»Kleine Fregatten«
In den 60er Jahren besinnen sich einige Marinen auf die Korvetten des Weltkrieges und beschaffen wieder kleinere, für U‑Jagd optimierte Schiffe zwischen etwa 500 und 1.400 ts. Zu nennen sind hier Schiffe wie die sowjetischen GRISHA, aber auch die deutschen U‑Jagdboote der THETIS-Klasse, die in den 60er Jahren in Italien gebaute CRISTOFARO- Klasse oder die teils in Deutschland entstehenden portugiesischen Schiffe der JOAO COUTINHO-Klasse.
Französischer AVISO A‑69 Bildquelle: Prezelin |
Aber auch abseits der Aufgabe U‑Jagd finden Korvetten Eingang in die Flotten- listen. Zum einen haben Kolonialmarinen Bedarf an kleineren Kriegsschiffen, die Präsenzaufgaben in Übersee erfüllen sollen, und bei denen auf (teure) Ausrüstung für nicht benötigte Einsatz- optionen verzichtet werden kann. So entstehen in Frankreich die AVISO A‑69 (1.300 ts).
Zum anderen aber werden Korvetten als kostengünstige Alternative zu Fregatten für wenig betuchte Marinen interessant. Kleine Mehrzweck-Kampfschiffe – im englischen Sprachraum auch als »small frigates« bezeichnet – finden das Interesse vieler Marinen, die selbst keine Kriegsschiffe bauen und zum Import nicht viel Geld haben. So stellt z.B. die britische Vosper Fregatten VOSPER Mk 5 her (noch heute bei der iranischen Marine).Die Entwicklung von Seeziel-FK fördert diesen Trend noch. Mit ihnen lassen sich auch kleine Schiffe in kampfkräftige Einheiten verwandeln, die mit einer entsprechenden Bordorganisation dann auch die notwendigen Stehzeiten in See haben.
Die mit 500 bis 2.500 ts größenmäßig zwischen Schnellbooten und Fregatten anzusiedelnden Mehrzweckschiffe sind Fregatten in weiten Teilen ebenbürtig, haben allerdings nicht deren operative Reichweite. Sie sind generell für Marinen ohne überregionale Ambitionen bestimmt, bei denen sie im erweiterten Küstenvorfeld zum Einsatz kommen. Ein typisches Beispiel für solche Schiffe sind die in den 80er Jahre von Tacoma (USA) nach einem Lürssen-Design für die saudische Marine gebauten Korvetten der BADR-Klasse, die bei einer Größe von 1.000 ts mit Seeziel- FK Harpoon, 76-mm Geschütz, Nah- bereichsflugabwehrsystem und U‑Jagd- ausrüstung praktisch alle »Maritime Warfare Areas« abdecken; selbst Mörser für Landzielbeschuss gehören zur Bewaffnung.
Saudische BADR Bildquelle: Tacoma |
In den späten 70er Jahren schließt sich die deutsche Blohm+Voss dem neuen Trend an. Als MEKO (Mehrzweck-Kombination) werden Marinen Schiffe angeboten, die bei einem guten Preisleistungsverhältnis kaum Wünsche an Einsatzoptionen offen lassen. Die als erstes MEKO-Schiff für Nigeria gebaute ARADU zählt mit 3.600 ts noch nicht in die hier zu betrachtende Kategorie, aber schon 1985 erhält die argentinische Marine mit der ESPORA (MEKO 140A) eine »kleinere Ausgabe«.
In den 90er Jahren macht das Ende der Ost-West-Konfrontation kleine Mehrzweckkampfschiffe auch für große, international agierende Marinen attraktiv. Hochseeoperationen sind weniger gefragt; an ihre Stelle treten Kriseneinsätze im küstennahen Bereich fremder Staaten, weitab der Heimatgewässer. Schnell wird klar, dass für »Littoral Warfare« unter »asymmetrischen« Bedrohungen weder Zerstörer oder Fregatten, noch Schnellboote so richtig geeignet sind. Letztere benötigen für lang andauernde Krisenoperationen einen nicht immer verfügbaren Abstützpunkt zur zwischenzeitlichen »Erholung«. Moderne große Kampfschiffe sind inzwischen so teuer, dass sie nur noch in kleinen Stückzahlen beschafft werden. Ihre erhöhte Kampfkraft kann flächendeckende Dauerpräsenz nicht ersetzen; ein Schiff kann eben zu einem Zeitpunkt immer nur an einem Ort sein. Einsatz großer Kampfschiffe in Krisenoperationen (bei denen ihre eigentlichen Fähigkeiten gar nicht gefordert sind) bedeutet Verzicht an der Stelle, für die sie beschafft wurden (z.B. Sicherung von Einsatzgruppen).
MEKO CSL Bildquelle: TKMS |
Viele Marinen entschließen sich daher, die für »Littoral Warfare« benötigten Fähigkeiten auf kleineren Kampfschiffen zu bündeln. In diese Kategorie fallen z.B. die neuen deutschen Korvetten Klasse 130. Ein weiteres Beispiel sind aber auch die von der US Navy geplanten Littoral Combat Ships (LCS), die mit Modulen für eine Vielzahl von Einsatzoptionen (bis hin zu Minenabwehr) in einem küstennahen Umfeld optimiert werden.
Nicht zuletzt zur Kostensenkung werden solche Schiffe oft nicht nur für eigene Marinen entwickelt, sondern auch in Exportversionen angeboten. So interessiert sich Israel für das amerikanische LCS. Andere Designs, wie das von TKMS angebotene MEKO CSL oder die französischen GOWIND, zielen speziell auf den Exportmarkt.
Bildquelle: Marineforum |