MarineForum Wochenschau vom 12. April 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors und von den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bestimmt.

Vor der jemeni­tis­chen Küste im Roten Meer hat die sau­di-ara­bis­che Marine weit­ere von Houthi-Rebellen gelegte Seem­i­nen gefun­den und unschädlich gemacht.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwicklung.

Rus­s­land hat eine nach dem US-Luftschlag gegen eine syrische Luft­waf­fen­ba­sis aufgekündigte Koop­er­a­tion zum „De-Con­flict­ing“ von Flugzeugein­sätzen mit den USA wieder in Kraft geset­zt. Im syrischen Bürg­erkrieg erk­lärte „Sicher­heit­szo­nen“ (s.u.) wer­den von Rus­s­land auch als Flugver­bot­szo­nen ver­standen. Die USA erk­lären dazu, ihre Kampf­flugzeuge wür­den islamistis­che Ter­ror­is­ten auch weit­er­hin „über­all bekämpfen, wo es Ziele gebe“.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der unverän­dert andauern­den Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ set­zt weit­er­hin seine Kampf­flugzeuge aus dem nord­west­lichen Per­sis­chen Golf her­aus gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein. Die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ hat sich wie geplant am 5. Mai vom Ver­band getren­nt und den Rück­marsch in die Heimat ange­treten. Sie war seit dem 9. Feb­ru­ar in die „Bush“ Car­ri­er Strike Group integriert.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte ger­ade auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (dazu gehören auch von den USA unter­stützte Milizen) zu „neu­tral­isieren“ und möglichst weit nach Osten bis in den Irak abzudrängen.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN

Bei ein­er neuen Gespräch­srunde in Astana (Kasach­stan) haben Rus­s­land, der Iran, die Türkei (und etwas später auch Syrien) mit Wirkung vom 6. Mai vier „De-Eskala­tion­szo­nen“ in Syrien ein­gerichtet und zu „Schutz­zo­nen für die Bevölkerung“ erk­lärt. Alle Kampfhand­lun­gen soll­ten dort eingestellt wer­den. Rus­s­land will dies mit eige­nen Beobachtern überwachen; eine unab­hängige UN-Beobachter­mis­sion wird von Syrien verweigert.

Die syrische Oppos­tion lehnt die Zonen als qua­si „Teilung Syriens“ ab. Tat­säch­lich find­en sich die vier Zonen in west­lichen Lan­desteilen, in denen syrische Regierungstrup­pen mit Unter­stützung Rus­s­lands, des Iran und der libane­sis­chen His­bol­lah in den let­zten Monat­en weit­ge­hend die Ober­hand gewon­nen haben – und das Bestreben, diesen Zus­tand zu zemen­tieren und so Freiräume für Oper­a­tio­nen in anderen Gebi­eten zu gewin­nen, ist allzu offen­sichtlich. Die Kampfhand­lun­gen in den vier Zonen sollen inzwis­chen deut­lich nachge­lassen haben, aber ob es hier zu ein­er dauer­haften Waf­fen­ruhe kommt, bleibt abzuwarten. Bish­er wur­den Feuer­pausen immer nur dort einge­hal­ten, wo Oppo­si­tion­s­grup­pen ihr aus­drück­lich zuges­timmt hat­ten, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra waren ohne­hin aus­geklam­mert. Die syrische Regierung und ihre Ver­bün­de­ten dürften neue Gefechte immer mit der Notwendigkeit zur Bekämp­fung islamistis­ch­er Ter­ror­is­ten begründen.

Der UN Son­der­beauf­tragte für Syrien de Mis­tu­ra hat für den 16. Mai eine neue (die ins­ge­samt 6.) Gespräch­srunde in Genf (Schweiz) angekündigt.

Mar­itime Aspekte

Kampf­schiffe der US Navy bleiben weit­er­hin im östlichen Mit­telmeer präsent. Der am Tom­a­hawk-Angriff (7. April) beteiligte Zer­stör­er „Ross“ ist in diesen Tagen zu einem Besuch in Haifa (Israel) eingelaufen.

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin auch das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zum Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en die Fre­gat­ten „Admi­ral Grig­orovich“ und „Admi­ral Essen“, der Minen­such­er „Valentin Pikul“, sowie — möglicher­weise – auch der Zer­stör­er „Severo­morsk“.

Die „Admi­ral Grig­orovich“ soll dem Ver­band „bis zum Som­mer“ zugeteilt sein; die „Admi­ral Essen“ dürfte dage­gen nur kurzzeit­ig zur Med­Sqn gehören. Der Neubau (zweites Schiff der GRIG­OROVICH-Klasse) befind­et sich auf der Über­führungs­fahrt aus der Ost­see zur kün­fti­gen Heimat bei der Schwarzmeer­flotte. Das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um nutzte die Pas­sage der Straße von Gibral­tar (5. Mai) und das Ein­laufen ins Mit­telmeer dazu, kurz­er­hand die Zuge­hörigkeit der „mit Marschflugkör­pern Kali­br bestück­ten“ Fre­gat­te zur Med­Sqn zu verkünden.

Auch dem Nord­flot­ten­z­er­stör­er „Severo­morsk“ dürfte nur ein kurz­er Ein­satz im östlichen Mit­telmeer beschert sein. Das Schiff ist zusam­men mit einem Tanker und einem Bergeschlep­per schon seit Okto­ber unter­wegs, hat­te damals zusam­men mit dem längst in den Nord­flot­ten­bere­ich zurück­gekehrten Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ ins Mit­telmeer ver­legt, danach Afri­ka umrun­det und war dann über­raschend durch die Straße von Gibral­ter erneut ins Mit­telmeer ein­ge­laufen. Zuk­let­zt wurde die „Severo­morsk“ am 3. Mai bei Nachver­sorgung in Limas­sol (Zypern) gemeldet. Im Gegen­satz zur „Admi­ral Essen“ gibt es für sie offen­bar keine formell erk­lärte Inte­gra­tion in die MedSqn.

Auf der Über­führungs­fahrt aus der Ost­see ins Schwarzmeer befind­et sich auch das vierte für die rus­sis­che Schwarzmeer­flotte bes­timmte, neue U‑Boot der KILO-III-Klasse. Beschat­tet von der britis­chen Fre­gat­te „Som­er­set“ passierte die „Krasnodar“ am 5. Mai in Begleitung eines Bergeschlep­pers den Englis­chen Kanal. Ver­mut­lich wird das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um auch das U‑Boot mit Erre­ichen des Mit­telmeeres offiziell als „Teil der Med­Sqn“ erklären.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Jede Woche passieren mehrere Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei und Deutsch­land gekaufte und teils als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit vor allem auch Bau­ma­te­r­i­al für die begonnenen Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien).

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FRANKREICH

Drei der fünf franzö­sis­chen Fre­gat­ten der LA FAYETTE-Klasse sollen grundüber­holt und mod­ernisiert werden.

Langfristig ist der Ersatz der LA FAYETTE durch neue Fre­gat­ten FTI („Fre­gate de Taille Inter­me­di­aire“) geplant, aber deren Zulauf soll erst 2025 begin­nen. Bei par­ral­lel zu ihrer Indi­en­st­stel­lung erfol­gen­der Aus­musterung wer­den einige der zwis­chen 1993 und 2002 in Dienst gestell­ten Stealth-Fre­gat­ten der LA FAYETTE-Klasse also noch mehr als ein Jahrzehnt gefragt sein. Hinzu kommt, dass die franzö­sis­che Marine angesichts neuer sicher­heit­spoli­tis­ch­er Her­aus­forderun­gen (u.a. neue Bedro­hung durch Rus­s­land) mit­tel- bis langfristig immer min­destens 15 Kampf­schiffe im oper­a­tiv­en „Kampfk­ern“ der Flotte hal­ten will.

So soll denn eine durch DCNS in Toulon durchzuführende Grundüber­hol­ung drei der fünf LA FAYETTE-Fre­gat­ten eine Indi­en­sthal­tung bis etwa Ende der 2020-er Jahre ermöglichen. Alle schiff­stech­nis­chen Anla­gen (Antrieb, Gen­er­a­toren, Rud­er­an­la­gen etc …) sollen run­derneuert und darüber hin­aus Führungssys­teme und Bewaffnung dem heuti­gen Bedarf und tech­nol­o­gis­chen Stan­dard angepasst wer­den. So wer­den die alten Gefechts­führungssys­teme durch eine Vari­ante der auch auf dem Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ instal­lierten Anlage erset­zt und mod­erne Anla­gen für Tac­ti­cal Data Link installiert.

Mit einem 100-mm-Geschütz und Seeziel-FK Exo­cet MM40 sind die Schiffe vor allem für Über­wass­er-Seekrieg und Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions opti­miert. Diese Haupt­waf­fen­sys­teme will man auch behal­ten. Flu­gab­wehr-Fähigkeit­en beschränken sich mit Flu­gab­wehr-FK Cro­tale auf Eigen­vertei­di­gung im Nah­bere­ich. Auch dies will man beibehal­ten, die älteren Cro­tale aber durch zwei vol­lau­toma­tisierte Nah­bere­ichs-Flu­gab­wehrsys­teme Sadral (mit jew­eils sechs Mis­tral Flugkör­pern) erset­zen, wie sie auch auf Zer­stör­ern der GEORGE LEYGUES-Klasse instal­liert sind.

Nicht zulet­zt will man auch eines der in den let­zten Jahren zunehmend schmer­zlich emp­fun­de­nen Defizite der LA FAYETTE-Klasse beseit­i­gen und die drei Fre­gat­ten endlich auch zur U‑Jagd befähi­gen. Dazu ist u.a. die Nachrüs­tung mit einem mod­er­nen aktiv­en-/pas­siv­en Rumpf­sonar, U‑Jagdtorpedos und einem Tor­pe­doab­wehrsys­tem vorge­se­hen. Im Vor­griff auf diese Umrüs­tung soll die Fre­gat­te „Sur­couf“ im Rah­men ein­er im Sep­tem­ber begin­nen­den plan­mäßi­gen Werftliefgezeit das von Thales entwick­elte Nieder­fre­quen­z­sonar „Blue Watch­er“ erhal­ten und ab dem Früh­jahr 2018 in See erproben. Die „Sur­couf“ ist allerd­ings (wie auch Typ­schiff „La Fayette“) offen­bar nicht für die „Lebensver­längerung“ vorge­se­hen. Medi­en nen­nen hier die drei jüng­sten Schiffe „Courbet“, „Aconit“ und „Gueprat­te“. Deren Mod­ernisierung soll ab 2020 im Rah­men langfristig geplanter, rou­tinemäßiger Werftliegezeit­en durchge­führt wer­den, die erste „run­derneuerte“ Fre­gat­te dann 2021 zur fahren­den Flotte zurückkehren.

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NORDKOREA

In den Span­nun­gen um Nord­ko­rea zeich­net sich eine mögliche Atem­pause ab.

Zumin­d­est vor­erst gibt es in Nord­ko­re­as staatlich­er Pro­pa­gan­da keine ver­balen Angriffe auf den neu-gewählten süd­ko­re­anis­chen Präsi­den­ten, der ja seine Bere­itschaft zu bilat­eralen Gesprächen sig­nal­isierte. Darüber hin­aus bemüht sich ange­blich Chi­na, hin­ter den Kulis­sen auch zwis­chen Nord­ko­rea und den USA direk­te Kon­tak­te herzustellen. Ein neuer nord­ko­re­anis­ch­er Atom­waf­fen­test scheint allerd­ings nur einge­froren, nicht abge­sagt. Experten betra­cht­en Vor­bere­itun­gen am Atom­test­gelände Pung­gye-ri als so weit abgeschlossen, dass ein Test jed­erzeit auch sehr kurzfristig durchge­führt wer­den kann. So set­zt Chi­na denn weit­er­hin auf ver­stärk­ten poli­tis­chen und wirtschaftlichen Druck auf das Regime in Nord­ko­rea, während die USA unverän­dert auch mil­itärische Optio­nen nicht auss­chließen wollen.

Carl Vin­son’ bei Übun­gen in der Japansee (Foto: US Navy)Die „Carl Vin­son“ Car­ri­er Strike Group der US Navy operiert seit Ende April in der Japansee, führte dort u.a. „öffentlichkeitswirk­sam“ Übun­gen mit zwei Zer­stör­ern der japanis­chen und einem der süd­ko­re­anis­chen Marine durch. Primäres Ziel ist demon­stra­tive Präsenz. Bei realen Ein­sätzen unter Bedro­hung hal­ten US-Flugzeugträger üblicher­weise min­destens 400sm Abstand von ein­er feindlichen Küste. Man kann davon aus­ge­hen, dass die „Carl Vin­son“ in einem tat­säch­lichen mil­itärischen Kon­flikt Luftschläge gegen Nord­ko­rea nicht aus der Japansee, son­dern aus dem Paz­i­fik, östlich von Japan durch­führen würde.

In der Region operiert weit­er­hin auch das US-U-Boot “Michi­gan“. Das mod­i­fizierte frühere strate­gis­che U‑Boot der OHIO-Klasse führt anstelle der früheren Atom­raketen mehr als 180 Marschflugkör­p­er Tom­a­hawk mit und kann überdies Kampf­schwim­mer für Kom­man­do­op­er­a­tio­nen ein­set­zen. Auf dem Weg in den West­paz­i­fik ist überdies der für Raketen­ab­wehr opti­mierte US-Kreuzer „Lake Erie“. Noch in diesem Monat plant die US Navy im West­paz­i­fik ange­blich eine größere Übung, um ihre Fähigkeit­en zum Abfan­gen nord­ko­re­anis­ch­er Raketen noch ein­mal zu testen – und zu demonstrieren.

Erst­mals hat die japanis­che Regierung eine 2016 beschlossene Ver­fas­sungsän­derung („aktiv­er mil­itärisch­er Schutz ver­bün­de­ter Seestre­itkräfte“) zur Anwen­dung gebracht. Nicht von unge­fähr kam dabei neben einem Zer­stör­er mit dem Hub­schrauberträger „Izu­mo“ auch das zurzeit größte Kampf­schiff der japanis­chen Marine zum Ein­satz. Zwei Tage lang „schützten“ bei­de Ein­heit­en einen Ver­sorg­er der US Navy, der östlich (!) Japans nach Süden bis ins Seege­bi­et von Oki­nawa verlegte.

In den durch­fahre­nen Seege­bi­eten bestand für das zu “schützende” US-Schiff zu kein­er Zeit eine reale Bedro­hung; die Aktion ist also vor­rangig als poli­tis­ches Sig­nal der Entschlossen­heit zu werten. Die „Izu­mo“ wurde auch nicht extra für diesen Ein­satz in Marsch geset­zt. Für sie ist schon seit län­ger­er Zeit eine mehrmonatige Reise nach Südostasien und Indi­en geplant, und nach dem Ende des „Geleit-Ein­satzes“ nahm sie denn auch sofort Kurs auf Sin­ga­pur (Inter­na­tion­al Fleet Review). Nach weit­eren Besuchen in Indone­sien und auf den Philip­pinen ist im Juli vor Indi­en die Teil­nahme an der diesjähri­gen tri­lat­eralen Übung „Mal­abar“ mit der indis­chen Marine und der US Navy geplant. Erst im August soll die „Izu­mo“ nach Japan zurückkehren.

Die Ver­legung weit­er­er US-Car­ri­er Strike Groups um die „Nimitz“ (Everett, Bun­destaat Wash­ing­ton) oder die „Ronald Rea­gan“ (Yoko­su­ka, Japan) bleibt offen­bar Option, aber ein weit­er­er US-Flugzeugträger wird früh­estens in der zweit­en Mai­hälfte vor der kore­anis­chen Hal­binsel erwartet. Die in Japan sta­tion­ierte „Ronald Rea­gan“ wird zwar seit dem 9. Mai in See, führt aber nach Abschluss ein­er vier­monati­gen Wartungspe­ri­ode zunächst ein oper­a­tives Work-up zur Wieder­erlan­gung voller Ein­satzbere­itschaft durch. Min­destens bis Ende Mai soll die „Carl Vin­son“ im Krisen­ge­bi­et den Willen zu „dauer­hafter Präsenz“ demonstrieren.

Übri­gens:
Einige Medi­en stellen in diese Tagen im West­paz­i­fik vor Guam (USA) begonnene amphibis­che Übun­gen der Stre­itkräfte Frankre­ichs, Großbri­tan­niens, der USA und Japans in einen direk­ten Zusam­men­hang mit der Lageen­twick­lung um Nord­ko­rea. Diese Darstel­lung ist sach­lich nicht halt­bar. Die Übun­gen sind seit mehr als einem Jahr geplant, sind Teil der diesjähri­gen Kadet­ten-Aus­bil­dungsreise “Mis­sion Jeanne d’Arc 2017” der franzö­sis­chen Marine mit dem aus dem Hub­schrauberträger „Mis­tral“ und der Fre­gat­te „Courbet“ beste­hen­den Ausbildungsgeschwader.

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PHILIPPINEN

Gut zwei Jahre nach Bestel­lung bei der indone­sis­chen PT PAL in Surabaya hat die philip­pinis­che Marine (PN) die Beschaf­fung von zwei „Strate­gic Sealift Ves­sel“ (SSV) abgeschlossen.

Schon seit Jahren hat­te (min­destens) ein größeres amphibis­ches Schiff auf der Wun­schliste der philip­pinis­chen Marine ganz oben ges­tanden, war aber nie bezahlbar gewe­sen. Es sollte im mil­itärischen See­trans­port zwis­chen den Inseln und als Führungsplat­tform einge­set­zt wer­den, eine Hauptein­satzrolle aber auch in Nothil­fe nach Naturkatas­tro­phen find­en. Jedes Jahr wer­den die Philip­pinen von etwa 20 Tai­fu­nen getrof­fen, und daneben ereignen sich immer wieder auch Erd­beben oder Vulka­naus­brüche. In dem aus mehr als 7.000 Inseln beste­hen­den südostasi­atis­chen Staat haben solche Naturkatas­tro­phen fast immer auch eine mar­itime Dimen­sion; sehr oft sind betrof­fene Regio­nen nur noch von See her uneingeschränkt erre­ich­bar, und ger­ade hier waren die Fähigkeit­en der PN nur begrenzt.

Im Juni 2013 erlaubte das Bud­get schließlich die inter­na­tionale Auss­chrei­bung von zwei als „Strate­gic Sealift Ves­sel“ beze­ich­neten amphibis­chen Mehrzweckschif­f­en. Nur die indone­sis­che PT PAL war bere­it, sie im vorgegebe­nen Finanzrah­men (mit Anfangs­fi­nanzierung weniger als 100 Mio. US Dol­lar) zu bauen; im Juli 2014 erhielt PT PAL denn auch den Auf­trag zum Bau zweier Schiffe vom LPD-125. Das Design basiert auf den 11.500 ts ver­drän­gen­den, 125m lan­gen Dock­lan­dungss­chif­f­en der indone­sis­chen MAKAS­SAR-Klasse. Die Schiffe bieten ein Flugdeck und einen Hangar für zwei mit­telschwere Hub­schrauber, kön­nen in ihrem Dock­teil zwei kleine Lan­dungs­boote (LCVP) mit­führen und schnell (mit Mod­ulen) auch zu Hos­pi­talschif­f­en umgerüstet wer­den. Ihre mil­itärische Trans­portka­paz­ität wird mit bis zu 17 Kampf­panz­ern und 500 Sol­dat­en angegeben.

Schon im Früh­jahr 2016 war das erste Schiff fer­tig. Am Tag der Marine (Geburt­stag der PN) wurde die „Tar­lac“ am 31. Mai 2016 feier­lich in Dienst gestellt. Genau ein Jahr später wurde nun auch das zweite Schiff von Surabaya zu den Philip­pinen über­führt. Auch die „Davao del Sur soll am Tag der Marine am 31. Mai formell in Dienst gestellt werden.

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RUSSLAND

Vor der türkischen Küste hat die rus­sis­che Marine Bergung­sop­er­a­tio­nen am Wrack der am 28. April gesunke­nen „Liman“ offen­bar abgeschlossen.

Das Spezialschiff zur Fer­n­melde-/elek­tro­n­is­chen Aufk­lärung (Sig­nals Intel­li­gence — SIGINT) war wahrschein­lich bei einem rou­tinemäßi­gen Ein­satz zur Ver­mes­sung (Para­me­ter) von Radar-/Funkstellen an der türkischen Küste und Erfas­sung türkischen mil­itärischen Funkverkehrs, als es am Rande der türkischen Hoheits­gewäss­er nord­nord­west­lich des Ein­gangs zum Bosporus in dichtem Nebel mit einem Viehtrans­porter kol­li­dierte. Ein Wassere­in­bruch kon­nte mit bor­deige­nen Mit­teln nicht unter Kon­trolle gebracht wer­den, erfol­gte aber so langsam, dass alle 78 Besatzungsmuit­glieder das Schiff kon­trol­liert ver­lassen konnten.

Schon unmit­tel­bar nach der Havarie hat­te die Schwarzmeer­flotte ihren Bergeschlep­per SB-739 und das zivile Tief­see-Forschungss­chiff „Khe­ser­sy“ (mit mehreren Unter­wasser­drohnen) zur Unter­gangsstelle beordert. Für die rus­sis­che Marine kam es vor allem darauf an, das streng geheime Aufk­lärungs­gerät auf der in etwa 90m Tiefe liegen­den „Liman“ vor frem­dem Zugriff zu schützen. Erste Geräte wur­den von den Drohnen der „Khe­ser­sy“ gebor­gen, die aber nach weni­gen Tagen durch das mil­itärische Tief­seeforschungss­chiff „Seliger“ abgelöst wurde.

Zusät­zlich ver­legte die Schwarzmeer­flotte noch ihr U‑Bootrettungsschiff „Epron“ und das Bergeschiff KIL-158 der KASH­TAN-Klasse zur Unglücksstelle. Bei­de Schiffe set­zten neben Drohnen vor allem auch Tauch­er (wahrschein­lich „Sät­ti­gungstauchen“) ein, die im Wrack der „Liman“ alle sen­si­tiv­en Anla­gen und Geräte aus­baut­en. Diese Arbeit­en sind inzwis­chen been­det, und am 11. Mai wer­den alle Schiffe auch schon wieder zurück in ihren Heimath­äfen gemeldet. Ganz offen­sichtlich belässt Rus­s­land es bei der Bergung von geheimem Gerät und verzichtet auf eine Hebung der ja auch schon mehr als 50 Jahre alten „Liman“. Die rus­sis­che Marine spricht beim im Bau befind­lichen neuen SIG­INT-Schiff „Ivan Khurs“ (Stapel­lauf soll am 16. Mai sein) auch bere­its von ihrem „Ersatz“.

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USA

Hunt­ing­ton Ingalls hat in Pascagoula (Mis­sis­sip­pi) den zweit­en amphibis­chen Träger der neuen AMER­I­CA-Klasse zu Wass­er gelassen.

Am 1. Mai wurde die „Tripoli“ aus dem Bau­dock auf eine Trans­port­plat­tform gezo­gen und von dieser dann etwas später ins Wass­er abge­senkt. Nach Endaus­rüs­tung, Erprobun­gen und Abnah­me­fahrten soll der Neubau 2019 in Dienst gestellt werden.

Die amphibis­chen Träger der AMER­I­CA-Klasse (LHA-6-Klasse) erset­zen die bere­its aus­ge­musterten amphibis­chen Träger der TARAWA-Klasse. Ihr Design basiert auf Grun­dele­menten der WASP-Klasse, aber sie sind mit gut 45.000ts (257m) deut­lich größer als diese.

Wesentlich­ster Unter­schied ist der Verzicht auf ein bish­er bei amphibis­chen Trägern der US-Navy üblich­es internes Dock. Die Neubaut­en kön­nen also keine Lan­dungs­fahrzeuge zum Auss­chif­f­en von schw­erem Gerät oder Fahrzeu­gen mit­führen. Ihre oper­a­tive Schlagkraft beschränkt sich auf die eingeschiffte fliegende Kom­po­nente (Hub­schrauber, Schwenkro­tor­flugzeuge V‑22 Osprey und Kampf­flugzeuge F‑35B Light­ning II); die Schiffe wer­den denn oft auch als „Marine Corps Flugzeugträger“ bezeichnet.

Anfang 2011 wurde allerd­ings in ein­er Rückbesin­nung auf „tra­di­tionelle amphibis­che Oper­a­tionskonzepte“ das Design noch ein­mal über­dacht und entsch­ieden, die neuen amphibis­chen Träger nun doch mit einem Dock zum Ein­satz von Lan­dungs­fahrzeu­gen zu verse­hen. Für „Amer­i­ca“ und „Tripoli“ kam diese Kehrtwende jedoch zu spät; sie wer­den so die bei­den einzi­gen Schiffe der AMER­I­CA-Klasse bleiben. Mit LHA‑8 schließt sich die BOUGAINVILLE-Klasse (auch AMERICA Flight II genan­nt) an. Der Bau von LHA‑8 „Bougainville“ soll in der zweit­en Jahreshälfte 2018 begin­nen, das Schiff dann 2024 in Dienst gestellt werden.

Die 2014 in Dienst gestellte „Amer­i­ca“ (LHA‑6) ste­ht nach diversen Manöverteil­nah­men vor ihrem ersten plan­mäßi­gen Ein­satz. Am 1. Mai hat der amphibis­che Träger gemein­sam mit den anderen Ein­heit­en sein­er Amphibi­ous Ready Group vor der Küste Kali­forniens mit der Com­pos­ite Train­ing Unit Exer­cise COMPTUEX begonnen. Diese let­zte vor einem Ein­satz durchzuführende, mehrwöchige Übung führt den Ver­band zu voller Einsatzbereitschaft.