MarineForum Wochenschau 24. Februar 2017

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bestimmt.
Daneben gibt es aber natür­lich auch Mel­dun­gen zu anderen (mar­iti­men) Ereignis­sen oder Entwick­lun­gen in der Region.

Während die von der iranis­chen Marine für „Mitte Feb­ru­ar“ im Golf von Oman und im Ara­bis­chen Meer angekündigte Großübung „Velay­at 95“ noch immer auf sich warten lässt, hat die oman­is­che Marine im Golf von Oman die multi­na­tionale Übung „Sharp Dag­ger“ („Khun­jar Haad“) begonnen. Die Übung ist Teil des Jahre­saus­bil­dungs­planes der Sul­tanats­ma­rine, aber regelmäßig wer­den auch befre­un­dete Mari­nen zur Teil­nahme ein­ge­laden. In diesem Jahr sind dies die franzö­sis­che Marine (Zer­stör­er „Forbin“), die britis­che Roy­al Navy (Zer­stör­er „Dar­ing“, amphibis­ches Unter­stützungss­chiff „Lyme Bay“ sowie die im Per­sis­chen Golf sta­tion­ierten Minen­jagdboote „Ban­gor“ und „Mid­dle­ton“) und die US Navy (im Per­sis­chen Golf sta­tion­ierte Patrouil­len­boote „Mon­soon“ und „Squall“, Minen­jagdboot „Dex­trous“). Die aus­rich­t­ende oman­is­che Marine nen­nt als Teil­nehmer ihre neue Korvette „Al Shamikh“ und zwei Schnellboote.

Par­al­lel zu „Sharp Dag­ger“ find­et im Oman die vom US Cen­tral Com­mand geführte und von den oman­is­chen Land­stre­itkräften aus­gerichtete Übung „Sea Sol­dier 2017“ statt. Hier ste­hen vor allem amphibis­che Ele­mente im Vorder­grund, und zu den Teil­nehmern gehören denn neben oman­is­chen Heer­es­sol­dat­en auch mehr als 250 auf dem Dock­lan­dungss­chiff „Som­er­set“ der US Navy eingeschiffte Sol­dat­en der US Marine Corps‘. Das Übungs­ge­bi­et „Sea Sol­dier 2017“ liegt an der oman­is­chen Küste im Golf von Aden, nahe Salalah.

Im Golf von Aden operiert ver­mut­lich weit­er­hin auch der amphibis­che Träger „Makin Island“ der US Navy. Sein Ein­satz dürfte sich vor allem gegen den an der jemeni­tis­chen Süd­küste um Mukalla aktiv­en, örtlichen Ableger der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion al-Kai­da (AQAP – Al Qae­da on the Ara­bi­an Penin­su­la) richt­en. Auf der „Makin Island“ eingeschiffte Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er und Kampfhub­schrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ kön­nten bei Luftschlä­gen gegen diese zum Ein­satz kommen.

Nach dem Angriff von Houthi Rebellen auf die sau­di-ara­bis­che Fre­gat­te „Mad­i­nah“ (30. Jan­u­ar) hat die US Navy ihre Präsenz im südlichen Roten Meer, der Meerenge des Bab-el-Man­deb und dem Golf von Aden ver­stärkt. Min­destens ein, möglicher­weise aber bis zu drei US-Zer­stör­er operieren hier. Nach Auswer­tung aller zum Angriff ver­füg­baren Infor­ma­tio­nen geht die US Navy davon aus, dass die Houthi vom Iran gelieferte, fer­nges­teuerte und mit Sprengstoff gefüllte Speed­boote einge­set­zt haben.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwick­lung. Den­noch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kernge­bi­eten seines „Kali­fats“ zurückgedrängt.

US-Präsi­dent Trump hat das Pen­ta­gon angewiesen, bis Ende Feb­ru­ar eine „neue Strate­gie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erar­beit­en. Im Zusam­men­hang damit wird im Pen­ta­gon auch die Option ein­er Ver­legung reg­ulär­er US-Boden­trup­pen nach Nordsyrien erwogen. Bish­er sind dort nur kleine Kontin­gente von US Spe­cial Forces im Ein­satz, die kur­dis­che Rebellen im Kampf gegen IS als „Berater“ unterstützen.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge, sowie landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Per­sis­chen Golf im Ein­satz. Die „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philip­pine Sea“, Zer­stör­er „Laboon“ und „Trux­tun“) führt seit dem 13. Feb­ru­ar aus dem östlichen Mit­telmeer her­aus Luftschläge gegen IS-Ziele in Irak und Ost­syrien durch. Seit dem 9. Feb­ru­ar ist die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ in den US-Ver­band integriert.

Schon in den näch­sten Tagen kön­nte die „Bush“ CSG aber aus dem Mit­telmeer (Zuständigkeits­bere­ich der 6. US-Flotte) ablaufen und durch den Suezkanal Kurs auf die Gewäss­er um die Ara­bis­che Hal­binsel und den Per­sis­chen Golf (Zuständigkeits­bere­ich der 5. US-Flotte) nehmen. Der Flugzeugträger soll dort den britis­chen Hub­schrauberträger „Ocean“ als Führungss­chiff der Task Force 50 in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ ablösen. Auf diesem hat der britis­che Com­modore Andrew Burns den der 5. US-Flotte unter­ste­hen­den Ein­satzver­band in den let­zten Monat­en – während der Präsen­zlücke eines US-Flugzeugträgers – geführt. Die „Ocean“ kon­nte dabei zwar selb­st keine Kampf­flugzeuge ein­set­zen, aber mit ihren Führungs- und Fer­n­meldesys­te­men die Ein­sätze der landgestützt operieren­den Koali­tions­flugzeuge koor­dinieren. Formelle Ablö­sung mit Über­gabe der Auf­gaben an die „George HW Bush“ wird wohl im Roten Meer stat­tfind­en, denn die „Ocean“ hat ver­mut­lich bere­its den Rück­marsch in Rich­tung Mit­telmeer ange­treten. Libane­sis­chen Medi­en zufolge wird sie „in der kom­menden Woche“ zu einem Besuch in Beitrut erwartet.

Syrien: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen, die gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten” gel­ten. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach dem gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Waf­fen­still­stand scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en der Bekämp­fung des IS nun aber ver­mehrt Pri­or­ität zu geben, koor­dinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.

 

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)

Eine auf Ini­tia­tive Rus­s­lands, der Türkei und des Iran vere­in­barte Waf­fen­ruhe wird nur dort einge­hal­ten, wo Rebel­len­grup­pen ihr auch aus­drück­lich zuges­timmt haben. Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra sind ohne­hin ausgeklammert.

Unter UN-Führung haben syrische Regierung und Oppo­si­tion am 23. Feb­ru­ar in Genf neue direk­te Friedens­ge­spräche begonnen (zuvor hat­te das iranis­che Außen­min­is­teri­um fälschlicher­weise behauptet, diese seien „auf den Früh­ling“ ver­schoben). Ziel ist die Vere­in­barung von Rah­menbe­din­gun­gen für eine poli­tis­che Über­gangslö­sung bis hin zu freien Wahlen. Durch­greifende Erfolge wer­den allerd­ings nicht erwartet. Unverän­dert sind nur wenige Kon­flik­t­parteien bere­it, für eine poli­tis­che Lösung irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen. Die Oppo­si­tion arg­wöh­nt ohne­hin, die syrische Regierung nutze nach dem Sieg in Alep­po die Gespräche nur, um Zeit für weit­ere mil­itärische Oper­a­tio­nen zu gewinnen.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur der Zer­stör­er „Smetliviy“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeer­flotte). Let­zter­er kommt primär in syrischen Hoheits­gewässern zum Ein­satz, soll dort Hafe­nans­teuerun­gen „Minen-frei“ hal­ten. Ver­mut­lich ver­bringt die „Kovrovets“ aber die meiste Zeit im Hafen von Latakia oder Tar­tus an der Pier, oder auf Reede vor Anker.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Nach Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­men mit Syrien zu ein­er erweit­erten Nutzung der rus­sis­chen Liegen­schaften in der Marineba­sis Tar­tus (samt infra­struk­turellem Aus­bau) haben sich die Trans­port­fahrten noch inten­siviert. Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.

 

INDIEN

Anfang Dezem­ber 2016 war die Fre­gat­te „Bet­wa“ im Dock umgekippt; nun wurde sie wieder aufgerichtet.

2014 hat­te sie bei der Marinew­erft in Mum­bai eine Grundin­stand­set­zung und Mod­ernisierung begonnen, sollte zehn Jahre nach ihrer Indi­en­st­stel­lung für das näch­ste Jahrzehnt fit gemacht wer­den. Am 5. Dezem­ber sollte die „Bet­wa“ ihre Liegezeit im Trock­endock been­den und zu den restlichen Arbeit­en an die Pier ver­holt wer­den. Kurz nach Beginn des Flutens des Docks kippte das 126m lange, 4.500-ts-Schiff der BRAHMA­PU­TRA-Klasse urplöt­zlich um; riss sich den Mast ab und blieb platt auf sein­er Back­bor­d­seite liegen.

Das Unglück geschah ohne jede Vor­war­nung; zwei Besatzungsange­hörige star­ben, weit­ere 14 wur­den ver­let­zt. Die Unter­suchung soll „fehler­hafte Gewichts­berech­nung“ als Ursache ergeben haben.

Mit Hil­fe aus­ländis­ch­er Bergungsspezial­is­ten kon­nte die Fre­gat­te nun in ihrem Dock wieder aufgerichtet und anschließend auch aus­geschwom­men wer­den. In einem Schwim­m­dock soll sie nun repari­ert wer­den. Die indis­che Marine macht zwar keine Angaben zu Schä­den am Rumpf und im Schiff­sin­neren, gibt sich aber zuver­sichtlich, die „Bet­wa“ schon 2018 wieder ein­set­zen zu können.

 

NIEDERLANDE

Die Mel­dung ein­er nieder­ländis­chen Zeitung zu ein­er erneuten tech­nis­chen Havarie des Joint Sup­port Ships „Karel Door­man“ weck­te nur kurz Aufmerk­samkeit – dann erwies sie sich glück­licher­weise als „Fake News“.

Ver­mut­lich hat­te der Ver­fass­er in ein­er Presseerk­lärung des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums genan­nte Fak­ten missver­standen. Nach sein­er Auf­fas­sung war „der zweite Haup­tantrieb­smo­tor“ aus­ge­fall­en und das Schiff nicht fahrfähig, und dies schrieb er denn auch. Tat­säch­lich aber bezog sich die Min­is­teri­umsmeldung auf einen fast ein Jahr zurück liegen­den Motore­naus­fall, dessen Fol­gen mit Aus­tausch der bei­den Haupt­mo­toren nun weit­ge­hend behoben sind. Die „Neg­a­tivmel­dung“ ist so tat­säch­lich eine pos­i­tive, auch wenn die „Karel Door­man“ zurzeit tat­säch­lich noch nicht fahrfähig ist.

Bei ein­er tech­nis­chen Havarie der Haup­tantrieb­san­lage war am 10. März 2016 in See ein­er der zwei Haupt-Elek­tro­mo­toren irrepara­bel beschädigt wor­den. Die „Karel Door­man“ ver­fügt über einen diesel-elek­trischen Antrieb, bei dem vier Rolls Royce Diesel-Gen­er­a­toren den Strom für zwei elek­trische Antrieb­smo­toren liefern; sie kon­nte damals mit dem verbliebe­nen Motor aus eigen­er Kraft und sich­er nach Den Helder zurückkehren.

Eine genaue Befun­dung deutete auf einen Design­fehler, und so wurde beschlossen, nicht nur den defek­ten Haupt-Elek­tro­mo­tor zu repari­eren, son­dern gle­ich bei­de auszu­tauschen. Zum Aus­bau der tief im Schiff­sin­neren instal­lierten großen Motoren musste das Schiff durch zwei Decks hin­durch großflächig aufgeschnit­ten wer­den. Für die aufwändi­gen Arbeit­en waren zunächst „etwa acht Monate“ ver­an­schlagt; es dauerte dann aber doch etwas länger. Der Aus­tausch des ersten Motors war im Dezem­ber erledigt; der zweite wurde jet­zt geliefert und in den Maschi­nen­raum gehoben. Für seine Mon­tage sowie dann wieder Schließen der Mon­tagelöch­er und Restar­beit­en wer­den noch einige Wochen benötigt. Im April sind erste Probe­fahrten geplant.

Die 28.000 ts große „Karel Door­man“ soll nicht nur Kampf­schiffe der Marine in See ver­sor­gen, son­dern vor allem auch TSK-gemein­same mil­itärische und human­itäre Ein­sätze in Übersee unter­stützen, sowie die Fähigkeit­en zum strate­gis­chen See­trans­port und zu „Sea Bas­ing“ vor ein­er frem­den Küste erweit­ern. Ein Flugdeck erlaubt gle­ichzeit­i­gen Flug­be­trieb mit zwei größeren Hub­schraubern; im Hangar find­en sechs solche Hub­schrauber Platz. In einem zusät­zlichen Trans­port­deck kann das Schiff über Roll-on/Roll-off-Ram­p­en Fahrzeuge incl. schw­er­er Kampf­panz­er an Bord nehmen und in ein ent­fer­ntes Ein­satzge­bi­et trans­portieren. Eine Heck­rampe ermöglicht das Anle­gen von Lan­dungs­booten zum Be- und Ent­laden. Bor­deigene Kräne kön­nen bis zu 40t schwere Las­ten bewälti­gen. Zur Aus­rüs­tung gehört schließlich auch ein leis­tungs­fähiges Bordhospital.

Nicht zulet­zt zur Senkung der Betrieb­skosten will die nieder­ländis­che Marine das Schiff möglichst auch gemein­sam mit anderen Mari­nen nutzen. So wurde 2016 mit Deutsch­land eine inten­sivierte Koop­er­a­tion der amphibis­chen Kräfte vere­in­bart, mit zen­traler Rolle der „Karel Doorman“.

 

NIGERIA

Die nige­ri­an­is­che Marine hat bei der franzö­sis­chen OCEA vier weit­ere Wach­boote bestellt.

2012/13 hat­te OCEA bere­its ein Wach­boot des Typs FPB 98 und drei Boote des Typs FPB 72 nach Nige­ria geliefert. Alle vier waren von der Niger­ian Port Author­i­ty (NPA) bestellt wor­den, wer­den aber von der Marine betrieben.

Die prak­tis­chen Erfahrun­gen mit den Booten waren offen­bar so poti­tiv, dass nun weit­ere Aufträge fol­gten. Dies­mal soll OCEA zwei Boote des Typs FPB 110 sowie zwei weit­ere FPB 72 bauen. FPB 72 sind bis zu 35 Knoten schnelle 24m-Boote, die mit Maschi­nengewehren bestückt sind. Mit Platz an Bord für ins­ge­samt 12 Per­so­n­en (Crew und Spe­cial Forces), sowie einem RHIB Bei­boot sind sie für Oper­a­tio­nen im unmit­tel­baren Küsten­vor­feld und auf den verzweigten Wasser­we­gen des Niger-Delta opti­mal geeignet. Die jet­zt bestell­ten weit­eren zwei FPB 72 sollen noch in diesem Jahr geliefert werden.

Bei FPB 110 han­delt es sich um größere (35m) Boote, von denen OCEA in den frühen 2000er Jahren zehn für Kuwait gebaut hat­te. Anstelle des bei den Kuwait­er Booten ver­wen­de­ten Wasser­strahlantriebes erhal­ten die nige­ri­an­is­chen Boote einen nor­malen Diese­lantrieb, der sie aber auch schon 30 Knoten schnell macht. Bewaffnung beste­ht aus schw­eren Maschi­nengewehren, aber auch ein fer­nges­teuertes 25–30-mm Leicht­geschütz kann instal­liert wer­den. Auch sie führen ein RHIB Bei­boot mit, bieten aber etwas mehr Platz (17 Per­so­n­en) als die kleineren FPB 72. Die bei­den FPB 110 sollen im Früh­jahr 2018 geliefert werden.

 

SÜDAFRIKA

Mit der offiziellen Benen­nung „bevorzugter Anbi­eter“ ste­hen zwei zen­trale Beschaf­fungsvorhaben der südafrikanis­chen Marine (SAN) unmit­tel­bar vor ihrer Realisierung.

Project Biro“ und „Project Hotel“ ste­hen schon seit Jahren auf der Agen­da der SAN. Mit „Project Biro“ will man drei Off­shore Patrol Ves­sel (OPV) und drei (ursprünglich sechs) Inshore Patrol Craft (IPC) beschaf­fen; in „Project Hotel“ sucht man nach einem Ersatz für das 45 Jahre alte Ver­mes­sungss­chiff „Pro­tea“. Bei­de Vorhaben waren nach län­geren Verzögerun­gen 2011 mit einem “Request for Infor­ma­tion“ formell auf den Weg gebracht wor­den. Bedin­gung war eine „min­destens 60-prozentige“ Beteili­gung südafrikanis­ch­er Werften und Zulieferer.

Nach nochma­li­gen Verzögerun­gen – zwis­chen­zeitlich waren die Vorhaben unter Bud­get­prob­le­men sog­ar einge­froren – sind nun die Entschei­dun­gen für die (wahrschein­lichen) Her­steller gefall­en, mit denen nun abschließende Ver­hand­lun­gen zu führen sind. Für „Project Biro“ ist dies die nieder­ländis­che Damen Schelde, die bei ihrer Tochter Damen Ship­yards Cape Town drei 85‑m Off­shore Patrol Ves­sel des futur­is­tis­chen (Kraft­stoff sparen­den) „1800 Sea Axe“ Designs und drei Inshore Patrol Ves­sel vom Typ FCS 5009 bauen will.

Project Hotel“ war ursprünglich unmit­tel­bar mit „Project Biro“ gekop­pelt. Basis sollte ein viertes, dann aber speziell für hydro­graphis­che Ver­mes­sungsauf­gaben auszurüs­ten­des OPV sein. Von dieser Absicht ist man dann nun aber abge­gan­gen. Über den Bau des neuen Ver­mes­sungss­chiffes will man mit der als „bevorzugter Anbi­eter“ für „Project Hotel“ benan­nten South African Ship­yards (Dur­ban) verhandeln.
Das SAS-Ange­bot stützt sich auf ein Design der nor­wegis­chen Vard Marine. Deren „9 105 hydrographic/ oceano­graph­ic sur­vey ves­sel“ sieht ein 18 Knoten schnelles 95m-Schiff mit diesel-elek­trischem Antrieb, ein­er Seeaus­dauer von 44 Tagen und oper­a­tiv­er Reich­weite von 10.000 sm. Ein eisver­stärk­ter Rumpf soll einen Ein­satz auch im Süd­po­larmeer erlauben. Zur Aus­rüs­tung sollen weltweit mod­ern­ste hydrographische/ozeanographische Sen­soren gehören. An Bord find­et sich Platz für ins­ge­samt 120 Mann Besatzung und Wis­senschaftler. Vard Marine soll die detail­lierten Pläne liefern und dann auch den Bau in Südafri­ka begleit­en. Formelle Auf­tragsver­gabe wird „schon in weni­gen Monat­en“ erwartet; Bauge­binn soll dann 2018 sein.

 

USA

Bei der US Coast Guard (USCG) wird die Beschaf­fung eines neuen schw­eren Eis­brech­ers immer dringlicher.

Eine aktuelle materielle Befun­dung des nach einem Aus­fall der Antrieb­s­maschi­nen seit 2010 aufliegen­den Eis­brech­ers „Polar Sea“ ergab, dass eine Grundüber­hol­ung und Reak­tivierung sich aus Kosten­grün­den ver­bi­ete. Die „Polar Sea“ soll allerd­ings nicht ver­schrot­tet wer­den, son­dern zunächst noch als schwim­mendes Ersatzteil­lager für Schwest­er­schiff „Polar Star“ her­hal­ten. Dieses ist zurzeit der einzige aktive schwere Eis­brech­er der USCG, wird aber in den Win­ter­monat­en meist im Südat­lantik zur Ver­sorgung der US Sta­tio­nen in der dann som­mer­lichen Antark­tis benötigt.

Nach dem Zweit­en Weltkrieg hat­te die USCG noch sieben Eis­brech­er in ihrem Bestand; heute sind es nur noch die „Polar Star“ (Bau­jahr 1976) sowie die primär als Forschungss­chiff einge­set­zte „Healy“ (in Dienst seit 1999). Auch die „Polar Star“ war schon aufgelegt, aber als 2012 die Stadt Nome an der West­küste Alaskas nur mit Hil­fe eines rus­sis­chen Eis­brech­ers ver­sorgt wer­den kon­nte, rück­te die Fähigkeit­slücke ins Blick­feld der Öffentlichkeit. Die „Polar Star“ wurde reak­tiviert und soll nun bis 2020, vielle­icht sog­ar 2023 in Dienst bleiben.

Nicht von unge­fähr sah das Bud­get 2013 erste Mit­tel für einen Eis­brech­er-Neubau vor, aber das Vorhaben wurde ver­schleppt und kam erst voran, als sich 2016 Präsi­dent Oba­ma per­sön­lich ein­schal­tete. Der Kli­mawan­del führe zu neuen Pri­or­itäten in der Ark­tis und erfordere eine Erweiterung der Fähigkeit­en zu Oper­a­tio­nen in dieser früher weit­ge­hend unzugänglichen Region. Der neue Eis­brech­er müsse bis spätestens 2020 beschafft wer­den, und man solle sich auch ver­stärkt Gedanken über weit­ere Schiffe machen.

Am 23. Feb­ru­ar hat die USCG nun fünf US-Werften beauf­tragt, sich inten­siv­er als bish­er Gedanken über Design und Aus­rüs­tung, Möglichkeit­en zu Kostenre­duzierung und schließlich einen Zeit­plan für den Bau zunächst eines neuen schw­eren Eis­brech­ers zu machen. Langfristig plant die USCG zurzeit die Beschaf­fung von drei schw­eren und drei mit­tleren Eis­brech­ern, aber repub­likanis­che Abge­ord­nete drän­gen die Trump-Regierung bere­its, die Ark­tis nicht Rus­s­land zu über­lassen, son­dern möglichst sog­ar Par­ität herzustellen. Rus­s­land betreibt in der Ark­tis übri­gens etwa 40 große, teils nuk­lear­getriebene Eis­brech­er und baut min­destens elf neue. Auch die rus­sis­che Marine soll in diesem Jahr einen neuen, eige­nen Eis­brech­er zur Unter­stützung von Ark­tis-Oper­a­tio­nen erhalten.

 

VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

Die diesjährige Inter­na­tion­al Defence Exhi­bi­tion (IDEX) in Abu Dhabi bot den passenden Rah­men für die Indi­en­st­stel­lung der „Al Hili“, der sech­sten und let­zten Korvette der BAYNUNAH-Klasse.

Im Dezem­ber 2003 hat­te die franzö­sis­che Con­struc­tions Mecaniques de Nor­mandie (CMN) den Auf­trag erhal­ten, gemein­sam mit der Abu Dhabi Ship­build­ing (ASDSB) zunächst vier 70‑m (900 ts) Mehrzweck­ko­rvet­ten für die VAE Marine zu bauen; 2005 wurde das Pro­jekt in Wahrnehmung ein­er Option um zwei weit­ere Ein­heit­en erweit­ert. CMN hat das Design für die Schiffe entwick­elt, baute in Cher­bourg auch das Typ­schiff und unter­stützte ADSB mit Exper­tise und Mate­ri­al­paketen beim Bau der anderen fünf Schiffe.

Typ­schiff „Bay­nunah“ sollte eigentlich schon 2008 geliefert wer­den. Dann aber brachte die VAE Marine kurzfristige Änderungswün­sche ein, die neben baulichen Änderun­gen vor allem auch zeitaufwändi­ge Anpas­sun­gen bei der Sys­tem­inte­gra­tion erforderten. So lehnte man plöt­zlich das ange­botene franzö­sis­che Gefechts­führungssys­tem ab und entsch­ied sich für ein ital­ienis­ches Sys­tem. Ins­ge­samt geri­et das Pro­jekt dadurch erhe­blich in Verzug und ver­teuerte sich überdies deut­lich; resul­tieren­der Stre­it zwis­chen CMN, ADSB und der VAE Marine war dem Vorhaben auch nicht ger­ade förder­lich. Mit vier Jahren Verzögerung kon­nte die „Bay­nunah“ erst 2012 in Dienst gestellt wer­den. Danach kam das Vorhaben dann aber rel­a­tiv zügig voran und ist mit Indi­en­st­stel­lung des sech­sten Schiffes nun abgeschlossen.