MarieForum Wochenschau vom 02. Juni 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors und den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bestimmt.

Natür­lich gibt es daneben aber immer wieder auch Mel­dun­gen zu anderen mar­titi­men Ereignis­sen und Entwick­lun­gen in der Region.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

So wurde am 1. Juni ein unter der Flagge der Mar­shall Islands fahren­der Groß­tanker bei der Ein­fahrt ins Rote Meer ange­grif­f­en. In der Meerenge des Bab el Man­deb, vor der Insel Per­im, wur­den drei Panz­er­faust­granat­en auf das Schiff abge­feuert. Unklar ist, ob es Tre­f­fer gegeben hat; ver­let­zt wurde jeden­falls nie­mand, und der Tanker kon­nte seine Fahrt fort­set­zen. Noch darf man darüber spekulieren, ob es sich um einen miss­glück­ten Pira­te­nan­griff oder einen ver­sucht­en Ter­ro­ran­schlag der jemeni­tis­chen Houthi-Rebellen gehan­delt hat. Let­ztere haben immer wieder gedro­ht, den für den inter­na­tionalen See­han­del strate­gisch wichti­gen Schiff­fahrtsweg zu blockieren.

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch immer bes­tim­men divergierende Eigen­in­ter­essen zahlre­ich­er Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten die Entwicklung.

Im syrischen Bürg­erkrieg erk­lärte „De-Eskala­tion­szo­nen“ (s.u.) wer­den von Rus­s­land auch als Flugver­bot­szo­nen ver­standen. Die USA ignori­eren dies, set­zen ihre Kampf­flugzeuge auch weit­er­hin „über­all dort ein, wo islamistis­che Ter­ror­is­ten zu bekämpfen sind“.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der seit Monat­en dauern­den und noch immer nicht abgeschlosse­nen Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ ist nach einem Besuch in Dubai (VAE) seit gut zwei Wochen wieder in See, set­zte zwis­chen­zeitlich auch erneut seine Kampf­flugzeuge aus dem nord­west­lichen Per­sis­chen Golf her­aus gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein, hat nun aber möglicher­weise den Per­sis­chen Golf ver­lassen. Seit dem 27. Mai wird die „GHWB“ nur noch vage im Zuständigkeits­ge­bi­et der 5. US-Flotte gemeldet. Dieses schließt zwar den Per­sis­chen Golf ein, aber bei im Golf operieren­den Ein­heit­en der US Navy wird bei Posi­tion­s­meldun­gen eigentlich immer „Ara­bi­an Gulf“ genannt.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte ger­ade auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei ist im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik neben dem Kampf gegen IS vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (dazu gehören auch von den USA mit Waf­fen­liefer­un­gen und Mil­itär­ber­atern aktiv unter­stützte Milizen) zu „neu­tral­isieren“ und möglichst weit nach Osten bis in den Irak abzu­drän­gen. Aktuelle Mel­dun­gen deuten darauf hin, dass die Türkei in Nordsyrien aus syrischen Milizen eine „Stel­lvertreter-Armee“ rekru­tiert, die vorge­blich gren­z­na­he Schutz­zo­nen vor IS-Über­fällen sich­ern soll, deren eigentlich­er Auf­trag aber wohl die Bekämp­fung und Ver­drän­gung kur­dis­ch­er Milizen ist.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN

In den von Rus­s­land, Syrien, der Türkei und dem Iran gemein­sam erk­lärten vier „De-Eskala­tion­szo­nen“ herrscht weit­ge­hend Ruhe. Die von Trup­pen dieser Staat­en gesicherten Zonen liegen in west­lichen Lan­desteilen, wo syrische Regierungstrup­pen und Ver­bün­dete in den let­zten Monat­en weit­ge­hend die Ober­hand gewon­nen haben. Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er; islamistis­che Milizen bleiben auch von allen Feuer­pausen ausgenommen.

Rus­s­land sieht in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die „Basis für ein Ende des Bürg­erkrieges“. Sie zwän­gen syrische Oppo­si­tion­s­milizen zunehmend, sich räum­lich von islamistis­chen Ter­ror­grup­pen zu tren­nen, und dies eröffne Chan­cen für einen poli­tis­chen Dia­log. Bei ein­er noch in diesem Monat geplanten neuen Gespräch­srunde in Astana (Kasach­stan) soll dieser Ansatz ver­fol­gt wer­den. Die USA scheinen sich dieser Auf­fas­sung anzunäh­ern. Ange­blich gibt es tri­lat­erale Gespräche mit Rus­s­land und Jor­danien, nahe der jor­danis­chen Gren­ze eine 5. „De-Eskala­tion­szone“ einzurichten.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Ein Sprech­er der rus­sis­chen Marine erk­lärte am 1. Juni, mit zurzeit 15 Ein­heit­en habe der Ver­band eine neue Höch­st­stärke erre­icht. Nach sein­er Rech­nung gehören allerd­ings auch in Mate­ri­al­trans­porten nach Syrien einge­set­zte Lan­dungs- und Hil­f­ss­chiffe sowie ein in Tar­tus sta­tion­iertes Werk­stattschiff und ein kleines Hafensicherheitsboot.

Einzige Kampfein­heit­en der Med­Sqn sind (noch) die Fre­gat­ten „Admi­ral Grig­orovich“ und „Admi­ral Essen“, der Minen­such­er „Valentin Pikul“ und das U‑Boot „Krasnodar“. Der Zer­stör­er „Smetliviy“ ist nach nur elf Tagen Aufen­thalt im Mit­telmeer ins Schwarzmeer zurückgekehrt.

Die „Smetliviy“ hat­te offen­bar nur zur Teil­nahme an ein­er Übung der Med­Sqn ver­legt. Diese vom Stel­lvertre­tenden Befehlshaber der Schwarzmeer­flotte, VAdm Valery Kulikov, geleit­ete Übung begann am 23. Mai mit Sicherung eines aus drei Lan­dungss­chif­f­en der Schwarzmeer­flotte beste­hen­den Kon­voys. Im Rah­men des Schutzes dieser mit mil­itärisch­er Fracht auf dem Weg nach Syrien befind­lichen Schiffe übten die Kampf­schiffe U‑Jagd (ver­mut­lich mit dem U‑Boot „Krasnodar“ als Ziel) und Flu­gab­wehr. Bis zum 26. Mai fol­gten dann noch Übun­gen zu Über­wass­er-Seekrieg (zwei Parteien) und ABC-Abwehr. Einge­bun­den war auch das seit Anfang Feb­ru­ar im östlichen Mit­telmeer einge­set­zte Spezialschiff zur Fer­n­melde-/elek­tro­n­is­chen Aufk­lärung „Kildin“ der Schwarzmeerflotte.

Die Übun­gen beschränk­ten sich räum­lich offen­bar auf das östliche Mit­telmeer, von der südlichen Ägäis bis vor die syrische Küste. In einem vom 24.–27. Mai vor der Küste Ostlibyens erk­lärten Warnge­bi­et gab es keine Aktiv­itäten. Stattdessen wurde kurzfristig vor der syrischen Küste ein neues Warnge­bi­et erk­lärt, aus dem her­aus die Fre­gat­te „Admi­ral Essen“ und das (getauchte) U‑Boot „Krasnodar“ dann am 30. Mai jew­eils zwei Landziel-Marschflugkör­p­er Kali­br auf IS-Ziele bei Palmyra (Syrien) schossen. Alle vier Flugkör­p­er sollen nach offizieller rus­sis­ch­er Darstel­lung ihre Ziele „präzise getrof­fen“ haben. Die USA, Israel und die Türkei seien „zeit­gerecht vor­ab informiert“ worden.

Für Fre­gat­te und U‑Boot war das Schießen ver­mut­lich abschließende Zer­ti­fizierung von Waf­fen­sys­te­men und Nach­weis voller Ein­satzfähigkeit. Eine oper­a­tive-/tak­tis­che Notwendigkeit zum Ein­satz der Marschflugkör­p­er gab es nicht, auch wenn natür­lich nicht aus­geschlossen wer­den kann, dass er im Stab der Schwarzmeer­flotte Teil eines die vorheri­gen Übun­gen abschließen­den, fik­tiv­en Szenar­ios war. Alle Ziele hät­ten prob­lem­los (und deut­lich bil­liger) auch von in Syrien sta­tion­ierten rus­sis­chen Kampf­flugzeu­gen bekämpft wer­den kön­nen. Bei­de in der Ost­see gebaute Ein­heit­en befind­en sich auf ihrer Über­führungs­fahrt zur Schwarzmeer­flotte. Ver­mut­lich wer­den sie nun in den näch­sten Tagen ihren Marsch ins Schwarzmeer fort­set­zen. Die Fre­gat­te „Admi­ral Grig­orovich“ soll dage­gen noch „bis zum Som­mer“ bei der Med­Sqn bleiben.

Auf dem Weg ins Mit­telmeer ist ein Werk­stattschiff der Baltischen Flotte, das am 29. Mai den Englis­chen Kanal mit Süd­kurs passierte. Die zur AMUR-Klasse gehörende PM-82 wird zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in einen Ein­satz in außer­heimis­chen Gewässern geschickt. Ende 2016 hat­te das Schiff eine langjährige Grundüber­hol­ung beendet.
AMUR PM-82 (Foto: rus­sis­ch­er blog)
Die Ver­legung der PM-82 ins Mit­telmeer war schon für den März angekündigt, hat sich aber aus unbekan­nten Grün­den um fast drei Monate verzögert. Ziel­hafen ist wahrschein­lich Tar­tus (Syrien), wo sie das seit Jan­u­ar dort an der Pier liegende Schwest­er­schiff PM-138 der Schwarzmeer­flotte als „schwim­mende Reparatur­ba­sis“ ablösen dürfte. Erst­mals seit Jahrzehn­ten übern­immt damit ein Werk­stattschiff der Baltischen Flotte diese Auf­gabe, in der sich zuvor nur Werk­stattschiffe der Schwarzmeer­flotte in sechs-monatiger Rota­tion abgelöst hatten.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Jede Woche passieren mehrere Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei und Deutsch­land gekaufte und teils als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit ver­mehrt auch Bau­ma­te­r­i­al für die begonnenen Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien). Dafür wer­den auch nicht unter rus­sis­ch­er Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.

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AUSTRALIEN

Austal hat am 29. Mai das zweite von zwei Wach­booten der CAPE-Klasse an die aus­tralis­che Marine übergeben.

Cape Four­croy“ und nun auch „Cape Inscrip­tion“ waren Ende 2015 bestellt wor­den, nach­dem ein Feuer (in der Werft) das Wach­boot „Bund­aberg“ der ARMI­DALE-Klasse zer­stört hat­te und min­destens weit­ere sechs ARMIDALE wegen materieller Über­beanspruchung vor aufwändi­gen Repara­turen („Struc­tur­al Reme­di­a­tion Pro­gramme“) standen.

Die Wach­boote der CAPE-Klasse sind eigentlich speziell für die paramil­itärische Aus­tralian Bor­der Force (ABF) gedacht, die sie zur Sicherung der See­gren­zen gegen Schmuggel und vor allem ille­gale Migra­tion ein­set­zt. Im äußeren Küsten­vor­feld vor Nord- und Wes­t­aus­tralien über­schnei­den sich die Auf­gaben der ABF Boote der CAPE-Klasse mit denen der ARMI­DALE-Klasse der Marine. Niicht von unge­fähr basieren bei­de von Austal gebaute Typen denn auch auf dem gle­ichen Design und zeigen ein­mal abge­se­hen von der Far­bge­bung (Marine: grau; ABF: blau) optisch wie tech­nisch auch deut­liche Par­al­le­len: sie sind mit 57,8m gle­ich groß, aus Alu­mini­um gefer­tigt und erre­ichen mit Diesel­mo­toren eine Höch­st­geschwindigkeit von 25Kn. Bei­de tra­gen in Davits am Heck zwei Bei­boote (RHIB), die bei Bedarf schnell aus­ge­set­zt und ein­genom­men wer­den kön­nen. Einige Unter­schiede gibt es in Bewaffnung und Aus­rüs­tung. So tra­gen die mil­itärischen ARMIDALE z.B. auf dem Vorschiff jew­eils eine 25-mm Kanone, während sich die paramil­itärischen CAPE mit schw­eren Maschi­nengewehren begnügen.

Angesichts der baulichen/technischen Ähn­lichkeit­en kam der Marine bei der Suche nach ein­er rel­a­tiv kostengün­sti­gen Lösung ihrer „ARMI­DALE-Mis­ere“ die Idee, sich doch vorüberge­hend bei der ABF „zu bedi­enen“. Zwei von deren acht brand­neuen CAPE („Cape Byron“ und „Cape Nel­son“) wur­den in einem Leas­ingver­trag der Marine über­lassen, zugle­ich bestellte diese zwei neue CAPE bei Austal. Mit deren nun erfol­gter Liefer­ung wer­den die bei­den geleas­t­en Boote nach knapp zwei Jahren Marine-Ein­satz wieder an die ABF zurückgegeben.

Cape Four­croy“ und „Cape Inscrip­tion“ wer­den aber nur einige wenige Jahre bei der Marine bleiben. Diese plant mit „Prokekt SEA 1180“ den allmäh­lichen Ersatz ihrer ARMI­DALE-Klasse durch 12 Neubaut­en, mit deren Bau 2018 in Ade­laide begonnen wer­den soll. Mit Zulauf der ersten neuen Boote sollen dann die bei­den neuen CAPE an die ABF übergeben wer­den, die dann über zehn dieser Boote ver­fü­gen wird. Optisch wird diese Absicht schon heute deut­lich. „Cape Four­croy“ und „Cape Inscrip­tion“ sind nicht im Marine­grau der ARMIDALE gestrichen, son­dern präsen­tieren sich bere­its im Dunkel­blau der ABF. Lediglich der die Zuge­hörigkeit zur paramil­itärischen ABF kennze­ich­nende, seitliche rote Schräg­balken fehlt (noch).

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DÄNEMARK

Führungswech­sel bei der dänis­chen Marine.

Mit Wirkung von 1. Juni wech­selt der im Teil­stre­itkraft-gemein­samen Joint Ser­vices Defence Com­mand (Vaerns­faelles Forsvarskom­man­do — VFK) Dienst tuende Chef des Marinestabes RAdm Tro­jahn, im VFK auf den Dien­st­posten des Leit­ers der Stab­sabteilung „Entwick­lung und Koordinierung“.

Sein Nach­fol­ger als neuer Marinechef wird der bish­erige Kom­man­deur der Dan­ish Task Group, Cdre Tor­ben Mikkelsen (54), der mit Amt­santritt zum RAdm befördert wer­den soll.

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NATO

Die Ankun­ft von mehr als 40 Kriegss­chif­f­en im pol­nis­chen Szczecin läutete am 1. und 2. Juni den Beginn der größten Marineübung dieses Jahres in der Ost­see ein.

Bal­tops 2017“ ist bere­its die 45. Aus­gabe dieser Übungsserie, die1971 ihren Anfang nahm. Aus­richter war und ist die US Navy, wobei sich die teil­nehmenden, zunächst auss­chließlich NATO-Mari­nen meist auf Deutsch­land (Kiel) als Gast­ge­ber abstützten. Neben der Übung tra­di­tioneller Seekriegführung diente „Bal­tops“ in Zeit­en des Kalten Krieges vor allem auch der demon­stra­tiv­en Unter­stre­ichung des Rechts, außer­halb von unmit­tel­baren Ter­ri­to­ri­al­gewässern die gesamte Ost­see uneingeschränkt befahren zu dür­fen. 1985 hat­te die US Navy dazu sog­ar ihr Schlachtschiff IOWA in den „Vor­garten der Sow­jet­ma­rine“ ver­legt. Seit 1993 wird „Bal­tops“ im Rah­men der NATO Ini­tia­tive „Part­ner­ship for Peace“ aus­ge­tra­gen. Zu den Teil­nehmern zählten nun nicht nur NATO-Mari­nen, son­dern auch die neu­tralen Ost­seean­rain­er Finn­land und Schwe­den, die Baltischen Staat­en (heute NATO-Part­ner) und mehrmals schließlich sog­ar die rus­sis­che Baltische Flotte. Let­ztere ist vor dem Hin­ter­grund der andauern­den Ukraine-Krise aber seit 2014 nicht mehr vertreten.

Bal­tops 2017“ gehört zu den Rück­ver­sicherungs­maß­nah­men des „Readi­ness Action Plan – Aktion­s­plan zur Reak­tions­fähigkeit“ der NATO speziell für die Part­ner in Osteu­ropa und im Baltikum. Schw­er­punk­te liegen darauf, kon­ven­tionellen Seekrieg und amphibis­che Lan­dun­gen genau­so zu üben wie die Abwehr asym­metrisch­er Bedro­hun­gen. Rus­s­land sieht in der Übung einen weit­eren Aufwuchs der NATO in der Ost­see und hat angekündigt, darauf sein­er­seits mit mil­itärischen Ver­stärkungs­maß­nah­men zu reagieren.

Wie zulet­zt 2015, ist auch in diesem Jahr Polen Gast­ge­ber für das von einem auf dem Dock­lan­dungss­chiff „Arling­ton“ eingeschifften Vizead­mi­ral der US Navy geführte „Bal­tops 2017“. Die in früheren Jahren meist als Führungss­chiff einge­set­zte „Mount Whit­ney“ ist wegen eines Werf­taufen­thaltes nicht verfügbar.

Neben den in Szczecin ein­ge­laufe­nen Schif­f­en und Boote brin­gen weit­ere Ein­heit­en das Gesamt-Teil­nehmer­feld auf mehr als 50 schwim­mende Ein­heit­en und 50 Flugzeuge/Hubschrauber aus 14 Län­dern (Bel­gien, Däne­mark, Deutsch­land, Est­land, Finn­land, Frankre­ich, Großbri­tan­nien, Let­t­land, Litauen, Nieder­lande, Nor­we­gen, Polen, Schwe­den, USA). Das größte Kontin­gent stellt — nicht über­raschend – mit acht Ein­heit­en (Minen­such­er, Lan­dungss­chiffe, ein U‑Boot) die pol­nis­che Marine. Die Baltischen Staat­en brin­gen u.a. ihr gemein­sames Geschwad­er „Bal­tron“ ein. Mehrere Natio­nen find­en sich auch in den teil­nehmenden ständi­gen NATO-Ver­bän­den SNMG‑1 und SNMCMG‑1 repräsentiert.

Nach ein­er Hafen­phase in Szcezcin zum gegen­seit­i­gen Ken­nen­ler­nen und let­zten Übungsvor­bere­itun­gen (Pre-Sail Con­fer­ence) gibt es zunächst in der West­lichen Ost­see ein mehrtägiges „Com­bat Enhance­ment Train­ing“ (CET), bei dem die Teil­nehmer ein­fache, im Detail fest­gelegte („seri­al­ized“) Übun­gen absolvieren. Hierzu gehören auch schon amphibis­che Vorübun­gen am Strand von Put­los. Beim anschließen­den „Force Inte­gra­tion Train­ing“ (FIT) wer­den die Schiffe und Boote dann in ein­er Task-Organ­i­sa­tion in mehrere Ver­bände eingeteilt und absolvieren Ver­band­saus­bil­dung in eben­falls noch detail­liert vorge­planten Übungsabschnitten.

Zum Abschluss ver­lagert sich das Übungs­geschehen in die Mit­tlere und Östliche Ost­see, wo vom 11.–15. Juni die „Tak­tis­che Phase“ geplant ist – eine Zweiparteienübun­gen in einem fik­tiv­en Krisen­szenario und in ein­er fik­tiv­en Geo­gra­phie. Ein Höhep­unkt dürfte – wie schon 2015 — eine amphibis­che Lan­dung vor dem pol­nis­chen Ust­ka (Stolp­münde) wer­den. Danach ver­legen die Teil­nehmer nach Kiel, wo „Bal­tops 2017“ dann am 16./17. Juni mit ein­er „Post Sail Con­fer­ence“ zu Ende geht. Schon tra­di­tionell, bleiben die meis­ten Schiffe und Boote bleiben anschließend noch zur „Kiel­er Woche“.
amphibis­che Lan­dung bei ‘Bal­tops 2015’ (Foto: poln. Marine)

Übri­gens: wie seit Jahrzehn­ten, wer­den wohl auch bei „Bal­tops 2017“ wieder strate­gis­che Bomber B‑52 der US Air Force an der Übung teil­nehmen. Dass diese Flugzeuge bei „Bal­tops“ immer nur in ein­er mar­iti­men Zweitrolle „Aer­i­al Min­ing“ bei ein­er simulierten Ver­min­ung der Ost­seezugänge einge­set­zt wer­den, dürfte die aller­meis­ten Medi­en wenig stören. Sie wer­den die Teil­nahme der US-Bomber allein auf ihre nuk­learstrate­gis­che Rolle reduzieren, und Rus­s­land wird in sein­er Öffentlichkeit­sar­beit natür­lich auf diesen Zug auf­ssprin­gen, wohlweis­lich ignori­erend, dass die B‑52 in der gle­ichen Rolle zum Ein­satz kamen, als die rus­sis­che Marine noch selb­st bei „Bal­tops“ mit dabei war.

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NORDKOREA

Mit immer neuen Pro­voka­tio­nen hält Nord­ko­rea die Span­nun­gen hoch.

Am 29. Mai wurde in einem erneuten Test (dem ins­ge­samt schon 12. dieses Jahres) eine bal­lis­tis­che Rakete von der nord­ko­re­anis­chen Küste bei Won­san über eine Ent­fer­nung von 450km in die Japansee gefeuert. Im Anschluss erk­lärte Nord­ko­rea, man habe erfol­gre­ich ein „neuar­tiges Präzi­sions-Ziel­such­sys­tem zur Bekämp­fung sich bewe­gen­der Seeziele (z.B. US-Flugzeugträger)“ erprobt. Experten gehen davon aus, dass es sich bei dem Flugkör­p­er um eine Vari­ante der Kurzstreck­en­rakete Scud (Scud-ER) gehan­delt habe, deren mögliche Reich­weite von 1.000km beim Testschuss hal­biert wor­den sei.

Der UN Sicher­heit­srat wird sich erneut mit Nord­ko­rea befassen, vielle­icht auch neue Sank­tio­nen ver­hän­gen. Dik­ta­tor Kim Jong-un dürfte sich davon allerd­ings wenig beein­druck­en lassen. Sein immer wieder genan­ntes poli­tis­ches Ziel ist die Über­führung des 1953 geschlosse­nen Waf­fen­still­standes in einen bilat­eralen (mit Ausklam­merung Süd­ko­re­as) Friedensver­trag mit den USA, und dies glaubt er am ehesten durch Dro­hun­gen mit Raketen und Atom­waf­fen erre­ichen zu kön­nen. Sich­er spielt aber auch die Beschwörung ein­er möglichst großen mil­itärischen Bedro­hung durch die USA innen­poli­tisch für seine Machter­hal­tung eine wesentliche Rolle.

So sind denn weit­ere pro­voka­tive Aktio­nen zu erwarten. Dazu kön­nte immer noch auch ein — im April geplanter, aber offen­bar auf chi­ne­sis­chen Druck abge­sagter — Atom­test gehören. Experten zufolge sind Vor­bere­itun­gen am Atom­test­gelände Pung­gye-ri so weit abgeschlossen, dass er jed­erzeit auch sehr kurzfristig möglich ist.

Während Chi­na weit­er­hin auf ver­stärk­ten poli­tis­chen und wirtschaftlichen Druck auf das Regime in Nord­ko­rea set­zt, schließen die USA unter Präsi­dent Trump mil­itärische Optio­nen nicht aus und unter­stre­ichen dies nun auch sicht­bar. Die zwei Flugzeugträger „Carl Vin­son“ und „Ronald Rea­gan“ sind gemein­sam mit einem Kreuzer und sieben Zer­stör­ern ihrer Car­ri­er Strike Groups (CSG) in die südliche/zentrale Japansee gelaufen und haben dort am 1. Juni „Dual-Car­ri­er Exer­cis­es“ begonnen. In der Region befind­et sich ver­mut­lich auch das mehr als 180 Marschflugkör­p­er Tom­a­hawk tra­gende US-U-Boot “Michi­gan“ (mod­i­fizierte OHIO-Klasse). Die japanis­che Marine hat sich den Übun­gen mit ihrem Hub­schrauberträger „Hyu­ga“ and einem Zer­stör­er angeschlossen. Nord­ko­rea hat für den Fall ein­er „Kon­fronta­tion“ mit „nuk­lear­er Ver­nich­tung“ gedroht.
Dual Car­ri­er Oper­a­tions in der Japansee (Foto: US Navy)

Nimitz’ (Foto: US Navy)Am 1. Juni hat sich noch eine dritte CSG der US Navy auf den Weg in die Region gemacht, wird allerd­ings früh­estens in der zweit­en Juni­hälfte dort ein­tr­e­f­fen. Die „Nimitz“ lief mit zwei Zer­stör­ern aus Bre­mer­ton (Bun­desstaat Wash­ing­ton) aus, nimmt aber erst ein­mal Kurs auf San Diego (Kali­fornien). Dort sollen ein Kreuzer und zwei Zer­stör­er ihre CSG ver­voll­ständi­gen und die auf der Naval Air Sta­tion North Island sta­tion­ierte Car­ri­er Air Wing auf den Flugzeugträger ver­legen. Von San Diego geht es dann quer über den Paz­i­fik in Rich­tung kore­anis­che Halbinsel.

Der Ein­satz der „Nimitz“ CSG ist kein in Krisen­reak­tion kurzfristig befohlenes „Surge Deploy­ment“, son­dern schon länger rou­tinemäßig geplant — allerd­ings ursprünglich nicht im West­paz­i­fik, son­dern in Ablö­sung der „George HW Bush“ CSG im Mit­tleren Osten.

Die Präsenz von gle­ich drei Trägerkampf­grup­pen vor Korea ist als “sehr starkes Sig­nal” zu werten. Experten weisen darauf hin, dass die USA es bei Ver­legung von drei Flugzeugträgern vor ein Krisen­ge­bi­et immer „ernst gemeint“ haben und vor­bere­it­et waren, bei „einem bes­timmten Anlass auch sofort mil­itärisch zu eskalieren“. Ein solch­er Anlass kön­nte die Durch­führung eines nord­ko­re­anis­chen Atom­tests sein. Üblicher­weise wer­den drei Flugzeugträger aber nur sehr kurz gemein­sam operieren. In früheren Krisenein­sätzen erset­zte die zulet­zt ein­tr­e­f­fende CSG regelmäßig die als erste in der Region eingetrof­fene CSG. In diesem Fall würde die „Nimitz“ CSG also die schon seit Anfang Jan­u­ar im Ein­satz befind­liche „Carl Vin­son“ CSG ablösen (wovon Beobachter auch bere­its fest ausgehen).

Am 30. Mai haben die US-Stre­itkräfte den angekündigten Raketen­ab­wehrtest „FTG-15“ durchge­führt – und er war offen­bar ein voller Erfolg. Erst­mals über­haupt hat ein in Kali­fornien ges­tarteter, bodengestützter Abwehr-Flugkör­p­er einen vom Kwa­jalein-Atoll (Mar­shall Inseln) in Rich­tung USA geschosse­nen Ziel­d­arstel­lungs-Flugkör­p­er mit einem “Exo-atmos­pher­ic Kill Vehi­cle” hoch über dem Paz­i­fik auf seinem mit­tleren Flug­weg abge­fan­gen. Mit dem prax­is­na­hen – als “threat-rep­re­sen­ta­tive“ natür­lich auch als Sig­nal an Nord­ko­rea beab­sichtigten — Test des Ground-based Mid­course Defense (GMD) Sys­tems wurde die Fähigkeit zur effek­tiv­en Bekämp­fung von Interkon­ti­nen­tal­raketen nachgewiesen.