General Volker Wieker, Generalinspekteur der Bundeswehr, entschied am 6. März zugunsten der Beschaffung des unbemannten Aufklärungsflugzeugs Triton. Das von der Firma Northrop Grumman hergestellte UAV soll mit dem Aufklärungssystem ISIS (Airbus Defence & Space, jetzt Hensoldt) ausgestattet werden. Gemäß einer Pressemeldung des BMVg vom 8. März soll durch diese Beschaffung ein Signalerfassungssystem zur weiträumigen Überwachung und Aufklärung (SLWÜA) eingeführt werden. Die Indienststellung soll ca. 2025 erfolgen. Die geplante Beschaffung würde eine Fähigkeitslücke schließen, die seit Außerdienststellung der bemannten Seefernaufklärer vom Typ Breguet Atlantic BR 1150 im Jahr 2010 besteht.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Ursprünglich sollte diese Lücke durch das EuroHawk UAV geschlossen werden, doch scheiterte das Beschaffungsvorhaben unter anderem aufgrund Schwierigkeiten hinsichtlich der Flugzulassung der Drohne im europäischen Luftraum. Bezüglich der nun bekannt gegebenen Beschaffungsentscheidung zitierte das BMVg die „enormen Ressourcen“ die seitens der US-Navy in den Zulassungsprozess für die Triton-Drohne in den USA investiert wurden. Zudem wurde ein sogenannter „Airworthiness Qualification Plan“ zwischen dem Luftfahrtamt der Bundeswehr und der US-Navy vereinbart, der die Verantwortlichkeiten und Leistungen aller Seiten für den Zulassungsprozess Triton beschreibt. Angesichts dieser Vorarbeit geht das Luftfahrtamt der Bundeswehr von einer hohen Zulassungswahrscheinlichkeit aus.
Auch die – im Vergleich zur EuroHawk-Drohne – wesentlich modernere Technologie des Triton UAVs stärkt die Zuversicht der Bundeswehrführung hinsichtlich der Zulassung. In Letzterem Kontext ist auch das Kollisionsverhütungssystem Airborne Collision Avoidance System X zu berücksichtigen, das voraussichtlich ab 2019 in das Avioniksystem der Drohne integriert wird. Das System soll den sicheren Betrieb des UAVs im gleichen Luftraum wie bemannte zivile und militärische Flugzeuge gewährleisten.
Operative Symbiose mit bemannten Flugzeugen
Triton gehört zur Gruppe der HALE (High Altitude, Long Endurance) Drohnen. Das UAV kann 24 Stunden währende Einsätze Triton im Aufklärungseinsatz durchführen und dabei eine Flugstrecke von 8.600 Seemeilen zurücklegen. Die Dienstgipfelhöhe beträgt mehr als 18.000 Meter. Aus dieser Höhe haben die Bordsensoren – zumindest in der US-amerikanischen Ausstattung – eine Erfassungsreichweite von 2.000 Quadratmeilen. Bei der US-Navy erhielt Triton die Bezeichnung MQ‑4. Die Vorserienproduktion begann im Oktober 2016. Im Verlauf der Erprobung und Konzeptentwicklung wurden bislang mehr als 100 Flüge durchgeführt. Die vorläufige Einsatzbereitschaft der MQ‑4 ist für 2018 geplant; die vollständige Einsatzfähigkeit wird Anfang der 2020er Jahre erwartet.
Bei der US-Navy sowie bei den australischen Streitkräften wird das 14,5 Meter lange, 14,6 Tonnen schwere UAV im Verbund mit bemannten Seefernaufklärern eingesetzt. Es entsteht eine operative Symbiose, in deren Verlauf die von Land startende Drohne eine ununterbrochene Überwachung großer Gebiete gewährleistet, sodass bemannte Flugzeuge für gezielte Einsätze freigesetzt werden (wodurch auch die Belastung der Flugbesatzungen reduziert wird).
Integrated Signal Intelligence System ISIS
Das zweite Element des geplanten SLWÜAs ist das signalerfassende Aufklärungssystem ISIS (Integrated Signal Intelligence System). ISIS wurde ursprünglich für die Verwendung auf dem EuroHawk UAV entwickelt. Ab 2014 prüfte die Bundeswehr alternative Lösungsansätze einschließlich der Tauglichkeit eines aus Triton und ISIS bestehenden Systems. Bereits damals schlussfolgerte das BMVg im Rahmen einer Gesamtabschätzung, dass die Kombination Triton/ISIS das ausgewogenste Gesamtpaket darstellen würde.
Im Rahmen der 2014 eingeleiteten Untersuchungen wurden auch die im Verlauf der EuroHawk Erprobung gewonnen Leistungsdaten des ISIS-Systems eingehend geprüft. Zusätzlich wurden neue Leistungsdaten im Simulationslabor gewonnen. Zusammengenommen führten diese Untersuchungen 2016 zu dem Befund, dass das deutsche System risikoarm sei und ohne weitere Testflüge serienreif gemacht werden kann. Auch die Integrationsfähigkeit mit der Triton-Drohne wurde festgestellt.
Folglich wurde der Bundeswehrführung im Oktober 2016 der formelle Befund zugunsten des Triton/ISIS Systems vorgelegt. Die weiträumige Überwachung durch das SLWÜA soll wesentlich zur Erstellung eines umfassenden Lagebildes über einem bestimmten Gebiet beitragen. Das System wird zur Aufklärung hinsichtlich gegnerischer Führungs‑, Kommunikations‑, Leit‑, Lenk‑, Ortungs- und Waffensysteme (einschließlich Flugabwehranlagen) eingesetzt. Es kann grundsätzlich sowohl über Land wie über dem Meer eingesetzt werden. Die Bundeswehr plant die Beschaffung von drei Einsatzsystemen.