Schiffscharakteristik und technische Daten
Bei 133,6 m Länge, einer Breite von 17,2 m und einem Tiefgang von 4,10 m haben die Fregatten der AL RIYADH-Klasse voll ausgerüstet eine Verdrängung von 4.650 t und sind damit ca. 25 % größer als die LA FAYETTE-Klasse. Die Besatzung beträgt 180 Personen und für weitere 10 ist Platzreserve vorhanden. Der Rumpf ist aus Schiffbaustahl gefertigt. Um Wärmeabstrahlungen zu vermindern, wurden Teile der Aufbauten in einer speziellen Sandwichbauweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Balsaholz hergestellt. Partiell sind einige Oberflächen mit einer absorbierenden Beschichtung versehen, die wiederum zusätzlich zur Formgebung die Radarrückstrahlung reduzieren soll. Hubschrauberhangar und Flugdeck sind für den Betrieb von Hubschraubern der 10-Tonnen-Klasse ausgelegt. Start- und Landebetrieb sind bis Seegang 6 möglich. Vorgesehen ist zunächst der Typ AS 365 Dauphin 2, der bereits in der saudi-arabischen Marine eingeführt ist. Eine Umrüstung auf den AS 532 Cougar oder den NH 90 ist möglich.
Die Antriebsanlage ist als CODAD-Anlage (Combined Diesel and Diesel) konzipiert. Vier schwingungsgedämpft gelagerte SEMT Pielstick 16 PA6 STC Dieselmotoren mit einer Gesamtleistung von 20,72 MW ermöglichen eine Höchstgeschwindigkeit von 25 kn. Bei 12 kn Fahrt ergibt sich eine Fahrstrecke von 8.000 sm. Zwei Wellen mit fünfflügeligen Verstellpropellern übertragen die Maschinenleistung in das Wasser. Die Maschinenräume sind in ihren Abmessungen großzügig bemessen, so dass auch bei Bedarf eine Umrüstung auf andere Antriebskonzepte möglich wäre. Drei Dieselgeneratoren mit jeweils 1.000 kW Leistung erzeugen die elektrische Energie. Antriebsanlage, Stromerzeugung, Stromverteilung und die Schiffsbetriebsanlagen werden zentral durch ein redundant ausgelegtes IPMS (Integrated Platform Management System) überwacht. Ein Bugstrahlruder dient der erhöhten Manövrierfähigkeit.
Schiffsdaten
Länge (m) | 133,6 |
Breite (m) | 17,2 |
Tiefgang (m) | 4,1 |
Verdrängung (t) | 4.650 |
Besatzung | 180 + 10 |
Antrieb | CODAD |
SEMT Pielstick 16 PA6 STC (MW) | 4 x 5,18 |
Wellen / Ruder | 2 / 2 |
Höchstgeschwindigkeit (kn) | 25 |
Fahrstrecke (sm / kn) | 8.000 / 12 |
Bewaffnung | 76 mm OTO Melara 1 |
20 mm GIAT 2 | |
Exocet MM 40 2 x 4 | |
Aster 15 2 x 8 | |
Dagaie Mk 2 Täuschkörperwerfer 2 | |
Torpedorohre 4 | |
Hubschrauber | 1 |
Sensoren | Arabel 3‑D Radar 1 |
DRBV-26D Jupiter 2‑D Radar 1 | |
Castor 2 JC Radar-Optronik-Anlage 1 | |
Racal-Decca Navigationsradar 2 | |
CAPTAS Schleppsonar 1 | |
Ausrüstung | Senit 7 CMS |
DR 3000 S2 ESM-Anlage | |
Link 11 |
Bewaffnung und Ausrüstung
An Artilleriebewaffnung ist auf der Back ein 76 mm OTO Melara Super Rapido Turm vorhanden. Die Waffe hat eine Kadenz von 120 Schuss pro Minute, eine maximale Reichweite von 20 km und ist einsetzbar gegen Luft‑, See- und Landziele. Zur Signaturreduzierung ist eine stealth-gerechte Turmverkleidung vorhanden. Ursprünglich war die Einrüstung eines 100-mm-Turms vorgesehen. Diese Planung wurde jedoch, vermutlich aus Kostengründen, während der Bauphase geändert. Erwähnenswert ist, dass das Typschiff AL RIYADH bei der Ablieferung zunächst noch mit einem GIAT 100-mm-Turm ausgerüstet war, der dann während der Erprobungsphase gemäß den neuen Vorgaben ausgetauscht wurde. Als weitere Rohrwaffen sind in Höhe des mittleren Mastes beidseitig je ein GIAT 20-mm-Geschütz mit einer Kadenz von 740 Schuss pro Minute und einer Reichweite von 3 km vorhanden. Ein schweres Maschinengewehr kann in jeder Brückennock montiert werden.
Die Schiff-Schiff-Flugkörperbewaffnung besteht aus acht Flugkörpern Exocet MM 40 Block 2, die auf zwei Startgestellen in den Aufbauten zwischen den beiden Hauptmasten eingerüstet sind. Durch ein Schanzkleid sind sie stealth-gerecht verkleidet. Der 0,95 Mach schnelle MM 40 Block 2 hat eine Reichweite von 70 km und ein Gewicht von 875 kg. Seine Flughöhe liegt zwischen 3 und 15 Metern. Der fire-and-forget Flugkörper besitzt ECCM-Fähigkeiten (electronic-countercountermeassures). Während der Marschphase wird er über ein Trägheitsnavigationssystem gelenkt und in der Endphase öffnet er seinen Radarsuchkopf.
Als Hauptbewaffnung für die Flugabwehr sind 16 Schiff-Luft-Flugkörper Aster 15 eingerüstet. Sie befinden sich auf der Back zwischen Brücke und Geschützturm in zwei Senkrechtstartanlagen VLS Sylver A43 (Vertical Launch System) mit je acht Schächten. Die Flugkörper Aster 15 decken im Entfernungsbereich von 1,7 bis 30 km und bis zu einer maximalen Einsatzhöhe von 13 km den Nächst‑, Nah- und Mittelbereich ab. Sie erreichen eine Geschwindigkeit von drei Mach und können in nur wenigen Sekunden einen anfliegenden Schiff-Schiff-Flugkörper abfangen. Des weiteren ist Platzreserve für zwei weitere VLS-Anlagen vorhanden. Außerdem ist eine Umrüstung auf VLS Sylver A50 problemlos durchführbar. Damit wäre der Einsatz des in den Abmessungen etwas längeren Aster 30 Flugkörpers mit größerer Reichweite möglich.
Für die U‑Jagd sind im Heckbereich vier 533-mm-Torpedorohre vorhanden. Der französische Torpedo F 17 ist eingerüstet. Hierbei handelt es sich um einen drahtgelenkten Mehrzwecktorpedo, der bei einer Geschwindigkeit von 40 kn eine Laufstrecke von 20 km erreicht. Als U‑Jagd-Sensor dient ein tiefenvariables Schleppsonar CAPTAS (Combined Active Passive Towed Array Sonar). Die Tieffrequenzanlage arbeitet im Bereich 0,1 bis 2,1 kHz.
Ein Arabel 3‑D Phased Array Multifunktionsradar befindet sich in dem kugelförmigen Radom auf dem Pyramidenmast. Es arbeitet im I/J‑Band und dient der Luftraumüberwachung und der Feuerleitung der Aster 15 Flugkörper und ist damit das Herzstück der Flugabwehr. Bis zu einer Entfernung von 60 km kann die Anlage bis zu 100 Ziele verarbeiten. Der Mastaufbau auf dem Brückendach trägt das 2‑D Weitbereichsüberwachungsradar DRBV-26D Jupiter. Die Anlage arbeitet im D‑Band und hat eine Reichweite von 370 km. Für die Feuerleitung der Rohrwaffen ist ein Castor 2 JC vorhanden. Dieses radar-elektro-optische System mit Infrarot- und TV-Kamera nutzt das J‑Band und hat, je nach Zielgröße, eine Reichweite von 15 bis 25 km. Es ist auf dem Brückendach eingerüstet. Zwei Raccal-Decca Radare für Navigation und Hubschrauberkontrolle ergänzen die Radarsensorik. Je eine Antenne ist auf dem Brückendach und auf dem Hangardach installiert.
Das eingebaute Führungs- und Waffeneinsatzsystem Senit 7 ist eine Thales-Entwicklung und basiert auf dem Tavitac 2000 CMS (Combat Management System). Für Aufgaben in der Luftabwehr enthält es zusätzliche Bausteine des im Flugzeugträgers CHARLES DE GAULLE eingerüsteten Senit 8 CMS. An acht Bedienkonsolen und auf zwei Lagebildschirmen wird in der Operationszentrale das taktische und operative Lagebild geführt und der Waffeneinsatz durchgeführt. Eine zusätzliche neunte Konsole befindet sich auf der Brücke.
Schlußbemerkung
Dank westlicher Hilfe konnte sich die saudi-arabische Marine in der Vergangenheit zur stärksten Marine im Nahen Osten entwickeln. Mit den neuen Einheiten wird dieser Prozess weiter fortgesetzt. Zusammen mit den vier modernisierten Fregatten der MADINA-Klasse wird ihre Hauptaufgabe in der Überwachung und Sicherung des Küstenvorfeldes, der Off-Shore-Einrichtungen und der Schifffahrtswege zu den saudischen Ölverladestationen liegen. Angesichts des geänderten Bedrohungsszenarios durch asymmetrische Angriffe und einer Küstenlänge von über 2.500 km keine leichte Aufgabe, zumal die geographische Lage der Einsatzgebiete Rotes Meer und Persischer Golf zu einer Aufteilung der Kräfte zwingt und bei Erfordernis lange Transitzeiten erforderlich macht.
Abbildungen
Bild | Motiv | Quelle |
1 | Al Riyadh | DCN |
2 | Al Dammam | DCN |
3 | Senkrechtstarteranlage Sylver beim Einbau | DCN |