Irans Streitkräfte:
Eine der Folgen des Schah-Sturzes ist, dass den offiziellen Streitkräften des Iran — denen Chomeni aufgrund ihrer Gefolgschaft für den Schah und der Ausbildung und Ausrüstung durch die USA zutiefst misstraute — die Religionswächter (Pasdaran) als starke und unabhängige militärische Kraft entgegengesetzt wurden. Erst mit dem jahrelangen verlustreichen Krieg gegen Saddam wurde die Wichtigkeit der klassischen Streitkräfte er‑, und die Treue der Streitkräfte zu Iran anerkannt.. Iran — das nach dem Sturz des Schah von amerikanischen Ersatzteillieferungen abgeschnitten war — versuchte, sich auf dem internationalen Waffenmarkt zu versorgen und zugleich eigenständig zu werden, um die dem Schah gelieferten hochmodernen Waffen betriebsfähig zu erhalten.
So wird der russische Panzer T‑72Z als Safir vom Iran gefertigt.
Und auch für die Luftstreitkräfte ist den Iranern einiges gelungen — da konnten offenbar nicht nur die von den USA gelieferten Flugzeuge und Hubschrauber durch nachgebaute Ersatzteile einsatzbereit gehalten werden, es gelang sogar, eigene Systeme zu entwickeln. Inzwischen sind Kampf- und Mehrzweckhubschrauber als (unlizenzierte) Nachbauten westlicher Systeme in den iranischen Arsenalen vorhanden, und eigene leichte Kamfflugzeuge über die Entwicklungsstadien hinaus. Zudem scheint sich eine Kooperation mit China anzubahnen. Während der Verkauf chinesischer Fighter ofiziell dementiert wird, tauchen in Internet-Foren erste Bilder von AWACS-Flugzeugen chinesischer Herstellung, aber mit iranischen Hoheitszeichen auf. Gerade bei diesen Teilstreitkräften könnten sich die Produkte chinesischer und iranischer Rüstungsbetriebe — moderne chinesische Fighter und Unterstützungsflugzeuge gegen iranische Hubschrauber — durchaus ergänzen.
Externer Link:
Iran Airshow 2002 — (www.mig-21.de)
Raketenprogramm:
Wie die FAZ am 5. April 2007 (S. 7) in einem Aufsatz von Hans Rühle (ehem. Leiter des Planungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung) berichtete, soll Nordkorea dem Iran “vor kurzem 18 BM-25-Systeme, deren Reichweite bei 2500 bis 3500 Kilometer liegt … geliefert. Hinzu kommen 12 Marschflugkörper, die der Iran zwischen 1999 und 2001 in der Ukraine gekauft hat und die über eine Reichweite von etwa 3000 Kilometer verfügen. … Ein von der ukrainischen Regierung eingesetzter Untersuchungsausschuss bestätigte das Geschäft, bagatellisierte den Fall allerdings mit der Begründung, die Systeme seien “nicht komplett” gewesen. Iran hatte allerdings schon zuvor die Produktionsanlagen zum Bau der Marschflugkörper in der Urkaine aufgekauft. Bei den von Iran erworbenen Marschflugkörpern handelt es sich um Systeme für konventionelle Gefechtsköpfe. Ihre Grundversion ist jedoch der Flugkörper KH-55, der zu Sowjetzeiten einen nuklearen Gefechtskopf mit einer Sprengkraft von 200 Kilotonnen TNT trug. Es dürfte Iran nicht allzu schwer fallen, die ukrainischen Marschflugkörper wieder Nuklearfähig zu machen.”
Wir zitieren den FAZ-Artikel, der sich auf “westliche Geheimdienste” bezieht, und neben dieser nicht verifizierbaren Geheimdienstinformation auch eine ergänzende Spekulationen aufweist, im Wortlaut. Damit sollte es unseren Lesern möglich sein, diese Meldung zu kennen — ohne dass wir die Meldung als “bestätigt” wiedergeben müssten. “Non Testate”, NT, wie man früher zu schreiben pflegte.
Iranisches Atomwaffenprogramm?
Der Bau von Raketen beschwört immer auch eine Frage herauf: mit welchen Sprengköpfen werden diese teuren Bombenträger bestückt. Obwohl im Jahr 2007 sämtliche US-Geheimdienste bestätigten, dass der Iran nicht an einem Atomwaffenprogramm arbeitet, wollen die Unterstellungen zu einem solchen Programm — sicher auch gefördert durch Vertuschungen und Geheimniskrämerei des Iran — nicht enden. Auch hierzu hat die FAZ in einem bemerkenswerten Kommentar am 16.02.2008 Stellung genommen. Wir zitieren in Auszügen: “Israel als nicht erklärte, aber mit Raketen und Kampfflugzeugen im gesamten Mittleren Osten angriffsfähige Nuklearmacht ist für Iran der kritische Faktor seiner eigenen Sicherheitslae wie für alle arabischen Nachbar der Region. … Schon die irakischen Chemiewaffen führten, obwohl ihre Wirkung weder großflächig noch nachhaltig war, im Krieg 1980 — 1989 zu schweren Verlusten der Iraner. Dies wäre bei einem nuklearen Angriff auf iranische Zentren katastrophal. Eine Abwehr ist ausgeschlossen.
Teheran könnte schon deshalb in keiner vorstellbaren politischen Situation am Golf oder in einer internationalen Krise die Initiative zum Atomkrieg ergreifen, ohne dafür die Existenz Irans als Staat und die Lebensfähigkeit des Landes zu riskieren. Es gibt kein rationales politisches oder religiöses Interesse Irans an nuklearem Krieg und kein strategisches Erfolgskalkül für eine nukleare Option im Konflikt. .…
Da im Konfliktfall die Zeit am Golf knapp ist, die Entfernungen kurz sind und der Einsatz schon bei konventionellen Angriffen auf Ziele wie den Erdölkomplex und den Tankerverkehr hoch ist, gibt es im Krisenfall das Risiko schneller Eskalation. Kernwafen im Iran … könnten in einer Kriese deshalb eher einen Angriff auf Iran ziehen als in abschrecken. …
Die Proleme der Eigenverletzlichkeit des Landes, zumal ohne mächtigen Verbündeten als Schutzmacht im Rücken, der Präventivoptionen und der Vergeltung durch einen schon nuklear angegriffenen Gegner mit Kernwaffen bleiben ungelöst. Die Kosten-Nutzen-Gleichung geht ebenso wenig auf wie das Erfolgs-Risiko-Kalkül.
Damit bleibt das politische Spiel mit der nuklearen Rüstungsoption auf der Schwelle zur Kenwaffenfähigkeit. Dies ist allem Anschein nach die gegenwärtige Politik Teherans: das Ziel, seine internationale Bedeutung ziwschen dem nuklear bewaffneten Pakistan …, den arabischen Golfstaaten und Israel zu erhöhen, im Falle eines regionalen Konflikts auf fremde Einmischung abzuschrecken.”
Diskutieren Sie mit: Iran — Streitkräfte
Unser Diskussions-Archiv: www.rapidforum.com