Asien — Chinas neuer Kampfhubschrauber WZ-10


China

Entwick­lung
Tat­säch­lich erweist sich der neue chi­ne­sis­che Kampfhub­schrauber nun zunehmend als ein Kon­glom­er­at ver­schieden­er Ein­flüsse, die von den chi­ne­sis­chen Kon­struk­teuren zu einem ins­ge­samt stim­mi­gen und über­raschend ele­gan­ten Entwurf zusam­menge­fasst wer­den kon­nten. Die Chi­ne­sen haben dabei bewährte Konzep­tio­nen über­nom­men – Tande­mausle­gung mit einem erhöht­en Sitz für den hin­ter dem Bor­d­schützen unterge­bracht­en Piloten, Waf­fe­nausstat­tung an seitlichen Stum­melflügeln und Sen­soren sowie eine Bor­d­kanone unter der Nase. Während aber andere Kampfhub­schrauber eine extrem schlanke Sil­hou­ette aufweisen hat Chi­nas Entwick­lung einen raut­en­för­mi­gen Quer­schnitt und extrem gerun­dete For­men etwa im Bere­ich der Trieb­w­erksverklei­dung oder beim Rumpfüber­gang unter den nach oben gerichteten Abgas­röhren, die den Hub­schrauber „stealthy“ erscheinen lassen. Der Heck­ro­tor ist aber (im Gegen­satz zum Z‑9 und einem „Gara­gen­mod­ell“) nicht umman­telt, das Fahrw­erk und die Waf­fen­sta­tio­nen sind auf allen Flug­bildern zu sehen – also wohl nicht einziehbar.

WZ-10 im Testflugzentrum

- die Z‑9 W im Hin­ter­grund dürfte mit der oben links wiedergegebe­nen Mas­chine iden­tisch sein -

WZ-10 Xian 1 from behind (Bildquelle: Sinodefence) Z-10 Attack Helicopter (Bildquelle: Sinodefence) WZ.10 Xian 3 und J-11B prototype maybe 2 (Bildquelle: Sinodefence)
Bildquelle: Sin­ode­fence

Extern­er Link: YouTube Video: WZ 10 in der Fluger­probung (2009–08-07)

Rus­sis­che Konzep­tion – Kamov?
Um 1995 soll nach Aus­sage von  “nifi­ga” im CDF – der an dem Pro­jekt beteiligt gewe­sen sein will —  die rus­sis­che KAMOV-Com­pa­ny die struk­turelle Konzep­tion eines Kampfhub­schraubers „WZ-10“ für die chi­ne­sis­che Armee erstellt haben. Tat­säch­lich weist die von „nifi­ga“ im CDF gepostete Zeich­nung deut­liche Ähn­lichkeit­en mit den ersten klaren Fotos auf, die im Som­mer 2007 in chi­ne­sis­chen Inter­net­foren zirkulierten. Es han­delt sich offen­bar auch noch um eine frühe Konzep­tion­sphase, denn die Konzep­tion geht – wie die ersten Pro­toypen – noch von einem vierblät­tri­gen Haup­tro­tor aus. Daher kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass es sich nicht um eine nachträglich ange­fer­tigte Zeich­nung handelt.


Bildquelle: Chi­na-Defence-Forum

Ein­er der ersten WZ-10 Pro­toypen mit vierblät­trigem Rotor und Panz­er­ab­wehrraketen HJ-10

Bildquelle: Sin­ode­fence

Später ent­standene Fotos zeigen einen Haup­tro­tor mit 5 Blättern.

 

Europäis­ches Rotorsys­tem — Euro­copter:
Chi­nas Inge­nieure geben sich nicht mit zweitk­las­sigem Mate­r­i­al zufrieden. Seit den Entwick­lun­gen von MBB – die in Euro­copter aufge­gan­gen ist – hat Europa beim Rotorsys­tem „die Nase vorn“. Dementsprechend kann es nicht ver­wun­dern, dass 1997 ein neun­jähriger Koop­er­a­tionsver­trag mit Euro­copter France über 70 Mio. $ zur Entwick­lung eines Rotorsys­tems abgeschlossen wurde, bei dem Euro­copter einiges an Kon­struk­tion­sze­ich­nun­gen für Chi­na erstellte – freilich für einen zivilen, mit­telschw­eren Trans­porthub­schrauber (um das Waf­fen­em­bar­go der Europäer zu umge­hen?). AVIC II bemühte sich auch ab Som­mer 2000, auf diversen Ver­anstal­tun­gen diesen – eben­falls mit Z‑10 beze­ich­neten – Trans­porthub­schrauber vorzustellen, der starke Ähn­lichkeit­en mit der Agus­ta-Bell AB 139 aufwies. 

Europäis­che Trans­mis­sion – Agus­ta:
Ein ähn­lich­er Ver­trag wurde 1999 mit Agus­ta (Ital­ien) abgeschlossen – dies­mal über 30 Mio. $ zur gemein­samen Entwick­lung der Trans­mis­sion des kün­fti­gen Transporthubschraubers. 

Kanadis­ches Trieb­w­erk:
Die kanadis­che Pratt & Whit­ney Com­pa­ny wurde als Trieb­w­erk­sliefer­ant aus­gewählt. Begin­nend mit dem Jahr 2001 wur­den bis Anfang 2004 ins­ge­samt 10 Gas­tur­binen PT6B-67 C oder P&W PT6C-67C (1,531 shp con­tin­u­ous 1,142 kW) für den Antrieb des „Trans­porthub­schraubers“ geliefert, die ab 2002 erst durch Boden­tests mit den europäis­chen Kom­po­nen­ten ver­bun­den wur­den. Inzwis­chen ist bekan­nt, dass Kana­da bis zu 50 weit­ere Trieb­w­erke geliefert hat – die im kün­fti­gen Trans­porthub­schrauber einge­baut wer­den sollten.

Chi­na hat also die Umset­zung des ganzen Pro­jek­ts als “dual-use” Pro­gramm aufge­zo­gen, um an west­liche Entwick­lung­shil­fe zu kom­men und dabei die besten auf dem Markt erhältlichen Entwick­lun­gen kombiniert.

Bis zu 8 Pro­to­typen wur­den von 2003 bis 2007 fer­tig gestellt  – und Ende April 2002 oder spätestens am 29. April 2003 soll der Erst­flug erfol­gt sein. Danach erfol­gte ein inten­sives Test­pro­gramm auf einem Test­flugzen­trum der Luft­waffe in Xian — ein im März 2006 pub­liziertes Foto zeigt die WZ-10 mit einem Pro­to­typ der Shenyang J‑11B.

Pro­duk­tion­slin­ie (Quelle: Sinodefence)

Die ersten ver­schwomme­nen Inter­net­fo­to­tos zeigen einen vierblät­tri­gen Haup­tro­tor, der wohl der ursprünglichen rus­sis­chen Konzep­tion­sphase entstammt. Offen­bar war die ursprüngliche Rotorkonzep­tion mit vier Blät­tern nicht so erfol­gre­ich, denn um den Jahreswech­sel 2003/2004 erfol­gten neue Erst­flüge – dies­mal mit einem mod­i­fizierten 5‑blättrigem Rotorsystem.

 

Vorse­rien­mod­elle mit 5‑blättrigem Rotor

Z-10 Attack Helicopter (Bildquelle: Sinodefence)
Bildquelle: Sin­ode­fence

Team GlobDef

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