Bantu-Afrika: Dem. Rep. Kongo (Kinshasa) (Democratic Republic of the Congo)


Flagge Dem. Rep. Kongo (Kinshasa)

 

Bürg­erkriege im Kon­go
1. Phase 1994 – 1996 Bürg­erkrieg zwis­chen Tut­si und Hutu in Ruan­da und Burun­di

Bürg­erkriege in den Nach­barstaat­en:
In Ruan­da und Burun­di lebten seit Jahrhun­derten die Hutu als bäuer­liche Bevölkerungsmehrheit. Viehzüch­t­ende Tut­si wan­derten in die Gebi­ete ein und bilde­ten sehr bald die herrschende Bevölkerungss­chicht, die sich auch als Mil­itär­regierun­gen behaupteten und die über­große Mehrheit des Hutu-Volkes unter­drück­ten, in Ruan­da seit Juni 1994, in Burun­di seit einem Mil­itär­putsch im Juli 1996.

Ruan­da:
Im Jahre 1994 hat die innere Zer­ris­senheit des Lan­des zum Völk­er­mord an der Gruppe der Tut­si geführt. Seit 1960 war es zu spo­radis­chen Mas­sak­ern an Tut­si gekom­men. Aber im Jahre 1994 sind inner­halb von nur vier Monat­en etwa 700.000 bis 1 Mio. Men­schen ums Leben gekom­men. Von den Opfern waren über 80% Ange­hörige der Tut­si-Min­der­heit, der Rest waren gemäßigte bzw. oppo­si­tionelle Hutus, die sich den Mord­be­fehlen der Hutu-Regierung wider­set­zten bzw. sie nicht befol­gen woll­ten Milizen (ins­beson­dere die Inter­a­hamwe-Milizen), die Armee und große Teile der Bevölkerung waren daran beteiligt.

Inzwis­chen wer­den hier wie in Burun­di Regierung und Armee von Tut­si beherrscht, und die große Mehrheit der Bevölkerung, die Hutu, fühlen sich mas­siv benachteiligt. 1994/95 flo­hen etwa 50.000 Ange­hörige der Inter­a­hamwe-Milizien und die Hutu-Teile der Ruan­dis­chen Armee über die Gren­ze in die Gegend von Goma, der kon­gole­sis­chen Gren­zs­tadt, wo sie auf die dort leben­den Banya­mu­lenge — Ver­wandte der Tut­si — stießen und diese attack­ierten. Die Inter­a­hamwe-Milizien und die ehe­ma­li­gen Hutu-Teile der Ruan­dis­chen Armee bilden den Kristalli­sa­tionskern der (Hutu-) Miliz “Front Démoc­ra­tique pour la Lib­er­a­tion du Rwan­da” (FDLR), die das Ziel hat, die Macht in Ruan­da für die Hutu zurück zu erobern. Burun­di:
In Burun­di ist die Sit­u­a­tion ähn­lich. Auch hier herrschen erhe­bliche Span­nun­gen zwis­chen den bei­den Volk­steilen der Hutu und Tut­si. Sie haben sich in zahlre­ichen Mas­sak­ern an der Gruppe der Hutu ent­laden und zu einem noch heute anhal­tenden Bürg­erkrieg mit über 300.000 Toten und zur Unter­stützung von Rebel­len­grup­pen in Kon­go geführt.

Zwei Mil­lio­nen Hutu waren auf der Flucht aus den Nach­bar­län­dern in das weniger dicht bevölk­erte Zaire. Mit mehr als ein­er Mil­lion Flüchtlinge wurde Ost-Zaire zu Hutu­land, das labile Gle­ichgewicht zwis­chen den auch dort leben­den bei­den Volks­grup­pen der Hutu und Tut­si war explo­siv beeinträchtigt.

Ugan­da:
Die aus Ruan­da nach Ugan­da geflüchteten über­nah­men 1994 die Macht in Ugan­da, wur­den aber durch eine nationale Wider­stands­be­we­gung nach Zaire ver­drängt. Die ugan­dis­che Regierung entsandte daraufhin Sicherungstrup­pen nach Zaire, um den von dort aus erfol­gen­den Über­grif­f­en auf das ugan­dis­che Ter­ri­to­ri­um Ein­halt zu gebieten. 

2. Phase 1995 – 1997 – Rebel­lion der Tut­si in Ostzaire:
Als Reak­tion kündigte die Regierung Zaires an, die Banya­mu­lenge, einen Zweig der Tut­si, die schon mehr als 200 Jahre in der Region um Uvi­ra lebten, des Lan­des zu ver­weisen.
Diese grif­f­en daraufhin Hutu-Flüchtlinge in einem Mis­sion­skranken­haus und in ihren Lagern an. Die Rebellen des Tut­si-Stammes der Banya­mu­lenge (ins­beson­dere unter dem Milizen­führer Nkun­da), riefen zum Sturz des Regimes des Zairischen Dik­ta­tor Mobu­tu Sese Seko auf, und liefer­ten der Armee Zaires im Osten des Lan­des heftige Gefechte.
Sie waren dabei, sich mit bewaffneten Grup­pen ander­er Stämme zu vere­inen. Die Rebellen bracht­en die Städte Rut­shu­ru bei Goma und Uvi­ra unter ihre Kon­trolle. Ihr Ziel war die Eroberung der strate­gisch wichti­gen Ortschaft Bukavu. Die Rebellen nah­men vom Zen­trum der Stadt Besitz und errichteten Granatwer­fer­stel­lun­gen auf den umliegen­den Hügeln. Während die zairische Armee Trup­pen zur Bekämp­fung der auf­ständis­chen Tut­si aus dem Hin­ter­land ein­flog, set­zten die Rebellen des Banya­mu­lenge-Stammes mit Unter­stützung von Sol­dat­en aus Ruan­da den Artilleriebeschuß des strate­gisch wichti­gen Bukavu fort. Regierungssol­dat­en ver­sucht­en Bukavu zu vertei­di­gen. In Bukavu plün­derten zairische Sol­dat­en und Zivilis­ten Lager­häuser inter­na­tionaler Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen.
In teils hefti­gen Kämpfen gelang es der Rebel­len­armee, immer größere Teile Zaires zu erobern. Unter der Führung von Lau­rent Kabi­la rück­te die vere­inte Rebel­len­armee – vielfach als „Befreier“ gefeiert und von den USA unter­stützt — nach der Ein­nahme von über drei Vier­tel Zaires immer näher an die Haupt­stadt Kin­shasa her­an.
Diese Truppe — aus ein­er kleinen Gueril­la­truppe des Banya­mu­lenge-Stammes her­vorge­gan­gen – hat­te sich zu “Befreiungsarmee von Kon­go” (ALC) entwick­elt. 1997 wurde der Kon­flikt durch die Neu­grün­dung des Staates “Demokratis­che Repub­lik Kon­go” vorüberge­hend been­det. Lau­rent Kabi­la (2001 ermordert) über­nahm die Macht im Kon­go und hat­te damit ein wesentlich­es Ziel der Rebel­len­be­we­gung erreicht.1996 und 1998 wurde der Bürg­erkrieg zum Anlass genom­men, um aus dem hochgerüsteten Ruan­da im Ostkon­go zu inter­ve­nieren, die Tut­si-Milizen zu unter­stützten und die Hutu-Milizen zu bekämpfen. Diese Inter­ven­tion erlaubt Ruan­da zugle­ich, die Boden­schätze des Ostkon­go auszubeuten.