Iranische Staaten — Afghanistan


Afghanistan

Wirtschaft
Afghanistans Wirtschaft ist nach wie vor durch die Dro­gen­erzeu­gung geprägt. Über 90 % des weltweit ver­braucht­en Opi­ums kom­men wohl aus Afghanistan. Der Exportwert der Dro­gen beträgt nach Schätzun­gen west­lich­er Experten (STERN, 14.09.2006) knapp 3 Mrd.  und entspricht damit vom Wert der Hälfte des Brut­toin­land­spro­duk­ts (BIP). 70 % der Investi­tio­nen sollen aus Dro­gen­er­lösen finanziert wer­den, und die Rauschgift­pro­duzen­ten und ‑händler sind nicht nur mit örtlichen Polizis­ten son­dern wohl sog­ar mit höch­sten Regierungsstellen verbunden. 

Die halb­herzig geführten Kämpfe gegen die Dro­gen und die Zurück­set­zung der Stammes­führer, die tra­di­tionell die in lan­gen Diskus­sion­sprozessen for­mulierten Inter­essen der Stammes­bevölkerung vertreten, haben dann auch zu Wider­stän­den gegen die west­lichen “Besatzungstrup­pen” geführt. Die War­lords und Dro­gen­barone fühlen sich — mehr oder weniger zurecht — in ihrer Bere­icherungsmöglichkeit beschränkt. Eine zunehmende Unter­stützung der Tal­iban — auch durch eine zunehmend frus­tri­erte Bevölkerung — ist die Folge.

Im Schat­ten der Kämpfe gegen Wider­stand­skämpfe entwick­elt sich eine zunehmende Wirtschaft­stätigkeit des Iran. Die Bun­de­sagen­tur für Außen­wirtschaft stellt dazu fest 

“Die Straßen­trans­porte über den iranis­chen Gren­z­posten Dogharoun haben seit dem Fall der Tal­iban erhe­blich zugenom­men und wer­den vor allem von den in der osti­ranis­chen Stadt Mash­had ange­siedel­ten afghanis­chen Händlern forciert. Das Trans­portvol­u­men über Dogharoun soll täglich weit mehr als 200 Lkw erre­ichen. Vor­wiegend Bau­ma­te­ri­alien (vor allem Zement) und Kon­sumgüter wer­den auf dieser Route nach Afghanistan transportiert. .…

Bei fehlen­der eigen­er Pro­duk­tion haben die rel­a­tiv gün­sti­gen Pro­duk­tion­skosten in Iran zur starken Stel­lung iranis­ch­er Liefer­an­ten beige­tra­gen. Dies geht ins­beson­dere zu Las­ten Pak­istans, dessen Anteil am afghanis­chen Markt weit­er gefall­en ist. 

Infra­struk­tur­pro­jek­te wer­den von Iran in der afghanis­chen Gren­zre­gion durchge­führt. Zu nen­nen sind u.a. der Bau der Straße Dogharoun-Her­at und der Brücke Milak sowie Pro­jek­te in den Bere­ichen Wass­er, Agro, Telekom und Medi­zin. Mit­tel sind für den Bau von Straßen in Kab­ul und für ein Telekomvorhaben vorgesehen.

Auch im Rah­men der Behe­bung der afghanis­chen Ver­sorgungsmän­gel bei Strom und Wass­er ist Iran engagiert. Auf Expertenebene wer­den tech­nis­che Besprechun­gen sowie Train­ings­maß­nah­men durchge­führt. Gemein­sam sind bere­its Dämme errichtet wor­den. Darüber hin­aus beste­hen bilat­erale Abkom­men über Strom­liefer­un­gen beste­hen. Ein tri­lat­eraler Abschluss über den Aus­bau der Über­landleitun­gen für die Stromver­sorgung zwis­chen Iran, Afghanistan und Tad­schik­istan wurde Anfang 2006 abgeschlossen.

Da sich die iranisch-afghanis­che Koop­er­a­tion vor allem in der gren­z­na­hen Region inten­siviert, haben Ver­schlechterun­gen in der all­ge­meinen Sicher­heit­slage Afghanistans (zum Beispiel im Südosten und Süden des Lan­des) nur gerin­gen Ein­fluss auf die bilat­erale wirtschaftliche Entwick­lung. Die Ver­flech­tun­gen und der Han­del­saus­tausch wer­den — nicht zulet­zt auf­grund sprach­lich­er Affinität, gegeben­er Infra­struk­tur und geo­graphis­ch­er Nähe — weit­er zunehmen.” 

Quelle Bun­de­sagen­tur für Außen­wirtschaft, “Wach­sender Han­del zwis­chen Iran und Afghanistan” Stand 31.07.2006 — www.bfai.de