Arabien (Einführungsdossier), Felix Arabia

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C) Ara­bis­che Liga — auf dem Weg zum Bünd­nis?
Dieses poli­tisch-soziale Bewußt­sein der Ein­heit hat über alle nachkolo­nialen Unter­schiede in den ver­schieden­sten ara­bis­chen Staat­en — von den Fürsten­tümern der ara­bis­chen Hal­binsel über die Fel­lachen Ägyptens bis hin zum Indus­triepro­le­tari­at des sozial­is­tis­chen Alge­rien — auch zu dauer­haften poli­tis­chen Eini­gungs­be­stre­bun­gen geführt. Sinnbild und Motor der Eini­gung ist die 1945 gegrün­dete Ara­bis­che Liga, deren Ziele

  • Förderung der Beziehun­gen der Mit­gliedsstaat­en auf poli­tis­chen, kul­turellem, sozialen und wirtschaftlichen Gebiet
  • Wahrung der Unab­hängigkeit und Sou­veränität der Mit­gliedsstaat­en und der (gesamt-)arabischen Außenintereressen
  • Anerken­nung Palästi­nas als unab­hängiger Staat und
  • Ver­hü­tung und Schlich­tung von Stre­it­fällen der Mitglieder

noch durch einen gemein­samen Vertei­di­gungspakt ergänzt wurde. In diesen Zie­len spiegelt sich nicht nur die Unter­stützung der Palästi­nenser bei der Abwehr ein­er neuen und dauer­haften Kolo­nial­isierung son­dern auch der Wun­sch wieder, ein Stück “ara­bis­che Ein­heit” umzuset­zen.
Dabei ste­hen sich enorme Gegen­sätze gegenüber: die Monar­chien der ara­bis­chen Hal­binsel, die dank des Ölre­ich­tums über immense Mit­tel ver­fü­gen, die armen Monar­chien Jor­daniens und Marokkos, deren Herrscher­häuser sich auf die Abstam­mung vom Propheten berufen kön­nen, und die repub­likanis­chen Staat­en von Alge­rien bis zum Irak, die von ein­er Ein­heitspartei unter der Leitung charis­ma­tis­ch­er Führungsper­sön­lichkeit­en geprägt sind oder geprägt wur­den. Diese poli­tis­chen, sozialen und auch wirtschaftlichen Unter­schiede müssen über­wun­den wer­den, bevor der Traum der Ara­bis­chen Ein­heit kon­flik­t­frei ver­wirk­licht wer­den kann. Inte­gra­tiv zu wirken ist also das Gebot ein­er Ara­bis­chen Vereinigung. 

C.1) Pro­jek­te zur Ein­heit — Arab­sat
mod­erne Kom­mu­nika­tion­s­me­di­en wie TV führen immer mehr zu ein­er Vere­in­heitlichung im Hin­blick auf Infor­ma­tion und sog­ar kul­turelle Wertemaßstäbe. 
Auch unsere TV-Sendun­gen wirken daran mit, unsere Gesellschaft immer mehr zu “ver­west­lichen” und einen starken Werte­trans­fer vorzunehmen. Selb­st völ­lig pro­fane Fer­ne­sehse­rien wie “Bonan­za”, “Dal­las”, “Beza­ubernde Jeanie” und andere Sendun­gen ver­mit­teln zumin­d­est unter­schwellig Anschau­un­gen und Leben­se­in­stel­lun­gen, den “Way of life”. Dazu wird vor allem über die Nachricht­en (CNN — Heute, Tagess­chau) zu einem recht ein­heitlichen Infor­ma­tion­s­stand in bre­it­en Bevölkerungss­chicht­en beige­tra­gen. 
Das gilt im Prinzip über­all, genau­so für die Araber, die in den einzel­nen ara­bis­chen Staat­en poli­tisch und kul­turell z.T. sehr unter­schiedlich entwick­elt sind — man ver­gle­iche nur Ägypten, Sau­di Ara­bi­en, Jemen und den Irak. Ein freier Zugriff auf Nachricht­en, die nicht der eige­nen staatlichen Zen­sur unter­liegen, ist unverzicht­bar für ein bre­ites poli­tis­ches Wis­sen. Ein Teil dieser Infor­ma­tion­squelle kann über das Inter­net erschlossen wer­den.
Auch rel­a­tiv frei arbei­t­ende Ara­bis­che Zeitun­gen, wie etwa das Qual­itäts­blatt “Al-Hay­at” und das Massen­blatt “Ash-Shark al-Awsat”, wirken mäßi­gend. So haben diese immer wieder den Frieden­s­plan des saudi­ara­bis­chen Kro­n­prinzen Abdul­lah propagiert. 
Diese “Print­me­di­en” lassen sich in Ihrem Ein­fluss aber nicht mit dem visuellen Erleb­nis ein­er mod­er­nen Fernseh- und Filmwelt ver­gle­ichen. Der Zuschauer ist in den “bewegten Bildern” ein­be­zo­gen, er erlebt Filme mit, nimmt gese­henes als qua­si reales Erleb­nis tief in seinem (Unter-) Bewusst­sein auf.

Die “panara­bis­che Idee” gärt immer noch, wen­ngle­ich durch die Reli­gion­s­ge­mein­schaft Islam über­lagert und von den nationalen Führungsansprüchen fast jedes Staaten­lenkers aus dem ara­bis­chen Sprachraum gestört. Ein ein­heitlich­es TV-Pro­gramm kann hier sehr viel zur Angle­ichung in bre­it­en Bevölkerungss­chicht­en beitra­gen. 
Die Satel­liten- und Medi­enkom­mu­nika­tion der Ara­bis­che Liga dürfte sich als Motor für eine Entwick­lung zu ein­er immer stärk­eren “Ara­bis­chen Ein­heit” entwickeln. 

Externe Links:
Arab­sat — (www.arabsat.com)

C.2) Pro­jek­te zur Ein­heit — Infor­ma­tions- und Medi­en­welt:
Beson­dere Erwäh­nung ver­di­ent in diesem Fall der “CNN der Araber”, der im April 1996 gegrün­dete Satel­litensender Al-Dschasira (“Die Insel”) oder al-Jazi­ra aus Katar. Dort hat­te Emir al-Thani 1995 eine weit­ge­hende Presse­frei­heit einge­führt und danach den jun­gen Sender auch maßge­blich finanziell unter­stützt. Der Emir von Katar (zwis­chen Bahrain, Sau­di-Ara­bi­en und den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en gele­gen) unter­stützt den Sender auch weit­er­hin großzügig, was wohl dazu führt, dass sich der son­st so offene und auch kri­tik­freudi­ge Kanal in Angele­gen­heit­en von Katar selb­st merk­lich zurück­hal­tender zeigt. Dabei scheut sich der Sender nicht, auch “heiße The­men” anz­u­fassen und sich mit kap­italkräftiger Konkur­renz anzule­gen. 
Der Sender hat durch seine direk­te Berichter­stat­tung aus Irak und Afghanistan unverse­hens eine Schlüs­sel­rolle in den inter­na­tionalen Nachricht­en bekom­men. Im ara­bis­chen Raum find­et der Sender ein Mil­lio­nen­pub­likum. Mit schätzungsweise zwis­chen 35 bis zu 50 Mil­lio­nen Zuschauern ist Jazi­ra in der ara­bis­chen Welt zum beliebtesten Fernsehkanal gewor­den — mit sehr großen Ein­fluss auf die Bevölkerung in den ara­bis­chen Län­dern. Kein Wun­der, dass el-Jazi­ra schon in fast jedem ara­bis­chen Staat zeitweilig ver­boten war — mit Aus­nahme von Katar. 
Der Sender beze­ich­net sich als “erste unab­hängige ara­bis­che Nachricht­en- und Infor­ma­tions-Fernsehsta­tion”. Mit Recht, so meinen viele Kom­men­ta­toren, rühme sie sich der Rede­frei­heit und leb­hafter Debat­ten um pack­ende The­men, die von den übri­gen ara­bis­chen Medi­en tabuisiert wür­den. So ist es dur­chaus nicht ungewöhn­lich, dass Israeli und Palästi­nenser im Sender kon­tro­vers über die Lage des Nahen Ostens disku­tieren und die jew­eils eigene Sicht der Dinge ver­fecht­en. 
Der Sender ist zwar nicht Israel- fre­undlich, aber berichtet doch dif­feren­ziert und fak­tenge­treu . Dage­gen wird in den palästi­nen­sis­chen Fernsehsendern, etwa der in Ramal­lah ansäs­si­gen Sta­tion Al-Watan, oft gar nicht über Israel berichtet, son­dern auss­chließlich über die palästi­nen­sis­che Seite. So wird der Feind tot­geschwiegen. Indem man nicht über ihn berichtet, gerät man auch nicht in die Gefahr, sich mit dif­feren­zieren­den Stim­men auf der Gegen­seite oder dem Leid des Geg­n­ers, etwa nach Selb­st­mor­dan­schlä­gen, auseinan­der­set­zen zu müssen. Die Jour­nal­is­ten, die bei Al-Dschasira arbeit­en, sehen nach eigen­em Bekun­den die BBC als ihr großes Vor­bild an, während die inter­na­tionalen Medi­en den Sender gerne als “CNN Ara­bi­ens” beze­ich­nen. Der Fernsehsender. Al-Dschasira (deutsch “Die Insel”) war deshalb der einzige ara­bis­che Fernsehsender, der nicht staatlich ges­teuerte Nachricht­en ver­bre­it­ete, und deshalb bei der Bevölkerung sehr beliebt, was zu extrem hohen Ein­schaltquoten führte — weshalb dann der für manche Herrsch­er störende Sender ger­ade wegen dieser unab­hängi­gen Berichter­stat­tung. in einzel­nen ara­bis­chen Staat­en immer wieder von der Regierung ver­boten wurde — und in trauter Ein­tra­cht nicht nur bei ara­bis­chen Poten­tat­en son­dern auch im West­en — vor allem in den USA — auf herbe Kri­tik stößt. Viele Län­der, wie etwa Kuwait, Alge­rien, Bahrain und Sau­di-Ara­bi­en boykot­tieren die in ihren Augen allzu freimütige Berichter­stat­tung des katarischen Senders, der vor allem mit seinen pop­ulären hitzi­gen Debat­ten und Talk-Shows, bei denen “jed­er sagen kann, was er will”, für viel Wirbel in ara­bis­chen Regierungskreisen und in der bre­it­en Öffentlichkeit gesorgt hat. Die USA wer­fen dem Sender dage­gen anti­amerikanis­che Ten­den­zen vor, die nun bekämpft wer­den sollen. 

Inzwis­chen hat der Sender Konkur­renz bekom­men:
Neben Al-Dschasira sendet bere­its Abu Dhabi-TV acht Stun­den lang Nachricht­en und ist (Stand 2003) mit 25 Kor­re­spon­den­ten bis­lang die schärf­ste Konkur­renz.
In Dubai begann im Feb­ru­ar 2003 ein weit­er­er ara­bis­ch­er Kanal sein Leben — der exil-saud­is­che Sender MBC mit einem neuen Nachricht­ensender namens “Al Ara­biye”, der min­destens so pro­fes­sionell wie “Al Dschasira” wer­den soll (http://www.alarabiya.com/). Aus­ges­tat­tet mit 400 Mitar­beit­ern und einem 5‑Jahres Bud­get von geschätzten 300 Mil­lio­nen Dol­lar will Al-Ara­biya eine “aus­ge­wo­gene Alter­na­tive” zu Al-Dschasira schaf­fen. Al-Ara­biya geht aus dem Mid­dle East Broad­cast­ing Cen­ter her­vor, das vor 11 Jahren von einem Schwa­ger des saud­is­chen Königs Fahd gegrün­det und mit reich­lichen Mit­teln aus­ges­tat­tet wurde. Andere Finanziers sind die libane­sis­che Hariri-Gruppe sowie Geschäft­sleute aus Kuwait und den Golf-Staat­en.
Al Hur­ra — “die Freie” — heißt dage­gen ein neues Satel­liten­pro­gramm, mit dem die USA dem Nachricht­en­monopol des ara­bis­chen Fernsehsender Al Dschasira (und der kaum mehr beachteten nationalen staatlichen ara­bis­chen Fernsehsender) ein Ende set­zen will. Dem Pub­likum im Irak und den ara­bis­chen Nach­bar­län­dern soll “Al Hur­ra” ein unzen­siertes, objek­tives und demokratiefre­undlich­es Infor­ma­tion­spro­gramm liefern Al Hur­ra soll zudem ein besseres Ameri­ka-Bild in der Region zeich­nen. 62 Mil­lio­nen Dol­lar haben die USA für den neuen Satel­litenkanal im ersten Jahr zur Ver­fü­gung gestellt, dessen Pro­gramme in der Nähe von Wash­ing­ton pro­duziert werden. 

Die Konkur­renz belebt das Geschäft. Inzwis­chen scheint (wie die Deutsche Welle berichtet) eine Lib­er­al­isierung der nahöstlichen Medi­en einzutreten.
Prof­i­teure der Krise — (www.dw-world.de)

Geän­dertes Fam­i­lien­bild — geän­derte Gesellschaft:

Die Bee­in­flus­sung des tra­di­tionellen Fam­i­lien­bildes durch die mod­er­nen Medi­en kann kaum genug bew­ertet wer­den. So treibt die “Herz-Schmerz-Soap >Noor<” täglich rund 50 Mil­lio­nen Araberin­nen vor die Fernse­hgeräte. Die ursprünglich türkische Pro­duk­tion ver­bre­it­et ein  (für ara­bis­che Ver­hhält­nisse beina­he rev­o­lu­tionäres) “mod­ernes” Fam­i­lien­bild; Haupt­per­so­n­en sind der gefüh­lvoll-zärtlich­er, roman­tis­ch­er Ehe­mann Mohanaad und seine Ehe­frau Noor, ein­er Mode-Designer­in, deren beru­flich­er Auf­stieg vom Gat­ten nach Kräften unter­stützt wird. Die Frauen der Serie tra­gen keine Kopftüch­er, gefährliche The­men wie Abtrei­bung und außere­he­liche Beziehun­gen wer­den  nicht ver­schwiegen, und die Helden der Geschichte repräsen­tieren eine Mit­telschicht, die sich zwis­chen Tra­di­tion und Mod­erne arrang­iert. Diese ide­al­isierte Mit­telschicht wird zunehmend auch zu einem Ide­al der ara­bis­chen Gesellschaft — zwis­chen dem Maghreb und Sau­di Arabien.

C.3) Gemein­samkeit­en — die Araber als Nation — Aus­blick:
Die meis­ten Araber — ganz egal, welchem Staat sie ange­hören — fühlen sich heute und zunehmend als eine ein­heitliche Nation, die als Auswirkung des Jahrhun­derte lan­gen Kolo­nial­is­mus der Europäis­chen Staat­en lei­der in eine große Zahl unter­schiedlich­er Staat­en zer­ris­sen ist. Der Traum von der ara­bis­chen Ein­heit ist bei den “Men­schen auf der Straße” wohl wesentlich stärk­er aus­geprägt als etwa der Traum der Osma­n­en von “Groß­turkestan”, der bei vie­len Ange­höri­gen ost­türkisch­er Stämme besten­falls auf Inter­esse, kaum aber auf Begeis­terung stößt.
Sicht­baren Aus­druck find­et die Begeis­terung der Araber in der ein­hel­li­gen Ablehnung Israels als Fremd­kör­p­er, in der Verurteilung der USA beim let­zten Irak-Feldzug durch deut­liche Bevölkerungsmehrheit­en und der Unter­stützung der Sache Palästi­nas — die sich aber größ­ten­teils nur ver­bal äußert. Die poli­tis­chen Lenker der einzel­nen ara­bis­chen Staat­en sind dage­gen von diesem “Volk­swillen” abge­hoben — vielfach pak­tieren sie sog­ar mehr oder weniger heim­lich mit den USA; und seit dem Jom-Kip­pur-Krieg, in dem ägyp­tis­chen Trup­pen zunächst die “Ehren­ret­tung der ara­bis­chen Welt” gelang, gibt es immer mehr ara­bis­che Staat­en, die sich mehr oder weniger offen mit der Exis­tenz des Staates Israel abge­fun­den haben. Die Front der ara­bis­chen Staat­en, die Israel (zumin­d­est ver­bal) zer­stören wollen, bröck­elt. Ins­beson­dere die unmit­tel­baren Nach­barstaat­en Israels, Ägypten, Jor­danien — aber auch Syrien — haben sich offen­sichtlich längst mit dem Staat Israel abge­fun­den und ver­suchen sich in Koex­is­tenz, während ger­ade die kon­ser­v­a­tivsten ara­bis­chen Staat­en der ara­bis­chen Hal­binsel ganz offen mit den USA pak­tieren, die für viele ara­bis­che Nation­al­is­ten mit Schuld an der gegen­wär­ti­gen Ohn­macht der ara­bis­chen Welt tra­gen. Ist es da ein Wun­der, dass sich der “ohn­mächtige Volk­szorn” in “Unter­grun­dak­tiv­itäten” erschöpft?

Die offiziellen Koor­dinierungs- und Vere­in­heitlichungs­be­mühun­gen ara­bis­ch­er Staat­en haben in der “Ara­bis­chen Liga” eine Plat­tform gefun­den, deren Bemühun­gen auf­grund der wider­streben­den Inter­essen der Staaten­lenker bish­er über wenige gemein­same Pro­jek­te kaum hin­aus­ge­fun­den haben.

Ara­bis­che Liga

Arabische Liga
Bildquelle: www.israel-palestina.info

Die Ara­bis­che Liga (ara­bisch: جامعة الدول العربية dschāmiʿat ad-duw­al al-ʿara­biyya, DMG ǧāmiʿat al-duw­al al-ʿara­biyya, „Liga der ara­bis­chen Staat­en“) ist eine Inter­na­tionale Organ­i­sa­tion ara­bis­ch­er Staaten.

In einem Kom­men­tar vom 10. Sep­tem­ber 2003 beschreibt die Süd­deutsche Zeitung unter der Über­schrift:
“Liga der Lah­mem — die ara­bis­chen Staat­en müssen die Bedin­gun­gen akzep­tieren, die Ameri­ka im Irak geschaf­fen hat” 
die Sit­u­a­tion der Ara­bis­chen Liga wie folgt:

Es gibt Insti­tu­tio­nen, denen der poli­tis­che Mis­ser­folg bere­its in die Wiege gelegt wurde. Eine von ihnen ist die Ara­bis­che Liga. .… 
Eine kon­sis­tente, eigen­ständi­ge Poli­tik hat die Liga nie betrieben. …
Vor zwei Jahren, als der bei den Ägybtern und anderen Arabern wegen sein­er schar­fen Zunge und sein­er öffentlichen Kri­tik an Israel beliebte Außen­min­is­ter Amre Mus­sa Gen­er­alsekretär der Liga wurde, sprach der neue Mann von ein­er grundle­gen­den Reform der ara­bis­chen Staatenge­mein­schaft. Schlagkräftig sollte sie wer­den und stets mit guten Argu­menten präsent sein in den Medi­en. Von den großen Plä­nen ist nichts geblieben. Die Liga verzettelt sich weit­er in den inner­ara­bis­chen Stre­it­igkeit­en — wie schon kurz nach ihrer Grün­dung im Jahre 1945. Drei Jahre danach, 1948, woll­ten die Araber die Grün­dung Israels mil­itärisch ver­hin­dern. Doch die Inter­essens­ge­gen­sätze zwis­chen den Mit­gliedsstaat­en macht­en eine gemein­same Mil­itärak­tion unmöglich. Israel hat­te rel­a­tiv leicht­es Spiel, den Sieg zu errin­gen.
Wie damals, so müssen die ara­bis­chen Regime auch heute die ihnen dik­tierte Lösung anerken­nen. Was immer die USA im Irak beschließen, wird in Kairo, Amman, Riad und neuerd­ings auch in Damaskus akzep­tiert. Dominierende Mächte in Nahost sind die USA und ihr strate­gis­ch­er Ver­bün­de­ter Israel. Die ara­bis­che Welt ist eine drit­tk­las­sige Macht — beson­ders, nach­dem der Irak unter Sad­dam Hus­sein sein zivil­isatorisches und mil­itärisches Poten­tial ver­spielt hat. Auch gegen diesen Ader­lass war die ara­bis­che Welt macht­los.“

Diese — anlässlich der Auf­nahme des von den USA einge­set­zten “irakischen Außen­min­is­ters” — ent­standene Analyse geht weit über die aktuelle Tage­spoli­tik hinaus.

Sicht­baren Aus­druck der Uneinigkeit der ara­bis­chen Staat­en ist die unter­schiedliche Bewaffnung — ein regel­recht­es Waf­fenkon­glom­er­at — der einzel­nen Stre­itkräfte.
Anstatt eine Vere­in­heitlichung der Bewaffnung anzus­treben, was zur Har­mon­isierung der Vertei­di­gungs­be­mühun­gen beitra­gen würde — und vielle­icht sog­ar den Weg zu ein­er eige­nen Rüs­tungsin­dus­trie ebnen würde — ver­sucht jed­er ara­bis­che Staat sich irgend­wo und irgend­wie auf dem Welt­markt mit Waf­fen zu ver­sor­gen. 
Dieses Sam­mel­suri­um wird beson­ders an den “High tech” Sys­te­men von Heer, Luft­waf­fen und Marinestre­itkräften deut­lich, die kaum ein­heitlich aus­gerüstet sind und damit keine gegen­seit­ige Unter­stützung zulassen. Dies soll exem­plar­isch am Beispiel der Marinestre­itkräfte der ara­bis­chen Län­der dargestellt werden.

Dabei kön­nten Alge­rien, aber auch Ägypten und sog­ar die VAR (Abu Dhabi) dur­chaus das Poten­tial zu ein­er eige­nen ara­bis­chen Werftin­dus­trie entwick­eln, die zumin­d­est zur Lizen­zpro­duk­tion mod­ern­er Kriegss­chiffe in der Lage sein müsste. In allen drei Staat­en sind bere­its Kle­in­st­se­rien von kleinen Kampf­schif­f­en in Lizenz erstellt wor­den. Marokko (Tin­douf) und Alge­rien (Tage­bau in Ouen­za) ver­fü­gen dazu über hochw­er­tige Eisen­erzvorkom­men, dazu gibt es Kohlevorkom­men in Alge­rien und Eisen- und Stahlin­dus­trie. 
Ägypten kön­nte zudem zum Schw­er­punkt ein­er eige­nen Luft­fahrtin­dus­trie wer­den.
Mit Unter­stützung der reichen ara­bis­chen “Erdöl­län­der”, die sich an den entsprechen­den Fab­riken beteili­gen und dann die eige­nen Waf­fen — im Sinne ein­er ara­bis­chen Vere­in­heitlichung — auch bei ara­bis­chen Brud­er­län­dern kaufen kön­nten, wäre dur­chaus die Möglichkeit gegeben, in diesen Staat­en die Indus­tri­al­isierung zu fördern, eine wohlhabende Mit­telschicht zu bilden und damit zur Sta­bil­ität der bevölkerungsre­ichen Regio­nen beizu­tra­gen.
Unternehmerisches Engage­ment in der ara­bis­chen Region kön­nte wesentlich dazu beitra­gen, dass sich die Region zu einem Raum der Sta­bil­ität und des Wohl­stands entwick­elt. Die Län­der dieser Region wollen ihre Volk­swirtschaften weit­er mod­ernisieren, — durch den Aus­bau der Infra­struk­tur, z.B. in den Bere­ichen Trans­port, Energie, Telekom­mu­nika­tion und Wasserver­sorgung, durch die Entwick­lung und den Ein­satz mod­ern­er Tech­nolo­gien, ins­beson­dere im Umweltschutz, durch die Schaf­fung eines leis­tungs­fähi­gen beru­flichen Bil­dungssys­tems und durch den Auf­bau eines effizien­ten Dien­stleis­tungssek­tors, z.B. in den Bere­ichen Finanzen und Touris­mus. Alle ara­bis­chen Län­der investieren in mod­erne Strom- und Wasser­net­ze, in Straßen, Bahn­lin­ien und Flughäfen. Fast über­all haben deutsche Unternehmen schon Ref­eren­zpro­jek­te real­isiert, wie zum Beispiel Meer­wasser­entsalzungsan­la­gen, Kraftwerke, Auto­bah­nen, Staudäm­men und Flughäfen. Früher wur­den solche Anla­gen im Staat­sauf­trag vergeben, jet­zt wer­den immer öfter Finanzierungsmod­elle auf pri­vater Betreiber-Basis aus­geschrieben. Ägypten und Sau­di-Ara­bi­en wollen eine eigene Stahlin­dus­trie erricht­en, um sich von Importen unab­hängiger zu machen. In den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en (VAE) und Katar baut man die Exportka­paz­itäten für Alu­mini­um aus. In Tune­sien, Jor­danien, Oman, VAE und Syrien wer­den in so genan­nten Freizo­nen Indus­trie- und Tech­nolo­gieparks mit steuer- und zoll­begün­stigter Pro­duk­tion aufge­baut. Große Investi­tion­spro­jek­te gibt es weit­er im Öl- und Gas­bere­ich sowie in der Petrochemie.

Energie-Prob­leme bei den Arabern?
Das Ende ein­er Aera:
Im März 2006 machte eine Äusserung des Gen­er­alsekretärs der Ara­bis­chen Liga, Amr Mus­sa, anlässlich des Gipfel­tr­e­f­fens im Sudan auch in den west­lichen Medi­en Schlagzeilen:

Ich möchte alle in der ara­bis­chen Welt dazu aufrufen, mit Geschwindigkeit und Schwung in die Welt der friedlichen Nutzuh­ng der Kernen­ergie einzureten”. Diese sei ein allen Unterze­ich­n­ern des Atom­waf­fensper­rver­trages zuste­hen­des Recht. Bis­lang ver­füge aber kein ara­bis­ch­er Staat über Atom­kraftwerke.
Tat­säch­lich ist der Zen­it der Ölaus­beu­tung über­schrit­ten. Während ger­ade die bevölkerungsre­ichen ara­bis­chen Staat­en wie Ägypten, Alge­rien und Syrien den eige­nen Bedarf nicht oder kaum durch eigene Quellen deck­en kön­nen, nimmt die Aus­beute in anderen Staat­en wie Libyen oder Oman seit Jahren ab. Auch die reichen Golfemi­rate bere­it­en sich auf ein Leben “nach dem Öl” vor.
Wenn die Staat­en dann nicht in ein vorindus­trielles Zeital­ter zurück­fall­en wollen, ist Energie — preiswert und in aus­re­ichen­der Menge bere­it gestellt — die unab­d­ing­bare Voraus­set­zung für weit­ere Pros­per­ität. Ob das nun unbe­d­ingt Atom­en­ergie sein muss, oder durch alter­na­tive For­men der Energiegewin­nung wie etwa Solarkraftwerke (in den wüsten­haften Gebi­eten der ara­bis­chen Welt scheinen genug Möglichkeit­en dafür zu beste­hen) der erforder­liche Bedarf kon­tinuier­lich gedeckt wer­den kann, sei dahingestellt. 

Zusam­men­fas­sung:
Die Wirtschaft­sen­twick­lung der ara­bis­chen Region wird ein­er­seits durch die große Dynamik der Bevölkerungsen­twick­lung bes­timmt (38 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre; es beste­hen hohe Jugen­dar­beit­slosigkeit sowie Aus­bil­dungs- und Qual­i­fika­tions­de­fizite), was zur Radikalisierung der Jugend führt — ander­er­seits ist die Region für die Weltwirtschaft wegen ihres Reich­tums an Öl- und Gasvorkom­men von größter Bedeu­tung, da in Sau­di Ara­bi­en, den ara­bis­chen Golf­s­taat­en, dem Irak, Alge­rien und Libyen der weitaus größte Teil der nachgewiese­nen Ölre­ser­ven der Welt liegen. Die auf einem hohen Niveau sta­bil­isierten Ölpreise haben in jüng­ster Ver­gan­gen­heit die Wirtschaft­sen­twick­lung einiger Staat­en der Region pos­i­tiv bee­in­flusst, die mit einem Markt von ca. 350 Mio. Ein­wohn­ern große Wach­s­tums- und Entwick­lungspoten­ziale besitzt, welche von der west­lichen Indus­trie ver­stärkt genutzt und aktiviert wer­den kön­nten.
Auch die reichen ara­bis­chen Staat­en kön­nten selb­st erhe­blich zur gegen­seit­i­gen Unter­stützung und zum Auf­bau ein­er mod­er­nen Wirtschaft in der ara­bis­chen Welt beitra­gen. 
Die Diskrepanzen zwis­chen “ölre­ichen Sche­ichs” und “bevölkerungsre­ichen Habenicht­sen” führt zu extremen Span­nun­gen inner­halb der ara­bis­chen Nation, die durch unter­schiedliche Staats- und Regierungssys­teme ver­stärkt und das Beken­nt­nis zu ein­er ein­heitlichen “ara­bis­chen Nation” nur müh­sam übertüncht werden. 

Wenn es gelingt, der jun­gen ara­bis­chen Gen­er­a­tion Zugang zum Arbeits­markt, Wohl­stand und wirtschaftlichem Wach­s­tum zu gewährleis­ten — wozu die ara­bis­chen Staat­en auch untere­inan­der beitra­gen müssten — kann die Region zu einem blühen­den und pros­perieren­den Gebi­et wer­den.
Wenn dage­gen das Wirtschaftswach­s­tum unter dem Bevölkerungswach­s­tum zurück bleibt wird die damit ein­herge­hende Ver­ar­mung zur Radikalisierung und religiösen Fun­da­men­tal­isierung der Jugend beitra­gen, eine immer größere Gruppe für gewalt­tätige Ideen empfänglich und die ara­bis­che Welt zu einem Unruhe­herd machen, dessen Prob­leme ger­ade die benach­barten wes­teu­ropäis­chen Staat­en nicht unberührt lassen können.