Allgemein — U‑Boot-Technologie der Zukunft

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen” veröf­fentlicht.

Marineforum

U‑BOOTTECHNOLOGIE DER ZUKUNFTVOM BEDARF ZUR LÖSUNG

Von Peter Hauschildt
(Peter Hauschild ist Leit­er Forschung und Entwick­lung. Pro­jek­te Deutsche Marine, Konzepten­twurf bei Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH im Konz­ern ThyssenK­rupp Marine Systems ) 

Heute und zukün­ftig wird dem U‑Boot ein immer bre­it­eres Spek­trum an Auf­gaben abver­langt, von Maß­nah­men gegen Ter­ror­is­ten auf See über U‑Jagd und Kampf gegen Schiffe bis zur Unter­stützung für Ein­sätze an Land. Diese Auf­gaben find­en vor­wiegend in den schwieri­gen Bedin­gun­gen der Küstengewäss­er statt, set­zen jedoch heute mitunter weite Anfahrtswege bis zu den Krisen­schau­plätzen der Welt voraus. 

Der Beitrag beschreibt wichtige Aspek­te und neue Entwick­lun­gen in der U‑Boot-Tech­nolo­gie.

Antrieb – AIP

Nicht-nuk­leare U‑Boote sind auf­grund ihrer aus­geze­ich­neten Manövri­er­fähigkeit­en für Ein­sätze in Küstengewässern beson­ders geeignet.Mit einem mod­er­nen außen­luftun­ab­hängi­gen Antrieb­ssys­tem (air-inde­pen­dent propul­sion = AIP) kann das U‑Boot tief getaucht lange Zeit im Oper­a­tions­ge­bi­et ver­weilen. AIP ist der Schlüs­sel zur fak­tis­chen Unent­deck­barkeit: Das U‑Boot kann Auf­gaben im Bere­ich der Aufk­lärung, Überwachung und Erkun­dung sowie zum Ver­brin­gen von Spezialkräften mit einem extrem niedri­gen Ent­deck­ungsrisiko ausführen. 

ThyssenK­rupp Marine Sys­tems (TKMS) bietet heute die einzi­gen voll aus­gereiften AIP-Sys­teme: Den Stir­ling-Motor, ein seit 20 Jahren im aktiv­en Ein­satz befind­lich­es AIP-Sys­tem, und die PEM-Brennstof­fzelle (BZ), ein hoch entwick­eltes AIP-Sys­tem, das heute weltweit bei mehreren Mari­nen im Ein­satz ist. 

Stir­ling-Motor (Foto: TKMS)Brennstof­fzelle (Foto: TKMS)

Die Forderung einiger Mari­nen nach län­geren Ein­satzzeit­en und höher­er AIP-Geschwindigkeit führt zu ein­er Nach­frage nach mehr an Bord mit­ge­führter AIP-Energie. Bei­den genan­nten Sys­te­men sind in dieser Hin­sicht Gren­zen geset­zt, dem Stir­ling- Motor haupt­säch­lich durch den Sauer­stoff­be­darf und der Brennstof­fzelle (BZ) vor­wiegend durch das Gewicht der Wasser­stof­flagerung in Metallhydridzylindern. 

Um diese Begren­zung des BZ-Sys­tems zu über­winden, entwick­elt TKMS einen Methanol­re­former. Der Methanol­re­former erzeugt den Wasser­stoff für den Betrieb der Brennstof­fzelle an Bord, wodurch die Met­all­hy­dridzylin­der nicht mehr erforder­lich sind. Die an Bord mit­ge­führten Energiere­ser­ven kön­nen somit ein­fach erhöht wer­den, ohne das U‑Boot wesentlich ver­größern zu müssen. Ein weit­er­er Vorteil liegt in der vere­in­facht­en Logis­tik, da Methanol flüs­sig und weltweit zu gün­sti­gen Preisen erhältlich ist. 

Das zurzeit entwick­elte Sys­tem basiert auf der Dampfre­formierung von Methanol, wobei ein wasser­stof­fre­ich­es Gas­gemisch im Reformer erzeugt wird. In einem weit­eren Schritt wird der größte Anteil des Wasser­stoffs mit ein­er Mem­bran­fil­tere­in­heit aus dem so genan­nten Refor­mat aus­ge­filtert. Die Rest­gase aus der Mem­bran­fil­tere­in­heit enthal­ten immer noch brennbare Kom­po­nen­ten, die mit reinem Sauer­stoff ver­bran­nt wer­den, um die für die Reformierung benötigte Wärme zu erzeugen. 

Das Ver­fahren find­et unter erhöhtem Druck statt, um die Abgasaus­bringung bei den meis­ten Tauchtiefen ohne zusät­zlichen Kom­pres­sor erre­ichen zu kön­nen. Der im Reformer erzeugte Wasser­stoff ist von sehr hoher Qual­ität und eignet sich für die direk­te Nutzung in den bewährten Siemens- Brennstoffzellenmodulen. 

Demon­stra­tionsan­lage eines 240-kW-Methanol­re­form­ers (Foto: TKMS)

Bei Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (HDW) wurde vor eini­gen Jahren die Demon­stra­tionsan­lage eines Methanol­re­form­ers aufgestellt. Zurzeit arbeit­et HDW an der Enden­twick­lung aller Kom­po­nen­ten, damit sie für den Ein­satz an Bord eines U‑Boots geeignet sind – eine große Her­aus­forderung angesichts der Notwendigkeit, eine ver­fahren­stech­nis­che Anlage in die geschlossene Atmo­sphäre eines U‑Boots zu inte­gri­eren. Der Methanol­re­former selb­st wird hier­bei mit diversen Sicher­heitsvorkehrun­gen verse­hen, um die Besatzung vor schädlichen Gasen und Flüs­sigkeit­en zu schützen. 

Mit der Entwick­lung des Methanol­re­form­ers verbindet HDW die Vorteile von AIP-Brennstof­fzel­len­sys­te­men mit den Vorteilen eines flüs­si­gen Brennstoffs, wodurch dem Kun­den eine weit­ere Alter­na­tive im Bere­ich der AIP-Tech­nolo­gie bei TKMS geboten wird. 

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →