Strategische Investitionen:
Die arabischen Golfstaaten legen ihre Petro-Dollars zunehmend in strategischen Investionen an (siehe unser Länderdossier zu Bahrein). Was auf dem eigenen Markt nicht investiert werden kann — die Aufnahmefähigkeit in zukunftsträchtige Unternehmen ist beschränkt — wird vor allem in Asien angelegt, um die Wirtschaftsbeziehungen zu den aufstrebenden Mächten dort zu stabilisieren und auf eine intensivere Basis zu stellen.
Daneben erfolgt ein zunehmendes Investment in anderen arabischen Staaten, was nicht nur zur Stabilisierung der dortigen Verhältnisse beiträgt sondern — aufgrund gleicher Mentalität und Sprache — die Bewirtschaftung dieser Investitionen erheblich erleichtert. Vielfach werden Araber, die als Arbeitskräfte zum Golf gewandert sind, dann nach einer entsprechenden “Lehrzeit” als Manager für diese Investitionen in ihren Heimatländen eingesetzt. Der unpolitische, aber wirtschaftlich effiziente Lebensstil aus den Emiraten strahlt damit auch auf die anderen arabischen Länder aus.
Die Investitionen der arabischen Golfländer tragen damit auch zur Stabilisierung der gesamten arabischen Region bis nach Nordafrika bei. Trotz alledem bemühen sich die Emirate auch durch eigene Sicherheitsprogramme die aktive Verteidigungsfähigkeit zu stärken.
Sicherheit hat Vorrang:
Derzeit (2006) errichtet SIEMENS für 15 Millionen $ ein neues, hypermodernes Einsatzzentrum für die Sicherheitskräfte der VAE, die über eine exzellente Ausstattung verfügen.
Nach der Unabhängigkeit (1971) hatten Abu Dhabi und Dubai jeweils eigene Teilstreitkräfte. Allerdings wurde dieser nationale Größenwahn sehr bald vereinheitlicht. Heute gibt es eine gemeinsame Truppe mit drei Teilstreitkräften — Armee, Luftwaffe und Marine.
Die Emirate sind darüber hinaus nicht auf sich alleine gestellt: die Präsenz der USA in der Region ist bekannt, aber auch Frankreich ist seit 1989 mit einem Verteidigungsabkommen mit den VAR verbunden. Im Rahmen dieses Abkommens fand Anfang 2008 das “bilaterale” Manöver “Gulf-Shield 01” statt, mit dem die Verteidigung und Rückeroberung von Offshore-Einrichtungen vor der Küste und die Abwehr von Seelandungen und FK-Angriffen erprobt wurden.
Diese Unterstützung ist nicht einseitig. Die VAR sind — neben Jordanien — die einzigen arabischen Staaten, die Soldaten auf die Seite der Alliierten nach Afghanistan entsandt haben. Wer allerdings daraus eine Gegnerschaft zum schiitischen Iran ableiten möchte, der irrt. Auch dem Iran sind die fundamental-islamistischen, von wahabitisch geprägten Eiferern indoktrinierten Taliban “ein Dorn im Auge”. Der Einsatz arabischer Soldaten vom Golf erfolgt daher zumindest mit dem stillschweigenden Einverständnis der iranischen Führung.
Die Seestreitkräfte der VAR:
Die flachen Golfgewässer (Durchschnittstiefe 30 m) eignen sich hervorragend zum Einsatz von schnellen (FK-) Küstenschutzbooten. Dieser Erkenntnis folgend haben sich die VAR auf den Einsatz im Küstenschutzbereich beschränkt.
Am Tage der Unabhängigkeit verfügten die VAR über vier integrierte nationale Seestreitkräfte. Die Marine Abu Dhabis bestand aus 12 Küstenpatroullienbooten mit einer Verdrängung von unter 50 ts.
Im Februar 1978 konnte die Marine der Emirate bereits 6 große Patroullienboote, 14 Küstenpatroullienboote und vier kleinere Schiffe (aus Ras al-Khaima) aufbieten.
Von 1980 bis 1981 wurden 6 FK-Schnellboote (Lürssen, Bremen-Deutschland) der BAN-YAS Klasse (Exocet und Geschütze, 260 ts) in Dienst gestellt, die bei einer Länge von knapp 45 m die stolze Geschwindigkeit von 40 kn vorlegen können.
Modell von BAYNUNAH Quelle: Marineforum (Photo: Michael Nitz) |
Als im ersten Golfkrieg (1980 bis 1988) die Kampfhandlungen auch auf die Hoheitsgewässer der VAR übergriffen wurde die Marine weiter verstärkt.
Zwei weitere — 1986 bestellte — FK-Schnellboote (MUBAARAZ-Klasse) wurden 1990 übernommen, zwei Korvetten (MURAY JIB-Klasse, 63 m, 32 kn, 630 ts), ebenfalls 1986 bestellt, wurden 1990/91 in Dienst gestellt und dabei neben der bewährten Exocet auch SAM-Crotale und OTO Melara und das niederländische Nahbereichs-Flugabwehrsystem „Goalkeeper“ in das Waffenarsenal übernommen. Mit dem Bord-Hubschrauber und weiteren Erwerbungen (Fregatten Typ NL-Kortenaar, 1997–98 übernommen) kann auch eine wirksame U‑Boot-Abwehrkomponente eingesetzt werden. Diese Kapazität — die ebenso von Oman bis nach Kuwait als erforderlich angesehen wird, richtet sich wohl vor allem gegen die iranischen Kilo-U-Boote.
Die Marineflieger verfügen über Kampfhubschrauber vom Typ Aerospitale AS-535 Cougar, Alouette SA-316, Eurocopter AS 565 Panther und Aufklärungsflugzeuge (Pilatus, Britten Norman Defemder)
Dabei legen die VAR zunehmend Wert auf waffentechnische Eigenständigkeit.
Die US-Werft Newport Shipbuilding errichtete mit einem privaten Investor eine moderne Schiffswerft (Abu Dhabi Shipbuilding Company — ASC) bzw. Abu Dhabi Ship Building (ADSB)
Von dieser Werft hat die Küstenwache Abu Dhabis bereits im September 2003 24 schnelle “Assault Boats” vom Typ SEA SPRAY erhalten, und- wie das „Marineforum“ im Mai 2004 meldet — inzwischen 30 weitere Boote zur Küstenvorfeldüberwachung sowie zur Bekämpfung von Schmuggel und Terrorismus (Infiltration) bestellt. „Diese 9,5 m langen Aluminium-Boote mit Kunststoff-Bord erreichen mit ihren zwei 250 PS starken Außenbordmotoren Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kn. Als Bewaffnung sind zwei 7,62-mm-Maschinengewehre vorgesehen.“
Weitere zwölf Fahrzeuge soll ADSB auch für die omanische Marine bauen.
Möglicherweise bietet sich hier auch für die kleine, aber exquisite türkische Yonca-Onuk Werft (http://www.yonca-onuk.com/) nicht nur eine interessante Absatzmöglichkeit sondern auch ein Produktionsstandort im arabischen Raum.
Ein weiteres Projekt ist der Bau von Mehrzweckkorvetten mit Unterstützung der französischen Constructions Mecaniques de Normandie (CMN). Insgesamt bis zu 6 Einheiten der 70‑m Schiffe sollen beschafft werden, 5 davon sollen bei der Abu Dhabi Ship Building (ADSB) in den VAR gebaut werden. Die Ausrüstung von Bau Nr. 2 habe (so das Marineforum im Juli 2008) begonnen, im Dezember 2008 solle die letzte der 6 Einheiten bei ADSB “auf Kiel gelegt” werden.
Inzwischen sprechen Kommentatoren von einem „maritimen Wettrüsten“ zwischen Iran und der VAR, wobei den vereinigten arabischen Seestreitkräften zwischen Kuwait und Oman ein wirksames Gegengewicht bei der Kontrolle und dem Schutz der wichtigen Seehandelswege im Arabischen Golf zugestanden wird.
Derzeit allerdings stehen die lokalen Seestreitkräfte noch im Schatten — und für die VAR wohl auch unter dem Schutzschirm — der gigantischen US-Flottenpräsenz, die mit Flugzeugträgern und großen Kriegsschiffen den Golf beherrscht.
Abu Dhabi ist jedenfalls in Kreisen von Waffenexporteuren ein „heisser Tip“. Seit Jahren finden dort die Messen der „IDEX“-Reihe (eine der größten Waffenmärkte der Welt) statt. Dabei rechnet sich auch Russland zunehmend Chancen für den Export modernster russischer Systeme auch in die wohlhabenden arabischen Länder aus. Die Landstreitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate und von Kuweit haben Schützenpanzer aus russischer Produktion (BMP‑3), die Golfländer verfügen über eine große Anzahl von Schützenpanzern BMP‑2, Panzern T‑72, T‑62 und sogar T‑55, die im Zuge der steigenden Spannungen am Golf modernisiert werden sollen.
Bei der IDEX 2007 mit rund 900 Unternehmen aus 50 Ländern sind etwa von den VAR Verträge über die Lieferung russischer Waffen im Gesamtwert von mehr als 40 Millionen Euro geschlossen worden.
Diskutieren Sie mit - www.defence-forum.net:
Die Marine der VAE — (www.defence-forum.net)
Luftstreitkräfte der Emirate:
Die Emirate verfügen über eine hochmoderne und effektive Luftstreitmacht, die United Arab Emirates Air Force (UAE AF), bestehend aus rund 80 F‑16E/F Desert Falcons Block 60 (55 Einsitzer und 25 Doppelsitzer wurden im März 2000 bestellt), und etwa 60 Mirage 2000–9 mit der Fähigkeit zur Luftbetankung in verschiedenen Versionen, nachdem schon früher mit der Mirage III und V in verschiedenen Versionen hervorragende Erfahrungen gemacht wurden. Dazu befinen sich diverse Trainer (Grob 115 T, PC-/, MB 339 sowie BAeHawk Mk 60 und 61 sowe Mk 102 im Bestand (Stand: 2006).
Die VAR haben für die F‑16 auch Zugang zu den “Quellcodes” erhalten, um eigene Waffensysteme wie die arabische Version “Black Shaheen” des Marschflugkörpers Storm Shadow einsetzen zu können.
Auf dem Luftwaffenstütztpunkt Al Ain, der für die Ausbildung der Piloten genutzt wird, findet regelmäßig die AL Ain Aerobatic Show statt. Aus der ursprünglichen Leistungsschau der nationalen Luftwaffe(n) ist inzwischen eine viel beachtete Veranstaltung geworden, auf der potentielle Waffenverkäufer ihre modernsten Systeme vorstellen. Im Jahre 2006 führten die “Russian Knights” die Möglichkeiten russischer Kampfflugzeuge vor.
Diskutieren Sie mit:
Die Luftwaffe der VAE — (www.defence-forum.net)
Externe Links:
Dubai: www.dubaitourism.co.ae
Weitere Länderberichte :
Vereinigte Arabische Emirate — (www.spiegel.de)