MarineForum Wochenschau vom 07. April 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors und von den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bes­timmt. Der US-Luftschlag gegen einen Flug­platz der syrischen Luft­waffe birgt für die gesamte Region das Risiko ein­er Eskalation.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

SYRIEN (US-Inter­ven­tion)

Mit dem als Vergel­tung für den Ein­satz chemis­ch­er Kampf­stoffe durchge­führten Angriff auf einen syrischen Luft­waf­fen­stützpunkt haben sich die USA erst­mals offen mil­itärisch im syrischen Bürg­erkrieg (s.u.) engagiert. Die USA mag ihre Aktion über­wiegend als „ein­ma­liges Sig­nal“ betra­cht­en; die daraus resul­tierende weit­ere poli­tis­che wie mil­itärische Entwick­lung bleibt allerd­ings abzuwarten, und eine die gesamte Region erfassende Eskala­tion ist nicht auszuschließen.

Immer­hin zählen der Iran und die libane­sis­che His­bol­lah zu den eng­sten Ver­bün­de­ten Syriens, kämpfen an der Seite syrisch­er Regierungstrup­pen in Syrien. Mit deut­lich erhöht­en regionalen Span­nun­gen bis hin zu Zwis­chen­fällen am Per­sis­chen Golf (Straße von Hor­muz), vielle­icht auch im syrisch-türkischen Gren­zge­bi­et oder an der libane­sisch-israelis­chen Gren­ze (His­bol­lah) ist zu rech­nen. Sämtliche Region­al­staat­en dürften ihre Stre­itkräfte in deut­lich erhöhte Alarm­bere­itschaft ver­set­zt haben.

JEMEN (Bürg­erkrieg)

Der Bürg­erkrieg der vom Iran unter­stützten schi­itis­chen Houthi-Rebellen gegen die von ein­er sau­di-ara­bisch geführten Koali­tion unter­stützte Regierung erhält im südlichen Roten Meer und der Meerenge des Bab el Man­deb zunehmend auch eine mar­itime Dimension.

Houthi Rebellen haben in mehreren Zwis­chen­fällen ihre Fähigkeit demon­stri­ert, mit aus dem Iran geliefer­ten fer­n­ge­lenk­ten Spreng­booten und Flug­drohnen Schiffe in See zu bekämpfen. Auch haben sie bei ihrer Ver­drän­gung aus dem Küstenge­bi­et um Mokha (Mocha) die Zufahrten zum dor­ti­gen Hafen mit Seem­i­nen block­iert. Die sau­di-ara­bis­che Marine hat vor Mokha auch schon mehrere Minen geräumt. Es beste­ht die Befürch­tung, dass einige Minen abtreiben und auch dann in der nahen Meerenge des Bab-el-Man­deb (geostrate­gis­che Schlüs­sel­po­si­tion) den inter­na­tionalen Seev­erkehr beein­trächti­gen könnten.

Vor diesem Hin­ter­grund — und angesichts des iranis­chen Engage­ment im jemeni­tis­chen Bürg­erkrieg — plant die US-Regierung unter Präsi­dent Trump eine „deut­lich stärkere Rolle“ im Kon­flikt. Medi­en bericht­en von Plä­nen zu mil­itärisch­er Inter­ven­tion (Luftschläge, keine Boden­trup­pen) an der Küste des Roten Meeres, im Bere­ich von Hodei­dah (Al Huday­dah). Aktuell wer­den südlich und nördlich dieses Hafens, der für die Houthi nach ihrer Vertrei­bung aus Mokha zen­trale Bedeu­tung als logis­tis­che Basis (Waf­fen­schmuggel) hat, auch bere­its Koali­tion­strup­pen zusam­menge­zo­gen. Die US Navy soll darüber hin­aus ver­mehrt im südlichen Roten Meer operieren, um die Houthi von der Ver­sorgung mit iranis­chen Waf­fen und Muni­tion abzuschneiden.

Eine Rolle kön­nte dabei die „Bataan“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) der US Navy mit eingeschifften Kampf­flugzeu­gen AV-8B Har­ri­er und/oder Kampfhub­schraubern AH‑1 Cobra des US Marine Corps’spielen. AH‑1 Cobra (Foto: US Navy)Der aus Nor­folk ver­legte amphibis­che Träger „Bataan“ hat am 23. März den Suezkanal in Rich­tung Rotes Meer passiert, wird aber seit­dem nur noch vage „im Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte“ gemeldet.

JEMEN (islamistis­ch­er Terror)

Die Bürg­erkriegswirren haben dem al-Kai­da-Ableger AQAP (Al-Qae­da on the Ara­bi­an Penin­su­la) Freiraum gegeben, seine Präsenz im Jemen zu fes­ti­gen. Ein räum­lich­er Schw­er­punkt ist die jemeni­tis­che Süd­küste am Golf von Aden (Gebi­et um Mukallah), aber AQAP ist auch im jemeni­tis­chen Bin­nen­land präsent. In der Region präsente US-Kräfte sind aktiv mit der Bekämp­fung von AQAP befasst. U.a. wer­den Drohnen und Spe­cial Forces einge­set­zt, aber auch hier kön­nten auf dem amphibis­chen Träger „Bataan“ eingeschiffte Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er und/oder Kampfhub­schrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps’ in die Luftschläge einge­bun­den werden.

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwicklung.

In Syrien hat­te es beim Kampf gegen IS zulet­zt eine vor­sichtige Koop­er­a­tion (mit dem begren­zten Ziel eines „De-Con­flict­ing“) zwis­chen Rus­s­land, der Türkei und den USA gegeben. Rus­s­land hat diese Koop­er­a­tion unmit­tel­bar nach dem US-Luftschlag gegen eine syrische Luft­waf­fen­ba­sis für „been­det“ erk­lärt. Inwieweit dies kün­ftige Luft­op­er­a­tio­nen über Syrien beein­trächti­gen kön­nte, bleibt abzuwarten.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der noch immer andauern­den Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Start von der ‘Bush’ zum Ein­satz (Foto: US Navy)
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ set­zt aus dem nord­west­lichen Per­sis­chen Golf her­aus seine Kampf­flugzeuge zu Luftschlä­gen gegen IS in Irak und Syrien ein. Die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ ist weit­er­hin Teil des US Ver­ban­des. Der vorüberge­hend eben­falls in die „Bush“ Car­ri­er Strike Group inte­gri­erte franzö­sis­che Zer­stör­er „Forbin“ hat seinen Ein­satz dage­gen been­det und ist nach Toulion zurückgekehrt.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (oft zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebel­len­grup­pen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzu­drän­gen. Nach der am 29. März offiziell für been­det erk­lärten Boden-Oper­a­tion „Euphrat-Schild“ plant die Türkei in möglich­er Reak­tion auf die angekündigte Aus­ru­fung eines autonomen Kur­den­staates aktuell offen­bar Boden-Oper­a­tio­nen auch im Irak.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN

Mit einem in den frühen Mor­gen­stun­den des 7. April als Vergel­tung für den Ein­satz chemis­ch­er Kampf­stoffe durchge­führten Angriff auf einen syrischen Luft­waf­fen­stützpunkt haben sich die USA erst­mals offen mil­itärisch im syrischen Bürg­erkrieg engagiert. Aus dem östlichen Mit­telmeer her­aus schossen die Zer­stör­er „Porter“ und „Ross“ der US Navy ins­ge­samt 59 Marschflugkör­p­er Tom­a­hawk auf die syrische Luft­waf­fen­ba­sis Ash Sha’irat/Al Shayrat (nahe Homs). Ziele waren dort Infra­struk­tur wie Tow­er, Hangars und Kraft­stof­fan­la­gen. Es soll erhe­bliche Schä­den („fast alle abgestell­ten Flugzeuge zer­stört oder beschädigt“) aber nur wenige Opfer gegeben haben.

Das US-Vertei­di­gungsmin­is­teri­um hat­te über beste­hende örtlichen Verbindun­gen vor dem Angriff die rus­sis­chen Stre­itkräfte in Syrien (nicht Präsi­dent Putin in Moskau) informiert. Auf­fäl­lig ist, dass die rus­sis­chen Stre­itkräfte in Syrien offen­bar keine Ver­suche unter­nom­men haben, mit ihren vor Ort sta­tion­ierten Flu­gab­wehrsys­te­men S‑300 und S‑400 die US Marschflugkör­p­er abz­u­fan­gen, obwohl diese mod­er­nen Sys­teme ger­ade dafür geeignet sein sollen. Wenige Stun­den nach dem US-Luftschlag kündigte der rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­ter aber eine deut­liche Ver­stärkung der Flu­gab­wehr-Sys­teme in Syrien an.

Der US-Angriff wird den syrischen Bürg­erkrieg nicht entschei­den, aber er kön­nte Zäsur sein. Natür­lich wird das Assad-Regime Vergel­tung üben wollen, aber das „wo“ und „wie“ zunächst rei­flich über­legen und wohl auch mit den Ver­bün­de­ten Rus­s­land und Iran abstim­men. Die Band­bre­ite möglich­er Optio­nen reicht von Ver­suchen, über Syrien im anti-IS-Ein­satz fliegende US-Kampf­flugzeuge mit Flu­gab­wehr-FK abzuschießen (formelle Erk­lärung eines Flugver­bots mit nach­fol­gen­der Durch­set­zung) bis zu Angrif­f­en (bal­lis­tis­che Flugkör­p­er) auf von US-Trup­pen/Flugzeu­gen genutzte Stützpunk­te inner­halb und außer­halb Syriens. Soll­ten die Ver­bün­de­ten Iran und His­bol­lah sich an Vergel­tung aktiv beteili­gen wollen, wäre auch Eskala­tion an anderen Orten der Region – von der Gren­ze zu Israel bis hin zum Per­sis­chen Golf – möglich.

Mögliche Auswirkun­gen des US-Angriffes auf die unter Ver­mit­tlung Rus­s­lands, der Türkei und des Iran vere­in­barte Feuer­pause sind noch nicht abzuse­hen. In „ort­süblichem“ Ver­hal­ten dürften einige syrische Oppo­si­tion­s­grup­pen die US-Aktion als direk­te mil­itärische Unter­stützung für ihre eige­nen Ziele (Sturz des Assad-Regimes) begreifen und im Bürg­erkrieg wieder ver­mehrt auf eine mil­itärische Lösung set­zen. Die Feuer­pause wurde allerd­ings ohne­hin nur dort einge­hal­ten, wo Oppo­si­tion­s­grup­pen ihr aus­drück­lich zuges­timmt hat­ten, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra waren ohne­hin aus­geklam­mert. Ob die Anfang Mai in Astana (Kasach­stan) geplante näch­ste Gespräch­srunde zu einem dauer­haften Waf­fen­still­stand stat­tfind­et, bleibt abzuwarten.

Der US-Angriff dürfte sich auch auf die unter UN-Führung in Genf durchge­führten Gespräche zur Vere­in­barung von Rah­menbe­din­gun­gen für eine poli­tis­che Über­gangslö­sung bis hin zu freien Wahlen auswirken. Hier gab es aber schon bish­er keine wirk­lichen Fortschritte. Nur wenige Kon­flik­t­parteien zeigten Bere­itschaft zu Kom­pro­mis­sen und Abstrichen an eigene Forderungen.

Die bei­den in Rota (Spanien) sta­tion­ierten US-Zer­stör­er dürften vor­erst weit­er­hin im östlichen Mit­telmeer bleiben. Jedes Schiff soll als Teil sein­er Grund­be­ladung 56 Tom­a­hawk an Bord mit­führen; die Mag­a­zine sind also noch nicht „leergeschossen“. Möglich­weise ver­legt die US Navy noch weit­ere, auch zur Raketen­ab­wehr (syrische Vergel­tung) befähigte Kampf­schiffe in die Region.

Im östlichen Mit­telmeer operiert auch das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehört neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als einzige Kampfein­heit zurzeit nur der Minen­such­er „Valentin Pikul“. Der Minen­such­er der NATYA-Klasse wird vornehm­lich in syrischen Küstengewässern vor Tar­tus und Latakia einge­set­zt, um eine den Nach­schub gefährdende, mögliche Ver­min­ung der Ans­teuerun­gen durch syrische Rebellen zu verhindern.

Nach dem Marschflugkör­pere­in­satz der bei­den US-Zer­stör­er dürfte die rus­sis­che Marine bemüht sein, ihrer Med­Sqn möglichst schnell wieder min­destens ein kampfkräftiges Über­wasser­schiff (Zer­stör­er, Fre­gat­te oder FK-Korvette) zuzuführen. Dabei sind für eine Pas­sage der türkischen Meeren­gen allerd­ings die im Ver­trag von Mon­treux vorgegebe­nen Anmelde­fris­ten (8 Tage!) einzuhalten.
Update: Bere­its auf dem Weg ins Mit­telmeer ist die Fre­gat­te “Admi­ral Grig­orovich”. Sie war schon im März Teil der Med­Sqn, war aber über­raschend nach nur einem Monat Ein­satz ins Schwarzmeer zurück­gekehrt. In Novorossiysk wurde sie am 3./4. April als „Host-Ship“ für besuchende Ein­heit­en der türkischen Marine benötigt, führte mit diesen auch eine kurze Übung (Pas­sex) durch. Ihre Rück­kehr ins Mit­telmeer war nicht zulet­zt wegen der Anmelde­fris­ten schon mehrere Tage vor dem US-Angriff geplant.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Jede Woche passieren mehrere Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit auch Bau­ma­te­r­i­al für die in diesem Früh­jahr begin­nen­den Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien).

Zur Unter­stützung der Syri­en­trans­porte hat Rus­s­land schon im let­zten Jahr drei ehe­mals deutsche Ro-/Ro-Schiffe gekauft. „Sparta‑I“, „Spar­ta-II“ und „Spar­ta-III“ wer­den bish­er aber nur sehr sel­ten bei Trans­port­fahrten nach Syrien gemeldet. Meist liegen sie in Novorossiysk an der Pier. Im Gegen­satz zu früher in der Türkei gebraucht gekauften Frachtern sind sie offen­bar nicht formell als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­ert, haben zumin­d­est vor­läu­fig auch noch ihre alte Bemalung behalten.
‘Spar­ta-III’ (Foto: shipspotting.com)

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GRIECHENLAND

Wieder ein­mal ist die griechis­che Marine Gast­ge­ber für die jährliche Minen­ab­wehr-Übung „Ari­adne“.

Schau­platz von „Ari­adne 17“ ist der Golf von Patras, eine rel­a­tiv flache Meeres­bucht des östlich­sten Ion­is­chen Meeres zwis­chen dem griechis­chen Fes­t­land im Nor­den und der Pelo­ponnes-Hal­binsel im Süden. Dort soll die am 31. März begonnene Übung noch bis zum 7. April andauern.

Zur Teil­nahme ein­ge­ladene fremde Mari­nen machen „Ari­adne“ zu ein­er der größten im Mit­telmeer durchge­führten Minen­ab­wehrübun­gen. Dies­mal sind ins­ge­samt zehn Mari­nen mit von der Par­tie. Die griechis­che Marine stellt mit der Fre­gat­te „Navari­non“ (Führungss­chiff), drei Minen­jagdbooten und einem Wach­boot natür­lich das größte Kontin­gent. Zu den Teil­nehmern gehören aber auch der ständi­ge NATO-Minen­ab­wehrver­band SNMCMG‑2 (pol­nis­ches Unter­stützungss­chiff „Czer­nic­ki“ als Führung­sein­heit; je ein Minen­jagdboot aus Deutsch­land, Spanien und der Türkei) und das von der ital­ienis­chen Marine betriebene NATO-Forschungs-/Ver­mes­sungss­chiff „Alliance“.

Mit Frankre­ich, Rumänien und Spanien haben drei NATO-Mari­nen jew­eils ein weit­eres Minen­jagd-/Mi­nen­such­boot zur Teil­nahme an „Ari­adne 17“ nach Patras ver­legt. Neben all diesen NATO-Mari­nen ist schließlich auch die ägyp­tis­che Marine mit ihrem Minen­jagdboot „Al Sed­diq“ (ex-US MHC-51 OSPREY-Klasse) in der Übung vertreten. Last but not least haben Bul­gar­ien, Katar und die Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rate Offiziere als Beobachter nach Griechen­land geschickt.

Minen­ab­wehr ste­ht bei „Ari­adne 17“ natür­lich im Vorder­grund, wobei die Band­bre­ite der Aktiv­itäten von Ver­anstal­tun­gen im Hafen und an Land (Aus­bil­dung, Vor­führung von Sys­te­men, Erfahrungsaus­tausch) bis zu prak­tis­chem Ein­satz divers­er Minen­such- und –räum­sys­teme und Minen­tauch­ern in ein­er Seep­hase reicht. Neben Minen­ab­wehr find­et sich aber auch Flu­gab­wehr (u.a. Selb­stvertei­di­gung von Minen­ab­wehrkräften im Ein­satz) auf dem Pro­gramm der Übung.

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PIRATERIE

Weit­ere Über­fälle lassen ein Wieder­au­fleben der Pira­terie am Horn von Afri­ka befürchten.

Fast fünf Jahre ohne Kape­run­gen hat­ten Hoff­nun­gen beflügelt, die von Soma­lia aus­ge­hende Pira­terie kön­nte nach­haltig beseit­igt sein. Ein erster Über­fall am 13. März, bei dem Pirat­en einen kleinen Küs­ten­tanker ent­führt und nach Alu­la (Punt­land) ges­teuert hat­ten, war noch glimpflich aus­ge­gan­gen. Nicht zulet­zt mit ein­er sofort ein­geleit­eten Befreiungsak­tion kon­nten örtliche Behör­den die Pirat­en zur bedin­gungslosen Freilas­sung ihrer acht Geiseln überreden.

Nun hat offen­bar eine andere, weit­er südlich nahe der früheren Pirat­en-Hochburg Hobyo (Punt­land) behei­matete Gruppe die Rück­kehr zur Pira­terie beschlossen. Am 3. April kaperten die Ver­brech­er die indis­che Fracht-Dhau „Al Kausar“, nah­men die 11 Mann Besatzung als Geiseln und steuerten das Fahrzeug an die soma­lis­che Küste. 40km südlich von Hobyo ging die Dhau vor dem kleinen Fis­cher­dorf El Hur vor Anker, und die Pirat­en stell­ten Lösegeld. Die „Al Kausar“ war übri­gens vor Jahren schon ein­mal vor Soma­lia ent­führt worden.

Nur einen Tag später fiel ver­mut­lich der gle­ichen Gruppe eine weit­ere kleine Fracht-Dhau in die Hände. Auch die pak­istanis­che „Sala­ma 1“ wurde auf den Anker­platz bei El Hur ges­teuert, und auch für sie und ihre Besatzung wurde sofort Lösegeld gefordert.

Für das Wieder­au­fleben gibt es mehrere Gründe. Zum einen hat das „Ver­schwinden“ der Pira­terie aus­ländis­che Fis­chwilder­er in die Gewäss­er vor Soma­lia zurück­ge­bracht, wo sie nun wie schon vor zehn Jahren erneut völ­lig ungestört die Fangge­bi­ete der örtlichen Fis­ch­er plün­dern. Einige der so ihrer Lebens­grund­lage beraubten soma­lis­chen Fis­ch­er rückbesin­nen sich nun neu auf das früher so lukra­tive Geschäft der Piraterie.

Für die am Horn von Afri­ka einge­set­zten inter­na­tionalen Mari­nen ist örtlich­er Fis­chereis­chutz nicht Teil des von den Vere­in­ten Natio­nen man­datierten Auf­trages. Zwar gibt es seit Jahren Bemühun­gen (u.a. der Europäis­chen Union) zur Auf­stel­lung ein­er soma­lis­chen Küstenwache, aber dieser fehlen bis heute die Mit­tel, die der mehr als 3.000km lan­gen soma­lis­chen Küste vorge­lagerten Gewäss­er effek­tiv zu schützen. Für die EU prob­lema­tisch bleibt auch der ungek­lärte poli­tis­che Sta­tus der sich von der Zen­tral­regierung autonom erk­lärten Teil­re­pub­liken Punt­land und Soma­liland. Ihnen staatliche Hil­fen zur Auf­stel­lung eigen­er Sicher­heit­skräfte zu gewähren, ist ein heik­les The­ma – und vor den weit­er südlich gele­ge­nen Küsten des Gebi­etes der inter­na­tion­al anerkan­nten Zen­tral­regierung ist das Prob­lem Pira­terie kaum relevant.

Zum anderen beg­nü­gen sich die am Horn von Afri­ka einge­set­zten inter­na­tionalen Mari­nen nach jahre­langer Ruhe inzwis­chen mit rou­tinemäßiger Begleitung des inter­na­tionalen Seev­erkehrs auf den Hauptschiff­fahrt­srouten durch den Golf von Aden. Hier gibt es denn auch (noch) keine neuen Über­fälle. An die Stelle der früher fast lück­en­losen, aber extrem aufwändi­gen Überwachung der soma­lis­chen Küsten sind heute Aufk­lärungs­flüge einzel­ner Patrouil­len­flugzeuge getreten. Unter solchen Rah­menbe­din­gun­gen wer­den kleine, im regionalen Han­del dicht unter der Küste fahrende Fracht-Dhaus leichte Beute.

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RUSSLAND

24(!) Jahre nach Beginn des Baus von U‑Booten der YASEN-Klasse ist nun endlich ein zweites U‑Boot dieses Typs zu Wasser.

Am 31. März rollte die „Kazan“ aus der Bauhalle der Sew­mash-Werft (Sewerod­win­sk, Weißes Meer) und wurde anschließend ins Wass­er abgesenkt.

Der Bau des Typ­bootes „Severod­vin­sk“ der YASEN-Klasse (Pro­jekt 885) hat­te schon 1993 begonnen. Das „in seinen Fähigkeit­en jedes US-U-Boot deut­lich übertr­e­f­fende U‑Boot“ sollte noch in den 1990er Jahren Erprobun­gen abschließen und mit in 2000 geplanter Über­gabe an die rus­sis­che Marine die Ablö­sung älter­er U‑Boote der AKULA- und VIC­TOR-III-Klasse ein­leit­en. Die „U‑Boote der 4. Gen­er­a­tion“ ver­fü­gen über ein bre­ites Ein­satzspek­trum, kön­nen mit Tor­pe­dos, Seeziel-FK sowie weit reichen­den (ggf. nuk­lear bestück­baren) Marschflugkör­pern sowohl andere U‑Boote und Über­wasser­schiffe als auch ent­fer­nte Landziele bekämpfen.

Finanzielle Prob­leme, „man­gel­nde Qual­ität bei von Sub­un­ternehmern geliefer­ten Teilen und Sys­te­men“ sowie „nicht abgeschlossene Erprobung“ von einzurüs­ten­den neuen Waf­fen­sys­te­men verzögerten die Fer­tig­stel­lung der „Severod­vin­sk“ immer aufs Neue. Erst nach ins­ge­samt mehr als 20 Jahren Bauzeit kon­nte die rus­sis­che Marine Ende 2013 das neue U‑Boot in Dienst stellen.

Ins­ge­samt plant die rus­sis­che Marine den Bau von acht U‑Booten der YASEN-Klasse, aber die lange Bauzeit des Typ­bootes hat natür­lich die tech­nol­o­gis­chen Para­me­ter verän­dert. Die „Severod­vin­sk“ entsprach trotz einiger Nachbesserun­gen während des Baus bei ihrer Indi­en­st­stel­lung nicht mehr den Stand der Tech­nolo­gie. Schon für das zweite U‑Boot, die nun zu Wass­er gelassene „Kazan“ waren umfan­gre­iche Mod­i­fizierun­gen erforder­lich. Alle nach der „Severod­vin­sk“ zu bauen­den U‑Boote wer­den denn offiziell auch als neue Klasse YASEN‑M beze­ich­net. Ihre elek­tro­n­is­chen Geräte und Sys­teme reflek­tieren den Tech­nolo­gie-Fortschritt der let­zten zwei Jahrzehnte. Zur Bewaffnung gehört neben zehn Tor­pe­dorohren ein Senkrecht­start­sys­tem mit acht Zellen für u.a. auch weit reichende, landzielfähige Marschflugkörper.

Die 2009 bei Sev­mash auf Kiel gelegte „Kazan“ sollte nach ursprünglich­er Pla­nung 2015 in Dienst gestellt wer­den; inzwis­chen geht man real­is­tis­cher­weise von 2018 aus. Zurzeit sind noch vier weit­ere YASEN‑M bei Sev­mash im Bau. Nach der „Kazan“ soll als ins­ge­samt drittes Boot der YASEN-/YASEN-M-Klasse die „Novosi­birsk“ 2019 — eben­falls um gut zwei Jahre ver­spätet — zu Wass­er gelassen wer­den. Für das im Juli 2016 auf Kiel gelegte sech­ste U‑Boot „Perm“ plant die Werft eine Liefer­ung in 2022 und geht für die zwei restlichen, noch nicht namentlich benan­nten Baunum­mern sieben und acht von ein­er Kiel­le­gung „bis 2020“ aus. Angesichts der in Rus­s­land üblichen, deut­lich länger als geplanten Bauzeit­en dürfte das ursprünglich noch in diesem Jahrzehnt abzuschließende YASEN-Pro­gramm damit wohl erst Ende der 2020er Jahre been­det sein.

Der Blick der rus­sis­chen Marine richtet sich aber bere­its weit­er in die Zukun­ft. Mit „Pro­jekt Chasky“ hat die Entwick­lung ein­er neuen Klasse nuk­lear­getrieben­er U‑Boote begonnen. Diese sollen u.a. gegen­wär­tig entwick­elte, Hyper­schall-schnelle (Mach 5–6) Marschflugkör­p­er „Tsirkon“ tra­gen. „Chasky“ wird möglicher­weise Basis­de­sign für eine ganze Fam­i­lie neuer U‑Boote: neben Angriffs-U-Booten (SSN) auch mit bal­lis­tis­chen Flugkör­pern bestück­te neue nuk­learstrate­gis­che U‑Boote (SSBN).

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SPANIEN

An der Spitze der spanis­chen Marine hat es einen Führungswech­sel gegeben.

Am 31. März hat­te das Kabi­nett abschließend die Nominierung von Admi­ral Teodoro Lopez Calderon zum neuen Marinechef gebil­ligt. Drei Tage später trat der „Neue“ auch schon sein Amt als Marinestab­schef (Almi­rante Jefe de Esta­do May­or de la Arma­da — AJEMA) an, löste in ein­er Kom­mandowech­sel-Zer­e­monie Admi­ral Jaime Munoz-Del­ga­do an der Spitze der Marine ab.

Teodoro Lopez Calderon (Jg 1954) trat 1973 in die spanis­che Marine ein und schloss 1978 seine Offizier­aus­bil­dung ab. Seine Fachge­bi­ete sind Elek­tron­ik und tak­tis­ch­er Ein­satz. Diverse Seev­er­wen­dun­gen sahen ihn als Kom­man­dant eines Wach­bootes, Kom­man­deur eines Minen­suchgeschwaders und an Bord mehrerer Fre­gat­ten, u.a. als Kom­man­dant der „Catalu­na“ (BALEAR­ES/ex-US KNOX-Klasse). Ver­wen­dun­gen als Stel­lvertre­tender Kom­man­deur und schließlich Kom­man­deur eines Geleit­geschwaders fol­gte ein Ein­satz als Kom­man­deur des ständi­gen NATO-Ein­satzver­ban­des SNMG‑2 und ein Aus­land­sein­satz beim Stab des US Com­man­der South Atlantic Force/US Atlantic Fleet.

Lehrgänge wie der Senior Course am NATO Defence Col­lege sowie Ver­wen­dun­gen in der Abteilung „Tak­tis­che Stu­di­en“ des Marinestabes, als Abteilungsleit­er für strate­gis­che Pla­nung und dann Oper­a­tionschef im Marinestab, als Berater des Vertei­di­gungsmin­is­ters sowie schließlich seine let­zte Funk­tion als Oper­a­tionschef im Gen­er­al­stab geben ihm die nötige fach­liche Band­bre­ite für die nun­mehrige Führung sein­er Marine.

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USA

Die US Navy hat vorüberge­hend ihre gesamte Flotte T‑45 Goshawk Train­ings­flugzeuge aus dem Flug­be­trieb genommen.

Nach diversen, ursäch­lich ungek­lärten Zwis­chen­fällen mit der Cock­pit-Sauer­stof­fan­lage („gefährlich“ geringer Druck, mögliche Kon­t­a­minierung mit Fremdgasen) hat­ten sich die Flu­glehrer geschlossen geweigert, die Maschi­nen zu fliegen. Um die Prob­leme zu unter­suchen und gemein­sam mit den „streik­enden“ Flu­glehrern ein möglich­es weit­eres Vorge­hen abzus­tim­men, wurde nun für alle T‑45 Goshawk ein dre­itägiges Startver­bot ver­fügt (die US Navy betont: kein tech­nisch bed­ingtes „Ground­ing“).

Die Ursprünge der T‑45 Goshawk reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Damals sucht­en US Navy und US Marine Corps nach einem gemein­samen, mod­er­nen Ersatz für ihre ver­al­teten Jet-Train­er T‑2 und T‑4. Man entsch­ied sich für eine für Träger­flug­be­trieb mod­i­fizierte Vari­ante der von der britis­chen BAe entwick­el­ten British Aero­space Hawk Mk.60. 1981 erhiel­ten BAe und der US-Flugzeugher­steller McDon­nel Dou­glas den Auf­trag zum Bau der neuen T‑45 Goshawk, die zehn Jahre später formell einge­führt wur­den. Nach aus­giebiger Erprobung und Fähigkeit­snach­weisen u.a. auf dem Flugzeugträger „Sarato­ga“ wer­den die Jet-Train­er seit 1994 im Aus­bil­dungs­flug­be­trieb von US Navy und US Marine Corps einge­set­zt. Bish­er wur­den 221 Flugzeuge gebaut, mit denen an Wochen­t­a­gen gewöhn­lich ins­ge­samt mehr als 200 Aus­bil­dungs­flüge durchge­führt werden.