Allgemein — Moderne Technologien in der Unterwasserkriegführung

Im Bau befind­liche und pro­jek­tierte U‑Boote
der TKMS Sub­ma­rine Divi­sion

Die vier deutschen und die bei­den ital­ienis­chen U‑Boote der Klasse 212A sind ein Waf­fen­sys­tem mit hohem tech­nis­chen Leis­tungs­stand, das den Anforderun­gen der Zukun­ft voll gewach­sen ist. Weltweit fan­den inno­v­a­tive Entwick­lun­gen als Spitzen­tech­nolo­gien erst­mals Anwendung.

Die U‑Boot-Klasse 212A ver­di­ent nicht mehr die Beze­ich­nung »kon­ven­tionell«, der passendere Begriff ist vielmehr »nicht-nuk­lear«. Die Leis­tungs­fähigkeit der Brennstof­fzel­len­tech­nik wurde im April 2006 ein­drucksvoll durch U 32 nachgewiesen. Auf ein­er Ver­legungs­fahrt in das Mit­telmeer war es als erstes kon­ven­tionelles U‑Boot zwei Wochen ohne Außen­luftzu­fuhr getaucht unter­wegs. Eine Leis­tung, zu der bish­er nur nuk­lear angetriebene U‑Boote fähig waren. Damit füllt die Klasse 212A die Lücke zwis­chen den kon­ven­tionellen diese­lelek­trisch angetriebe­nen und den Nuklear-U-Booten. 

Marineforum - OPZ eines U 212A im Bau (Foto: HDW) Ein Bauauf­trag für zwei weit­ere U‑Boote der Klasse 212A für die Deutsche Marine wurde am 22. Sep­tem­ber 2006 zwis­chen der Arbeits­ge­mein­schaft »ARGE 2. Los 212A« und dem BWB unterze­ich­net. Der Fer­ti­gungs­be­ginn für das erste Boot erfol­gte am 21. August 2007 in Kiel bei Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW). Die ARGE beste­ht aus den zum Werften­ver­bund von ThyssenK­rupp Marine Sys­tems (TKMS) gehören­den Unternehmen HDW und Nord­seew­erke (NSWE).

Das zweite Los der Klasse 212A baut auf dem bere­its bewährten Gesam­ten­twurf der ersten vier Boote auf. Wie ihre Vorgänger wer­den sie aus amag­netis­chem Stahl gefer­tigt und mit einem außen­luftun­ab­hängi­gen Antrieb (AIP, Air Inde­pen­dent Propul­sion) auf der Basis der Brennstof­fzelle aus­gerüstet. An die zukün­fti­gen Ein­satzan­forderun­gen der Deutschen Marine angepasst, besitzen sie gegenüber dem ersten Los erweit­erte Fähigkeit­en. Ins­beson­dere erlauben mod­erne Kom­mu­nika­tion­s­mit­tel und Führungssys­teme die Teil­nahme an ver­net­zter Oper­a­tions­führung und schließen die im ersten Los noch vorhan­de­nen Lück­en in der Führungs­fähigkeit. Gesteigerte Ortungsre­ich­weit­en verbessern ihre Möglichkeit­en in der Nachricht­engewin­nung und in der Aufk­lärung. Zu den vorgenomme­nen Anpas­sun­gen zählen: 

  • der Ein­bau eines Kom­mu­nika­tion­ssys­tems zur ver­net­zten Operationsführung,

  • der Ein­bau eines inte­gri­erten deutschen Sensor‑, Führungs- und Waffeneinsatzsystems,

  • der Ersatz des Flank Array Sonars durch eine flächen­hafte Seitenantenne,

  • der Ersatz eines Sehrohrs durch einen Optronikmast,

  • die Inte­gra­tion ein­er Kampfschwimmerschleuse,

  • die Tropikalisierung für den uneingeschränk­ten weltweit­en Einsatz.

Die Abliefer­ung der Ein­heit­en ist für 2012 und 2013 vorge­se­hen. Das Investi­tionsvol­u­men für die bei­den U‑Boote U 35 und U 36 beträgt über 820 Mio. Euro. Arbeit­splätze sowie wehrtech­nis­che Kern­fähigkeit­en der deutschen Werftin­dus­trie und ihrer Zulief­er­er wer­den dadurch gesichert.

Per Knopf­druck hat­te der griechis­che Vertei­di­gungsmin­is­ter am 27. Feb­ru­ar 2001 bei HDW das Ver­schweißen der ersten Span­ten für den Bau des ersten U‑Bootes der Klasse 214 aus­gelöst und damit den Baube­ginn ein­er neuen U‑Boot-Klasse in die Wege geleit­et. Die Klasse 214 ist ein mod­ernes Hochsee-U-Boot und basiert auf der Klasse 209, die vor 35 Jahren, eben­falls durch einen Auf­trag aus Griechen­land, ihren erfol­gre­ichen Start hat­te. Die langjähri­gen Erfahrun­gen mit dem Bau dieser Klasse und die tech­nol­o­gis­che Entwick­lung, die zur Klasse 212A führte, ließen den neuen Boot­styp entste­hen. Auf eine ein­fache Gle­ichung gebracht, lautete daher auch die Entwurfs­formel: U 214 = U 209 + U 212. Auch diese Boote sind mit Brennstof­fzellen-Tech­nik ausgerüstet.

Vier Boote wird die griechis­che Marine beschaf­fen, wovon das erste in Kiel bei HDW gefer­tigt wird. Unter Zuliefer­ung von Mate­ri­al­paketen und umfan­gre­ichem Tech­nolo­gie-Trans­fer entste­hen auf der Hel­lenic Ship­yard in Skara­man­ga bei Athen drei weit­ere Boote. Auch die süd­ko­re­anis­che Marine hat sich für diesen Typ entsch­ieden und drei Ein­heit­en geordert, die in Süd­ko­rea bei der Hyundai Werft in Ulsan, eben­falls mit Unter­stützung von HDW, gebaut wer­den. Das erste Boot, die SON WON IL, über­nahm die süd­ko­re­anis­che Marine am 26. Dezem­ber 2007. Die Indi­en­st­stel­lun­gen der übri­gen Boote sollen bis 2009 abgeschlossen sein. An der Klasse 214 sind weltweit weit­ere Mari­nen interessiert.

Darüber hin­aus kon­nte im April 2004 das dama­lige Ger­man Sub­ma­rine Con­sor­tium, beste­hend aus den Werften HDW und NSWE sowie der Fer­rostaal AG, einen Ver­trag über den Bau und die Liefer­ung von zwei U‑Booten der Klasse 209PN mit der por­tugiesis­chen Marine abschließen. Diese Boot­sklasse ist speziell auf die Anforderun­gen der por­tugiesis­chen Marine zugeschnit­ten und ist als eine Vari­ante der Klasse 214 anzuse­hen. Die Boote sollen 2010 und 2011 zulaufen.

Auch die israelis­che Marine hat sich weltweit als sech­ste Marine für den außen­luftun­ab­hängi­gen Antrieb entsch­ieden und in 2006 zwei mod­i­fizierte Boote der DOL­PHIN-Klasse mit Brennstof­fzelle geordert. Mit der Abliefer­ung der Boote ist nach 2010 zu rechnen.

Am 22. Mai 2001 begann bei HDW die Fer­ti­gung des ersten von drei U‑Booten der Klasse 209‑1400 mod für die südafrikanis­che Marine. Bei den 62 m lan­gen und etwa 1.450 t ver­drän­gen­den Booten han­delt es sich um die mod­ern­ste Ver­sion der kon­ven­tionellen Klasse 209. Die Beschaf­fung der drei Ein­heit­en ist Teil eines umfassenden Pro­gramms zur Mod­ernisierung der südafrikanis­chen Marine. Als Führungs- und Waf­fenein­satzsys­tem ist die inte­gri­erte Anlage ISUS 90 (Inte­grat­ed Sen­sor Under­wa­ter Sys­tem) von ATLAS Elek­tron­ik eingerüstet. Alle Sen­soren und der Nav­i­ga­tions­bere­ich sind über einen Hochleis­tungs­daten­bus mit der zen­tralen Rech­nere­in­rich­tung miteinan­der ver­bun­den. Die erfassten Dat­en wer­den aufgenom­men, klas­si­fiziert und an Mehrzweck­kon­solen bew­ertet. Von hier erfol­gt der Waf­fenein­satz sowie externe und interne Kom­mu­nika­tion. Zwei Boote, MANTHATISI und CHARLOTTE MAXEKE, sind abgeliefert und haben in ihr Heimat­land ver­legt. Ende Jan­u­ar hat vor der Küste von Kristiansand/Norwegen die Abnahme des Führungs- und Waf­fenein­satzsys­tem des drit­ten Bootes, QUEEN MODJADJI, stattge­fun­den. Damit zeich­net sich auch für die dritte Ein­heit eine baldige Ver­legung in das Heimat­land ab. Mit den südafrikanis­chen Booten umfasst die Klasse 209 ins­ge­samt 61 gebaute Einheiten. 

Marineforum - Modell U-210 (Foto: Michael Nitz) Eine Entwick­lungsneuheit ist die Klasse 210mod. Hier­bei han­delt es sich um ein Ein­hüllen-U-Boot von 56 m Länge und ein­er Ver­drän­gung von rund 1.000 t. Es ist damit deut­lich klein­er als die son­st aktuell ange­bote­nen in- und aus­ländis­chen U‑Boote. Dieses kom­pak­te und hochsee­taugliche U‑Boot erfüllt die Anforderun­gen gegen­wär­tiger und zukün­ftiger Oper­a­tions­forderun­gen. Ziel­gruppe für das mit acht Tor­pe­dorohren aus­ges­tat­tete Boot sind Neue­in­steiger und Mari­nen, die kom­plexe U‑Boot-Klassen haushalt­stech­nisch nicht umset­zen kön­nen. U 210mod ist zudem eine Alter­na­tive gegenüber aufwendi­gen Mod­ernisierungs­maß­nah­men von in die Jahre gekomme­nen U‑Booten. Es run­det das Port­fo­lio der TKMS Sub­ma­rine Divi­sion mit einem weit­eren zeit­gemäßen und mod­er­nen U‑Boot-Typ nach unten ab.

Unter der Pro­jek­t­beze­ich­nung »Viking« begann bere­its in den 1990er Jahren in Schwe­den die Entwick­lung der Nach­fol­ge­boote für die GOT­LAND-Klasse (A 19). Ein tri­na­tionales Vorhaben, das nach dem Ausstieg Nor­we­gens und der gän­zlichen Auf­gabe der U‑Boot- Kom­po­nente in Däne­mark zum Erliegen kam. Als Nach­fol­ge­pro­jekt entwick­elt derzeit Kock­ums auf Basis von Viking den neuen U‑Boot-Entwurf A 26. Das Boot hat eine Länge von 62 m und eine Unter­wasserver­drän­gung von etwa 1.650 t. Mit dem aktuellen Stir­ling-Motor Mk III kommt hier die Weit­er­en­twick­lung des auf der GOT­LAND-Klasse genutzten Mk II als außen­luftun­ab­hängiger Antrieb zum Ein­satz. Ein druck­festes Schott bietet Andock­möglichkeit für Ret­tungs­fahrzeuge. Der bewährte Druck­kör­per­durchmess­er von 6,2 m der GOT­LAND-Klasse soll beibehal­ten wer­den, um Lösun­gen sowohl für A 26 als auch für ein Mod­ernisierung­spro­gramm für A 19 ein­set­zen zu kön­nen. Der Entwurf bein­hal­tet ein ein­heitlich­es Bussys­tem für das Führungs- und Waf­fenein­satzsys­tem, Sonar, schiff­stech­nis­che Automa­tion und Kom­mu­nika­tion. Eine Tauch­er- und AUV-Schleuse (Autonomous Under­wa­ter Vehi­cle) ist im Bere­ich der vier Tor­pe­dorohre in Form eines überkalib­ri­gen Waf­fen­rohres realisiert. 

Team GlobDef

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