Flutdeck-Debatte
Lediglich das Fahrzeugdeck bietet mit 1.800 m² Stellfläche weniger Raum als auf den älteren amphibischen Trägern (TARAWA Klasse: 3.100 m²; WASP-Klasse: 2.100 m²). Auch diese Entscheidung ist direkt auf den Wegfall des Flutdecks zurückzuführen. Eine MV-22 kann eine maximale externe Nutzlast von 6.800 Kilogramm mitführen. Dies reicht aus, um leichte Feldgeschütze oder Geländewagen in einer Lastenschlinge zu transportieren. Die schweren Fahrzeuge einer MEU – LKW, Schützen- und Kampfpanzer – können aber nicht per Osprey an Land gebracht werden. Das schwere Gerät der Marineinfanteristen muss also auf Begleitschiffen mit Flutdeck transportiert werden.
Dies lässt sich grundsätzlich machen, da amphibische Träger in der Regel im Verband mit zwei Docklandungsschiffen fahren – die über ein Flutdeck aber kein Flugdeck verfügen und nur 2 bis 3 Hubschrauber auf einer Landeplattform mitführen. Allerdings fahren diese als Amphibious Readiness Group (ARG) bezeichneten Verbände häufig geschlossen in eine Einsatzregion, nur um sich dort zu trennen und verschiedene Aufgaben wahrzunehmen. Der Wegfall des Flutdecks schränkt also die Flexibilität der AMERICA-Klasse ein. Ohne Begleitung durch mindestens ein Docklandungsschiff können die an Bord der USS AMERICA fahrenden Marines nur Einsätze durchführen, die keine schweren Fahrzeuge erfordern.
Die Entscheidung gegen das Flutdeck wurde daher von vielen Marineinfanteristen kritisch aufgenommen. Die Führung des US-Marine Corps (USMC) propagiert noch immer die Wiedereinführung des Flutdecks ab des dritten Schiffs der AMERICA-Klasse. Dieses Ansinnen dürfte aber schwer durchzusetzen sein. Der Einsatz von MV-22 und F‑35B in größeren Stückzahlen erfordert unweigerlich ein größeres Hangardeck und größere Wartungseinrichtungen. Amphibische Träger der WASP-Klasse werden maximal sechs F‑35B führen können. Die erweiterten Flugverbände des Marinekorps werden also in absehbarer Zeit nur auf Schiffen der AMERICA-Klasse im vollen Umfang einzusetzen sein.
Um ein Flutdeck auf der AMERICA-Klasse einzufügen, müsste also entweder das Flugkontingent reduziert (sprich: geschwächt) werden oder ein wesentlicher Umbau (sprich: Vergrößerung) des Schiffentwurfs erfolgen. Ein solcher Neu-Entwurf würde die Kosten des Schiffes massiv ansteigen lassen und dürfte voraussichtlich die Auslieferung der nachfolgenden Einheiten verzögern. Zudem sind nur vier Schiffe der AMERICA-Klasse geplant. Es wurde bereits festgelegt, dass auch das zweite Schiff (LHA 7) ohne Flutdeck gebaut wird, schon um den vorgesehenen Auslieferungszeitraum einzuhalten. Eine wesentliche Änderung des Entwurfs für nur zwei Schiffe dürfte schwer durchzusetzen sein.