Lateinamerika — Brasilien (Brazil)


Brasilien Brazil

b) Rohstof­flager der Welt: 
Die starke Rohstoff­nach­frage aus den ost- und südasi­atis­chen Boom­län­dern hat auch Brasilien einen Export­boom beschert, der neben land­wirtschaftlichen Pro­duk­ten (Soja) vor allem dem Eisen­erz zu ver­danken ist. Brasiliens Minenonz­ern Com­pan­hia Vale do Rio Doce (CVRD — nun Vale S.A.) hat seinen Umsatz von 2002 bis 2006 fast ver­fier­facht — Eisen­erz trägt nun mit mehr als 50 Mrd. $ Erlösen zur Umsatz­bi­lanz des Unternehmens bei. Die brasil­ian­is­che Währung gewann dadurch an Stärke — ins­beson­dere gegenüber dem ohne­hin schwächel­nden US-$, der Leitwährung zumin­d­est Amerikas. CVRD ist mit seinen Tage­bau-Berg­w­erken im Nor­den des Lan­des zum größten Eisen­erzkonz­ern der Welt gewor­den. Die Vale S.A., ehe­mals Com­pan­hia Vale do Rio Doce (CVRD), mit Sitz in Rio de Janeiro, ist neben der Rio Tin­to Group und BHP Bil­li­ton eines der drei größten Berg­bau­un­ternehmen der Welt.

Die Exporter­löse haben sich gegenüber 2002 bis 2004 fast ver­dop­pelt. Der brasil­ian­is­che Berg­baukonz­ern Vale S.A. hat — auch dank der steigen­den Nach­frage nach Eisen­erz aus Ostasien — Umsatz und Gewinn von 1999 bis 2004 beina­he verdreifacht.

Der Minen­be­treiber Vale kann auch als Beispiel für den “Staatskap­i­tal­is­mus brasilieanis­ch­er Art” dienen. Der Staat ver­fügt nominell nur über einen Anteil von 7 % der Aktien. Allerd­ings wird über die brasil­ian­is­che Entwick­lungs­bank BNDES (17 % der Anteile) und Pen­sions­fonds staatlich­er Fir­men fak­tisch die Kon­trolle über den pri­vat­en Rohstof­fkonz­ern aus­geübt. Neben dem brasil­ian­is­chen Minenkonz­ern Vale beab­sichtigt auch der aus­tralis­che Konkur­rent BHP Bil­li­ton die brasil­ian­is­chen Vorkom­men zu nutzen. Mit einem geplanten Investi­tionsvol­u­men von rund 4 Mrd. Real (knapp 2 Mrd. Euro) will BHP ab 2017 jährlich 20 Mio. Ton­nen Eisen­erz in der Prov­inz Minas Gerais abbauen.

Brasilien kann sich inzwis­chen selb­st in aus­re­ichen­den Men­gen mit eigen­em Erdöl ver­sor­gen, muss also seine Devisen­er­löse nicht für den teuren Erdölimport verschwenden.

Die Investi­tio­nen der Unternehmen in die Erneuerung und Erweiterung des Maschi­nen­parks sind ein deut­lich­es kon­junk­turelles Barom­e­ter: die Kon­junk­tur-Indika­tioren zeigen, dass Brasilien mit ein­er neuen Auf­schwungsphase zu rech­nen hat. Inzwis­chen wer­den wieder große Fab­rikan­la­gen errichtet: Thyssen-Krupp beab­sichtigte (Stand 17.10.2004) in Brasilien für 2 Mrd. € ein neues Stahlw­erk mit dem brasil­ian­is­chen Konz­ern Cia Vale do Rio zu bauen — nicht nur für den Export von Stahl, der durch die boomende Nach­frage Chi­nas ins­beson­dere nach Baus­tahl, Auto­blechen und edlen Stahlsorten aus­gelöst wird, son­dern vor allem für den lokalen Markt. 2007 waren von Thyssen-Krupp schon 3 Mrd. € Investi­tio­nen angedacht — und inzwis­chen (Ende 2008) ist das Investi­tionsvol­u­men für das neue Hüt­ten­werk bei Rio des Janeiro auf 4,5 Mrd. € angestiegen. Für diese Steigerun­gen sind vor allem der auf 5 Mio. t. erhöhte Stahlausstoß und der zusät­zliche Bau ein­er Kok­erei ursäch­lich — also der Auf­bau zusät­zlich­er Kapaz­itäten und Pro­duk­tio­nen, die ursprünglich nicht vorge­se­hen waren. 

Im Som­mer des Jahres 2004 kon­nte endgültig eine Trendwende verze­ich­net wer­den. Die Fir­men hat­ten genug Kap­i­tal ange­sam­melt und Ver­trauen in die (kon­ser­v­a­tive) Wirtschaft­spoli­tik des seit 2 Jahren regieren­den “sozial­is­tis­chen Präsi­den­ten Luiz Ina´cio Lula da Sil­va” gewon­nen, um Maschi­nen und Aus­rüs­tun­gen zu ordern — und auch die Men­schen kon­nten wieder Geld aus­geben, für den Verkauf von lan­glebi­gen Ver­brauch­swaren wie Fahrzeu­gen und Haushalts­geräten. Die “Bin­nen­nach­frage” des Riesen­mark­tes war ange­sprun­gen. Über ein halbes Jahr lang war die Wirtschaft Brasiliens ständig gewach­sen, alleine von Jan­u­ar bis August des Jahres betrug das Wach­s­tum 8,8 Prozent — über 1 Prozent Indus­triewach­s­tum im Monats­durch­schnitt: ein Wert, von dem gebeutelte Europäis­che Indus­tri­es­taat­en nur noch träu­men kön­nen.
Die Fir­men hat­ten genug Kap­i­tal ange­sam­melt und Ver­trauen in die (kon­ser­v­a­tive) Wirtschaft­spoli­tik des seit 2 Jahren regieren­den “sozial­is­tis­chen Präsi­den­ten Luiz Ina´cio Lula da Sil­va” gewon­nen, um Maschi­nen und Aus­rüs­tun­gen zu ordern — und auch die Men­schen kon­nten wieder Geld aus­geben, für den Verkauf von lan­glebi­gen Ver­brauch­swaren wie Fahrzeu­gen und Haushalts­geräten.
Die Investi­tio­nen der Unternehmen in die Erneuerung und Erweiterung des Maschi­nen­parks sind ein deut­lich­es kon­junk­turelles Barom­e­ter: die Kon­junk­tur-Indika­tioren zeigen, dass Brasilien mit ein­er neuen Auf­schwungsphase zu rech­nen hat.
Inzwis­chen wer­den wieder große Fab­rikan­la­gen errichtet: Das Stahlw­erk von Thyssen-Krupp wer­den wir auf der näch­sten Seite nochmals aus­führlich­er beschreiben. VW do Brasil nutzt die explo­sion­sar­tig expandieren­den Absätze (fast 30 % Steigerun­gen im Jahr 2007) um seine Werke für 1,25 Mrd. Euro zu erweit­ern. Die Investi­tion von Pro­duk­tion­san­la­gen in lokalen Absatzmärk­ten ist — wie schon bei VW do Brasil — auch heute noch ein wesentlich­es Ele­ment der “Glob­al­isierung”. Bis zum Jahre 2007 haben bere­its 1200 Unternehmen einen Pro­duk­tion­s­stan­dort in Brasilien errichtet. Nach anfänglich unter­schätzten Schwierigkeit­en (wer in Brasilien investieren will braucht wegen der undurch­sichti­gen Bürokratie und eines kom­plizierten Steuer­sys­tems, das selb­st bei kleinen Ver­stößen zu hohen Nachzahlun­gen führt, meist mehr Geld als erwartet und über mehrere Jahre hin einen lan­gen Atem) haben die meis­ten dieser Unternehmen inzwis­chen die ursprünglichen Gewin­ner­wartun­gen über­schrit­ten. In der Summe tra­gen alleine deutsche Tochterun­ternehmen rund 9 % zur gesamten Indus­triepro­duk­tion Brasiliens bei (Stand 2007).  Diese Investi­tio­nen — im ersten Quar­tal 2007 wurde eine Zunahme von 7,2 % gegenüber dem entsprechen­den Vor­jahreszeitraum verze­ichet — bilden den Haupt­mo­tor des Wach­s­tums, das durch die pri­vate Nach­frage (Kon­sum) ver­stärkt wird und so dem Staat derzeit (Stand 2007) eine robuste Bin­nen­wirtschaft ver­schafft. Alleine im ersten Quar­tal 2007 stieg der pri­vate Kon­sum um 6,0 % gegenüber dem Vor­jahreszeitraum an. Begün­stigt wird der Kon­sum durch die sink­ende Arbeit­slosen­quote sowie steigende Löhne und Gehäl­ter. Der durch die gün­stige Wirtschaft­slage mögliche Aufhol­prozess ermöglichte in den ersten Monat­en 2007 Lohn­steigerun­gen um bis zu 9 %. Die brasil­ian­is­chen Konz­erne tra­gen aber nicht nur durch die Investi­tio­nen in den eige­nen Betrieben zum Wohl­stand des Lan­des — oder sollte man bess­er sagen “zum Abbau der Armut” — bei. Der Erzkonz­ern Vale fördert Gesund­heits- und Bil­dung­spro­gramme. Über 10.000 km — mehr als ein Drit­tel des landsweit­en Net­zes — Eisen­bahn und 8 Hafen­ter­mi­nals wer­den betrieben.

Inzwis­chen ist Brasilien auch die For­ten­twick­lung vom Rohstof­fliefer­an­ten zum Ver­ar­beit­er gelun­gen. Die Indus­trie erwirtschaft inzwis­chen mehr als ein Vier­tel des nationalen BIP (Stand 2010). Berg­bau und Land­wirtschaft tra­gen (ent­ge­gen der Vorstel­lung, die noch gepflegt wird) nur mehr 6 % zum BIP bei. Der Dien­stleis­tungssek­tor — also vor allem Teleko­mu­ni­a­tion, das starke Bank- und Finanzwe­sen sowie der Immo­biliensek­tor und der Trans­port­bere­ich erwirtschaft dage­gen gut zwei Drit­tel des BIP.