­erkrieg- oder: „Das Ende ein­er Reise“
In diese Zeit fällt auch eine beze­ich­nende Episode, mit der die Bürg­erkriege auf den Salomo­nen erst­mals in das Blick­feld ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit geri­eten:
Es geschah am 30. April 2000 vor der Salomon-Insel Honiara. Mit 134 Per­so­n­en an Bord lief die MS World Dis­cov­er­er auf ein in Seekarten nicht eingeze­ich­netes Koral­len­riff auf. Wass­er drang durch ein Leck in den Schiff­s­rumpf ein. Pas­sagiere und Besatzung wur­den evakuiert, die Reise abge­brochen und die Gäste zurück­ge­flo­gen. Um ein Vol­laufen zu ver­mei­den, steuerte der Kapitän das Schiff auf den Küsten­sand und ver­ständigte eine aus­tralis­che Bergungs­man­nschaft.
In den Wirren des Bürg­erkriegs wurde das Bergung­steam ver­jagt, das Schiff zum Strandgut erk­lärt und total aus­ge­plün­dert. Tro­pis­che Feuchtigkeit machte den Totalschaden komplett.

Waf­fen­still­stand
Am 15. Okto­ber 2000 haben die Bürg­erkriegsparteien auf den Salomonin­seln im aus­tralis­chen Townsville einen Waf­fen­still­stand vere­in­bart. Damit war zwar formell der Krieg been­det, der Kon­flikt indessen schwelt weit­er, weil die Kon­flik­tur­sachen keineswegs beseit­igt wur­den. Alle Seit­en rüsteten auch nach dem Waf­fen­still­standsvere­in­barung mas­siv auf.
Dieser Bürg­erkrieg verdeckt eine weit­ere schwe­lende Auseinan­der­set­zung.
Rebel­lion und Auf­s­tand auf Bougainville / Papua-Neuguinea:
Auch auf der östlich­sten Insel Bougainville, die zu Papua-Neuguinea gehört, wütete neun Jahre lang bis 1998 ein grässlich­er Bürg­erkrieg um die Unab­hängigkeit der Insel. Die Insel, die über die einzi­gen nen­nenswerten Kupfer­vorkom­men des Lan­des ver­fügt, möchte seit Jahren aus dem Völk­ergemisch aus­brechen, zumal auf den nahe gele­ge­nen Salomo­nen eth­nisch ver­wandte Stämme leben.
1988 kam es wegen der umstrit­te­nen Entschädi­gung aus dem Kupfer­ab­bau (durch eine aus­tralis­che Gesellschaft) zu Stre­it­igkeit­en, die von der für die Unab­hängigkeit ein­tre­tenden „Bougainville Rev­o­lu­tion­ary Army“ durch Ter­ro­ran­schläge aufge­heizt wur­den. Dies führte zur zeitweili­gen Schließung der Kupfer­mine (1989) und dem nach­fol­gen­den Bürg­erkrieg.
Dieser Bürg­erkrieg wurde offiziell erst im Novem­ber 1997 durch einen Waf­fen­still­stand beigelegt. Am 30. April des Fol­ge­jahres kon­nte ein endgültiger Friedensver­trag unterze­ich­net wer­den.
Lediglich Vertreter des Inter­na­tionalen Roten Kreuzes kon­nten sich unbe­hel­ligt zwis­chen den Ter­ri­to­rien der ver­schiede­nen Bürg­erkriegsparteien bewe­gen.
In Folge der Bürg­erkriegswirren von 1999/2002 wurde die wirtschaftliche Lage des­o­lat. Energiek­nap­pheit (Strom, Ben­zin) und verzögerte Lohnauszahlun­gen sind an der Tage­sor­d­nung. Hun­derte von ger­ade jun­gen Men­schen warten apathisch auf Arbeit.
Angesichts der des­o­lat­en wirtschaftlichen und sozialen Ver­hält­nisse der Salomo­nen – der Insel­staat ist de fac­to zahlung­sun­fähig – kündigten die bei­den Haupt­ge­ber­län­der Aus­tralien und Neusee­land am 7. Jan­u­ar 2002 an, erst dann weit­ere Finanzhil­fe zu leis­ten, wenn Erfolge bei der Wieder­her­stel­lung von Recht und Ord­nung sowie Fortschritte in den Bemühun­gen um Refor­men zu erken­nen sind.

Externe Links: Die Salomo­nen nach dem Putsch: Frieden­spoli­tis­ch­er Ratschlag der Uni Kas­sel:
Salomonin­seln — (www.uni-kassel.de)
Ver­härtete Fron­ten — Die Salomo­nen 11 Monate nach dem Bürg­erkrieg — (www.uni-kassel.de)

Ein­stim­mig hat das aus 16 regionalen Natio­nen beste­hende Paz­i­fik­fo­rum am 30. Juni auf seinem Außen­min­is­tertr­e­f­fen in Syd­ney eine mil­itärische Inter­ven­tion “zur Wieder­her­stel­lung von Recht und Gesetz” auf den Salomo­nen beschlossen.
Das Vorhaben kön­nte sich zur größten mil­itärischen Oper­a­tion der let­zten 25 Jahre im Süd­paz­i­fik gestal­ten. Allein Aus­tralien will sich mit etwa 150 Polizis­ten und noch ein­mal etwa der gle­ichen Anzahl an Infan­ter­iesol­dat­en an “Peacekeeping”-Operationen an Land beteili­gen. Rech­net man dazu noch Besatzung und Ein­satzstab an Bord eines in Honiara auf der Hauptin­sel Guadal­canal zu sta­tion­ieren­den “Führungss­chiffes” (ver­mut­lich eines der amphibis­chen Schiffe KANIMBLA oder MANOORA) sowie das zur logis­tis­chen Unter­stützung benötigte Per­son­al, dann kön­nte das aus­tralis­che mil­itärische Kontin­gent ins­ge­samt dur­chaus etwa 2.000 Mann umfassen. Der Ein­satz auf den Salomo­nen würde damit das derzeit­ige Engage­ment aus­tralis­ch­er Trup­pen in Ost­ti­mor übertr­e­f­fen. Neben Aus­tralien haben weit­ere Staat­en des Paz­i­fik­fo­rums — darunter vor allem Neusee­land — ihre aktive Beteili­gung an der Oper­a­tion zuge­sagt. Alle Trup­pen sollen spätestens Ende Juli ein­satzbere­it vor Ort sein.
Aus dieser im Früh­som­mer 2003 erstell­ten Ankündi­gung ist inzwis­chen Real­ität gewor­den. Im Juli begann eine inter­na­tionale Ein­greiftruppe den größten Mil­itärein­satz auf den Salomo­nen seit dem Zweit­en Weltkrieg. Nicht weniger als 14 Staat­en aus dem Paz­i­fik beteiligten sich mit 2.500 Sol­dat­en und Polizis­ten unter der Führung Aus­traliens, das sein Kriegss­chiff MANNORA für die Küsten der Salomo­nen entsandte.
Der idyl­lis­che Sand­strand gle­icht genau­so einem Mil­itär­lager wie de Flughafen, der — durch Stachel­draht, Sand­säcke und bewaffnete Scharf­schützen abgeschirmt – den Herkules-Trans­port­flugzeu­gen der Ein­greiftruppe als Basis für eine Luft­brücke vom 2 ½ Tausend Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Aus­tralien dient.
Aus­tralien – das in der Region zwis­chen Indis­chem und Paz­i­fis­chen Ozean, von Papua Neuguinea bis zu den süd­paz­i­fis­chen Insel­staat­en, zunehmend eine Vor­ma­cht­stel­lung ein­nimmt – fürchtet, die Salomo­nen kön­nten zu ein­er Auf­fang­ba­sis für ter­ror­is­tis­che Ban­denkriege wer­den, das den ganzen südöstlichen Paz­i­fikraum in einen Strudel von Anar­chie und Ter­ror­is­mus reißt.
Aus­tralien füllt damit die Lücke, die von der Kolo­nial­macht Großbri­tan­nien hin­ter­lassen wurde. Ob diese Lücke lediglich mil­itärisch geschlossen wird – oder ob Aus­tralien auch die poli­tis­che Führung in die Hand nimmt und damit eine zunehmend kor­rupte ein­heimis­che Elite ent­machtet, bleibt abzuwarten. Aus­traliens Ein­sat­zleit­er meint jeden­falls „Wir sind für län­gere Zeit hier“ (Süd­deutsche Zeitung – SZ — vom 22.09.2003), „denn die wichtig­ste Auf­gabe kommt erst: der Wieder­auf­bau der Ver­wal­tung, der Infra­struk­tur, der Schulen.“

Die Salomo­nen wären jeden­falls nicht nur für Touris­ten eine Reise wert. Neben traumhaften Tauchre­vieren und Sand­strän­den find­en sich Boden­schätze wie Gold und Rohmetalle, reiche Fis­chgründe und Tropen­hölz­er – und dass die Salomo­nen geeignet wären, Waf­fen in das benach­barte Papua-Neuguinea zu trans­portieren und diesen jun­gen Staat weit­er zu desta­bil­isieren, das schreibt die SZ auch.

Dieser Bürg­erkrieg verdeckt eine weit­ere schwe­lende Auseinan­der­set­zung in der Nach­barschaft:
Rebel­lion und Auf­s­tand auf Bougainville / Papua-Neuguinea:
Auch auf der östlich­sten Insel Bougainville, die zu Papua-Neuguinea gehört, wütete neun Jahre lang bis 1998 ein grässlich­er Bürg­erkrieg um die Unab­hängigkeit der Insel. Die Insel, die über die einzi­gen nen­nenswerten Kupfer­vorkom­men des Lan­des ver­fügt, möchte seit Jahren aus dem Völk­ergemisch aus­brechen, zumal auf den nahe gele­ge­nen Salomo­nen eth­nisch ver­wandte Stämme leben.
1988 kam es wegen der umstrit­te­nen Entschädi­gung aus dem Kupfer­ab­bau (durch eine aus­tralis­che Gesellschaft) zu Stre­it­igkeit­en, die von der für die Unab­hängigkeit ein­tre­tenden „Bougainville Rev­o­lu­tion­ary Army“ durch Ter­ro­ran­schläge aufge­heizt wur­den. Dies führte zur zeitweili­gen Schließung der Kupfer­mine (1989) und dem nach­fol­gen­den Bürg­erkrieg.
Dieser Bürg­erkrieg wurde offiziell erst im Novem­ber 1997 durch einen Waf­fen­still­stand beigelegt. Am 30. April des Fol­ge­jahres kon­nte ein endgültiger Friedensver­trag unterze­ich­net werden.

Externe Links:
Auswär­tiges Amt der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land:
www.auswaertiges-amt.de
Salomo­nen Län­der­in­fo — (www.derreisefuehrer.com)

Lit­er­aturhin­weise:
Böge, Volk­er : Bougainville: Frieden­sprozess im Sch­neck­en­tem­po . In: Rund­brief. Forum für Mit­glieder und Fre­unde des Paz­i­fik-Net­zw­erkes e.V. Nr. 44, S. 11 — 18, — Neuen­det­tel­sau / 8 S., 2000
Schlag­worte: Papua-Neuguinea; Sep­a­ratismus ; Bürg­erkrieg ; Friedensver­hand­lung ; Zeit­geschichte ; Bougainville
Sig­natur Asien­haus Bib­lio­thek Essen: PaLeZs

Kerr, Kather­ine S. : Papua New Guinea in 1997 and 1998. Trou­bles in Par­adise . In: Asian Sur­vey Vol. 39, No. 1, S. 55 — 63, — Berke­ley / 9 S., 1999
Schlag­worte: Papua-Neuguinea; Bougainville; Bürg­erkrieg ; Sep­a­ratismus ; Wirtschaft­slage ; Innen­poli­tis­ch­er Kon­flikt ; Aussen­poli­tik ; Jahres­bericht
Sig­natur Asien­haus Bib­lio­thek Essen: PaKdZs

Piegs­da, Susanne u.a. : Schatzin­seln in der Süd­see? — Tagungs­bericht [The­men­heft: Schatzin­seln in der Süd­see — Berg­bau im Süd­paz­i­fik. Mod­ernisierungskon­flik­te in jun­gen Staat­en und Per­spek­tive nach­haltiger Entwick­lung. Doku­men­ta­tion ein­er Tagung vom 23. — 25. Okto­ber 1998 in der Evan­ge­lis­chen Akademie Tutz­ing, mehrere Artikel] . In: Epd Entwick­lungspoli­tik. Mate­ri­alien 5, S. 1 — 88, — Frank­furt a. M. / Selb­stver­lag / 88 S., 1999
Schlag­worte: Paz­i­fik; Papua-Neuguinea; Bougainville; Berg­bau ; Boden­schätze; Kupfer; Umweltschutz ; Umweltver­schmutzung ; Katas­tro­phe ; Sus­tain­able Devel­op­ment; Ure­in­wohn­er; Multi­na­tionale Unternehmung ; Bürg­erkrieg ; Sep­a­ratismus
Sig­natur Asien­haus Bib­lio­thek Essen: PzIbZs