Vorwort:
Begriffsdefinitionen:
In breiten Schichten der Bevölkerung werden die Begriffe Jude, Israeli oder Semit als Synonym verwendet. „Antisemitismus“ richtet sich also vor allem gegen Juden und israelische Staatsbürger.
Eine solche Gleichmacherei ist unzureichend, wenn mit möglichst hoher Präzision ein Länderdossier über den Staat Israel erstellt werden soll.
Jude: historisch findet sich der Begriff schon im alten Gebietsnamen „Judäa“ nach einem der Stämme Israels.
Der Begriff wird heute als religiöse Bezeichnung zu verstehen sein. Ein Jude ist ein Angehöriger der ältesten Monothelitischen Weltreligion, des „mosaischen Glaubens“, unabhängig von der Staatsbürgerschaft; der „Bund Gottes“ mit dem „Volk Israel“ ist zunächst ein religiöser Begriff, der die Anhänger der monolithisch mosaischen Religion von den benachbarten „Götzenanbetern“ abgrenzt. Das „Volk Gottes“ ist daher religiös als „Anhänger des jüdischen Glaubens“ zu interpretieren. Der Begriff erhielt erst später eine (in der nationalsozialistischen Rassenideologie negative) ethnische Bedeutung (siehe Semit und Semitismus).
Wir gebrauchen den Begriff hier ausschließlich in seiner ursprünglichen religiösen Bedeutung.
Israel: Das historische Volk Israel umfasste mehrere Stämme. Diese Stammesverbindung wurde in den letzten zweitausend Jahren gründlich zerstört.
Heute bezeichnet der Name den Staat Israel, der ideell in der schon im 19. Jahrhundert aufblühenden zionistischen Bewegung wurzelt und Mitte des letzten Jahrhunderts als Überlebensreaktion auf die Shoah, die nationalsozialistischen Bemühung um die Ausrottung der europäischen (und vor allem deutschen) Juden entstand.
Der Staat Israel wird von vielen (ultra-)orthodoxen Juden nicht anerkannt, da der im Alten Testament angekündigte Messias noch nicht erschienen sei.
Israeli: Der Begriff bezeichnet die Staatsbürger Israels, die aus verschiedenen Ethnien zusammen gesetzt sind. So sind etwa 20 % der Staatsbürger Israels (ausserhalb der seit 1967 israelisch besetzten Territorien) ethnisch den Arabern zuzurechnen.
Die „Torschützenkönigin“ der israelischen Fußballnationalmannschaft der Mädchen ist ethnisch Araberin.
Zionist: Zion ist das „gelobte Land“, eine Heimstatt für das im Exil verfolgte Volk Gottes — die Judengemeinden. Die Verfechter der zionistischen Bewegung waren bestrebt, den jüdischen Gemeinden ein Asyl und eine bleibende Heimat in den historischen Grenzen des antiken Israel zu schaffen.
Die zionistische Bewegung (von Zion) entstand während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert als jüdische National-Bewegung, die sich für das Recht der Juden auf einen eigenen Staat einsetzt.
Der Zionismus entstand unter den Juden in der europäischen Diaspora. Er sieht sich selbst als die moderne Form des jahrtausendealten Traums der Juden von Freiheit und einem eigenen Staat im Land Israel.
Die zionistische Einwanderung nach Palästina setzte Anfang des 20. Jahrhundert ein. Tel Aviv gilt als erste moderne jüdische Stadt. Bald kam es in den 30er Jahren zu Konflikten mit den einheimischen Palästinensern, die sich um ihr Land betrogen fühlten.
Bis zum Völkermord an den europäischen Juden während der Zeit der Nationalsozialisten war der Zionismus nur eine kleine Strömung innerhalb des Judentums. Aufgrund der Erfahrung während des Holocausts, dass kein Staat der Erde den Juden geholfen oder ihnen Zuflucht gewährt hatte, erfuhr der Zionismus eine breite Akzeptanz, sowohl innerhalb des Judentums als auch außerhalb.
1948 erlebte der politische Zionismus mit der Gründung des Staates Israel seinen Durchbruch auf internationaler Ebene. Seitdem befindet sich Israel in ständigem Konflikt mit den Arabern, welche meist eine Position einnehmen, die als Antizionismus bezeichnet wird.
Quelle: Zionismus — (http://de.wikipedia.org)
Aus palästinensisch-arabischer Sicht geht es um die Verteidigung der Heimatrechte der Palästinenser, welche die Siedlungsaktivitäten der heutigen Zionisten als Bedrohung und Vertreibung empfinden, der sich die Palästinenser hilflos ausgeliefert sehen. Der arabische Antizionismus ist eine Reaktion auf die zionistische Bewegung. Er richtet sich nicht — wie die nationalsozialistische Rassenideologie — auf eine Ausrottung von Angehörigen des jüdischen Glaubens, sondern auf „Heimatverteidigung“ durch die Bekämpfung zionistischer Siedlungsaktivitäten im Heimatgebiet der Palästinenser.
Diese Differenzierung ist wichtig, um sich die Konfliktlage im Nahen Osten verständlich zu machen.
Wer den arabischen Antizionismus als Antisemitismus bezeichnet und damit in die Nähe des nationalsozialistischen Ausrottungswahns rückt, diffamiert aus Sicht der Palästinenser die „Opfer der zionistischen Vertreibungen“ als Täter.
Man muss aber auch zugestehen, dass die Rufe arabischer Scharfmacher, „Israel zurück ins Meer zu werfen“ von israelischen Staatsbürgern jüdischen Glaubens emotional als Aufruf zu einer neuen Shoah verstanden werden müssen.
Semit: Der Begriff Semiten stammt aus der theologisch-historischen Literatur des späten 18. Jahrhundert. Er fand wenige Jahre nach Einbürgerung in die Sprachwissenschaft auch Eingang in die Völkerkunde. Dies, obwohl die semitische Sprachfamilie und die als Nachkommen Sems genannten Völker (Völkertafel in 1. Mose 10) keineswegs identisch sind. Überdies ist die Völkertafel im wesentlichen geographisch orientiert. Das Siedlungsgebiet der Nachkommen Sems reicht von Westanatolien bis Persien und von Armenien bis zum Roten Meer. Diese Völker bilden jedoch keine geschlossene Gruppe im Sinne der Völkerkunde.
Quelle: Antisemitismus — (http://de.wikipedia.org)
Die Semiten sind die Gemeinschaft aller, die semitische Sprachen sprechen. Somit sind Semiten keine ethnische Gruppe, sondern eine Sprachengemeinschaft. Dazu gehören Hebräer, sowie Araber und Äthiopier. Diese Völker sollen der Bibel zufolge Nachkommen von Sem, dem ältesten Sohn Noachs sein. Nach diesem Sohn Noachs prägte der deutsche Historiker Ludwig Schlötzer 1781 das erste Mal den Begriff Semiten.
Quelle: Semiten — (http://de.wikipedia.org)
Zunehmend häufiger wurde der Begriff Semit auch für Juden verwandt. Insbesondere völkisch-rassische Judengegner verwendeten nun den Begriff Semiten. Hierdurch sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die Judenfrage als Rassenfrage zu betrachten sei. 1879 erklärte jedoch der jüdische Historiker Harry Breßlau, dass die Begriffe Jude und Semit nicht deckungsgleich seien und er den Begriff Semit daher auch nicht in diesem Sinne verwenden wolle. Im Brockhaus des Jahres 1895 wurde „Semitismus“ als „eine Bezeichnung für das ausschließlich vom ethnologischen Standpunkt aus betrachtete Judentum“ definiert. Die säkularisierten Begriffe Jude und Judentum, ihrer religiösen Bedeutung entledigt, erfuhren somit eine sprachliche Gleichsetzung mit den Begriffen Semit und Semitismus.
Gleichzeitig mit dem Begriff Semiten wurde der ebenfalls den Sprachwissenschaften entstammende Begriff Arier in die allgemeine Terminologie der Geisteswissenschaften aufgenommen. „Semiten“ und „Arier“ wurden einander auch als Volksgruppen gegenüber gestellt. Verschiedenartigkeit wurde bald als Verschiedenwertigkeit verstanden. Zwar wurden „Arier“ und „Semiten“ gegenüber anderen Volksgruppen herausgehoben. Alle positiv verstandenen Werte wurden jedoch den „Ariern“ zugeschrieben, während die „Semiten“ lediglich negativ charakterisiert wurden. „Arier“ galten als zur Herrschaft über die Welt berufene Bevölkerungsgruppe. Unter Berufung auf Joseph Arthur de Gobineau wurden beide Bevölkerungsgruppen überdies als biologische Abstammungseinheit („Rasse“) bezeichnet
Quelle: Antisemitismus — (http://de.wikipedia.org)
Antisemitismus: Der Begriff Antisemitismus wird im allgemeinen Sprachgebrauch als Bezeichnung für Abneigung und Feindseligkeit gegenüber Juden verwandt. Er wurde erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jh. von judenfeindlichen Gruppierungen in Deutschland verwandt.
Definition und Funktion des Begriffs Antisemitismus sind heute in der Wissenschaft heftig umstritten. Eine eindeutige Inhaltsbestimmung hat bislang nicht stattgefunden. Teilweise werden die Begriffe Antisemitismus, Antijudaismus und Judenfeindschaft wechselseitig verwendet. Andere Autoren subsumieren ohne zeitliche Differenzierung unter den Begriff Antisemitismus alle negativen Impulse gegen Juden, gelegentlich auch unter Verwendung von Attributen wie vormodern, religiös oder rassisch.
Da der Begriff Antisemitismus grundsätzlich die Existenz einer mit den Juden identischen semitischen Rasse suggeriert, sollte er lediglich für die Periode verwandt werden, in der die Bewegung, die sich selbst so bezeichnete, entstanden ist und sich entfaltete. Alle anderen judenfeindlichen Entwicklungen und Ereignisse sollten mit den hierfür durchaus vorhandenen spezifischen Begrifflichkeiten, die überdies den semantischen Bezug auf „Semitismus“, der auch Nichtjuden umfasst, vermeiden, bezeichnet werden.
Aktuelle „antisemitische“ Äußerungen, Handlungen und Entwicklungen sollten heute als das bezeichnet werden, was sie tatsächlich sind: Angriffe gegen jüdische Mitmenschen und damit judenfeindliche Akte.
Quelle: Antisemitismus — (http://de.wikipedia.org)