Asien — China Marinejagdbomber JH‑7 “Flounder”

China

 

 

Chi­nas All­wet­ter-Marine­jagdbomber — JH 7 (FLOUNDER — “Fly­ing Leopard”) 

JH-7 Fighter-Bomber Die Jian­ji­ji Hongzha­ji oder kurz JianHong‑7 (JH‑7, auch als FBC‑1 Fly­ing Leop­ard in der Export-Ver­sion) ist ein chi­ne­sis­ch­er Marine­jagdbomber der nach dem Vor­bild der zeit­genös­sis­chen Jagdbomber (SU-24, Tor­na­do) kon­stru­iert wurde, und der nach Jahren der Bewährung inzwis­chen auch von der Luft­waffe Chi­nas  (PLAAF) einge­führt wird.

Hin­ter­grund:
Bere­its 1974 hat­te die Marine im Kon­flikt um die Para­cel- (chi­ne­sisch: “Xisha-”) Inseln im süd­chi­ne­sis­chen Meer das Fehlen von weitre­ichen­den Jagdbombern zur Unter­stützung der Marine­in­fan­terie schmer­zlich ver­misst. Die nach Gefecht­en mit viet­name­sis­chen Mari­neein­heit­en von Chi­na beset­zten Inseln waren außer­hab der Reich­weite der Q‑5 Erd­kampf­flugzeuge. Die Marine forderte daraufhin ein Flugzeug mit ein­er min­destens dop­pelt bis dreifach so großen Reich­weite und der dreifachen Waf­fen­zu­ladung der Q‑5, ins­beson­dere, um  feindliche Schiffe bere­its weit vor der Küste durch Anti-Schiffs-Raketen bekämpfen zu können.

Die “Bestra­fungsak­tion” der chi­ne­sis­chen Volks­be­freiungsarmee (PLA) gegen Viet­nam im Jahr 1979 offen­barte erneut eine ekla­tante Schwäche der chi­ne­sis­chen Stre­itkräfte. Die zahlen­mäßig weit über­legene Armee Chi­nas musste sich in über­raschend ver­lus­tre­ichen Kämpfen gegen Viet­name­sis­che Gren­zschutztrup­pen den Durch­bruch erzwin­gen, während die chi­ne­sis­che Luft­waffe (PLAAF) kaum mit offen­siv­en Ein­sätzen zur Luft­nahunter­stützung der kämpfend­en Truppe in Erschei­n­ung trat. Die PLAAF — obwohl noch bis 1985 von Offizieren der reg­ulären Boden­trup­pen geführt — hat­te ihr Haup­tau­gen­merk auf die Luftvertei­di­gung gerichtet.

Als erste “Notlö­sung” wurde 1981 eine verbesserte Ver­sion der Q‑5, die Q‑5I in Dienst genom­men, bei der im bish­eri­gen Waf­fen­schacht ein großer Treib­stoff­tank inte­gri­ert wurde, während die Waf­fen als Aussen­las­ten unterge­bracht wur­den — was eine um etwa 1/4 erhöhte Reich­weite mit sich brachte. Obwohl die Q‑5 bei der 28. Angriffs­di­vi­sion immer noch im Ein­satz ist (Stand 2007) zeigten sich bald die Gren­zen dieses Typs.

Entwick­lung:
Unter Berück­sich­ti­gung der neuesten Erken­nt­nisse, die Chi­nas Marine­flieger aus dem Falk­land­krieg von 1982 (und den Erfol­gen der argen­tinis­chen Super Éten­dard mit der AM-39 Exo­cet) gewon­nen hat­ten, wurde die Entwick­lung eines schw­eren Marine­jagdbombers weit­er vor­angetrieben. Als Grund­lage diente der Entwurf von XAC in Xian (Pro­duzent der Langstreck­en­bomber H‑6), der sich an der amerikanis­chen F‑111, der rus­sis­chen SU-24 und dem europäis­chen Erfol­gsmod­ell Tor­na­do ori­en­tierte und gegen die Konkur­ren­zen­twürfe Q‑6 (NAMC, bish­er Her­steller chi­ne­sis­ch­er Jagdbomber) und JH‑8 (SAC) durchge­set­zt hatte.

Bewaffnung und Ein­satzmöglichkeit­en:
Gle­ich­laufend zur Entwick­lung des Flugzeuges wurde in Chi­na die Entwick­lung der Anti-Schiff­s­rakete YJ‑8 (C‑801, ca. 70~100km Reich­weite) vor­angetrieben, die zur Haupt­be­waffnung des neuen Flugzeuges wer­den sollte und im zweit­en Quar­tal 1987 erst­mals getestet wurde. Inzwis­chen ist die mod­erne YJ-81 K oder YJ-82 K zur Stan­dard­be­waffnung gewor­den. Im Novem­ber 2003 wur­den zudem Erprobun­gen der neu entwick­el­ten Anti-Schiffs-Raketen YJ-83 K mit über 250 km Reich­weite gemeldet.

Ins­ge­samt ste­hen 7 (bzw. 11 — JH‑7 A) Waf­fen­sta­tio­nen zur Ver­fü­gung, die mit Luft-Luft-Raketen, PL‑5 Bomben, laserge­lenk­te 500 kg Bomben (LGB), Raketen­wer­fern oder Treib­stoff­tanks bestückt wer­den kön­nen. Zum Spek­trum gehören YJ-91 (Kh-31P) Anti-Radi­a­tion-Raketen und tv-ges­teuerte YJ-88KD Luft-Boden Raketen, KD-88 Bode­nan­grifs Cruise Mis­siles und laserge­lenk­te Bomben. Die Waf­fen­ladung der JH‑7 A kann bis zu 6500 kg betragen.

Daneben ver­fügt die JH‑8 über eine zweiläu­fige 23-mm Bor­d­kanone 23-III (ähn­lich der Grjazew-Shipunow GSh-23L).

Für die Luftverte­di­gung sollen die chi­ne­sis­chen PL‑5, PL‑8  und PL-12 Raketen aufrüst­bar sein. 

Radar:
Um das Jahr 1985 soll ein chi­ne­sis­ches Radar (Typ 232 H “Adler­auge” — Puls-Doppler-Radar) für den kom­binierten Ein­satz mit der YJ‑8 Anti-Schiff­s­rakete entwick­elt wor­den sein, mit dem die erste Serie (Block-01) der JH‑7 aus­gerüstet wurde. Dieses Radar hat ins­beson­dere beim Ein­satz gegen Landziele einige Schwächen. 

Die verbesserte Block-02 Vari­ante ist mit dem verbesserten JL-10 A Radar aus­ges­tat­tet, mit dem auch die PL-12 (SD-10) Luft-Luft-Raketen mit­tlerer Reich­weite unter­stützt wer­den können. 

Indi­en­st­stel­lung:
Der Erst­flug des neuen Mod­ells soll Ende 1986 oder im Dezem­ber 1988 erfol­gt sein. Mit den üblichen, bis etwa 1990/92 gebaut­en ersten Pro­to­typen und ca. 20 Vorse­rien­mod­ellen erfol­gte ein inten­sives mehrjähriges Erprobungsprogramm.

Testein­heit:
Dazu wurde das 16. Reg­i­ment der 6. Boden-Angriffs-Divi­sion der PLAN (Marine­flieger) bei Shang­hai als Erprobung­sein­heit mit den ersten 15 bis 20 Vorse­rien­mod­ellen aus­ges­tat­tet. Anlässlich der Tai­wan-Krise von 1995/96 wur­den die Vorse­rien­mod­elle in ver­schiede­nen Manövern einge­set­zt und auf der Zhuhai-Air-Show 1996 vorgestellt.  Dabei wurde erst 1996 der erste Abschuss der YJ‑8 vom neuen Marinebomber bekan­nt. 1998 — ein Dutzend Jahre nach dem Erst­flug — wurde dann endlich die offizielle Zulas­sung erteilt.

Erporobungs- und Ein­satzreg­i­menter der PLANAF (Marine­flieger):
Nach der Liefer­ung der zweit­en Tranche der britis­chen Spey MK 202 Trieb­w­erke (2001) wurde das Erprobungsreg­i­ment auf 20 bis 25 Maschi­nen aufge­stockt und zwei Reg­i­menter (das 2.,  16. und/oder 17. Reg­i­ment) der 6. Marine­flieger-Divi­sion (East-Sea-Fleet in Shang­hai und Yiwu) auf die JH‑7 umgerüstet; die Flugzeuge dieser Reg­i­menter sind ange­blich mit dem Radar der J‑10 aus­ges­tat­tet worden. 

Von 2002 bis 2004 wurde das 3. und/oder 27. Reg­i­ment der 9. Divi­sion (South-Sea-Fleet, Ledong) mit weit­eren je 20 bis 25 Maschi­nen mit der verbesserten Block-02 Ver­sion JH-7A aus­ges­tat­tet.

Zwis­chen­zeitlich ist auch das 14. Reg­i­ment der 5. Divi­sion mit 20- 25 Exem­plaren der JH‑7 A aus­gerüstet wor­den (Umstel­lung 2007 — 2010).

Erprobungs- und Ein­satzreg­i­menter der PLAAF (Luft­waffe):
Obwohl die JH‑7 A nach heutigem Ver­ständ­nis ver­al­tet ist und der chi­ne­sisch-pak­istanis­che Jagdbomber FC — 1 zur Ver­fü­gung ste­ht wer­den seit 2004 auch Reg­i­menter der PLAAF mit der JH‑7 A aus­ges­tat­tet. Die Maschi­nen der Luft­waffe sind (derzeit) leicht an der gel­ben Num­merierung über dem grauen Anstrich erkennbar, der sie von den Maschi­nen der PLAN (rot­er Num­mern) deut­lich unterscheidet.

Ursprünglich (Stand 2007) set­zte die PLAAF (28th Air Divi­sion) in Hangzhou die JH‑7 A in min­destens einem (Erprobungs-) Reg­i­ment (wohl 1. oder 82. Reg­i­ment) mit 20 Flugzeu­gen ein. Mehrere Flugzeuge dieser Divi­sion hat­ten am Groß­manöver “Peace Mis­sion 2007” in Rus­s­land teilgenom­men. Dieser Ein­satz scheint erfol­gre­ich gewe­sen zu sein, denn sei­ther wird auch die PLAAF mit weit­eren Flugzeu­gen des Typs ausgestattet.

Zum Stand vom April 2008 wird in chi­ne­sis­chen Inter­net-Foren  von fol­gen­dem Zulauf berichtet:

PLANAF

6th Divi­sion, first reg­i­ment — The orig­i­nal JH‑7, per­haps upgrad­ed by now from Type 223H radar to JL-10A.

6th Divi­sion, sec­ond reg­i­ment — Sec­ond block of JH‑7, with JL-10A radar.

9th Divi­sion, third reg­i­ment — JH-7A

7th Divi­sion, (20.Regiment in Qinhuangdao/Shanhaiguan) — JH 7A (Neuzu­gang ab 2008)

 

PLAAF (aku­tal­isiert 2011)

9th Divi­sion, 27. Reg­i­ment — JH‑7 B

28th Divi­sion, 83. Reg­i­ment (Hangzhou-Jian­qiao) JH-7A

5th Divi­sion, 14. Reg­i­ment (Yan­tai-Lais­han)JH-7A (ab 2007)

5th Divi­sion, 15. Reg­i­ment (Weifang) (ab 2007)

11. Div (31. Reg in Sip­ing) JH-7A (Neuzu­gang ab 2009)

28. Divi­sion, 84. Reg. (Jiax­ing) — JH-7A (ab 2010)

37. Divi­sion / 110. Reg­i­ment (Urumqi South AB  ‑Wulu­muqi) — JH-7A (in Umrüs­tung ab Ende 2011)

zwis­chen 20 Flugzeuge (PLAAF) und 24 max (PLANAF) pro Regiment.

Ins­ge­samt kann von ein­er jährlichen Pro­duk­tion von 20 bis 25 Maschi­nen aus­ge­gan­gen wer­den, so dass nach den vier bis Ende 2007 aus­gerüsteten Ein­satzreg­i­mentern jährlich ein weit­eres Reg­i­ment aus­ges­tat­tet wer­den kann. Dabei ist es nicht unwahrschein­lich, dass zunächst jew­eils abwech­sel­nd ein Reg­i­ment der Marine­flieger (PLANAF) und eines der Luft­waffe (PLAAF) aus­gerüstet wur­den. Seit 2010 scheint vor allem die PLAAF mit den Flugzeu­gen ver­sorgt zu werden.

Wenn alle zunäc­sht mit der Q‑5 aus­gerüsteten Reg­i­menter auf die JH‑7 umgerüstet wer­den ist mit der Umrüs­tung bis Ende 2018 zu rechnen.

Im Okto­ber 2011 ereignete sich — wohl nach einem Aus­set­zen der Tur­binen — auf ein­er Flugshow in Shaanxi ein schw­er­er Unfall, bei dem sich der Waf­fen­sys­te­mof­fizier ret­ten kon­nte, während der Pilot ums Leben kam.

 

Trieb­w­erk:
Beständi­ges Prob­lem der chi­ne­sis­chen Luft­waf­fenin­dus­trie ist die Bere­it­stel­lung adäquater Trieb­w­erke.  1975 kon­nte Chi­na die bei der britis­chen Phan­tom genutzten Rolls-Royce R8.168 Spey MK 202 Trieb­w­erke erwer­ben. Nach ein­er Liefer­ung von 50 Trieb­w­erken wurde 1976 die Lizen­zfer­ti­gung unter dem Namen WS‑9 vere­in­bart, und 1979 liefen die ersten Trieb­w­erke aus chi­ne­sis­ch­er Pro­duk­tion vom Band. Ins­beson­dere seit der Ver­hän­gung des Waf­fen­em­bar­gos nach dem Tian’an­men-Mas­sak­er (1989) musste Chi­na ver­suchen, die Pro­duk­tion ohne britis­che Hil­fe aufrecht zu erhalten. 

Offen­bar ver­lief die Fer­ti­gung aber nicht zufrieden­stel­lend, denn  1998 musste der Kauf von weit­eren 50 gebraucht­en Trieb­w­erken mit Eng­land vere­in­bart und die Zusam­me­nar­beit mit dem britis­chen Her­steller Rolls-Royce auch bei der Lizen­zpro­duk­tion erneuert und inten­siviert wer­den. Erst drei Jahre nach de Bestel­lung — 2001 — wurde diese zweite Tranche der Spey MK 202 Trieb­w­erke an Chi­na ausgeliefert. 

Erst seit 2003 kann Chi­na die Lizen­ztrieb­w­erke ohne britis­che Hil­fe selb­st pro­duzieren. Mit diesem Lizen­z­nach­bau ist die zweite verbesserte Ver­sion, die JH‑7 A ausgestattet.

Vari­anten und Serien:
Die ersten bei­den Test-/Ein­satzreg­i­menter sind mit der JH‑7, der ersten (Vor-)Serienreihe mit dem ursprünglichen Typ 232 H Radar und den britis­chen Spey MK 202 Trieb­w­erken ausgestattet.

Das dritte Ein­satzreg­i­ment ver­fügt über 20 bis 25 Maschi­nen des Blocks 02 (JH‑7 A), die das neu entwick­elte Mehrzweck­radar JL-10 A und das WS‑9 Qin­ling Trieb­w­erk erhal­ten hat. Diese Mas­chine wird auch von den neu aus­gerüsteten Reg­i­mentern geflogen. 

Leis­tung:

Besatzung
2
Antrieb
2 x WS‑9 (Lizenz der) brit. Spey MK 202
Schub ohne Nachbrenner
2 x 5.536 kg — 2 x 12.250 lbs
mit Nach­bren­ner
2 x 9.305 kg — 2 x 20.515 lbs
Dien­st­gipfel­höhe:
16.000 m
Abmes­sun­gen (geschätzt):
Länge
22,33 m
Höhe
6,58 m
Span­nweite
12,71 m
Flügelfläche
Gewicht (geschätzt):
leer
14.500 kg
max. Zuladung
5 — 6.500 kg
Max. Start­gewicht
27.500 kg
Schub-/Gewichts-Ver­hält­nis
 
Reich­weite

Ein­satzre­ich­weite: 1.650 km

Über­führungsre­ich­weite: 4.000 km

Externe Links:
JH‑7 Fight­er-Bomber (www.sinodefence.com)

Bildquelle: Sin­ode­fence

Sachquellen:
Die Infor­ma­tion über chi­ne­sis­ches Mil­itär lebt vor allem von zahlre­ichen Inter­net­foren sowie den Bildern, Speku­la­tio­nen und Ver­mu­tun­gen der Teil­nehmer.  Entsprechende Quellen sind  daher u.a. Sin­oDe­fence Forum, Chi­na Defense Forum,  Chi­nese Mil­i­tary Forum u.a.; für die Richtigkeit der Angaben kann keine Gewähr über­nom­men werden. 

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →