MarineForum Wochenschau vom 24. März 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bes­timmt. Daneben find­en aber natür­lich auch andere (mar­itime) Ereignisse oder Entwick­lun­gen in der Region den Weg in die Medien.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)
Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwicklung.

Den­noch zeich­net sich in Syrien beim Kampf gegen IS eine vor­sichtige Koop­er­a­tion (mit dem begren­zten Ziel eines „De-Con­flict­ing“) zwis­chen Rus­s­land, der Türkei und den USA ab – auch wenn Rus­s­land und die Türkei in Syrien abseits der Ter­ror­bekämp­fung unverän­dert sehr eigene, nationale Ziele verfolgen.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der andauern­den Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Erst­mals seit Ablaufen der „Eisen­how­er“ im Dezem­ber operiert wieder ein US-Flugzeugträger im Per­sis­chen Golf. Begleit­et von Ein­heit­en sein­er Car­ri­er Strike Group und der (bis Mai) in dieser inte­gri­erten dänis­chen Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ passierte die „George H.W. Bush“ am 22. März die Straße von Hor­muz. Zuvor hat­te der Ver­band im Golf von Oman an einem Tanker der US Navy noch ein­mal in See mit Kraft­stoff versorgt.

Beim Ein­laufen in den Per­sis­chen Golf hiel­ten iranis­che Rev­o­lu­tion­s­gar­den (Pas­daran See) ein­mal mehr mit kleinen Speed­booten direkt auf den US-Ver­band zu und ziel­ten auch mit ihren Waf­fen auf die Schiffe – ein sich­er von nationalem Stolz („Wächter am Golf“) getra­genes aber nichts­destoweniger „unpro­fes­sionelles“ Ver­hal­ten, das nicht nur allen inter­na­tionalen Gepflo­gen­heit­en wider­spricht, son­dern dur­chaus geeignet ist, einen schw­eren Zwis­chen­fall zu provozieren. Es ist nicht auszuschließen, dass sich in US Präsi­dent Trump’s Poli­tik gegenüber dem Iran die „Rules of Engage­ment“ für US-Kriegss­chiffe ändern und solche Provozierun­gen dann als reale Bedro­hung (mit entsprechen­der Reak­tion) ver­standen wer­den könnten.

Syrien: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind. Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach der gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Feuer­pause scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en Freiräume zu find­en, der Bekämp­fung des IS nun aber ver­mehrt Pri­or­ität zu geben, koor­dinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.

Jemen: Kampf gegen AQAP – Al Qae­da on the Ara­bi­an Peninsula

Der amphibis­che Träger „Makin Island“ der US Navy wird schon seit Wochen nur sehr vage „im Zuständigkeits­bere­ich der 5. US Flotte“ (Gewäss­er um die Ara­bis­che Hal­binsel) gemeldet. Dies spricht dafür, dass er unverän­dert im Golf von Aden operiert, wo seine eingeschifften Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er und/oder Kampfhub­schrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ in Luftschläge gegen den an der jemeni­tis­chen Süd­küste aktiv­en, örtlichen Ableger der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion al-Kai­da einge­bun­den sein könnten.

Für die seit Mitte Okto­ber ver­legte „Makin Island“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) nähert sich das Ende ihres Ein­satzes, und Ablö­sung ist nun auch schon in der Region eingetroffen.

Nach amphibis­chen Übun­gen mit der spanis­chen Marine hat der amphibis­che Träger „Bataan“ zügig das Mit­telmeer durch­quert und mit Pas­sage des Suez Kanals am 23. März das Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte erre­icht. Die zur „Bataan“ ARG gehören­den Dock­lan­dungss­chiffe „Carter Hall“ und „Mesa Verde“ wer­den in der Mel­dung der US Navy zwar nicht erwäh­nt, dürften aber gemein­sam mit der „Bataan“ ver­legen. „Mesa Verde“ hat­te zuvor einen Besuch in Haifa (Israel) durchge­führt, die „Carter Hall“ einen Abstech­er ins Schwarze Meer zu Übun­gen mit rumänis­chen Stre­itkräften (s.u.) gemacht. Mit Ein­tr­e­f­fen des Ver­ban­des im Golf von Aden dürfte die „Makin Island“ ARG sich auf den lan­gen Rück­marsch zum Heimath­afen San Diego (Kali­fornien) machen.


BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)
Eine auf Ini­tia­tive Rus­s­lands, der Türkei und des Iran vere­in­barte Feuer­pause wird nur dort einge­hal­ten, wo Oppo­si­tion­s­grup­pen ihr auch aus­drück­lich zuges­timmt haben. Ander­norts wird weit­er gekämpft, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra sind ohne­hin ausgeklammert.

Unter UN-Führung in Genf durchge­führte Gespräche zur Vere­in­barung von Rah­menbe­din­gun­gen für eine poli­tis­che Über­gangslö­sung bis hin zu freien Wahlen haben bish­er kaum Fortschritte gebracht. Unverän­dert sind nur wenige Kon­flik­t­parteien bere­it, irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen. Immer­hin will man sich in den kom­menden Tagen zu ein­er neuen Gespräch­srunde treffen.

Auch Gespräche in Astana (Kasach­stan), in denen die frag­ile Feuer­pause in einen dauer­haften Waf­fen­still­stand über­führt wer­den soll, blieben bish­er erfol­g­los. Für syrische Oppo­si­tion­s­milizen sind sie „sinn­los, solange Rus­s­land die vere­in­barte Feuer­pause nicht ern­sthaft imple­men­tiert und Syriens Stre­itkräfte Angriffe auf Zivilis­ten fort­set­zen“. Den­noch will man sich am 3./4. Mai erneut in Astana treffen.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur die Fre­gat­te „Admi­ral Grig­orovich“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeerflotte).

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an.
‘Korolev’ im Bosporus auf dem Weg nach Syrien (Foto: Alper Böler via turkishnavy.net)
Jede Woche passieren mehrere Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit wahrschein­lich auch Bau­ma­te­r­i­al für die in diesem Früh­jahr begin­nen­den Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien)


GROSSBRITANNIEN
Ein „Fly Past“ von vier Hub­schraubern über Südeng­land markiert den Abschied der Roy­al Navy von ihren Bor­d­hub­schraubern „Lynx Mk 8“.

Sie wer­den nach 41 Dien­st­jahren am 31. März formell aus­ge­mustert. „Lynx“ wurde Ende der 1960er Jahre (Erst­flug 1971) von der britis­chen West­land Air­craft (heute AgustaWest­land) entwick­elt und ab 1977 zunächst bei der British Army in Dienst gestellt. Mit der Mk‑2 Vari­ante ent­stand die Marin­ev­er­sion „Sea Lynx“, die als Bor­d­hub­schrauber zunächst für die Roy­al Navy und die franzö­sis­chen Marine, später aber auch für zahlre­iche andere Mari­nen (u.a. die Deutsche Marine) gebaut wurde. Aus­ges­tat­tet mit Tor­pe­dos und speziellen Sonarg­eräten war „Sea Lynx“ vor allem auch für die U‑Jagd opti­miert, kon­nte aber auch mit Luft-Boden-Raketen Sea Skua bestückt Seeziele bekämpfen.

Seit 1982 war der „Sea Lynx“ bei allen mil­itärischen Kon­flik­ten Großbri­tan­niens und prak­tisch in allen Kli­ma­zo­nen im Ein­satz — von der Gren­ze zur Antark­tis im Südat­lantik (Falk­land-Krieg) bis zu heißen ara­bis­chen Wüsten (Golfkrieg) — im Ein­satz. Im Laufe der Zeit wur­den mehrere neue Ver­sio­nen gebaut, die den „Lynx“ immer wieder auf den aktuellen Stand der Tech­nik bracht­en. So ent­stand schließlich auch die als „Super Lynx 100“ beze­ich­nete Mk‑8 Vari­ante – von der sich die Roy­al Navy nun verabschiedet.

Die Zukun­ft gehört dem neuen, eben­falls von AgustaWest­land pro­duzierten Bor­d­hub­schrauber AW-159 „Wild­cat“, von dem die Roy­al Navy im Okto­ber 2016 auch schon die let­zte von 28 bestell­ten Maschi­nen über­nom­men hat. „Wild­cat“ ist eigentlich eine weit­ere Vari­ante des „Lynx“, wurde zunächst auch unter der Beze­ich­nung „Future Lynx“ entwick­elt. Inzwis­chen wird „Wild­cat“ allerd­ings als neuer Hub­schrauber­typ betra­chtet, und die ersten Vari­ante sein­er Bau­rei­he fir­miert denn auch als „Mark 1“ (AH.Mk1)


JAPAN
Mit der „Kaga“ hat die japanis­che Marine am 22. März ihren zweit­en Hub­schrauberträger der IZU­MO-Klasse in Dienst gestellt.

Die Beschaf­fung der bei­den Schiffe war im Herb­st 2009 unter der Beze­ich­nung 22DDH als Ersatz für zwei ältere, auszu­musternde Zer­stör­er der SHI­RANE-Klasse beschlossen wor­den. Auch wenn die Neubaut­en offiziell noch immer als „Hub­schrauber-tra­gende Zer­stör­er“ (DDH) beze­ich­net wer­den, haben sie prak­tisch nichts mit einem Zer­stör­er gemeinsam.

Mit 248m Länge (24.000ts Verdän­gung), durchge­hen­dem Flugdeck und seitlichen Auf­baut­en („Insel“) sind die „größten seit dem II. Weltkrieg in Japan gebaut­en Kriegss­chiffe“ de fac­to Hub­schrauberträger. Nicht nur Geg­n­er ein­er Wieder­be­waffnung sehen in ihnen allerd­ings eine „mögliche Vorstufe“ zu Flugzeugträgern – und deren Erwerb bleibt der japanis­chen Marine durch die Ver­fas­sung ver­boten. So wer­den sie offiziell denn als Zer­stör­er klassifiziert.

Auch die Namensge­bung bei­der Schiffe sorgt für etwas Stirn­run­zeln. Bei der nach einem im Zweit­en Japanisch-Chi­ne­sis­chen Krieg von der Kaiser­lichen Japanis­chen Marine einge­set­zten Panz­erkreuzer benan­nten „Izu­ma“ sieht Chi­na eine „unver­hoh­lene Pro­voka­tion“. Die let­zte „Kaga“ war der 1928 in Dienst gestellte erste große japanis­che Flugzeugträger — am Angriff auf Pearl Har­bor beteiligt und später in der Schlacht von Mid­way versenkt.

Izu­ma“ und „Kaga“ bieten jew­eils Platz für neun (ggf. sog­ar bis zu 14) Hub­schrauber sowie bis zu 400 zusät­zlich zur Besatzung einzuschif­f­ende Sol­dat­en samt 50 Fahrzeu­gen – ja zu den offiziell genan­nten Fähigkeit­en gehört auch „Trans­port von Kampf­panz­ern“ (für einen „Zer­stör­er“ sich­er weltweit ein­ma­lig). Als Hauptein­satza­uf­trag wird U‑Jagd und Minen­ab­wehr genan­nt (mit den einzuschif­f­end­en Hub­schraubern). Daneben sollen die bei­den Schiffe vor allem auch die Fähigkeit­en zur Durch­führung von Friedenser­hal­tenden Oper­a­tio­nen (unter einem UN-Man­dat) und zu human­itär­er Nothil­fe nach Naturkatas­tro­phen stärken. Unter einem sich wan­del­nden Konzept sollen sie aber auch als „schwim­mende Kom­man­dozen­tralen“ zen­trale Funk­tio­nen bei der Vertei­di­gung von (mit Chi­na umstrit­te­nen) abgele­ge­nen Inseln erhal­ten sowie amphibis­che Oper­a­tio­nen unterstützen.

Für die „Izu­ma“ ist übri­gens im Som­mer (Mai bis August) eine mehrmonatige Aus­land­sreise nach Südostasien und Südasien geplant. Sie soll Sin­ga­pur, Indone­sien, die Philip­pinen und Sri Lan­ka besuchen und anschließend vor Indi­en an der tri­lat­eralen jährlichen Übung „Mal­abar“ mit der indis­chen Marine und der US Navy teil­nehmen. In der für diese Reise zwangsläu­fi­gen Pas­sage des Süd­chi­ne­sis­chen Meeres unter­stellen viele Medi­en eine „Free­dom of Nav­i­ga­tion Oper­a­tion“ und Demon­stra­tion der Entschlossen­heit gegenüber China.

MALAYSIA

Alle zwei Jahre find­et vor der mala­y­sis­chen West­küste auf der Insel Langkawi eine der weltweit größten Rüs­tungsmessen statt: die Langkawi Inter­na­tion­al Mar­itime & Aero­space Exhi­bi­tion — kurz LIMA.

Auf der diesjähri­gen, nun schon ins­ge­samt 14. LIMA 2017 (21.–25. März) präsen­tieren sich 550 Fir­men aus 38 Län­dern und suchen natür­lich Käufer für ihre Pro­duk­te. Die LIMA ist zwar keine reine Marinemesse, aber schon seit 1991 bilden auch mar­itime Rüs­tungserzeug­nisse einen Schw­er­punkt der Präsen­ta­tio­nen. Dazu gehören Schiffe und Boote jed­er Art, Waf­fen und elek­tro­n­is­che Sys­teme, bis hin zu jed­er denkbaren Art mar­itim nutzbar­er Ausrüstung.

Die Mari­neschau beschränkt sich nicht auf Mess­es­tände mit Mod­ellen und Hochglanzprospek­ten in den großen Ausstel­lung­shallen, auch wenn viele Anbi­eter nur dort ihre Pro­duk­te zur Schau stell­ten. Ein­mal mehr haben auch zahlre­iche Kriegss­chiffe wieder an den Liege­plätzen beim Ausstel­lungs­gelände fest gemacht.

Auf der offiziellen Inter­net­seite von LIMA 2017 find­en sich lei­der keine genauen Infor­ma­tio­nen zu den besuchen­den Mari­nen, aber Medi­en sprechen von bis zu 61 Schif­f­en und Booten, die sich nicht nur Fachbe­such­ern präsen­tieren, son­dern im Awana Por­to Malai, dem Hafen von Langkawi, bei „open ships“ auch der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Größtes Kontin­gent stellen natür­lich die heimis­che Roy­al Malaysian Navy und die paramil­itärische Malaysian Mar­itime Enforce­ment Agency, die mit Schif­f­en und Booten prak­tisch aller Klassen an den Piers beim Ausstel­lungs­gelände liegen. Genan­nt wer­den darüber hin­aus elf weit­ere Mari­nen, die zu LIMA 2017 Ein­heit­en entsandt haben: Banglade­sch, Brunei, Indi­en, Indone­sien, Ital­ien, Japan, Pak­istan, Philip­pinen, Sin­ga­pur, USA und Viet­nam. Man darf annehmen, dass auch noch weit­ere Mari­nen Schiffe entsandt haben, aber Rus­s­land und Chi­na, die anson­sten Messen wie LIMA mit hoher Pri­or­ität zur Anbi­etung ihrer Pro­duk­te auf dem Welt­markt nutzen, sind offen­bar bei LIMA 17 nicht mit Schif­f­en oder Booten vor Ort vertreten.

RUMÄNIEN
USA
Übun­gen im Schwarzen Meer mit Beteili­gung von im Schwarzmeer behei­mateten NATO Mari­nen sind Rus­s­land ein Dorn im Auge.

Sie dienen aber vor allem auch dazu, Rus­s­land im Rah­men der nach der Annex­ion der ukrainis­chen Krim ins Leben gerufe­nen NATO-Ini­tia­tive „Atlantic Resolve“ klar zu machen, dass es sich im Schwarzmeer zwar selb­st gern als „Haus­macht“ betra­cht­en mag, dass das Schwarzmeer aber keines­falls ein rus­sis­ches Bin­nen­meer ist und möglichen weit­eren Expan­sion­s­gelüsten gegenüber Anrain­ern (NATO-Part­nern) deut­liche Gren­zen geset­zt sind.

Nach den von der rumänis­chen Marine aus­gerichteten multi­na­tionalen Übun­gen „Sea Shield 2017“ und „Posei­don 2017“ waren die Gewäss­er vor der rumänis­chen Küste erneut Schau­platz ein­er Übung mit Beteili­gung ein­er solchen Übung. Bei der eben­falls von den rumänis­chen Stre­itkräften aus­gerichteten bilat­eralen Übung „Spring Storm 2017“ mit US Navy und US Marine Corps standen amphibis­che Inhalte im Vorder­grund. Zur Übung hat­te das zur „Bataan“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) gehörende Dock­lan­dungss­chiff „Carter Hall“ sich von seinem Ver­band getren­nt und war mit 450 eingeschifften Marine­in­fan­ter­is­ten der 24th Marine Expe­di­tionary Unit durch die türkischen Meeren­gen nach Kon­stan­ta (Rumänien) gelaufen.

Dort stand vom 16.–22. März die von den rumänis­chen Stre­itkräften aus­gerichtete Küsten­vertei­di­gungsübung „Spring Storm 17“ auf dem Pro­gramm. Eine erste Vor­phase war schon abgeschlossen, als das US-Dock­lan­dungss­chiff in Con­stan­ta ein­traf, um sich mit den eingeschifften US-Marines an der am 18. März begin­nen­den Haupt­phase zu beteili­gen. Diese sah in den Küstengewässern vor Kap Midia (etwa 20km nördlich von Kon­stan­ta) ein kom­plex­es amphibis­ches Szenario mit Anmarsch eines amphibis­chen Ver­ban­des, ein­er von Luft­stre­itkräften unter­stützten Kampflan­dung von See und der anschließen­den Entwick­lung des Gefecht­es ins Lan­desin­nere (bis hin zu „urban warfare“).

Beim Anmarsch zur Küste wurde die „Carter Hall“ von der rumänis­chen Fre­gat­te „Regele Fer­di­nand“, der Korvette „Con­traami­ral Macel­lar­iu“, einem Minen­such­er und einem Küstenwach­boot gesichert und gegen Flugkör­peran­griffe aus der Luft und durch kleine Über­wasser­fahrzeuge „vertei­digt“. An Bord des US-Dock­lan­dungss­chiffes mit­ge­führte Hub­schrauber und LCAC Luftkissenlan­dungs­boote set­zten schließlich US Marines und rumänis­che Sol­dat­en samt Gefechts­fahrzeu­gen bei Kap Midia an den Strand. Dort stand abschließend noch ein gemein­sames Schießen mit Mörsern, Infan­teriewaf­fen und schul­tergestützten Flu­gab­wehr-FK Stinger auf dem Programm.

Unmit­tel­bar danach nahm die „Carter Hall“ Kurs auf den Bor­porus, um am 22. März das Schwarzmeer auch schon wieder zu ver­lassen. Mit nur fünf Tagen war ihr Schwarzmeer­aufen­thalt ein­er der kürzesten eines US Navy-Schiffes der let­zten Jahre. Der Ver­trag von Mon­treux erlaubt Kriegss­chif­f­en von Nicht-Schwarzmeer-Mari­nen eine bis zu 21-tägige Präsenz. Meist schöpfen US-Kriegss­chiffe diese Zeitspanne auch voll aus, führen neben Übun­gen wie „Spring Storm“ auch noch mehrere Besuche bei befre­un­de­ten regionalen Mari­nen durch.

RUSSLAND
Beim Ein­satz des Flugzeugträgers „Admi­ral Kuznetsov“ vor Syrien waren nach Prob­le­men mit der Lan­de­fan­gan­lage zwei trägergestützte Kampf­flugzeuge ins Meer gestürzt und versunken.

Unmit­tel­bar nach den Unfällen hat­te die rus­sis­che Marine ihr mod­ern­stes ozeanographis­ches Forschungss­chiff, die „Yan­tar“, ins Absturzge­bi­et vor der Nor­dost­spitze Zyper­ns beordert, um dort nach den Wracks der Mig-29K Fulcrum‑D und der Su-23 Flanker‑C zu suchen und Möglichkeit­en ihrer Bergung zu prüfen. Schon im Dezem­ber wurde die „Yan­tar“ vor Ort gemeldet.

Nun verkün­dete die rus­sis­che Marine, das Schiff habe die in etwa 1.000m Tiefe auf dem Meeres­grund liegen­den Wracks bei­der Flugzeuge lokalisiert und mit Tauch­fahrzeu­gen auch bere­its unter­suchen kön­nen. Eine voll­ständi­ge Bergung wird offen­bar nicht erwogen. Man werde sich – so heißt es – mit einem mit den Tauch­booten möglichen Aus­bau sen­si­tiv­er Aus­rüs­tung (Avionik-Sys­teme etc.) beg­nü­gen. Ob dies allein die „Yan­tar“ leis­ten soll, oder dazu weit­ere Spezialschiffe (z.B. ein U‑Bootbergeschiff der KASH­TAN-Klasse der Schwarzmeer­flotte) ver­legt wer­den, bleibt vor­erst offen.

Die „Yan­tar“ wurde mit Pro­jekt 22010 vom St. Peters­burg­er Design­büro Almaz als Spezialschiff zur mil­itärischen Tief­seeforschung entwick­elt und bei der Yan­tar-Werft in Kalin­ingrad gebaut. Das 108-m-Schiff (5.200ts) wurde im Som­mer 2015 an die rus­sis­che Marine für den Dienst bei der Nord­flotte übergeben. Seit Juni 2016 ist mit der „Almaz“ ein 2019 zu liefer­n­des Schwest­er­schiff bei Yan­tar in Bau.

An Bord der „Yan­tar“ find­et sich Platz für bis zu 60 Mann Besatzung und einzuschif­f­ende Wis­senschaftler. Zur Aus­rüs­tung gehören die derzeit mod­ern­sten rus­sis­chen Geräte zur akustis­chen, biol­o­gis­chen, physikalis­chen und geo­physikalis­chen ozeanographis­chen Forschung, incl. Ver­mes­sung von Meeres­bo­den und darunter liegen­den Sedimentschichten.

Die „Yan­tar“ kann mehrere fer­n­ge­lenk­te und beman­nte Unter­wasser­fahrzeuge mit­führen und teils auch gle­ichzeit­ig ein­set­zen. Dazu gehören AS-37 „Rus“ (Pro­jekt 16810) und AS-39 „Kon­sul“ (Pro­jekt 16811), zwei beman­nte, etwa 8,5m lange Tief­see-Tauch­boote, die mit zwei bis drei Mann Besatzung in bis zu 12-stündi­gen Fahrten in bis 6.000m Tiefe operieren und auch in der U‑Boot-Ret­tung einge­set­zt wer­den können.

SÜDKOREA
USA
Wie üblich, haben im März in Süd­ko­rea und in den Gewässern um die kore­anis­che Hal­binsel jährliche Großübun­gen der Stre­itkräfte Süd­ko­re­as und der USA begonnen.

Am 1. März war Startschuss für „Foal Eagle“, eine seit 1961 jährlich durchge­führte Trup­penübung („Field Train­ing Exer­cise“), an der neben süd­ko­re­anis­chen Trup­pen (Divi­sion­sebene) auch mehrere tausend US-Sol­dat­en beteiligt sind. In diesem Jahr ist die „Carl Vin­son“ Car­ri­er Strike Group der US Navy mit von der Partie.

In zeitlich­er Über­schnei­dung mit „Foal Eagle“ find­et seit dem 13. März auch noch die bilat­erale Übung „Key Resolve“ statt. Bei ihr han­delt es sich um eine über­wiegend com­put­er-simulierte Kom­man­dostab­sübung, in der die Ver­stärkung der US Forces in Korea (USFK) im Fall ein­er Krise im Fokus ste­ht. Die aktive Beteili­gung von US-Trup­pen ist hier begren­zt. In den let­zten Jahren war meist das mit mod­ern­sten Fer­n­melde- und elek­tro­n­is­chen Anla­gen aus­gerüstete Führungss­chiff „Blue Ridge“ der US Paz­i­fik­flotte eingebunden.

Foal Eagle“ und „Key Resolve“ sollen noch bis Ende April dauern. Bei­de Übun­gen erfol­gen natür­lich vor dem Hin­ter­grund des innerko­re­anis­chen Kon­flik­tes. Wie üblich stellt das kom­mu­nis­tis­che Nord­ko­rea sie als „unmit­tel­bare Vor­bere­itung zu ein­er Inva­sion“ dar und kündigt in sein­er Pro­pa­gan­da einen „heili­gen Krieg“ als Antwort auf diese „stillschweigende Kriegserk­lärung“ an; mit „unbeugsamem Willen werde man die Aggres­soren gnaden­los bestrafen“.

Solch harsche Töne sind zum Zeit­punkt der süd­ko­re­anisch-amerikanis­chen Manöver seit Jahren üblich. Sie dienen vor allem der Ein­schwörung der heimnis­chen Bevölkerung auf einen gemein­samen äußeren Feind und wer­den denn auch über­wiegend als „Rou­tine“ bew­ertet und weit­ge­hend ignori­ert. Erneut sind sie aber auch von gegen UN-Sank­tio­nen ver­stoßende Aktio­nen begleit­et, mit denen sich das inter­na­tion­al ohne­hin isolierte dik­ta­torische Regime noch weit­er von der Welt­ge­mein­schaft entfernt.

So wur­den am 6. März vier bal­lis­tis­che Raketen über eine Ent­fer­nung von fast 1.000km über das Japanis­che Meer hin­weg geschossen (drei schlu­gen in der japanis­chen Wirtschaft­szone ein) und ein paar Tage später demon­stra­tiv ein neues Trieb­w­erk für eine Rakete mit ange­blich glob­aler Reich­weite getestet. Ein am 22. März an der nord­ko­re­anis­chen Ostküste bei Won­san geplanter weit­er­er Raketen­start schlug dage­gen fehl; die Rakete explodierte nur wenige Sekun­den nach dem Start. Damit nicht genug, lassen aktuelle Satel­liten­fo­tos erhöhte Aktiv­ität auf dem nord­ko­re­anis­chen Atom­test­gelände Pung­gye-ri erken­nen. Experten erwarten hier in neuer­lich­er Eskala­tion „schon bald“ einen weit­eren Atom­test, ange­blich mit einem „bis zu zehn Mal stärk­eren“ Sprengsatz als bei den früheren fünf Tests.

Die Spann­nun­gen mit Nord­ko­rea kön­nten also vor ein­er deut­lichen Ver­schär­fung ste­hen. Dabei gilt die inter­na­tionale Aufmerk­samkeit vor allem möglichen Reak­tio­nen der neuen US-Regierung unter Präsi­dent Trump. Schon am 2. März hat­ten Medi­en von einem „inter­nen Bericht“ des Weißen Haus­es berichtet, nach dem eine „über­ar­beit­ete Nord­ko­rea-Strate­gie“ auch mil­itärische Optio­nen zur Erzwingung eines Regimewech­sels und Entschär­fung der nuk­learen Bedro­hung bein­hal­ten soll. Der neue US-Außen­min­is­ter Tiller­son erk­lärte am 17. März auf sein­er Asien­reise, für die USA sei die „Poli­tik strate­gis­ch­er Geduld“ mit Nord­ko­rea been­det. Bei weit­eren Pro­voka­tio­nen behalte man sich mil­itärische Aktio­nen bis hin zu einem Präven­tivschlag vor.